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Es war einmal in Brooklyn

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am14.03.20231. Auflage
«So nostalgisch, charmant, liebevoll, empathisch, herzzerreißend und tieftraurig habe ich schon lange nicht mehr über das Erwachsenwerden und die erste große Liebe gelesen.» (Florian Valerius, literarischernerd) Es ist der heiße Sommer 1977 in Brooklyn. Juliette und David sind 17 Jahre alt und leben mit ihren Familien Tür an Tür. Seit Kindheitstagen sind sie beste Freunde, seit sie ihre Action-Figuren auf den Grill legten, um deren Schmelzen zu beobachten. In ihrer Highschool sind sie Außenseiter, aber nach diesem Sommer wird das Leben für beide ein anderes sein. Juliette wird die Stadt verlassen und aufs College gehen, der schwer kranke David hingegen weiß gar nicht, wie viel Zeit ihm noch bleibt. Als Juliette eines Abends mit dem smarten Pizzaboten Rico auftaucht, begreift David sofort, dass er handeln muss: Denn er liebt Juliette, und er hat nichts mehr zu verlieren ... Doch während sie ihren ersten Kuss erlebt und David allein das Yankees-Spiel auf seinem kleinen Fernseher verfolgt, wird plötzlich alles dunkel. Der große Blackout lässt New York im Chaos versinken. Als nach 25 Stunden das Licht wieder angeht, ist nichts mehr so, wie es einmal war.

Syd Atlas wurde in Brooklyn, New York, geboren. Sie studierte Theaterwissenschaften an der Brown University und begann wenig später, als Schauspielerin zu arbeiten und Soloprogramme zu schreiben. Mitte der 1990er-Jahre zog sie nach Berlin. Seit mehr als zehn Jahren coacht Atlas als Rhetorik- und Kommunikationstrainerin Manager. Nebenbei moderiert sie Diskussionsrunden auf der Frankfurter Buchmesse sowie das Books-at-Berlinale-Event der Internationalen Filmfestspiele. Syd Atlas lebt und arbeitet in Berlin. Im Jahr 2020 erschien ihr erstes Buch 'Das Jahr ohne Worte'.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

Klappentext«So nostalgisch, charmant, liebevoll, empathisch, herzzerreißend und tieftraurig habe ich schon lange nicht mehr über das Erwachsenwerden und die erste große Liebe gelesen.» (Florian Valerius, literarischernerd) Es ist der heiße Sommer 1977 in Brooklyn. Juliette und David sind 17 Jahre alt und leben mit ihren Familien Tür an Tür. Seit Kindheitstagen sind sie beste Freunde, seit sie ihre Action-Figuren auf den Grill legten, um deren Schmelzen zu beobachten. In ihrer Highschool sind sie Außenseiter, aber nach diesem Sommer wird das Leben für beide ein anderes sein. Juliette wird die Stadt verlassen und aufs College gehen, der schwer kranke David hingegen weiß gar nicht, wie viel Zeit ihm noch bleibt. Als Juliette eines Abends mit dem smarten Pizzaboten Rico auftaucht, begreift David sofort, dass er handeln muss: Denn er liebt Juliette, und er hat nichts mehr zu verlieren ... Doch während sie ihren ersten Kuss erlebt und David allein das Yankees-Spiel auf seinem kleinen Fernseher verfolgt, wird plötzlich alles dunkel. Der große Blackout lässt New York im Chaos versinken. Als nach 25 Stunden das Licht wieder angeht, ist nichts mehr so, wie es einmal war.

Syd Atlas wurde in Brooklyn, New York, geboren. Sie studierte Theaterwissenschaften an der Brown University und begann wenig später, als Schauspielerin zu arbeiten und Soloprogramme zu schreiben. Mitte der 1990er-Jahre zog sie nach Berlin. Seit mehr als zehn Jahren coacht Atlas als Rhetorik- und Kommunikationstrainerin Manager. Nebenbei moderiert sie Diskussionsrunden auf der Frankfurter Buchmesse sowie das Books-at-Berlinale-Event der Internationalen Filmfestspiele. Syd Atlas lebt und arbeitet in Berlin. Im Jahr 2020 erschien ihr erstes Buch 'Das Jahr ohne Worte'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644015845
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum14.03.2023
Auflage1. Auflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3604 Kbytes
Artikel-Nr.9996054
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

TEIL I
1

Juliette Darling steckt in Schwierigkeiten. In betrunkenen Schwierigkeiten. Sie kniet auf dem babyblauen Badvorleger, umklammert die kalte Kloschüssel und blickt tief in das Wasser darin. Türkis. Die Farbe ferner Orte wie dem auf der Postkarte, die Tante Lois und Onkel Lenny ihr geschickt haben, als sie in Acapulco waren. Die beiden kommen ihr vor wie ein gutes Paar. Sie sehen sich sogar ähnlich, haben die winzigen Hände und Füße von Waldtieren, beide die gleichen Gesten, die gleichen Falten im Gesicht. Man sagt, dass Paare, die lange zusammenleben, anfangen, einander ähnlich zu sehen. Dadurch bleiben sie angeblich länger zusammen. Man sagt auch, dass Hunde und ihre Besitzer sich ähneln.

Als Juliette den Kopf hebt, wird ihr schwindelig, zum Kotzen schwindelig, was nie ein gutes Zeichen ist. Sie kann das Erbrochene bereits im Hals schmecken, was ein sehr schlechtes Zeichen ist. Nur Sekunden später würgt sie die vier köstlichen Sloe Gin Fizzes wieder heraus. Nach einer kurzen Pause geht es von vorne los, quasi ein Nachbeben nach dem eigentlichen Erdbeben. Heftig. Aber nicht überraschend. «Woher weiß man, wann ein Erdbeben vorbei ist?», hat Juliette ihren besten Freund David gefragt, der alles weiß. «Es ist nie vorbei», erklärte er ihr sachlich. «Die Nachbeben können ein Leben lang anhalten.»

Chrissy, Juliettes ehemals beste Freundin aus der sechsten Klasse, hat ihr einen Sloe Gin Fizz in die Hand gedrückt, und der hat so köstlich süß und einladend geschmeckt. Chrissy trug einen vollen Behälter mit fertig angemischter Flüssigkeit auf einem Tablett herum, das sie sich umgehängt hatte wie diese Süßigkeitenverkäuferinnen in den 1950er-Jahren, die immer «Zigarren, Zigaretten!» riefen. Sogar einen albernen Pillbox-Hut hatte sie aufgesetzt, aber Chrissy kann buchstäblich alles tragen, denn sie hat große Brüste wie Farrah Fawcett, und mit achtzehn ist das alles, was zählt.

Der erste Sloe Gin Fizz schmeckte wie ein Zaubertrank. Juliette hatte das Gefühl zu schrumpfen. Zum ersten Mal im Leben überragte sie nicht mehr alle anderen. Der zweite flößte ihr Wärme und tiefe Liebe für die Welt um sie herum ein. Das letzte Mal, dass sie sich so gefühlt hatte, war sie im Kindergarten gewesen und hatte die Windpocken bekommen. Ihr Vater hatte den kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher in ihr Zimmer getragen, ihre Mutter hatte ihr gebutterte Toastdreiecke gebracht. Ihr älterer Bruder George hatte ihr ein paar Ausgaben des Highlights Magazine unter der Zimmertür durchgeschoben. Nach dem dritten Sloe Gin Fizz nahm Juliette ihren Körper nicht mehr als Einheit wahr, sondern in Einzelteilen - sind das meine Hüften? Chrissy und Susan kamen rüber, um mit ihr zu reden. Ihnen gefielen ihre Jeans. Sie mochten ihren Gürtel. Dein Shirt sieht gut aus, wenn du es in die Hose steckst. Sie standen so dicht vor Juliette, dass sie den Alkohol in ihrem Atem riechen konnte, gemischt mit Himbeerlipgloss. Sie stellten Fragen - was hatte sie diesen Sommer vor? War sie aufgeregt, weil sie bald aufs College gehen würde?

War sie aufgeregt? Juliette hatte, um in der Pause nicht allein in der Cafeteria sitzen zu müssen, so oft auf dem Klodeckel gehockt und ihr Pausenbrot gegessen, dass sie reflexhaft schon beim Rauschen einer Klospülung Erdnussbutter und Marmelade schmeckte.

«Ja, ich bin richtig aufgeregt», antwortete Juliette ihnen. Sie gurrten und gackerten.

Beim vierten Drink hatte Juliette das Gefühl dazuzugehören. So fühlt es sich also an, wenn man dazugehört, lächelte sie, und auf ihren Zähnen blitzte die Zahnspange, obwohl der Kieferorthopäde ihr versprochen hatte, dass sie ihren Schulabschluss ohne Spange machen würde. «Ich gebe dir mein Wort», hatte er zu ihr gesagt. Worte bedeuten nichts.

Mark und Doug stießen zu dem Grüppchen, das sich um Juliette gebildet hatte. Mark war der Klassensprecher, Doug der Bully, beide waren auf ihre je eigene Art gleich mächtig. Wenn Mark einen anlächelte, fühlte man sich auserwählt. Bei Doug gab man sich Mühe, unter seinem Radar zu fliegen. Er konnte charmant sein, so charmant, dass man unvorsichtig wurde, und dann schlug er zu. Heutzutage würde man wahrscheinlich sagen, dass er austeilte, weil sein Vater ihn verprügelte, aber damals war das nichts Außergewöhnliches. An diesem Abend wirkte sogar Doug aufrichtig. Alle lachten und redeten durcheinander, beendeten gegenseitig ihre Sätze. Juliette dachte, vielleicht sind wir, nachdem wir so viele Jahre zusammen zur Schule gegangen sind, doch noch Freunde geworden. Ich werde sie vermissen, wenn ich aufs College gehe.

«Juliette, es gibt da etwas, was ich dich schon immer fragen wollte.» Doug beugte sich zu ihr vor.

Wird er mich gleich küssen?, fragte sie sich.

«Törnen dich tote Dinge an?» Wie ein Comedian machte er eine strategische Pause, bevor er fortfuhr. «Ich glaube nämlich, dass im Garten ein totes Eichhörnchen liegt.» Jetzt lachte er und fuhr sich mit der Zunge von Mundwinkel zu Mundwinkel.

Im Nachhinein ist für Juliette offensichtlich, dass er sich über sie lustig gemacht hat. Vor den vier Sloe Gin Fizzes war Juliette Zielscheibe vieler Witze (die nicht so gemein gewesen sind, dass man hätte Mobbing dazu sagen können, zumal Mobbing erst Jahre später zum Begriff wurde). Sie ist einfach zu groß, hat immer noch eine Zahnspange und liebt Latein. Drei Merkmale, die garantiert gegen einen verwendet werden, wobei schon ein einziges davon ausreichen würde, um aufzufallen. Juliette, mit der man so viel Spaß haben kann, wenn man sie gut kennt, ist für die meisten ihrer Mitschüler eine Fremde geblieben.

«Buchstabiere Schildkröte rückwärts», lautete Davids Ratschlag, wann immer sie ihm von einer Doug-Geschichte berichtete. «Vor mich hinstarren und buchstabieren, das klappt bei mir immer.» Über David haben sie sich auch lustig gemacht, weil er ein Genie ist und superdünn, aber nur so lange, bis sie erfahren haben, dass er krank ist. Jetzt lassen ihn alle außer Doug in Ruhe.

Nach den vier Sloe Gin Fizzes kam es ihr so vor, als hätten sich die Regeln geändert. Die Gruppe lachte, und sie durfte mitlachen.

Als Doug das sah, konnte er sich nicht verkneifen hinzuzufügen: «Ich meine wegen der toten Sprache, die du so liebst, und deinem halb toten Freund.»

Gespanntes Schweigen. Die Runde wartete, wie sie reagieren würde.

«Je toter, desto besser», antwortete Juliette wie eine eifrige Erstklässlerin.

Sie begegnete starren Blicken und Schweigen. Juliette hatte gerade für einen Lacher ihre Seele verkauft und ihn nicht einmal bekommen.

«Er ist übrigens nicht mein Freund», sagte sie zu den abgewandten Gesichtern der anderen. Die Clique hatte bereits angefangen, über etwas anderes zu reden.

«Wir sind bloß Freunde.»

Sie sah Doug an. Er zwinkerte ihr zu und ging weg, tanzen.

«Ich muss pinkeln», rief Juliette in die Lücke, die eben noch ihr Rudel gewesen war.

Sie schloss hinter sich ab und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen die Tür. Wie von weit her drangen gedämpft Musik und Stimmen herein, die unvorstellbarerweise bloß von der anderen Seite der Tür kamen. Sie atmete tief durch, ich hätte nicht herkommen sollen. Ich hätte zu Hause bleiben und mir mit David das Spiel anschauen sollen. Als sie die Augen öffnete, drehte sich das Badezimmer. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig, die flauschige blaue Toilettensitzabdeckung hochzuklappen, bevor sich ihr Körper des sirupsüßen Mischgetränks entledigte.

Sie ist sich nicht sicher, wie lange ihr Kopf schon in der Toilette steckt. Ein paar Sekunden? Ein paar Tage? Die Zeit macht irgendwelche Salti. Juliette steht auf und fühlt sich sofort besser. Fühlt sich großartig. Sie hat diesen Initiationsritus überstanden, check. Jetzt muss sie noch den Führerschein machen und ihre Jungfräulichkeit verlieren. Dann wird sie eine vollwertige Erwachsene sein.

Zur Schadenskontrolle wirft sie einen Blick in den Spiegel. Das Zusammenspiel von feuchtwarmem Wetter und Kopf nach unten halten hat dafür gesorgt, dass ihr braunes Haar aufgeplustert ist. Sie öffnet den Medikamentenschrank. Darin sieht es genauso aus wie in dem bei ihr zu Hause: Aspirin, Old Spice, Wick Vaporub, eine pinke Pepto-Bismol-Flasche, Secret-Deodorant, «stark genug für den Mann, gemacht für die Frau». Sie schnüffelt an ihren Achselhöhlen und sprüht. Excedrin, BIC-Rasierer, Halspastillen mit Menthol.

Sie starrt das Bild auf der grünen Plastikflasche des Clairol- Kräutershampoos an. Die nymphenhafte Schönheit mit wallendem Blondhaar, zwei schwarze Punkte, die ihre Nasenlöcher andeuten. Sie ist körperlos. Ihr Kopf schwimmt in einem hellblauen Teich, darunter schlanke Arme und zarte Hände, umhüllt von rosa und blauen Blumen. Ätherisch, anmutig, zerbrechlich, was Juliette mit ihren 1,77 niemals sein wird. Sie drückt sich Crest-Zahnpasta auf den Finger und rubbelt sich damit durch den Mund. Hallo, Minze, tschüs, Kotze. Sie spuckt aus.

Juliette hört es draußen an der Tür klingeln. Geschrei und Gelächter. «Die Pizza ist da. Hey, wer hat Pizza bestellt? Der Pizzatyp ist da!», schallt es herein.

Ich muss mal wieder da rausgehen, denkt Juliette. Was ist der Plan? Alle werden sich fragen, was ich so lange gemacht habe. Was soll ich sagen?

Ganz hinten im Medizinschrank versteckt sich ein Flakon Charlie. «Gerüche bestimmen unser...
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Syd Atlas wurde in Brooklyn, New York, geboren. Sie studierte Theaterwissenschaften an der Brown University und begann wenig später, als Schauspielerin zu arbeiten und Soloprogramme zu schreiben. Mitte der 1990er-Jahre zog sie nach Berlin. Seit mehr als zehn Jahren coacht Atlas als Rhetorik- und Kommunikationstrainerin Manager. Nebenbei moderiert sie Diskussionsrunden auf der Frankfurter Buchmesse sowie das Books-at-Berlinale-Event der Internationalen Filmfestspiele. Syd Atlas lebt und arbeitet in Berlin. Im Jahr 2020 erschien ihr erstes Buch "Das Jahr ohne Worte".Silke Jellinghaus, geboren 1975, ist Übersetzerin, Autorin und Lektorin und lebt in Hamburg. Unter anderem hat sie Jojo Moyes und Graham Norton übersetzt.