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Bullenbrüder: Tote haben kalte Füße

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am24.04.20181. Auflage
Privatschnüffler Charlie Brinks ist unter die Bodyguards gegangen. Er kutschiert den CEO der insolventen Air Brandenburg durch die Gegend, weil der gerade tausende von Mitarbeitern entlassen musste und nun Fracksausen hat. Zu Hause bei Charlies Bruder, Kommissar Holger Brinks, treibt Mutter Anita alle in den Wahnsinn. Sie hat einen neuen Lover: Jean-Pierre, einen Steward,der gerade bei Air Brandenburg entlassen wurde. Holger ist dankbar für einen neuen Fall. Ein Maik Schuster hat Selbstmord begangen. Dann wird der CEO, den Charlie bewacht, mit einer Waffe angeschossen, die auf eben diesen Maik Schuster zugelassen war ... Und schon ist klar: Die beiden Brüder haben wieder einen gemeinsamen Fall, ob sie wollen oder nicht.

Hans Rath, geboren 1965, studierte Philosophie, Germanistik und Psychologie in Bonn. Er lebt mit seiner Familie in Berlin, wo er unter anderem als Drehbuchautor tätig ist. Zwei Bände seiner Romantrilogie um den Mittvierziger Paul Schubert wurden fürs Kino adaptiert. Seine aktuellen Bücher aus der Reihe «Und Gott sprach» sind ebenfalls Bestseller.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextPrivatschnüffler Charlie Brinks ist unter die Bodyguards gegangen. Er kutschiert den CEO der insolventen Air Brandenburg durch die Gegend, weil der gerade tausende von Mitarbeitern entlassen musste und nun Fracksausen hat. Zu Hause bei Charlies Bruder, Kommissar Holger Brinks, treibt Mutter Anita alle in den Wahnsinn. Sie hat einen neuen Lover: Jean-Pierre, einen Steward,der gerade bei Air Brandenburg entlassen wurde. Holger ist dankbar für einen neuen Fall. Ein Maik Schuster hat Selbstmord begangen. Dann wird der CEO, den Charlie bewacht, mit einer Waffe angeschossen, die auf eben diesen Maik Schuster zugelassen war ... Und schon ist klar: Die beiden Brüder haben wieder einen gemeinsamen Fall, ob sie wollen oder nicht.

Hans Rath, geboren 1965, studierte Philosophie, Germanistik und Psychologie in Bonn. Er lebt mit seiner Familie in Berlin, wo er unter anderem als Drehbuchautor tätig ist. Zwei Bände seiner Romantrilogie um den Mittvierziger Paul Schubert wurden fürs Kino adaptiert. Seine aktuellen Bücher aus der Reihe «Und Gott sprach» sind ebenfalls Bestseller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644223516
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum24.04.2018
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2923 Kbytes
Artikel-Nr.2535426
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

«Charlie? Hier ist Carmen. Carmen Bergvogel.»

«Hallo, Carmen.»

«Bei dir hieß ich noch Winterstein. Du erinnerst dich?»

Gute Frage. Charlie sitzt auf der Terrasse, genießt die spätsommerlichen Sonnenstrahlen und sieht den Äpfeln auf dem Nachbargrundstück beim Fallen zu. Carmen. Winterstein. Er weiß, der Name sollte ihm etwas sagen, weshalb er hektisch seine Erinnerungen durchstöbert, was, wie er selbst am besten weiß, keine erfolgversprechende Strategie ist - in dem Teil seines Gehirns, der die Erinnerungen speichert, sieht es nämlich aus wie in der Hertha-Fankurve nach dem Pokalfinale. Doch dann blitzt zwischen den zertretenen Plastikbechern etwas auf, und als sich Charlie hinunterbeugt, ist es tatsächlich:

«Carmen!»

«Du brauchst aber ganz schön lange, um dich zu erinnern. Eigentlich müsste ich jetzt beleidigt sein.»

Geht ja gut los, denkt Charlie, und sofort weiß er wieder, warum es damals mit ihnen nicht funktioniert hat: Ständig erwartete Carmen etwas von ihm, und nie schien er zu wissen, was. Aber der Sex mit ihr war Hammer. «Entschuldige», sagt er, «hab an der falschen Stelle gesucht.»

«Na, dann muss ich wohl dankbar sein, dass du mich überhaupt gefunden hast.»

«Ja, äh - nein.» Puh. «Wie geht´s dir?»

«Um ehrlich zu sein: Es geht so.»

Daher also weht der Wind. «Tut mir leid, das zu hören.»

Im Nachbargarten fällt der nächste Apfel vom Baum. Wenn das so weitergeht, feiern die Würmer und Maden in Tempelhof heute Abend großes Erntedankfest.

«Charlie?»

«Ja?»

«Du bist doch Privatdetektiv.»

«Von Zeit zu Zeit.» Wenn mir jemand einen Job gibt. «Wieso - willst du mich engagieren?»

«Ich fürchte, ja.»

 

Als Charlie seinen Wagen unter einem herrschaftlichen Baum in der Baseler Straße abstellt, kommt er sich unwillkürlich beobachtet vor. Die Villen in dieser Gegend sind zwar alle mindestens ein Jahrhundert alt, aber von den in der Straße geparkten Autos ist keins älter als drei Jahre. Charlies 75er Gran Torino nimmt sich aus wie ein Altrocker auf einer Adelshochzeit.

Das Haus der Familie Winterstein ruht auf einem soliden Fundament: altes Geld, über Generationen gewachsen, selbstverständliche Privilegien. Charlie erinnert sich daran, dass er seit einem halben Jahr im Gartenhaus seines Bruders wohnt. Er blickt zum schmiedeeisernen Balkongeländer empor. Hätte seins sein können. Genau wie die an ihn gerichteten Erwartungen. Der tägliche Luxus, die täglichen Erwartungen. Dann lieber Holgers Gartenhaus. Aber der Sex war Hammer.

«Schön, dass du so schnell kommen konntest.»

Carmen begrüßt Charlie mit einer Umarmung, die inniger ausfällt, als man nach fünfzehn Jahren erwarten würde. Er versucht, sich daran zu erinnern, wie sie damals zusammengekommen waren. Auf einer Party. Carmen war von einer Freundin mitgenommen worden - Nora oder so? -, Charlie von seinem Freund Achmed. Achmed kannte Nora. Achmed kannte jede. Irgendwann landeten die vier ziemlich angetrunken an einem Kickertisch. «Ich spiel mit dir», entschied Carmen und zog Charlie hinter sich her um den Tisch. Sie blitzte ihn an: «Ich spiel im Sturm. Ist das okay für dich?» - «Total», erwiderte Charlie.

Er war beeindruckt von der Wucht, die Carmen hinter den Ball brachte. Bei jedem Tor juchzte sie auf, dass die Umstehenden amüsiert die Köpfe drehten. Charlie stellte sich nicht besonders geschickt an, aber dank Carmen gewannen sie zumindest in seiner Erinnerung ein Spiel nach dem anderen. Jedes Mal fiel sie ihm anschließend um den Hals und verkündete: «Noch eins!», und: «Ich hol neue Drinks.»

Als sie am nächsten Morgen erzählte, sie habe gerade ihr Jurastudium mit Prädikatsexamen abgeschlossen, war Charlie einigermaßen überrascht. Paragraphen büffelnd über Gesetzeswälzer gebeugt konnte er sie sich nur schwer vorstellen. So ein lebensfrohes Wesen. Aber sie musste den Ton angeben. Immer. Nach ungefähr sechs Wochen hatten sie ein Einsehen und beendeten ihre Beziehung. Jetzt, fünfzehn Jahre später, hat sie einen Mann, zwei schulpflichtige Kinder und arbeitet Teilzeit in der Kanzlei ihres Vaters, wo ihr Mann inzwischen Partner ist. Aber sie sieht noch immer so aus, als könne man einen launigen Abend mit ihr verbringen.

«Und», Carmen setzt sich Charlie gegenüber in einen der cremefarbenen Ledersessel und schlägt die Beine übereinander, «wie ist dein Leben in den letzten fünfzehn Jahren so verlaufen?»

Charlie lässt den Blick durchs Wohnzimmer schweifen, über den Kamin mit dem blauen Marmorsims, den Tropenholz-Couchtisch, den liebevoll restaurierten Stuck. «Nicht besonders geradlinig, würde ich sagen.»

«Keine Frau?»

Charlie schüttelt den Kopf.

Carmen schmunzelt. «Keine private Altersvorsorge?»

«Guter Witz.»

«Kinder?»

«Nicht dass ich wüsste.» Charlie nippt an dem Cappuccino, den Carmen ihm serviert hat. Dann blickt er sie an: «Sag mir jetzt nicht, dass ich hier sitze, weil eins deiner Kinder von mir ist.»

«Keine Sorge.» Sie beugt sich vor, nimmt die Unter- samt Cappuccino-Tasse, trinkt einen Schluck und behält beides im Schoß.

Charlie wartet. Carmen sieht ihn an, zieht eine Augenbraue in die Höhe, verzieht die Mundwinkel.

«Soll ich raten?», fragt er schließlich.

«Nicht nötig.» Carmen nimmt noch einen Schluck, stellt die Tasse zurück auf die Untertasse. «Ich werde mich scheiden lassen.»

Durch die geöffnete Flügeltür blickt Charlie ins Nachbarzimmer. Über dem Esstisch schwebt eine Art Mobile, das ihn entfernt an ein Walskelett erinnert und dessen Einzelteile sich zeitlupenartig gegeneinander bewegen. Davon abgesehen bewegt sich nichts.

«Tut mir leid.»

Carmen zuckt mit den Schultern und stellt die Tasse zurück auf den Tisch. «Ich hatte mir das auch anders vorgestellt. Aber das gilt für alle Frauen, die sich scheiden lassen. Nicht schön, aber nicht zu ändern.»

Die Teile des Mobiles ziehen unbeirrt ihre Bahnen. «Jetzt weiß ich noch immer nicht, weshalb ich hier bin.»

Carmen beugt sich vor. «Die Scheidung wird eine ziemlich schmutzige Angelegenheit werden, Charlie. Robert ist kein schlechter Anwalt. Und er ist gierig. Er wird versuchen zu bekommen, was er kriegen kann. Das Haus, das Grundstück - alles alter Familienbesitz. Und damit meine ich nicht seine Familie. Erst hat er mich so lange umgarnt, bis ich ihn geheiratet habe, dann hat er meinen Vater so lange umgarnt, bis er ihn zum Partner in der Kanzlei gemacht hat. Egal, wie schlecht die Sache für ihn ausgeht - er wird gut gepolstert sein. Allerdings möchte ich am Ende ungern diejenige sein, die aus diesem Haus ausziehen und für sich und die Kinder eine Dreizimmerwohnung suchen muss.»

«Du willst etwas, das ihn kompromittiert und in eine schlechte Verhandlungsposition bringt.»

Sie schweigt. Ist nicht angenehm, wenn man sich eingestehen muss, dass man dem Mann, den man geheiratet hat, in den Rücken fallen will.

«Hat er eine Affäre?»

«Selbstverständlich hat er eine Affäre. Seit ein paar Monaten. Und davor hatte er eine andere und davor noch eine andere. Männer wie er haben immer Affären. Sonst werden sie Alkoholiker - oder bringen sich um.»

Charlie glaubt zu wissen, was sie meint. Gibt so Typen. Ohne permanente Fremdbestätigung fallen die in sich zusammen.

«Weißt du, wer sie ist?»

Carmens Fußspitze beginnt zu kreisen. «Es hat mich nicht genug interessiert, um das herauszufinden. Aber sie scheint ihm ganz schön den Kopf zu verdrehen. Er hat wieder angefangen zu joggen. Und er trinkt neuerdings Gemüse-Smoothies - Rote Bete, Ingwer, Sellerie ... Alles Sachen, die er vorher nicht mit der Kneifzange angefasst hätte.»

«Und wieso jetzt?», fragt Charlie.

«Du meinst: Warum nicht schon früher?»

«Ja.»

«Eine Zeitlang haben wir uns ganz gut arrangiert. Er machte seins, ich machte meins. Er hat sich anständig benommen. Aber einen Mann, der sich nicht einmal mehr die Mühe macht, sich einen Vorwand auszudenken, wenn er morgens nur noch zum Wäschewechseln nach Hause kommt, kann ich nicht akzeptieren. Schau nicht so traurig, Charlie, sonst fange ich noch an, mich selbst zu bemitleiden. Ich hab aufs falsche Pferd gesetzt und es zu spät gemerkt. Damit befinde ich mich in bester Gesellschaft.»

Carmens Entschlossenheit, sich nicht unterkriegen zu lassen - egal von was - imponiert Charlie. Hätten sie es nicht am ersten Abend schon als Liebespaar probiert, wären sie vielleicht Freunde geworden. Er erinnert sich an einen Spruch von ihr, den sie damals bei sich trug wie andere die Bilder ihrer Kinder: «Am Ende wird alles gut», sagt er.

Carmen schmunzelt. «Und wenn es nicht gut wird ...»

«... ist es noch nicht das Ende.»

«Tja ...» Sie blickt ihm offen ins Gesicht. «Ich schätze, dann ist es wohl noch nicht das Ende.»

«Irgendein Vorschlag, wo ich ansetzen soll?»

«Das überlasse ich dir. Um ehrlich zu sein, ich glaube nicht, dass dir der Job besondere Fähigkeiten abverlangen wird.»

«Gut. Ich bekomme fünfhundert pro Tag plus Spesen.»

«Ich würde dir auch mehr zahlen.»

«Ich weiß. Aber das ist mein Tagessatz.»

«Sonst noch etwas?»

«Ich könnte einen Vorschuss gebrauchen.»

Sie hängt das quadratische Bild eines zeitgenössischen Künstlers ab - eins von der Sorte, die man unmöglich erwirbt, weil sie einem gefallen, sondern weil man sie für eine gute Wertanlage hält - und öffnet...
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Autor

Hans Rath, geboren 1965, studierte Philosophie, Germanistik und Psychologie in Bonn. Er lebt mit seiner Familie in Berlin, wo er unter anderem als Drehbuchautor tätig ist. Zwei Bände seiner Romantrilogie um den Mittvierziger Paul Schubert wurden fürs Kino adaptiert. Seine aktuellen Bücher aus der Reihe «Und Gott sprach» sind ebenfalls Bestseller.Edgar Rai, geboren 1967, wurde mehrerer Schulen verwiesen, ging ein Jahr nach Amerika und studierte Musikwissenschaften und Anglistik in Marburg und Berlin. Er arbeitete unter anderem als Drehbuchautor, Basketballtrainer, Chorleiter, Handwerker und Onlineredakteur. Seit 2001 ist er freier Schriftsteller und hat neben weiteren die Romane «Nächsten Sommer» und «Etwas bleibt immer» veröffentlicht. Edgar Rai hat drei Kinder und lebt in Berlin.