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Agalstra

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Coppenrath Verlagerschienen am03.06.2018
Durch die Mauern der alten Burg, wo Merle an einem Theater-Workshop teilnimmt, weht ein geheimnisvolles Wispern - sicher der Geist der Vergangenheit! Als Merle und ihre Freunde antike Kostüme von magischer Schönheit finden, beschließen sie, ein Stück aus einer längst vergangenen Zeit aufzuführen. Doch etwas Unheimliches liegt in der Luft: Warum überfällt Merle solch ein namenloses Grauen, wenn sie dem Burgherrn begegnet, dem alten Grafen? Warum gelingt ihnen alles wie von Zauberhand, sobald sie die Theaterkleider tragen? Und ist es wirklich noch ihr eigenes Stück, das sie da proben - oder ist es das uralte, grausame Spiel der Kostüme?

Anna Herzog lebt mit Mann, vier Kindern, einer wechselnden Tierschar und einem Kletterkastanienbaum in einem alten Haus im Ruhrgebiet. Eigentlich arbeitet sie als Ärztin, wenn sie nicht gerade schreibt. Und wenn sie Zeit hat, träumt sie sich auf ein Segelboot. Am liebsten mitten auf dem Meer.
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Produkt

KlappentextDurch die Mauern der alten Burg, wo Merle an einem Theater-Workshop teilnimmt, weht ein geheimnisvolles Wispern - sicher der Geist der Vergangenheit! Als Merle und ihre Freunde antike Kostüme von magischer Schönheit finden, beschließen sie, ein Stück aus einer längst vergangenen Zeit aufzuführen. Doch etwas Unheimliches liegt in der Luft: Warum überfällt Merle solch ein namenloses Grauen, wenn sie dem Burgherrn begegnet, dem alten Grafen? Warum gelingt ihnen alles wie von Zauberhand, sobald sie die Theaterkleider tragen? Und ist es wirklich noch ihr eigenes Stück, das sie da proben - oder ist es das uralte, grausame Spiel der Kostüme?

Anna Herzog lebt mit Mann, vier Kindern, einer wechselnden Tierschar und einem Kletterkastanienbaum in einem alten Haus im Ruhrgebiet. Eigentlich arbeitet sie als Ärztin, wenn sie nicht gerade schreibt. Und wenn sie Zeit hat, träumt sie sich auf ein Segelboot. Am liebsten mitten auf dem Meer.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783649631064
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum03.06.2018
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2712 Kbytes
Artikel-Nr.3440468
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. Kapitel

An einem schwülen Sommertag marschierten drei Gestalten über die dunstigen Höhen des hügeligen Landes: ein Mädchen mit abgewetzten Wanderstiefeln, einem riesigen, gestreiften Herrenhemd und kurzen dunklen Haaren - die aussahen, als hätte sie jemand sehr Kleines mit einer Bastelschere geschnitten (was im Übrigen der Wahrheit entsprach) und als hätte derjenige noch nie etwas von Frisur gehört (was auch stimmte). Außerdem ein Mann mit einem graubraunen, dünnen Zopf, einer erstaunlich langen Nase und einem ausgesprochen abwesenden Gesichtsausdruck. Und schließlich ein kleiner Junge mit sonnigen Locken und weißen Turnschuhen, auf die jemand mit Edding Adidas-Streifen gemalt hatte (derselbe, der nicht so gut mit Bastelscheren umgehen konnte).

Während der Mann und der kleine Junge damit beschäftigt waren, beim Gehen mit den Füßen möglichst viel Staub aufzuwirbeln, hing das Mädchen zurück. Es sah müde und durstig aus.

Wie ⦠weit ⦠noch? , hätte Merle, denn so hieß das Mädchen, am liebsten gerufen. Aber sie war ja kein kleines Kind mehr, so wie ihr Bruder. Die Luft schmeckte nach reifem Korn und Merle rieb sich zum wiederholten Male die Augen.

Könnt ihr vielleicht mal die Füße hochheben? Nicht dass ihr Rufen irgendetwas änderte; Papa und Felix hörten wie immer einfach nicht zu. Staub störte Papa nicht, er spürte ihn nicht einmal. Hitze übrigens auch nicht. Mückenstiche? Fehlanzeige. Manchmal fragte sich Merle, wie ihr Vater es geschafft hatte, erwachsen zu werden. Er lebte in seinem Kopf - und dieser Kopf brütete ständig irgendwelche Ideen aus, von denen manche nur gefährlich waren. Andere dafür sehr gefährlich. Kurz: Freundliche Menschen nannten ihn einen Abenteurer.

Jetzt blieb Felix stehen. Er bückte sich so tief, dass seine Nase fast in den Pflanzen am Wegrand verschwand, und zuckte gleich darauf quietschend hoch. Merle grinste. Springkraut. Die ersten Schoten waren jetzt reif und explodierten unter den Fingern, wenn man sie berührte.

Papa, ich muss mal eben, okay? , rief sie und schlug sich, ohne eine Antwort abzuwarten, in die Büsche. Haselnuss, Weißdorn und Schlehe - sie versuchte, sich an den Dornen vorbeizudrücken, und wischte sich mit dem Unterarm das verklebte Haar aus der Stirn.

Puuh, es war so schwül!

Merle nestelte am Knopf ihrer Hose. Fliegen, einzelne Hummeln und Bienen summten über die Weiden. Am Horizont quollen die Wolken zu gigantischen Marshmallow-Gebirgen auf und hügelwärts schraubten sich ein paar Lerchen in die Luft. Mit den Augen suchte Merle die Weide ab. War die dicke Kuh dahinten etwa ⦠ein ⦠Stier?

Ihre Finger fielen in Galopp.

Merle liebte Tiere, aber vor Stieren hatte sie Respekt, besonders, wenn sich zwischen ihr und so einem Fleischklops nur ein bisschen Stacheldraht und ein paar klägliche Zaunpfähle befanden. Doch da â¦

⦠sah sie die Burg.

Das Land warf hier weite, immer höher ansteigende Wellen, und die Burg thronte in der Ferne wie ein Steinadler, bereit, sich auf seine Beute zu stürzen. In ihrer Mitte ragte ein Turm auf und rechts und links breitete sich die Burgmauer aus wie zwei gespannte dunkle Flügel. Merle hielt den Atem an.

Das musste sie sein! Mamas Burg!

So viele Geschichten hatte sie über die Burg gehört, erst von Mama und dann - später - von Papa â¦

Über dem Hügel kochten die Wolken in allen Grau- und Lilatönen, verdeckten die trübe Sonne und schoben ein dumpfes Grummeln vor sich her.

Merle zuckte zusammen. Ein Gewitter! Sie mussten im Tal sein, bevor es sie erreichte, sonst konnte Papas Kopf etwas erleben, und ihrer übrigens auch, schließlich waren sie hier die höchsten Punkte weit und breit: eine fette Einladung für Blitze.

Fertig! Sie schlug zwei blutgierige Mücken von ihrem Unterarm und rannte los, Papa und Felix hinterher. Nicht mehr lang, dann würde sie die Mauern der Burg endlich von innen sehen, um die herum Mama so viele Geschichten gesponnen hatte, abends, vor langer Zeit, im Schein von Merles Tigerenten-Nachttischlampe.

Merle hatte sich abgewöhnt, beim Gedanken an Mama zu weinen - es war einfach zu lange her: Mamas Krankheit, Papas graues Gesicht, seine roten Augen ⦠Felix war noch fast ein Baby gewesen. Merle schüttelte kurz den Kopf, wie jedes Mal, wenn sie an Mama dachte. Es war ein Tick von ihr geworden, den sie gar nicht mehr bemerkte, als ob sie die Gedanken an ihre Mutter aus ihrem Gedächtnis schütteln wollte.

Hier jedenfalls war Mama Kind gewesen, auf diesen grünen Hügeln, ganz in der Nähe der Burg. Und hier hatte sie sich das erste Mal ein Bein gebrochen, als sie versucht hatte, die Burgmauer hinaufzuklettern - und abgestürzt war. Aber Mama war zäh gewesen. Sie hatte das Klettern gelernt. Und kurz bevor sie mit ihrer Familie weggezogen war, hatte sie es endlich geschafft. Nur um festzustellen, dass das erste Fenster, das sie erreichte, in das Schlafzimmer des Burggrafen führte ⦠mit einem wunderbaren Blick auf einen wütenden Grafen.

Einen sehr wütenden Grafen.

Mama hatte die Geschichte oft erzählt, und jedes Mal war der Graf wütender geworden, Merle musste grinsen, als die Schlehendornen ihr ein weiteres Mal die Arme zerkratzten.

Der Weg war leer. Merle rannte schneller. Wo waren die anderen, verflixt noch mal? Sie konnten doch nicht â¦

Merle!

Da, uff! Sie warteten an einer Wegkreuzung, halb verdeckt vom Mais. Los, los! Mit achtundsiebzigprozentiger Wahrscheinlichkeit zieht das Gewitter direkt hier herüber! , rief ihr Vater begeistert.

Echt?! Umwelt an Papa, Umwelt an Papa: He, ich werde gleich gefährlich! Papa an Umwelt: Wie meinst du das genau? Kannst du mal Wahrscheinlichkeiten nennen?

Das Gemurmel am Himmel ging immer deutlicher in ein Gerumpel über, das klang, als ob jemand Möbelstücke umwarf. Die achtundsiebzig Prozent Wahrscheinlichkeit wurden plötzlich sehr wahrscheinlich.

Hier lang geht es direkt ins Tal hinunter! , rief Papa. Und sobald Merle ihn und Felix erreicht hatte, stürmten sie alle drei den Weg hinab, dass die Rucksäcke auf ihren Rücken hüpften. Donner begleitete sie wie Musik. Felix, der große Angst vor Gewitter hatte ( dann geht das Herz kaputt! ), rannte wie ein Hase. Sturmstöße peitschten den Mais und erste verirrte Tropfen trafen Merles heiße Stirn.

Auf halbem Weg wandte sie den Kopf, um ein letztes Mal zur Hügelkuppe hinaufzusehen. Eine einsame Krähe taumelte weit hinten über der Burg im Sturm - warum nur hatte sie sich nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht? Und dann schlugen lautlos, weil der Sturm alle Geräusche mit sich fortriss, zwei Blitze in den Burgturm ein, und Merle schloss geblendet die Augen. Als sie sie wieder öffnete, war die Krähe verschwunden. Dafür aber wanderte der Regen wie ein trauriger Himmelsschleier über die Hügel, und Merle hoffte, dass wenigstens die altersschwachen Rucksäcke dicht hielten, wenn ihre Klamotten schon nicht trocken blieben.

Das ist wirklich nett, dass Sie uns mitgenommen haben , sagte Papa jetzt bestimmt schon zum dritten Mal.

Und schon zum dritten Mal nickte der riesige alte Mann hinter dem Steuer. Sein Bart reichte ihm fast bis zur Brust. Er schien nicht sehr gesprächig zu sein - im Gegensatz zu Papa.

Merle auf der zerschlissenen Rückbank stupste Felix an und beide kicherten leise. Zu ihren Füßen hatten sich Pfützen gebildet, während es draußen nur noch tröpfelte. Über das Tal spannte sich ein herrlicher Regenbogen, und die Straße hinter ihnen glänzte in den ersten frisch gewaschenen Sonnenstrahlen, als sei sie aus purem Gold.

Papa, sieh mal , sagte Merle, die Straße zum Ende des Regenbogens!

Der alte Mann drehte sich zu ihr um und zum ersten Mal lächelte er; jedenfalls soweit man das durch seinen Bart beurteilen konnte.

Jede Straße führt ans Ende der Welt.

Das klingt total schön , sagte Merle überrascht.

Jetzt lachte der Alte. Das ist nicht von mir, das ist von Friedrich Schiller - meinem Namenspatron.

Merles Augen wurden weit. Heißen Sie echt Friedrich Schiller?

Der alte Mann nickte nur. Hat mir nicht viel geholfen , brummelte er. Und dann: Auf der Burg gibt es diesen Sommer wieder so einen Theater-⦠, er kratzte sich mit der einen Hand am Kopf, wobei er die andere glücklicherweise am Lenkrad ließ,...
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Autor

Anna Herzog lebt mit Mann, vier Kindern, einer wechselnden Tierschar und einem Kletterkastanienbaum in einem alten Haus im Ruhrgebiet. Eigentlich arbeitet sie als Ärztin, wenn sie nicht gerade schreibt.

Und wenn sie Zeit hat, träumt sie sich auf ein Segelboot. Am liebsten mitten auf dem Meer.

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