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Grabt Opa aus!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Haymon Verlagerschienen am11.02.20141. Auflage
BITTERBÖSE UND HÖCHST AMÜSANT: TATJANA KRUSES RABENSCHWARZER ALPENKRIMI Tollpatsch Alfie erbt eine Schlosspension in Tirol - und wähnt sich in der schönen, aber verschlafenen Touristengegend im Glück. Schön? Ja. Verschlafen? Mitnichten! Das vermeintliche Schloss entpuppt sich als verkommene Seniorenresidenz mit skurrilen Hausbewohnern. Schon bald überschlagen sich die Ereignisse im Grenzgebiet zwischen Seefeld und Mittenwald, wo sich Österreicher und Deutsche Gute Nacht sagen, und Alfie muss feststellen, dass seine Hausgäste alles andere als harmlos sind ... Tatjana Kruse, wie man sie kennt: schräg, schwungvoll und mit viel schwarzem Humor. Sie schafft einen originellen und spritzigen Alpenkrimi mit tragisch-komischem Titelhelden. **************************************************************************************************************** LESERSTIMMEN: >>Gebannt folgt man Alfie zu den schrulligen Senioren, die es faustig hinter den Ohren haben. Tatjana Kruse schenkt uns einen unterhaltsamen Krimi mit beißendem Wortwitz. >>Ernste Miene absetzen und loslachen! >>Originell und abgedreht - eine mörderisch gute Lektüre mit vielen überraschenden Wendungen!<<

Tatjana Kruse, geboren 1960 in Schwäbisch Hall, schreibt seit 1996 Krimi-Kurzgeschichten und seit 2000 Kriminalromane. Sie gehört zu den beliebtesten Krimiautorinnen im deutschsprachigen Raum, vor allem mit ihrer Serie um Kommissar Seifferheld. Zahlreiche Veröffentlichungen, die auch in Fremdsprachen übersetzt wurden. Mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Nordfälle-Preis (2005).
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextBITTERBÖSE UND HÖCHST AMÜSANT: TATJANA KRUSES RABENSCHWARZER ALPENKRIMI Tollpatsch Alfie erbt eine Schlosspension in Tirol - und wähnt sich in der schönen, aber verschlafenen Touristengegend im Glück. Schön? Ja. Verschlafen? Mitnichten! Das vermeintliche Schloss entpuppt sich als verkommene Seniorenresidenz mit skurrilen Hausbewohnern. Schon bald überschlagen sich die Ereignisse im Grenzgebiet zwischen Seefeld und Mittenwald, wo sich Österreicher und Deutsche Gute Nacht sagen, und Alfie muss feststellen, dass seine Hausgäste alles andere als harmlos sind ... Tatjana Kruse, wie man sie kennt: schräg, schwungvoll und mit viel schwarzem Humor. Sie schafft einen originellen und spritzigen Alpenkrimi mit tragisch-komischem Titelhelden. **************************************************************************************************************** LESERSTIMMEN: >>Gebannt folgt man Alfie zu den schrulligen Senioren, die es faustig hinter den Ohren haben. Tatjana Kruse schenkt uns einen unterhaltsamen Krimi mit beißendem Wortwitz. >>Ernste Miene absetzen und loslachen! >>Originell und abgedreht - eine mörderisch gute Lektüre mit vielen überraschenden Wendungen!<<

Tatjana Kruse, geboren 1960 in Schwäbisch Hall, schreibt seit 1996 Krimi-Kurzgeschichten und seit 2000 Kriminalromane. Sie gehört zu den beliebtesten Krimiautorinnen im deutschsprachigen Raum, vor allem mit ihrer Serie um Kommissar Seifferheld. Zahlreiche Veröffentlichungen, die auch in Fremdsprachen übersetzt wurden. Mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Nordfälle-Preis (2005).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783709935613
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum11.02.2014
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2891 Kbytes
Artikel-Nr.2973543
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2
Zwei Fremde im Zug

Die Hölle, das sind die anderen.

Oder ein Fernzug.

Alfies Flucht war anfangs problemlos verlaufen. Im Schweinsgalopp war er vom Café Schröpp nach Hause gewuselt, hatte dabei ständig über die Schulter geschaut, aus Sorge, sein Chef sei hinter ihm her und würde ihn mit seinen wuchtigen Pranken ungespitzt in den Boden rammen. Aber es hatte ihn niemand verfolgt.

In seiner Vollwaiseneinzimmerwohnung war das Nötigste rasch in den Einkaufstrolley seiner Großmutter gepackt. Letzterer diente ihm als Koffer. Wer nie reist, braucht keinen solchen, und was machte es schon für einen Unterschied, ob man einen überteuerten Designer-Rollkoffer besaß oder einen praktischen Einkaufstrolley im Schottenkaro? Eben. Unterwäsche, Hygieneartikel, ein Pulli, das Kirschkernkissen, sein Ausweis sowie sein Impfpass und seine Ukulele, deren Transportköfferchen - dank einer Innentasche - ihm gleichzeitig als Sparschwein für seine Ersparnisse diente. Hatte er was vergessen? Egal, das musste reichen. Er wollte nur so schnell wie möglich aus der Stadt verschwinden.

Am Bahnhof gab es noch eine satte Wartezeit, was ausnahmsweise nicht an der Deutschen Bahn lag, sondern an Alfies Ungeübtheit mit dem Ticketautomaten. Jeder andere hätte einfach die Reisenden am Bahnhof gefragt, wer ihm kurz helfen könnte; nicht so der schüchterne Alfie. Zwei Züge fuhren ohne ihn, weil er mit den Tücken der Technik kämpfte. Doch dann war es soweit. Mit dem Bummelzug in die nächste Großstadt, dann mit dem City-Nightliner weiter bis München, in Bielefeld ausgestiegen, weil im falschen Zug gesessen, nach Hannover zurückgefahren (ohne Aufpreis, weil ihm der Schaffner aufgrund der Panik in seinen blauen Welpenaugen glaubte, dass es sich um ein Versehen handelte), in Hannover in den richtigen Zug gestiegen und nach München gefahren, wo er im morgendlichen Berufspendelverkehr eintraf.

So weit, so gut.

Weil die Fahrkarte schon teuer genug gewesen war, gönnte sich Alfie nur einen einfachen Coffee to go und stellte sich ungefähr bahnhofsmittig an den Bahnsteig, auf dem jeden Moment der EuroCity nach Innsbruck einrollen sollte.

Am Nachbargleis quollen wahre Menschenmassen aus einem Nahverkehrszug, und Kleinstadt-Alfie, der solche Völkerwanderungshorden nicht gewöhnt war, stand immer irgendwie im Weg und rückte zentimeter­weise weiter vor an sein Gleis. Ehe er sich's versah, versetzte ihm jemand - gerade als der ÖBB-Zug einfuhr - urplötzlich einen ungehaltenen Aus-dem-Weg-Schubser, der Alfie nach vorn in Richtung Gleis katapultierte.

Es war eine Schrecksekunde, die zur Ewigkeit wurde.

Alfie hörte Schreie: "Oh Gott!" und "Nein!" und "Aaaaaah!" Letzterer kam definitiv aus seiner Kehle.

Ihm fiel auf, dass sein Leben nicht in allen Einzelheiten an ihm vorüberzog. Oder vielleicht tat es das, war aber dermaßen uninteressant, dass er es gar nicht mitbekam.

So war es immer schon gewesen - er war das Kind, das im Sportunterricht den Ball an den Kopf bekam, er war derjenige, dem auf halber Strecke vom Supermarkt nach Hause die Einkaufstüte platzte und ihren Inhalt auf die Straße ergoss. Er war eben ein Pechvogel.

Alfie konnte förmlich schon spüren, wie er gegen die riesige, rote Lok prallte, unter sie rutschte und von ihr zermahlen wurde ...

... doch da packten ihn kräftige Hände, rissen ihn herum und zogen ihn auf den Bahnsteig zurück.

"Jungchen, Jungchen, was machst du denn für Sachen?", fragte ein hünenhafter, vierschrötiger Kerl mit Boxergesicht im Blaumann und hielt ihn vor sich wie ein Baby mit voller Windel.

Alfie strampelte mit den Beinen, bis er Bodenkontakt bekam. Er war totenbleich, bekam kein Wort her­aus und spürte den kalten Windhauch der Lokomotive, die an ihm vorbeirauschte. Laut quietschend kam der Zug zum Stehen.

"Das kommt davon, wenn man zu nah am Gleiskörper steht", meinte ein schnauzbärtiger Anzugträger und schüttelte den Kopf.

"Ach herrje, das war ja grauenhaft. Ich hätte beinahe einen Herzkasper bekommen. Geht es wieder?", fragte eine grauhaarige Seniorin im roten Ganzkörper-Filz-Ensemble und tätschelte Alfie die Wange.

Typisch, wieder mal soo typisch. Alfie ärgerte sich. Das Gute: In einem so schmalen Körper wie dem von Alfie gab es nicht genug Platz für zwei Emotionen. Seine Todesangst wurde von seinem aufkeimenden Ärger verdrängt.

Er zog die Windjacke nach unten, an der ihn der Blaumann gepackt und gerettet hatte, und marschierte mit seinem Einkaufstrolley, dessen Griff er während des halbsekündigen Höllenritts krampfhaft umklammert gehalten hatte, zur nächstgelegenen Zugtür, die ihn geradewegs ins Bistro des Eurocity führte.

Er hörte den Anzugträger noch rufen: "Kein Dankeschön für den Retter? Ts, ts, ts ... die Jugend von heute!"

Die ganze Strecke bis zum ersten Halt in Rosenheim schämte sich Alfie daraufhin, dass er seinem Retter nicht gedankt hatte. Er konnte nur hoffen, dass das Karma einspringen und dem Blaumann einen Sechser im Lotto bescheren würde. Oder doch wenigstens die Wiedergeburt in einer Inkarnation, in welcher er keinen Blaumann tragen musste.

Dann setzte abrupt die Ich-bin-noch-am-Leben-Freude ein. Hatte er bis dato nur einen "Braunen" bestellt, um den verschütteten To-Go zu ersetzen, orderte er nun auch noch ein ganzes Frühstück. Überleben machte hungrig.

Bis Kufstein hatte er das Frühstück schon verschlungen, gewissermaßen in einem Happs. Er war sonst ein langsamer Esser, der immer mindestens dreißigmal kaute, aber die Nahtoderfahrung musste ihn verändert haben.

Weil es nur noch zwei Haltestellen bis Innsbruck waren, blieb er trotz leergegessenem Teller im Bistro sitzen.

Jetzt, wo er wieder durchatmen konnte und ihm die Kohlehydrate ein wohliges Gefühl bescherten, sah Alfie sich um. Um ihn herum nur alte Menschen.

Alfie hasste alte Menschen! Senioren pflegten ihm "Jungspund" unverlangt Ratschläge zu erteilen, Seniorinnen überkam bei seinem Anblick der Glucken­reflex und sie bemutterten ihn. Das war der Fluch des Buben­gesichts. Irgendwie fühlten sich alle, ungeachtet ihres Geschlechts, bemüßigt, ihn vollzuquatschen. Das wollte er jetzt aber vermeiden, um sich auf den Termin beim Anwalt vorzubereiten. Da ... der Pensionär am Nebentisch sah ihn an. Alfie hob rasch die Speise­karte vor sein Gesicht.

"Entschuldigen Sie ..."

Wie hoch muss man das Teil halten, damit selbst die veralzheimertsten Mitreisenden kapierten, dass man nicht angesprochen werden wollte? Er hätte sich nicht ins Bordbistro setzen dürfen.

Sämtliche Vorbehalte, die er gegen das Reisen hegte, waren aufs Grässlichste bestätigt worden.

"Entschuldigen Sie ..."

Die gute Erziehung durch die Hand seiner Großmutter setzte ein. Alfie senkte die Speisekarte.

"... Verzeihung, wenn Sie wissen, was Sie bestellen möchten, würden Sie mir dann kurz Ihre Speisekarte überlassen? Auf meinem Tisch gibt es keine." Der Pensionär lächelte freundlich.

Alfie nickte, reichte die Karte hinüber und sah dann angelegentlich aus dem Fenster.

Jetzt erst bemerkte er die Berge. Sie mussten schon in Österreich sein. Seine erste Auslandsreise. Wie schön!

Alfie wähnte sich im Glück. Das war voreilig. Natür­lich.

Denn dann kam Innsbruck.

Wobei die Stadt gar nichts dafür konnte. Aber von Innsbruck aus ging es mit der Karwendelbahn weiter. Linkerhand sehr viel Blick. Auf Berggipfel. Doch nun war es nicht länger der Blick von unten, vom Tal, sondern der Blick aus einem Zug, der sich unaufhaltsam in die Höhe schraubte. Es war also vornehmlich ein Blick in Abgründe. Das sah auf Postkarten immer sehr pittoresk aus, aber wehe, man saß in einem ruckelnden Zug, der - so fühlte es sich wenigstens an - jeden Moment aus den Gleisen springen und ins Bodenlose stürzen konnte. Für das Gepäck, also zumindest für Kinderwägen und Fahrräder, gab es Gurte - Gurte! Oh, diese Österreicher! -, nicht aber für die Passagiere. Was passierte mit den Fahrgästen, wenn die Bahn kopfüber in die Tiefe sauste? Von wegen, alles aus und vorbei. Das dauerte bestimmt gefühlte Ewigkeiten, bis man völlig zermanscht in verbogenem Metall ganz unten am Inn-Ufer liegenblieb und seinen letzten, qualvollen Röchler tat.

Kurzum, Alfie hatte Höhenangst.

Was man ihm auch ansah.

"Warum setzen Sie sich nicht auf die andere Seite, bergaufwärts? Da sehen Sie nur Bäume und Fels", riet ihm die - natürlich ältere - Dame gegenüber in der Vierersitzecke. Gluckenreflex, war er von alten Frauen ja gewöhnt.

Was Alfie in seinem Zustand nicht erkannte, war, dass sie ihm das nicht aus Selbstlosigkeit riet, sondern weil sie Angst hatte, er könnte ihr - wie ein Lama - auf die sandfarbenen Gesundheitsschuhe spucken. Oder einen Panikanfall bekommen und gemeingefährlich durch den Waggon toben. Es handelte sich also mitnichten um Glucken-Sorge, vielmehr um nackte Angst. Bei Flachlandtouristen wusste man eben nie. "Auf der Bergseite merken Sie gar nicht, dass es nach oben geht", fügte sie noch hinzu.

Alfie war mit sich selbst beschäftigt. Er war hier auf einer Abenteuerreise, das erforderte Heldentum. Selbstverständlich würde er nicht kampflos aufgeben, wer war er denn schließlich? Bist du ein Mann oder eine Maus?, herrschte er sich innerlich an, schob den Unterkiefer vor und schluckte die Gallenflüssigkeit...

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Autor

Tatjana Kruse, geboren 1960 in Schwäbisch Hall, schreibt seit 1996 Krimi-Kurzgeschichten und seit 2000 Kriminalromane. Sie gehört zu den beliebtesten Krimiautorinnen im deutschsprachigen Raum, vor allem mit ihrer Serie um Kommissar Seifferheld. Zahlreiche Veröffentlichungen, die auch in Fremdsprachen übersetzt wurden. Mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Nordfälle-Preis (2005).