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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
296 Seiten
Deutsch
Haymon Verlagerschienen am17.06.20131. Auflage
Karl Georg Mürrigs Kindheit verläuft trostlos: der Vater ein autoritärer Familienregent, die Mutter schwach und unterwürfig, Karl Georg selbst ein kränkliches Kind und nur eine Belastung für die Eltern. Lediglich das gemeinsame Interesse für das weltpolitische Geschehen, das Karl Georg früh entdeckt, verbindet ihn mit seinem unnahbaren Vater. So verbringt er Stunden vor dem Radioapparat und saugt die Nachrichten in sich auf - sie werden ihm zu einem zweiten Zuhause. Als der jugendliche Karl Georg beim Durchstöbern des väterlichen Schreibtisches auf ein Geheimfach stößt, wendet sich das Blatt. Nun, da er die Vergangenheit seines Vaters kennt, ist der Tyrann plötzlich entzaubert und entmachtet. Doch was für ihn Befreiung sein könnte, misslingt. Noch Jahre später flüchtet er sich in die Scheinwelt der Medien, deren Geschichten von Krieg und Gewalt sein Leben zunehmend bestimmen. Es beginnt ein langsamer und doch unaufhaltsamer Abstieg in einen Abgrund, wie ihn die Weltgeschichte immer bereithält ... Eindringlich und präzise in der Durchleuchtung der menschlichen Seele erzählt Günther Loewit die Geschichte eines Lebens, das von vornherein zum Scheitern verurteilt scheint.

Günther Loewit, geboren 1958 in Innsbruck, lebt als Arzt und Schriftsteller in Marchegg/Niederösterreich. Lesungen und literarische Veröffentlichungen seit 1991. Bei Skarabaeus: Kosinsky und die Unsterblichkeit. Eine Recherche (2004), Krippler. Roman (2006), Mürrig. Roman (2008). guentherloewit.at/
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextKarl Georg Mürrigs Kindheit verläuft trostlos: der Vater ein autoritärer Familienregent, die Mutter schwach und unterwürfig, Karl Georg selbst ein kränkliches Kind und nur eine Belastung für die Eltern. Lediglich das gemeinsame Interesse für das weltpolitische Geschehen, das Karl Georg früh entdeckt, verbindet ihn mit seinem unnahbaren Vater. So verbringt er Stunden vor dem Radioapparat und saugt die Nachrichten in sich auf - sie werden ihm zu einem zweiten Zuhause. Als der jugendliche Karl Georg beim Durchstöbern des väterlichen Schreibtisches auf ein Geheimfach stößt, wendet sich das Blatt. Nun, da er die Vergangenheit seines Vaters kennt, ist der Tyrann plötzlich entzaubert und entmachtet. Doch was für ihn Befreiung sein könnte, misslingt. Noch Jahre später flüchtet er sich in die Scheinwelt der Medien, deren Geschichten von Krieg und Gewalt sein Leben zunehmend bestimmen. Es beginnt ein langsamer und doch unaufhaltsamer Abstieg in einen Abgrund, wie ihn die Weltgeschichte immer bereithält ... Eindringlich und präzise in der Durchleuchtung der menschlichen Seele erzählt Günther Loewit die Geschichte eines Lebens, das von vornherein zum Scheitern verurteilt scheint.

Günther Loewit, geboren 1958 in Innsbruck, lebt als Arzt und Schriftsteller in Marchegg/Niederösterreich. Lesungen und literarische Veröffentlichungen seit 1991. Bei Skarabaeus: Kosinsky und die Unsterblichkeit. Eine Recherche (2004), Krippler. Roman (2006), Mürrig. Roman (2008). guentherloewit.at/
Details
Weitere ISBN/GTIN9783709974452
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum17.06.2013
Auflage1. Auflage
Seiten296 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1691 Kbytes
Artikel-Nr.2872172
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1957

Nelson Mandela, der bis 1952 als Rechtsanwalt in Johannesburg arbeitet, führt gemeinsam mit Oliver Tambo den ANC an und organisiert den friedlichen Widerstand gegen die Apartheid in Südafrika. Das erklärte Ziel des ANC ist die Aufhebung der Rassentrennung.

Karl Georg Mürrig bereitet seiner Mutter eine schwere Geburt.

Es ist März und der Geburtstermin bereits deutlich überschritten. Im Bauch von Frau Mürrig rührt sich nichts. Außer den üblichen Tritten und Schlägen des Ungeborenen gegen die Bauchdecke der Mutter.

Bist du dir sicher, dass wir uns keine Sorgen machen müssen? Unterwürfig, im Vertrauen, dass der Gatte besser um die Dinge in ihrem Bauch Bescheid weiß als sie selbst.

Mein Gott, bist du ängstlich, noch ist ja kein Kind in seiner Mutter geblieben , und nach kurzem Nachdenken: soweit mit bekannt ist.

Die Bewegungen des Kindes werden von Tag zu Tag weniger, es hat kaum noch Platz. Frau Mürrig ist unsicher. Glaubst du nicht, ich sollte doch einmal in die Klinik, zu einer Kontrolle?

Neun gemeinsame Monate will sie jetzt, zur Mutter gereift, nicht aufs Spiel setzen. Von mir aus fahr halt, wenn du es nicht mehr erwarten kannst. Und Frau Mürrig fährt. Von ihr aus. Alleine. Mit der Straßenbahn. Weil sie nichts mehr dem Zufall überlassen will.

Die Ärzte ziehen nach gründlicher Untersuchung von Mutter und Kind einen Kaiserschnitt in Erwägung. Frau Mürrig ahnt, was der angedachte Eingriff nach sich zieht. Am Telefon bittet sie ihren Mann: Bitte komme nach, ich soll dableiben.

Muss das sein?

Sie hat die Frage erwartet und will ihm nicht auf die Nerven gehen. Immer wieder betont er die Kostbarkeit der Zeit, seiner Zeit. Es wird nämlich vielleicht ein Kaiserschnitt.

Aber der Vater des Ungeborenen ist strikt dagegen. Er ist Arzt. Von der alten Schule , wie er den jüngeren Kollegen gegenüber betont. Mein Kind und seine Mutter sollen durch den Schmerz der Wehen zusammenwachsen.

Während sie sich trennen. Sagt er, denkt er, vor den anderen Ärzten im Kreißsaal, in Anwesenheit seiner Frau. Zur Strafe. Denn sie hatte die Schwangerschaft anfangs abgelehnt.

Eine Hebamme steht scheinbar unbeteiligt daneben, hört das Gespräch der Männer und streichelt mechanisch Frau Mürrigs Hand.

Die Kollegen wagen nicht, ihm zu widersprechen. Doktor Mürrig ist ihnen bekannt, sein Name klingt noch nach.

Mürrig.

Von früher, als sein Wort über anderer Leben oder Tod entschieden hat. Als das Rollen der rr in Mürrig Teil der Sprache der Zeit war. Unbarmherzig, Widerspruch nicht duldend.

Und eine unsichtbare Angst ist geblieben. Von der Zeit unbehelligt. Wie der Doktor Mürrig selbst auch.

Werter Kollege, Ihr Kind könnte die Nabelschnur um den Hals geschlungen haben und zu wenig Blut bekommen , wagt der Oberarzt vorsichtig einen einzigen und letzten Versuch.

Mein Kind bekommt genug Blut, da bin ich mir sicher , ist das endgültige Aus für den Kaiserschnitt.

Gemeinsam fahren die Mürrigs nach Hause. In die Kantgasse No. 3., Wien, I. Bezirk.

Irgendwann, Tage später, setzen Wehen ein. Ein Rettungswagen bringt Frau Mürrig auf die Entbindungsstation. Stundenlang wälzt sie sich unter den Schmerzen der Kontraktionen in ihrem Unterbauch hin und her. Ihr Mann arbeitet währenddessen in seiner Ordination weiter.

Später wird er seinem heranwachsenden Sohn auf dessen Frage erklären, das wäre zu der Zeit so üblich gewesen.

Weißt du, eine gebärende Frau ist kein schöner Anblick, ein Mann muss das nicht unbedingt gesehen haben.

Endlich platzt die Fruchtblase.

Eine kurze Erleichterung.

Der besorgte Oberarzt beruhigt Frau Mürrig und sich selbst: Jetzt wird alles gut, meine Liebe.

Der ungeborene Karl Georg beginnt seine Reise durch den Geburtskanal. Eine Stunde lang geht alles gut. Auf die Wehen folgen Pausen, in denen sich Frau Mürrig und das Ungeborene erholen, neue Kraft für die nächsten Zentimeter schöpfen können.

Alle halben Stunden kommt der Oberarzt und schiebt Mittelund Zeigefinger durch die Scheide der Mutter, dem Kopf des Kindes entgegen.

Na, Frau Mürrig, wie weit sind wir schon?

Er versucht den Kopf zu tasten, drückt mit der freien Hand auf den Bauch, schiebt die Finger im Unterleib nach, wartet, drückt, verweilt, denkt nach. Geht es meinem Kind gut? , versucht Frau Mürrig im Gesicht des Untersuchers zu lesen.

Aber erst als er die Finger aus der Patientin gezogen, sich von den Handschuhen befreit und die Hände gewaschen hat, antwortet er ausweichend: Jetzt bringen wir das Baby einmal auf die Welt.

Von Zeit zu Zeit nimmt er einen hölzernen Trichter und drückt ihn auf Frau Mürrigs Bauch, um am anderen Ende nach dem Herzen des Kindes im Bauch zu hören. Es geht ihm gut , sagt er mechanisch, gezogen, besorgt, den Blick nachdenklich ins Nichts gerichtet. Die Wehen werden stärker.

Ein Lächeln gleitet über das Gesicht der werdenden Mutter. Die Hebamme sagt ihr, dass alles bald vorbei sein würde. Frau Mürrig ist glücklich und schwitzt erschöpft.

In diesem Augenblick beschließt das Kind, nicht mehr weiter vorzurücken. Es verweigert - klemmt und verspreizt sich.

Zu allem Überfluss setzten die Wehen aus. Das Licht der Welt rückt in weite Ferne. Der erwartete Erdenbürger steckt im Geburtskanal fest. Kann nicht vor und nicht zurück.

Ein Patt im Kreißsaal.

Stillstand.

Der Oberarzt kommt in Begleitung eines Kollegen in den Raum. Hastig untersucht er die Gebärende, schaut mit starrem Blick auf die Decke, während seine zwei Finger in der Scheide die Berührung mit dem Schädel des Kindes suchen. Zur Hebamme flüstert er: Wir müssen den Doktor Mürrig noch einmal anrufen.

Während er sich die feuchten Handschuhe von den Fingern streift, stellt sie die Verbindung her und reicht dem Arzt den Hörer: aufgeregte Worte, Latein, Deutsch, erregt, von da nach dort und zurück. Herr Kollege, wenn wir nicht sofort handeln, kann ich für nichts garantieren.

Niemand macht Ihnen einen Vorwurf, aber einen Kaiserschnitt lehne ich entschieden ab. Und bitte verständigen Sie mich erst, wenn das Kind geboren ist. Dann legt Mürrig auf und arbeitet weiter in seiner Ordination.

Unbeirrt von den Ereignissen, unbeirrt von der neuen Zeit.

Die beiden Ärzte werden unruhig, ziehen sich zurück und beraten. Die Hebamme verabreicht Frau Mürrig ein Wehenmittel. Sie spürt den Stich nicht, zu sehr drückt das Kind in ihrem Becken.

Zweifel und Unsicherheit machen sich breit. Die Gebärmutter zieht sich erneut zusammen und drückt auf das widerspenstige Kind. Angst und Schmerzen verzerren das Gesicht der werdenden Mutter. Schweißperlen und Tränen rinnen ihr über das Gesicht. Was ist mit meinem Kind?

Die Hebamme wischt ihr mit einem feuchten Tuch über die Stirn. Drücken Sie, Frau Mürrig, drücken Sie!

Dann kommen die beiden Ärzte an das Bett zurück und stemmen sich, wortlos und verzweifelt, mitten im Drücken Sie, Frau Mürrig, drücken Sie! der Hebamme, mit dem ganzen Gewicht ihrer Körper von oben gegen Frau Mürrigs Bauch.

Sie schreit auf.

Und bald auch das Kind, das sich gegen solche Brutalität und Übermacht nicht wehren kann.

Der Knabe hat blutunterlaufene Augen und ein verschwollenes, entstelltes Gesicht. Seine Haut ist blau. Er liegt leblos zwischen ihren Beinen.

Und macht nach seinem ersten Schrei keinerlei Anstalten, seine Lungen erneut mit Luft zu befüllen.

Rührt sich nicht. Schweigt.

Er scheint sich entschlossen gegen ein Weiterleben zu wehren. Beginnt erst zu atmen, als einer der Ärzte eine Absaugsonde tief in seinen Hals einführt.

Nach und nach kommt Leben in den Säuglingskörper. Das Neugeborene wird untersucht. Frau Mürrig , sagt der Oberarzt nach einer beängstigenden Weile, Ihr Kind ist Gott sei Dank gesund. Die Augen werden bald wieder klar sein, ich bin mir sicher, der Kleine wird ein besonders fescher Kerl werden.

Oft wird Frau Mürrig in den nächsten Jahren ihrem Sohn die Geschichte seiner schweren Geburt erzählen. Fast immer wird sie ihn dabei mit Karl Georg, mein fescher...
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Kritik
"Günther Loewit hat einen rasenden Entwicklungsroman geschrieben, die biographischen Entwicklungsstufen des kaputten Helden laufen logisch wie in einem Lehrbuch ab. Gleichzeitig entwickelt die Weltgeschichte einen Trend, der offensichtlich deutlich nach unten führt. Während wir Leser oft über große Themen in der Zeitung stolpern, verrecken neben uns die Alltagshelden. Günther Loewit, im Hauptberuf Arzt, hat eine berührende und ernüchternde Diagnose gestellt. Und Schübe von Mürrig überfallen jeden von uns, manche täglich, manche ein wenig seltener. Schon lange nicht mehr ist der Zusammenhang zwischen großer Geschichte und persönlicher Auswirkung so klar beschrieben worden, wie in diesem Roman."[Quelle: Helmuth Schönauer]"Ein Buch das aufwühlt, berührt und durch seinen präzisen Erzählstil zu fesseln vermag."[Quelle: TT, Alexander Plank]"...brillant geschriebener Lesegenuss bis zur letzten Seite."[Quelle: Tirolerin]"...an sich ein klassischer Entwicklungsroman, eingebettet in die Weltgeschehnisse der letzten 50 Jahre - und doch mehr. Eine beängstigende Talfahrt eines Menschen, packend erzählt, mitten drin in den Untiefen des menschlichen Seins."[Quelle: Echo]mehr

Autor

Günther Loewit, geboren 1958 in Innsbruck, lebt als Arzt und Schriftsteller in Marchegg/Niederösterreich. Lesungen und literarische Veröffentlichungen seit 1991. Bei Skarabaeus: Kosinsky und die Unsterblichkeit. Eine Recherche (2004), Krippler. Roman (2006), Mürrig. Roman (2008). guentherloewit.at/