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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Loewe Verlagerschienen am16.02.20153. Auflage
Auf einer abgelegenen Shetlandinsel lernt Amy ein altes Familiengeheimnis kennen: Sie ist eine Buchspringerin und kann in jede Geschichte der Weltliteratur springen und dort mit den Figuren interagieren. Diese Gabe ist bald von unschätzbarem Wert, denn ein Dieb treibt in der literarischen Welt sein Unwesen! Er stiehlt grundlegende Ideen aus Texten und zerstört so ganze Geschichten. Die Geschichte ist ein abwechslungsreicher und kreativer Streifzug durch die Weltliteratur. Leser*innen können sich auf witzige Begegnungen mit Werther, Alice im Wunderland und Co. freuen. 

Mechthild Gläser wurde im Sommer 1986 in Essen geboren. Auch heute lebt und arbeitet sie im Ruhrgebiet, wo sie sich neben dem Schreiben ihrem Medizinstudium widmet und außerdem ab und an unfassbar schlecht Ballett tanzt - aber nur, wenn niemand hinsieht. Sie liebt es, sich fantasievolle Geschichten auszudenken, und hat früh damit begonnen, sie zu Papier zu bringen. Inspiration dafür findet sie überall, am besten jedoch bei einer Tasse Pfefferminztee. Mehr über die Autorin unter mechthild-glaeser.de.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR17,95
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAuf einer abgelegenen Shetlandinsel lernt Amy ein altes Familiengeheimnis kennen: Sie ist eine Buchspringerin und kann in jede Geschichte der Weltliteratur springen und dort mit den Figuren interagieren. Diese Gabe ist bald von unschätzbarem Wert, denn ein Dieb treibt in der literarischen Welt sein Unwesen! Er stiehlt grundlegende Ideen aus Texten und zerstört so ganze Geschichten. Die Geschichte ist ein abwechslungsreicher und kreativer Streifzug durch die Weltliteratur. Leser*innen können sich auf witzige Begegnungen mit Werther, Alice im Wunderland und Co. freuen. 

Mechthild Gläser wurde im Sommer 1986 in Essen geboren. Auch heute lebt und arbeitet sie im Ruhrgebiet, wo sie sich neben dem Schreiben ihrem Medizinstudium widmet und außerdem ab und an unfassbar schlecht Ballett tanzt - aber nur, wenn niemand hinsieht. Sie liebt es, sich fantasievolle Geschichten auszudenken, und hat früh damit begonnen, sie zu Papier zu bringen. Inspiration dafür findet sie überall, am besten jedoch bei einer Tasse Pfefferminztee. Mehr über die Autorin unter mechthild-glaeser.de.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732002535
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum16.02.2015
Auflage3. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2264 Kbytes
Artikel-Nr.3164429
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Es war einmal eine Insel

Es waren einmal Alexis und ich, die Dinge in Koffer warfen. Pullover, Hosen, Socken. Ich riss die Sachen aus meinem Schrank und schleuderte sie in den aufgeklappten Trolley hinter mir. Alexis tat im Nebenzimmer das Gleiche. Wir achteten beide kaum darauf, wonach wir griffen, ob wir unsere Lieblingsklamotten erwischten oder nicht. Das Wichtigste war nämlich, dass wir uns beeilten. So hatten wir es abgesprochen. Denn wenn wir in Ruhe und mit einer Liste packten, wie wir es sonst taten, wäre uns sicher bald aufgefallen, wie übergeschnappt wir uns verhielten.

In meiner Familie waren alle verrückt. Jedenfalls sagte Alexis das immer, wenn ich sie fragte, warum sie im Alter von siebzehn Jahren mit einem einzelnen Koffer und mir in ihrem Bauch ihre schottische Heimat verlassen hatte. Sie war damals einfach so nach Deutschland gegangen. Schwanger und noch nicht einmal volljährig. Hals über Kopf abgehauen, ausgerechnet nach Bochum. Inzwischen war ich ebenfalls beinahe siebzehn Jahre alt (na ja, vierzehn Monate fehlten noch) und anscheinend hatte ich das Verrückt-Gen geerbt. Auch ich hatte heute Morgen beim Frühstück, das war jetzt eine Stunde her, spontan beschlossen, das Land zu verlassen. Über das Internet hatten wir einen Flug bei einer Billig-Airline gebucht, der uns noch heute Nachmittag fortbringen würde. Vorher brauchten wir bloß noch zu packen. Hastig wühlte ich ein paar Unterhosen und BHs aus einer Schublade hervor.

»Nimm den warmen Anorak mit, Amy«, sagte Alexis, die ihren bis zum Rand gefüllten Koffer in mein Zimmer rollte und versuchte, mein Kopfkissen dazuzuquetschen. Darunter erkannte ich ihre Cordhosen aus Biobaumwolle und ein mit bunten Äpfeln bedrucktes Shirt von DaWanda.

»Ich glaube nicht, dass ich im Juli eine Daunenjacke brauche«, murmelte ich. Auch mein Koffer war inzwischen gut gefüllt, allerdings hauptsächlich mit Büchern. Bei den Klamotten hatte ich mich auf das absolut Nötigste beschränkt. Frei nach dem Motto: Lieber eine Strickjacke weniger, als auf einen meiner Lieblinge verzichten.

»Du unterschätzt das Wetter dort«, sagte Alexis, betrachtete die Zusammenstellung meines Gepäcks und schüttelte die mahagonifarbenen Locken. Ihre Augen waren verquollen und rot, weil sie die ganze Nacht geweint hatte. »Nimm doch deinen E-Book-Reader mit. Reicht das nicht?«

»Aber Momo und Stolz und Vorurteil habe ich nicht als E-Books.«

»Die hast du doch beide schon gefühlte hundert Mal gelesen.«

»Was, wenn ich sie dort zum hundert und ersten Mal lesen will?«

»Glaub mir, Amy, die haben genug Bücher auf dieser verdammten Insel. Du hast ja keine Vorstellung.«

Ich strich mit den Fingerspitzen über den zerlesenen Einband von Momo. Schon oft hatte ich mir gewünscht, hinter einer verzauberten Schildkröte herlaufen zu können, die mir den Weg durch mein Leben zeigte. Ich brauchte dieses Buch. Es tröstete mich, wenn ich traurig war. Ich brauchte es gerade jetzt.

Alexis seufzte. »Aber sieh zu, dass du die Jacke noch irgendwie reinbekommst, ja? Es kann dort ziemlich rau werden.« Sie setzte sich auf den Koffer und zerrte am Reißverschluss. »Ich fürchte, das Ganze ist sowieso keine gute Idee«, ächzte sie. »Bist du dir sicher, dass es der einzige Ort ist, an dem du dich ablenken kannst?«

Ich nickte.

Das winzige Boot schaukelte auf den Wellen, wurde hin und her geworfen, als spielte die See Ball mit ihm. Blitze zuckten über den Himmel, an dem sich dunkle Gewitterwolken ballten, und tauchten das Meer in ein unwirkliches Grau, ein Grau aus plötzlich aufflackerndem Licht, vermischt mit dröhnendem Donner. Das Wasser hatte die Farbe von Schiefer angenommen und es regnete in Strömen, regnete graue Tropfen, schwer und spitz, die auf die Wellen niederprasselten und ihre Kämme schärften. Zusammen mit der Steilküste, die sich am Horizont auftürmte und an deren Klippen sich tosend die Wassermassen brachen, ergab sich ein beeindruckendes Naturschauspiel. Es war Furcht einflößend, schrecklich und zugleich wunderschön.

Wobei, so wunderschön nun auch wieder nicht. Mein Problem bei der Sache war nämlich, dass ich tatsächlich in genau diesem winzigen Boot inmitten des Unwetters saß und mich mit aller Kraft an meinem Sitz festklammern musste, um nicht über Bord zu gehen. Gischt spritzte auf und in unsere Gesichter. Alexis versuchte, unser Gepäck zu retten, während der Mann, der uns übersetzen sollte, den Motor aufheulen ließ.

Der Regen war plötzlich gekommen und hatte mich binnen Sekunden bis auf die Haut durchnässt. Ich fror und alles, woran ich denken konnte, war anzukommen. Egal wo, Hauptsache, irgendwo, wo es warm und trocken war. Bei unserem Flug von Dortmund nach Edinburgh hatte noch hell und ungetrübt die Sonne geschienen. Zwar waren durchaus ein paar Wolken zu entdecken gewesen, als uns die Propellermaschine anschließend bis zum Flughafen Sumburgh auf Mainland, der größten Shetlandinsel vor der schottischen Küste, gebracht hatte, aber mit diesem Weltuntergangsszenario hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

Ich blinzelte gegen das Brennen des Salzwassers in meinen Augen an, während eine neuerliche Welle unser Boot herumwarf und beinahe Alexis' selbst gefilzte Umhängetasche eroberte. Es fiel mir zunehmend schwerer, mich festzuhalten. Längst hatte der eiskalte Wind meine Finger taub werden lassen, sodass sie mir kaum noch gehorchten. Wenn man in einem Buch von so einem Sturm las, war er doch bedeutend angenehmer. Selbst wenn ich mich fürchtete und gruselte oder die schlimmste Katastrophe erlebte, beim Lesen blieb irgendwo stets dieses Warme-Wolldecke-auf-der-Couch-Gefühl. Davon fehlte nun jede Spur und mir wurde klar, dass ich echte Stürme im Gegensatz zu literarischen nicht leiden konnte.

Die nächste Welle war noch ungnädiger als die vorherige und überspülte mich komplett. Es war keine gute Idee, genau in diesem Moment panisch nach Luft zu schnappen, denn dabei verschluckte ich mich an einer riesigen Ladung Wasser. Hustend und röchelnd versuchte ich, das Meer in meiner Lunge wieder loszuwerden, während Alexis mir auf den durchnässten Rücken klopfte. Dabei ging ihre Tasche nun doch über Bord. Verdammt! Doch Alexis schien den Gedanken, all unsere Sachen jemals heil an Land zu bringen, sowieso abgehakt zu haben und blickte ihrem Hab und Gut nicht einmal nach.

»Gleich haben wir es geschafft, Amy. Gleich!«, rief sie, der Wind trug ihre Worte davon, kaum dass sie ihre Lippen verließen. »Denk daran, wir sind freiwillig hier. Wir werden bestimmt wunderschöne Ferien auf Stormsay verbringen.« Das sollte wohl fröhlich klingen, aber ihre Stimme krächzte vor unterdrückter Panik.

»Wir sind hier, weil wir auf der Flucht sind«, antwortete ich, allerdings zu leise, als dass Alexis es hätte hören können. Ich wollte weder sie noch mich an die eigentlichen Gründe unserer Reise erinnern. Wir waren schließlich von zu Hause geflohen, um zu vergessen. Um zu vergessen, dass Dominik Alexis verlassen hatte und zu seiner Frau und seinen Kindern zurückgekehrt war. Einfach so, aus heiterem Himmel. Und um zu vergessen, dass diese umnachteten Vollidioten aus meiner Stufe ... Nein, ich hatte mir vorgenommen, nicht einmal mehr daran zu denken.

Der Motor an der Außenwand des Bootes heulte mit dem Sturm um die Wette, der Regen wurde heftiger, trommelte auf meinen Kopf und meine Schultern nieder und peitschte mir ins Gesicht. Na ja, noch nasser konnte ich nicht werden. Dennoch war ich froh, als die Insel tatsächlich näher zu kommen schien. Stormsay, die Heimat meiner Vorfahren. Durch einen Vorhang aus nassem Haar spähte ich zum rettenden Ufer hinüber und hoffte, dass der Bootsführer sein Handwerk verstand und wir nicht an den Klippen zerschellen würden.

Die Felswand sah massiv aus, scharfkantig und tödlich. Sie erhob sich zwanzig oder dreißig Meter über den schiefergrauen Wellen und ganz oben an der Kante, dort wo der Wind besonders gefährlich raste, dort ...

... stand jemand.

 Zuerst dachte ich, es sei ein Baum. Doch dann begriff ich, dass es ein Mensch war, der sich gegen den Sturm lehnte und aufs Meer hinaussah. Eine Gestalt mit kurzem Haar und flatterndem Mantel beobachtete uns von dort oben. Sie hatte eine Hand über die Augen gelegt, die andere ruhte auf dem Kopf eines riesigen schwarzen Hundes.

Zitternd starrte ich zurück, während das Boot beidrehte. Wir ließen die Klippen hinter uns und kämpften uns in einem Bogen an das östliche Ufer der Insel heran. Die Gestalt wurde kleiner und verschwand schließlich aus meinem Blickfeld.

Dafür erreichten wir nun einen Anlegesteg. Zwar war der halb überspült und schwankte gefährlich, doch unser Kapitän schaffte es mit wenigen Handgriffen, das Boot daran festzumachen. Wir taumelten an Land. Endlich.

Die Uferböschung war glitschig und der Regen weiterhin dicht, aber wir hatten unser Ziel erreicht. Stormsay. Das Wort schmeckte nach Geheimnissen. Es klang verheißungsvoll und zugleich ein wenig unheimlich. Ich war noch nie hier gewesen. Alexis hatte die Insel lange nicht einmal erwähnt, bis mir irgendwann in der Grundschule aufgefallen war, dass nicht alle Kinder von ihren Eltern Deutsch und Englisch lernten, dass mein Name irgendwie anders war. Amy Lennox. Und selbst da hatte Alexis nur sehr stockend zugegeben, dass wir aus Schottland stammten. Eigentlich hatte sie sich damals, mit siebzehn nämlich, geschworen, nie wieder zurückzukehren. Doch nun ...

Wir stapften eine schlammige Straße entlang, in der die Räder unserer Trolleys einsanken. Rechts und links standen vereinzelte kleine Häuser, nur eine Handvoll Hütten mit schiefen Dächern, Lehmwänden und Fenstern...
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Autor

Mechthild Gläser wurde im Sommer 1986 in Essen geboren. Auch heute lebt und arbeitet sie im Ruhrgebiet, wo sie sich neben dem Schreiben ihrem Medizinstudium widmet und außerdem ab und an unfassbar schlecht Ballett tanzt - aber nur, wenn niemand hinsieht. Sie liebt es, sich fantasievolle Geschichten auszudenken, und hat früh damit begonnen, sie zu Papier zu bringen. Inspiration dafür findet sie überall, am besten jedoch bei einer Tasse Pfefferminztee.
Mehr über die Autorin unter mechthild-glaeser.de.