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Tigermond

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Loewe Verlagerschienen am18.12.20171. Auflage
'Vor dir liegt ein langer Weg - du wirst durch das Feuer gehen, durch das Wasser und durch den Wind. Am Ende jedoch steht der Tod.' Noch immer hallen Farhad die Worte des heiligen Mannes im Ohr. Bis zum nächsten Vollmond hat er Zeit, den geheimnisvollen Blutstein zu finden und diesen dem Diener des Dämonenkönigs zu übergeben. Nur so kann Farhad die Prinzessin befreien, die der grausame Herrscher in seinem Palast gefangen hält. Begleitet von Nitish, einem weißen Tiger mit geheimnisvollen blauen Augen, begibt sich Farhad auf die ungewisse Reise durch Indien, ohne zu ahnen, welch gefährliches Abenteuer ihm bevorsteht. Und dabei ist ihm der Tod stets dicht auf den Fersen ... Lektorix des Monats (Juni 2006) Auswahlliste der besten Medien für Jugendliche der Frankfurter JungenMedienJury (2006)

Antonia Michaelis wurde 1979 in Kiel geboren. Fünf Jahre später begann sie, ihre Umwelt mit Büchern zu überschwemmen. Seitdem hat sie immer weitergeschrieben: während ihrer Schulzeit in Augsburg oder auf ihren zahlreichen Auslandsreisen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie im Nordosten Deutschlands.
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Produkt

Klappentext'Vor dir liegt ein langer Weg - du wirst durch das Feuer gehen, durch das Wasser und durch den Wind. Am Ende jedoch steht der Tod.' Noch immer hallen Farhad die Worte des heiligen Mannes im Ohr. Bis zum nächsten Vollmond hat er Zeit, den geheimnisvollen Blutstein zu finden und diesen dem Diener des Dämonenkönigs zu übergeben. Nur so kann Farhad die Prinzessin befreien, die der grausame Herrscher in seinem Palast gefangen hält. Begleitet von Nitish, einem weißen Tiger mit geheimnisvollen blauen Augen, begibt sich Farhad auf die ungewisse Reise durch Indien, ohne zu ahnen, welch gefährliches Abenteuer ihm bevorsteht. Und dabei ist ihm der Tod stets dicht auf den Fersen ... Lektorix des Monats (Juni 2006) Auswahlliste der besten Medien für Jugendliche der Frankfurter JungenMedienJury (2006)

Antonia Michaelis wurde 1979 in Kiel geboren. Fünf Jahre später begann sie, ihre Umwelt mit Büchern zu überschwemmen. Seitdem hat sie immer weitergeschrieben: während ihrer Schulzeit in Augsburg oder auf ihren zahlreichen Auslandsreisen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie im Nordosten Deutschlands.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732010943
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum18.12.2017
Auflage1. Auflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2140 Kbytes
Artikel-Nr.3364713
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Safia und Raka


Der indische Wind hoch in der Luft

ist träge und hat einen Bauch,

er trägt des goldnen Currys Duft

und schweren heiligen Rauch.

Der indische Wind hoch über dem Land

ist lange schon trächtig und prall,

er trägt das Schwarz von Kohlenbrand

und gelber Sonne Ball.

Der indische Wind in indischen Gassen

treibt alte Geschichten vor sich her

von Leben und Tod, von Lieben und Hassen,

und läufst du dem indischen Wind hinterher,

um ihm zu lauschen, dann sag ich dir ehrlich:

Die Märchen des indischen Winds sind gefährlich.


Natürlich ist es eine vollkommen abwegige Geschichte.

Alle Geschichten in Indien sind abwegig, wobei nur wenige vollkommen sind.

Wie das Leben, beginnt und endet diese Geschichte mit einer Reise.

Einer Reise durch die Wüste.

Auf die Reise, mit der sie beginnt, machte sich der Händler Ahmed Mudhi zusammen mit seinen Männern an einem heißen Junitag Anfang des 19. Jahrhunderts. Ahmed Mudhi war ein wohlhabender Mann, der sich gerne mit dem Titel Raja anreden ließ und über viele schöne Pferde und eine nicht ganz so große Zahl schöner Frauen verfügte. Zwar glänzten die Haare der Frauen schwarz wie die Nacht, ihre Augen strahlten wie Sterne, und die heimliche Musik ihrer silbernen Fußkettchen erfreute Ahmed Mudhis Ohren. Doch noch mehr erfreute ihn das Schnauben seiner Rappen in den Ställen. Bis er auf jener Reise durch die Wüste die schönste Frau fand, die er je gesehen hatte. Er fand sie in einem kleinen Dorf mitten im Nichts durch einen Zufall, unter einer Dattelpalme, wo sie im Schatten saß und träumte. Als sie seinen Blick bemerkte, schlug sie die ungewöhnlich hellen Augen nieder, was Ahmed Mudhi für ein Zeichen von Bescheidenheit hielt - und in diesem Moment hätte er alle seine Pferde gegen sie eingetauscht.

Der Preis fiel in den folgenden Verhandlungen jedoch weitaus geringer aus, denn der Vater des Mädchens war arm und froh, dass nicht er selbst es sein würde, der - wie es eigentlich der Sitte entsprach - die Mitgift für seine Tochter zu zahlen hatte.

Das Mädchen hieß Safia, was Tugend bedeutet, und das schien dem Raja auch der richtige Name für sie. Sie erwiderte seinen Blick kein einziges Mal, doch Ahmed Mudhis Blut geriet in Wallung, und er wusste, dass er sich verliebt hatte.

Nicht so verliebt, wie es die romantischen Lieder der Frauen in der Wüste besangen, er hatte sich so verliebt, wie man sich in einen schönen Ring verliebt, wie in ein Paar fein gearbeitete Schuhe, eine silberne Kette, eine bestickte Kameltasche. In etwas, das man besitzen muss - koste es, was es wolle.

Ahmed Mudhi heiratete das Mädchen noch am gleichen Abend.

Obwohl er gläubiger Muslim war, unterwarf er sich den Sitten der Familie seiner Schönen und nahm an einer weitgehend hinduistischen Zeremonie teil. Keine der Frauen in seinem Harem war eine Hindu - bisher. Doch schon in alten Zeiten, als die Moslems in Wellen über das Land der Wüste geschwappt waren, um es nach und nach zu erobern, hatten muslimische Fürsten hinduistische Prinzessinnen geheiratet.

Es gab also keinen Hinderungsgrund.

Die Familie des Mädchens gehörte einer hohen Kaste an.

Das änderte nichts daran, dass sie bettelarm war. Es machte die Sache vermutlich nur noch schlimmer, denn es war beinahe unmöglich, einen Bräutigam für irgendeine der Töchter zu finden, der ihr in der Kaste ebenbürtig und gleichzeitig bereit war, auf die Mitgift zu verzichten.

Ahmed Mudhis Antrag kam für Safias Familie als ein Wink der Götter, und wenn schon nicht ein Wink der Götter, so doch ein Wink größerer finanzieller Zusammenhänge.

Safia spürte das kühle Silber des Hochzeitsschmucks auf ihrer Stirn, sah den Raja an und wusste, warum die Dinge geschahen. Sie hatte schon viele Geschichten gehört - zu viele. Der Raja würde sie mitnehmen, fort von ihren Träumen, der Dattelpalme und von ihrer Heimat, denn von diesem Tag an gehörte sie ihm. Der geliehene Schmuck lastete schwer auf ihrem Kopf und ihren Schultern - so schwer, als wollte er sie in die Tiefen des Sandes hinabdrücken, hinunter bis zum Mittelpunkt der Erde, um sie dort im Dunkeln zu ersticken.

Sie sagte nichts.

Ahmed Mudhi bekam nicht sofort, was er wollte.

Noch in derselben Nacht riefen dringende Geschäfte ihn in die Stadt, und er ließ den Großteil seiner Männer zurück, um ihm sein frisch erworbenes Schmuckstück auf langsameren und sichereren Wegen durch die Weiten der Wüste nachzutragen.

Er selbst gab seinem Pferd die Sporen und freute sich darauf, bald unter weniger staubigen Umständen endgültig mit seiner jungen Braut vereint zu werden.

Safias Mutter und ihre acht kleineren Geschwister standen schüchtern aufgereiht vor den Resten des Festes - den fortgeworfenen Palmwedeln und den welkenden Blütengirlanden -und sahen zu ihr auf, als sie auf das Pferd des Rajas stieg, auf dem sie durch die Wüste reiten sollte.

Ihr Vater legte die Hände vor der Brust zusammen und murmelte einen Abschiedssegen. Er vergoss keine Tränen. Die dünne Haut um seine Augen herum war so faltig und ausgetrocknet wie der Wüstensand, der sein Leben bestimmte.

Er hatte nur zweimal in seinem Leben geweint: Einmal bei seiner Geburt und einmal, als sein bestes Kamel gestorben war.

Es war lange her, seit er Kamele besessen hatte. Der unvorhersehbare Weg des Lebens hatte seinen gesamten Besitz aufgeleckt.

Als er seine älteste Tochter davonreiten sah, fiel einer der vielen Steine von seinem Herzen. Er liebte seine Tochter nicht, aber er war ein verantwortungsvoller Mann. Im kühlen Schatten im Garten des Rajas würde ihr widerspenstiges Herz sich endlich formen lassen. Und die Götter würden ihm verzeihen, dass er sie einem Moslem gegeben hatte.

Er ahnte nichts von dem Todesurteil, das er über seine Tochter ausgesprochen hatte.

Denn kein Inder wird gerne betrogen. Und dass Raja Ahmed Mudhi im Besonderen nicht gerne betrogen wurde, hatte sich bis weit über die Grenzen seiner Stadt herumgesprochen.

Raja Ahmed Mudhi hatte eine Jungfrau erhandelt. Und nur Safia selbst wusste, dass er betrogen worden war.

Dreimal versuchte sie auf der Reise zu entwischen.

Doch die Männer, die sie geleiteten, achteten gut darauf, das Kleinod ihres Rajas nicht zu verlieren. Sie hatten geglaubt, seinen Erwerb gegen die Banditen der Wüste verteidigen zu müssen, nicht gegen den eisernen Willen des Erwerbs selbst.

Anfangs machten sie sich lustig über Safia. Dann begannen sie zu murren, denn Safia war schlau, und einmal wäre es ihr beinahe gelungen zu fliehen.

Schließlich setzten sie sie zu dem Stärksten von ihnen aufs Pferd.

Jetzt hat es ein Ende mit diesen sinnlosen Fluchtversuchen , sagten die Männer, und das hatte es. Safia spürte den Schweiß des bulligen, kleinen Mannes an ihrem Rücken und roch seine Gier, und sie hasste ihn. Sieben Tage lang hasste sie ihn, obwohl sie wusste, dass das ungerecht war.

Er war nichts als ein Diener: Sein Geist diente dem Raja, und sein Körper diente der Natur.

Er rührte sie nicht an und lieferte sie am dreizehnten Tag ihrer Reise am Haveli, dem Prachthaus des Rajas, ab. Hinter ihm summte das geschäftige Leben der Stadt Jaisalmer, als er sich in der Tür noch einmal verbeugte und sie dann schloss.

Safia stand allein im Innenhof, in dessen Mitte ein Brunnen kühle Fantasien in ein Marmorbecken plätscherte.

Im Schatten der Bougainvilleen - jener Pflanzen, die in aufdringlichem Zyklam über die Mauer schäumten - sang ein gelber Kanarienvogel in einem Käfig aus dünnen Holzstäben.

Eine Dattelpalme erhob ihren schlanken Stamm in der Mitte des Gartens, der nur einer von vielen war. Safia atmete die Stille ein und ließ ihre Augen wandern. Ihr Herz wollte sich niederlegen und ausruhen, wollte sich dort in den grünen Schatten der Mangobäume betten und dem Glitzern des Sonnenlichtes im Brunnen lauschen. Aber sie riss ihr Herz an der Kette: Sie musste wachsam bleiben.

Noch heute, sagte sie sich. Noch diese eine Chance.

Danach würde sie sich ihrem Schicksal fügen, wie die silbernen Fäden sich in die verschlungenen Muster fügten, mit denen die Frauen der Wüste Seidenstoffe bestickten.

Sie wünschte sich mit all ihrer Kraft, dass es gelänge. Die Mauer war nicht sehr hoch. Oh, wie sie wünschte, kein fügsamer seidener Faden zu werden!

In der ersten Nacht, in der der Raja sie zu sich rief, wäre alles vorüber. Und der Faden, ihr silberner Lebensfaden, würde reißen. Sie wusste es.

In der Wüste laufen die Gerüchte schneller über den heißen Sand als der Wind.

Die Vögel in den Oasen sangen seit langem von Ahmed Mudhis ungezügeltem Temperament, und die Spiegel auf den Kameltaschen zeigten nachts die Gesichter zweier Frauen, die er in einem Wutanfall vor einigen Jahren erwürgt hatte.

Safia hatte die Skorpione in der Wüste mit ihren emporgereckten Hinterleibern ein Lied vom Jähzorn des Rajas sirren hören - und selbst die Tauben in ihren Verschlägen in diesem kühlen Hof gurrten Verse über seine Eifersucht.

Safia zitterte, wenn sie daran dachte.

Als sie die kühle Hand auf ihrer Schulter spürte, zuckte sie zusammen.

Komm , sagte die Stimme, die zu der Hand gehörte. Eine angenehme, sanfte Stimme. Zuerst dachte sie, es wäre die Stimme einer Frau. Dann wandte sie sich um und blickte in das Gesicht eines jungen Mannes. Ein weiches, beinahe kindliches...
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Antonia Michaelis wurde 1979 in Kiel geboren. Fünf Jahre später begann sie, ihre Umwelt mit Büchern zu überschwemmen. Seitdem hat sie immer weitergeschrieben: während ihrer Schulzeit in Augsburg oder auf ihren zahlreichen Auslandsreisen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie im Nordosten Deutschlands.