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Der ewige Schlaf

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
478 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am13.01.20171. Aufl. 2017
Entry Island - eine winzige Atlantik-Insel, 1000 Kilometer vom kanadischen Festland entfernt, mit gerade einmal 100 Bewohnern. Als Detective Mackenzie aus Montréal hierher geschickt wird, um einen Mord zu untersuchen, ahnt er nicht, dass dieser Fall sein Leben für immer verändern wird. Kaum hat Mackenzie die Insel betreten, präsentiert die örtliche Polizei ihm bereits eine Hauptverdächtige: die Ehefrau des Opfers. Doch was zunächst wie eine klare Angelegenheit erscheint, wird zusehends mysteriöser, da Mackenzie glaubt, die Beschuldigte zu kennen, obwohl er ihr nie zuvor begegnet ist. Schon bald kann es der Detective nicht mehr leugnen: Der Schlüssel zur Lösung des Falls liegt in seiner eigenen Vergangenheit.




Peter May, Jahrgang 1951, gewann mit einundzwanzig den «Scottish Young Journalist of the Year Award» und veröffentlichte mit sechsundzwanzig seinen ersten Roman. Jahrelang arbeitete er als erfolgreicher Drehbuchautor für das britische Fernsehen, bevor er sich 1996 ganz auf das Schreiben von Romanen konzentrierte. Seitdem haben seine Kriminalromane zahlreiche Preise abgeräumt und die nationalen und internationalen Bestsellerlisten erobert. Peter May lebt mit seiner Frau in Frankreich und in Schottland.
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Produkt

KlappentextEntry Island - eine winzige Atlantik-Insel, 1000 Kilometer vom kanadischen Festland entfernt, mit gerade einmal 100 Bewohnern. Als Detective Mackenzie aus Montréal hierher geschickt wird, um einen Mord zu untersuchen, ahnt er nicht, dass dieser Fall sein Leben für immer verändern wird. Kaum hat Mackenzie die Insel betreten, präsentiert die örtliche Polizei ihm bereits eine Hauptverdächtige: die Ehefrau des Opfers. Doch was zunächst wie eine klare Angelegenheit erscheint, wird zusehends mysteriöser, da Mackenzie glaubt, die Beschuldigte zu kennen, obwohl er ihr nie zuvor begegnet ist. Schon bald kann es der Detective nicht mehr leugnen: Der Schlüssel zur Lösung des Falls liegt in seiner eigenen Vergangenheit.




Peter May, Jahrgang 1951, gewann mit einundzwanzig den «Scottish Young Journalist of the Year Award» und veröffentlichte mit sechsundzwanzig seinen ersten Roman. Jahrelang arbeitete er als erfolgreicher Drehbuchautor für das britische Fernsehen, bevor er sich 1996 ganz auf das Schreiben von Romanen konzentrierte. Seitdem haben seine Kriminalromane zahlreiche Preise abgeräumt und die nationalen und internationalen Bestsellerlisten erobert. Peter May lebt mit seiner Frau in Frankreich und in Schottland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732529704
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.01.2017
Auflage1. Aufl. 2017
Seiten478 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2271860
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2
I

Schwer zu glauben, dass er nur wenige Stunden zuvor über tausend Meilen entfernt in seinem Bett in Montreal gelegen hatte, die Arme und Beine in den Decken verschlungen; wo sie ihn bedeckten, hatte er geschwitzt, wo nicht, hatte er gefroren. Seine Lider waren wie Schmirgelpapier gewesen und seine Kehle so trocken, dass er kaum schlucken konnte.

Er hatte keine Ahnung, wie oft er im Laufe dieser langen Nacht auf die Digitalanzeige des Weckers gesehen hatte. Es war blöd, das wusste er. Wenn man nicht schlafen konnte, kroch die Zeit im Tempo einer riesigen Schildkröte dahin. Und ihrem quälend langsamen Verstreichen zuzusehen, machte den Missmut nur größer und verringerte die Chance, überhaupt noch einzuschlafen. Wie jede Nacht bemerkte er hinter den Augen einen schwachen Kopfschmerz, der gegen Morgen zunahm, bis sich eine Schmerztablette zischelnd im Wasserglas auflöste, wenn es Zeit zum Aufstehen war.

Als er sich auf die rechte Seite rollte, spürte er die Leere neben sich wie eine stumme Rüge. Eine permanente Erinnerung an sein Versagen. Kalte Einsamkeit, wo einmal Wärme gewesen war. Er könnte sich auf dem Bett ausbreiten, es mit seinem eigenen Körper wärmen, doch er fühlte sich auf der einen Seite gefangen, auf der er so oft nach einem Streit still vor sich hin geschmort hatte. Nach Streitigkeiten, die nie von ihm ausgegangen waren, so hatte er immer geglaubt. Doch in den schlaflosen Nächten der letzten Wochen begann er, das anzuzweifeln. Schroffe Worte gingen ihm endlos durch den Kopf und füllten die zäh und dunkel verstreichende Stunden.

Schließlich, genau in dem Moment, in dem er in die Finsternis abzudriften begann, schreckte ihn das Schrillen seines Mobiltelefons auf dem Nachttisch auf. War er wirklich eingenickt? Er setzte sich kerzengerade auf und blickte zum Wecker. Sein Herz wummerte. Aber es war erst kurz nach drei. Er tastete nach dem Lichtschalter und blinzelte im plötzlich grellen Licht, während er nach dem Telefon griff.

Von seinem Apartment am Fluss in St. Lambert aus benötigte er in Stoßzeiten manchmal bis zu anderthalb Stunden, um über die Pont Jacques Cartier auf die Insel von Montreal City zu gelangen. Aber um diese Uhrzeit gab es kaum Verkehr auf den gigantischen Brückenbögen, die über den träge fließenden St. Lawrence River zur Île Sainte Hélène führten.

Als sich die Lichter leerer Hochhäuser um ihn herum erhoben, nahm er die Ausfahrt und fuhr die Avenue de Lorimier hinunter, bevor er nach Nordosten auf die Rue Ontario bog, wo die dunkle Silhouette des Mount Royal die Skyline im Rückspiegel dominierte. Die Fahrt zur 1701 Rue Parthenais dauerte nicht mal zwanzig Minuten.

Die Sûreté de Police befand sich in einem dreizehnstöckigen Hochhaus auf der Ostseite der Straße mit Aussicht auf die Brücke, den Fernsehsender und den Berg. Sime nahm den Fahrstuhl hinauf zur Division des enquêtes sur les crimes contre la personne im vierten Stock. Es amüsierte ihn immer wieder, dass im Französischen neun Wörter nötig waren, wo im Englischen ein einziges ausreichen würde. »Homicide«, Mordkommission, würden die Amerikaner schlicht sagen.

Capitaine Michel McIvir kehrte mit einem Kaffee zu seinem Büro zurück, und Sime begleitete ihn den Korridor hinunter, vorbei an gerahmten Schwarzweißfotos von Tatortermittlungen aus den Fünfzigern und Sechzigern. McIvir war knapp vierzig, nur eine Handvoll Jahre älter als Sime, und bemüht um eine Art von Autorität, von der Sime wusste, dass er sie nie besitzen würde. Der Capitaine beäugte seinen Sergeant Enquêteur streng.

»Du siehst beschissen aus.«

Sime verzog das Gesicht. »Da fühle ich mich doch gleich viel besser.«

»Kannst du immer noch nicht schlafen?«

Sime zuckte mit den Schultern, denn er wollte ungern zugeben, wie groß seine Probleme waren. »Geht so.« Rasch wechselte er das Thema. »Warum bin ich hier?«

»Es gab einen Mord auf den Magdalen Islands, draußen im Golf von St. Lawrence.« Er nannte sie bei ihrem französischen Namen, Les Îles de la Madeleine. »Der erste seit Menschengedenken. Ich schicke erstmal ein Achterteam hin.«

»Aber warum ich? Ich stehe nicht mal auf dem Dienstplan.«

»Der Mord fand auf der Île d´entrée statt, Sime, bei den Bewohnern besser als Entry Island bekannt. Die Madelinots sprechen größtenteils Französisch, aber auf Entry reden sie nur Englisch.«

Sime nickte. Jetzt verstand er.

»Ich habe ein kleines Flugzeug auf dem St. Hubert-Flugplatz bereitstehen. Ihr fliegt ungefähr drei Stunden bis zu den Inseln, und ich will, dass du die Befragungen machst. Thomas Blanc zeichnet alles auf. Lieutenant Crozes ist dein Teamleiter, Sergeant Superviseur Lapointe übernimmt Administration und Logistik.« Er zögerte, was untypisch für ihn war und Sime natürlich auffiel.

»Und die Spurensicherung?«, fragte er, obwohl er die Antwort schon kannte.

McIvir verkniff trotzig den Mund. »Marie-Ange.«
II

Die King Air B100 mit ihren dreizehn Sitzen war seit über zweieinhalb Stunden in der Luft. In der ganzen Zeit hatte das achtköpfige Team, das zur Ermittlung im Entry-Island-Mord abgestellt war, kaum fünf Worte gewechselt.

Sime saß allein vorn und war sich allzu bewusst, wie vieles ihn von seinen Kollegen trennte. Normalerweise gehörte er nicht zu ihrem Team. Er war nur aus linguistischen Gründen dabei. Die anderen waren alle französischstämmig. Sie sprachen alle mehr oder weniger Englisch, aber keiner von ihnen fließend. Sime hatte schottische Wurzeln. Seine Vorfahren hatten bei ihrer Ankunft hier Gälisch gesprochen. Innerhalb von ein paar Generation war die Sprache ihrer Heimat jedoch so gut wie ausgestorben und durch Englisch ersetzt worden. Nachdem die Verwaltung von Quebec in den 1970ern Französisch zur Amtssprache erhoben hatte, waren eine halbe Million englischsprechender Bewohner in einem Massenexodus aus der Provinz abgewandert.

Simes Vater hingegen hatte sich geweigert zu gehen. Seine Ururgroßeltern, sagte er, hatten sich einen Platz in diesem Land erarbeitet, und er würde einen Teufel tun, sich von hier vertreiben zu lassen. Und so waren die Mackenzies geblieben, hatten sich der neuen frankophonen Welt angepasst, zu Hause aber an ihrer eigenen Sprache und ihren Traditionen festgehalten. Sime nahm an, dass er seinem Vater eine Menge zu verdanken hatte. Er war im Französischen genauso zu Hause wie im Englischen. Momentan jedoch, an Bord dieses Fluges zu einer Mordermittlung auf einer abgelegenen Inselgruppe, machte ihn genau dieser Umstand zu einem Außenseiter. Etwas, das er immer hatte vermeiden wollen.

Er blickte aus dem Fenster und sah das erste Morgenlicht am Osthimmel. Unter ihnen war nichts als Meer. Sie hatten die bewaldete Gaspé-Halbinsel schon vor einer Weile hinter sich gelassen.

Sergeant Superviseur Jacques Lapointe kam gebeugt aus dem winzigen Cockpit und hielt einen Stapel Papiere in den Händen. Er war derjenige, der sich um alles kümmern würde: Unterkunft, Transport, sämtliche Technik. Und Lapointe würde die Leiche des Opfers auch zur Autopsie nach Montreal zurückbegleiten, in die Gerichtsmedizin im Untergeschoss der 1701 Rue Parthenais. Er war schon älter, etwa Mitte fünfzig, hatte von Arthrose gezeichnete Hände und einen schwarzen, silberdurchwirkten Schnauzbart.

»Okay.« Er erhob die Stimme, damit er bei dem Motorenlärm zu verstehen war. »Ich habe für uns Zimmer in der Auberge Madeli auf der Île du Cap aux Meules reserviert. Das ist die Hauptinsel, und von da geht eine Fähre nach Entry. Die Überfahrt dauert ungefähr eine Stunde.« Er sah in seine Notizen. »Der Flughafen ist auf Havre aux Maisons, die anscheinend über eine Brücke mit Cap aux Meules verbunden ist. Jedenfalls wird uns die örtliche Polizei in einem Minibus abholen. Es sieht so aus, als könnten wir gerade noch rechtzeitig ankommen, um die erste Fähre heute zu erwischen.«

»Soll das heißen, die würde auch ohne uns ablegen?« Lieutenant Daniel Crozes zog eine Braue hoch. Der Teamleiter war fast gleich alt mit Sime, aber ein bisschen größer und auf dunkle Weise gutaussehend. Irgendwie schaffte er es, durchgehend braungebrannt zu sein, was angesichts der langen, kalten Winter in Quebec verblüffte. Sime war nie ganz sicher, ob seine Bräune einer Tube oder längeren Aufenthalten auf der Sonnenbank entsprang.

»Keine Sorge«, Lapointe grinste. »Es ist die einzige Verbindung da rüber, und ich habe denen gesagt, dass ich das Teil versenke, wenn sie nicht auf uns warten.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Aber wie es aussieht, werden wir den Fahrplan nicht durcheinanderbringen. Und es schadet nicht, sich mit den Einheimischen gut zu stellen.«

»Was wissen wir über Entry Island, Jacques?«, fragte Crozes.

Der große Mann zupfte an seinem Schnauzbart. »Nicht viel, Lieutenant. Die Leute leben hauptsächlich von der Fischerei, die Bevölkerungszahlen sind rückläufig, und die Leute sprechen alle Englisch. Es sind insgesamt nicht mal hundert Bewohner, glaube ich.«

»Und jetzt einer weniger«, sagte Crozes, und leises Lachen ertönte.

Sime sah über den Gang und stellte fest, dass Marie-Ange lächelte. Mit ihrem kurzen braunen, blondgesträhnten Haar und der schmalen, athletischen Figur hatte sie etwas Knabenhaftes. Doch es war nichts Maskulines an ihren leuchtend grünen Augen und den vollen roten Lippen, die sich bei diesem entwaffnenden Lächeln über weiße Zähne strafften. Sie ertappte ihn dabei, wie er zu ihr blickte, und ihr Lächeln erstarb sofort.

Sime drehte sich wieder zum Fenster und merkte ein Knacken in den Ohren, als das kleine Flugzeug nach rechts schwenkte und in den...

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Autor

Peter May, Jahrgang 1951, gewann mit einundzwanzig den «Scottish Young Journalist of the Year Award» und veröffentlichte mit sechsundzwanzig seinen ersten Roman. Jahrelang arbeitete er als erfolgreicher Drehbuchautor für das britische Fernsehen, bevor er sich 1996 ganz auf das Schreiben von Romanen konzentrierte. Seitdem haben seine Kriminalromane zahlreiche Preise abgeräumt und die nationalen und internationalen Bestsellerlisten erobert. Peter May lebt mit seiner Frau in Frankreich und in Schottland.
Der ewige Schlaf