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Without You - Ohne jede Spur

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
417 Seiten
Deutsch
beTHRILLEDerschienen am01.07.20181. Aufl. 2018
Sie dachten alle, du wärst tot ...




Die 17-jährige Eva lebt mit ihrer Schwester Faith und ihren Eltern im beschaulichen Suffolk an der britischen Küste. Als sie eines Tages einen Segelausflug mit ihrem Vater unternimmt, geschieht etwas Schreckliches: Das Boot kentert. Evas Vater verliert das Bewusstsein. Er wacht erst wieder auf, als ihn die Küstenwache aus dem Meer rettet - von Eva fehlt jede Spur. Nur ihre Schwimmweste wird treibend auf dem Wasser gefunden.

Die Familie droht an dem Verlust der ältesten Tochter zu zerbrechen. Nur Faith will nicht glauben, dass ihre Schwester wirklich tot ist. Sie sucht verzweifelt einen Weg, um Eva zu finden. Dabei vertraut Faith auf das Einzige, was wirklich zählt - das Band zwischen Schwestern.




Ein düsteres Familiendrama vor atmosphärischer Kulisse. Nach 'The Stranger - Wer bist du wirklich?' ist 'Without You - Ohne jede Spur' bereits der zweite Roman von Saskia Sarginson, der bei beTHRILLED erscheint.




eBooks von beTHRILLED - spannende Unterhaltung.



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Produkt

KlappentextSie dachten alle, du wärst tot ...




Die 17-jährige Eva lebt mit ihrer Schwester Faith und ihren Eltern im beschaulichen Suffolk an der britischen Küste. Als sie eines Tages einen Segelausflug mit ihrem Vater unternimmt, geschieht etwas Schreckliches: Das Boot kentert. Evas Vater verliert das Bewusstsein. Er wacht erst wieder auf, als ihn die Küstenwache aus dem Meer rettet - von Eva fehlt jede Spur. Nur ihre Schwimmweste wird treibend auf dem Wasser gefunden.

Die Familie droht an dem Verlust der ältesten Tochter zu zerbrechen. Nur Faith will nicht glauben, dass ihre Schwester wirklich tot ist. Sie sucht verzweifelt einen Weg, um Eva zu finden. Dabei vertraut Faith auf das Einzige, was wirklich zählt - das Band zwischen Schwestern.




Ein düsteres Familiendrama vor atmosphärischer Kulisse. Nach 'The Stranger - Wer bist du wirklich?' ist 'Without You - Ohne jede Spur' bereits der zweite Roman von Saskia Sarginson, der bei beTHRILLED erscheint.




eBooks von beTHRILLED - spannende Unterhaltung.



Details
Weitere ISBN/GTIN9783732547180
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum01.07.2018
Auflage1. Aufl. 2018
Seiten417 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3387870
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Suffolk, 1984

Ein Stück vom Kai entfernt fischen Jungen nach Krebsen. Ich halte im Sonnenschein inne, blinzelnd und unsicher. Dann ist es okay, weil da niemand ist, den ich kenne. Nur Kinder aus der Stadt, die ihren Sommerurlaub hier verbringen. Sie hocken neben Eimern, stochern darin nach den Krebsen, die sie mit Ködern aus Speck gefangen haben. Blässliche Fremde mit komischem Akzent.

Es ist Ebbe, deshalb setze ich mich ans Ende des Kais und lasse die Beine über den Rand baumeln. Das Wasser unten an dem schleimigen Holzkonstrukt steht höchstens einen halben Meter hoch, und Knäuel von braunem Blasentang wabern unter der Oberfläche. Selbst wenn ich blöd genug wäre hineinzufallen, könnte ich aufstehen und mit den Füßen Halt im schwammigen Grund finden. Es ist jetzt schon heiß. Der Himmel ist klar, und es weht ein Wind, der die Taue an den Masten in ein wildes Klimpern versetzt. Möwen segeln über mir, deren fremdartige Augen nach Stückchen fettigen Specks Ausschau halten. Ihre Flügel leuchten im hellen Sonnenlicht.

Ted, der Hafenmeister, geht mit einem aufgewickelten Tau über seiner Schulter an mir vorbei und verwuschelt mir mit seiner dicken Hand das Haar. »Na, fängst du heute keine Krebse, Faith?«, fragt er in einem ungezwungenen, freundlichen Tonfall, doch sein Blick ist wie der von allen anderen Erwachsenen - voller Mitleid für das kleine Mädchen, dessen Schwester ertrunken ist. Ich konzentriere mich darauf, einem dicken Jungen zuzusehen, wie er seine Leine einholt, vorsichtig eine Hand vor die andere setzend, und beuge mich vor, um zu sehen, ob er etwas gefangen hat. Da hängt ein pockiger Krebs an der Schnur, die Scheren an ein Stück Speck geklammert. Als der Junge gerade hingreifen und ihn packen will, fällt der Krebs mit einem Platschen ins Wasser zurück. Krebse, die schon mal gefangen wurden, wissen genau, wann sie loslassen müssen, um mit einem Fetzen ihrer Beute in den Scheren zu entkommen. Ich beobachte die Gesichtszüge des Jungen, wie sie ihm entgleiten, sich seine Wangen röten. Und dann sieht er mich böse an.

Sofort kneife ich die Augen zu, wende das Gesicht ab und sage mir, dass er mir nichts anhaben kann. Leise fange ich zu summen an. Hello Dolly, you re still glowin , you re still crowin , you re still goin strong â¦

Die Boote auf dem Fluss fliegen von Böen angetrieben vorbei. Rote, weiße und braune Segel knallen. Früher sind Dad und Eva da raus. Man konnte ihn vom Strand aus brüllen hören. Mum sagte, es sei peinlich. Dad war schon immer leicht reizbar, und im Boot war es am schlimmsten. Eva ignorierte ihn oder brüllte zurück, bis zu den Knien im Fluss stehend, während Dad sich mit den Tauen abmühte. »Halt das Boot doch still, verdammt!« Aber dann waren sie weg, und wenn sie zurückkamen, windzerzaust und rotwangig, lächelten sie, waren nett zueinander und redeten davon, wie sie um die Insel herum auf die offene See gesegelt waren.

Seit dem Unglück hat Dad nie wieder die Beherrschung verloren. Er kann sich nicht erinnern, was an dem Tag passierte, als er und Eva in das Unwetter gesegelt waren. Das Boot kenterte, und Dad verlor das Bewusstsein. Er wurde von der Küstenwache aus dem Wasser gefischt, aber meine Schwester fanden sie nie. Der Arzt sagt, dass Dad diesen Teil aus seiner Erinnerung aussperrt, und ich weiß, dass meine Mutter wütend auf ihn ist, weil er es tut, wo es doch so viele Fragen gibt. Evas Schwimmweste wurde auf den Wellen treibend gefunden. Mum fragt immer wieder, warum er zuließ, dass Eva sie nicht anzog, aber Dad schwört, dass sie die Weste anhatte. Er hat die Boote verkauft und sagt, dass er nie wieder segeln will. Mir macht das nichts. Ich segle nicht gern. Kentern ist das Schlimmste. Aber es sind auch Evas Boote gewesen.

Immer noch summend beschatte ich meine Augen mit der Hand und blicke zur Insel. Sie liegt jenseits der Flussmündung, ungefähr eine halbe Meile weit draußen. Vor langer Zeit war sie mit einer Landzunge verbunden, die auf der anderen Seite des Flusses verläuft. Aber die Gezeiten und die Wellen haben den Streifen abgetragen. Ohne die Boote, ohne meine Schwester kann ich unmöglich dorthin zurück. Die Insel ist privat, verboten. Wenn Eva und ich dort an Land gingen, mussten wir es heimlich tun. Die Insel duckt sich am Horizont, und die Pagoden ragen in die Luft wie seltsame Schornsteine. Ich kneife die Augen zusammen, weil das Licht zu grell ist, und denke an das letzte Mal, das ich mit ihr dort war.

Das Boot flog über das Wasser, und Sprühnebel stob vom Bug auf. Sterne stiegen aus dem glitzernden Fluss auf und zersprangen vor meinen Augen. Das Segel spannte sich, gebläht vom Wind. Eva, die hinter mir an der Pinne saß, duckte sich bereits, ehe der Baum zur anderen Seite schwang.

»Hey, Shrimp, klar zum Wenden!«, rief sie, und ich löste den Klüver. Das Dingi drehte sich und wurde langsamer zwischen den rollenden Wellen. Dann fing sich der Wind mit einem Knall wieder im Segel. Ich riss so fest, wie ich konnte, die Finger um das nasse Tau geschlungen, und wir rauschten über den Wogen auf die Insel zu. Mit Eva im Boot hatte ich nie Angst. Sie ist eine gute Seglerin.

Wir segelten direkt auf den Kiesstrand. Der Bootsrumpf knirschte, als sich die Steine daran rieben und die Farbe abkratzten. Eva verzog das Gesicht, denn Dad würde wütend sein. Wir versteckten das Boot auf dem Strand und beschwerten den Anker mit einem großen Stein.

»Laufen wir um die Wette zur anderen Seite!«, rief Eva. Es war kein faires Wettrennen. Sie ist sieben Jahre älter als ich, und ihre Beine sind doppelt so lang wie meine. Ich folgte ihr, schlitterte durch den Matsch, Wasser spritzte in kleinen Rinnsalen und Pfützen auf. Ich war froh, wieder an Land zu sein, erleichtert, festen Boden unter meinen Füßen zu spüren. Die Insel steigt vom Strand aus steil bergan, wird steinig und trocken. Stechginster klammerte sich, verkrüppelt und welk, an die windgepeitschte Kieskuppe. Dahinter fiel das Land wieder ab und war nichts mehr als graue Nordsee, über der kreischende Möwen segelten, als würden sie vom Rand der Welt abheben.

Eva streifte ihr T-Shirt und ihre Jeans ab und warf sich in Slip und BH in die Wellen. Ich hockte mich auf den steilen Kiesstrand und schaute zu. Ich kann nicht richtig schwimmen. Wenn es sein muss, kann ich paddeln wie ein Hund, wobei ich den Kopf nach oben recke und mit offenem Mund nach Luft schnappe. Wellen machen mir Angst. Sobald ich ins Meer wate, stoßen sie mich um und schleifen mich über scharfkantige Steine. Sie sprühen mir Salz in die Augen, schlagen mir die Luft aus dem Brustkorb. Und hinterher habe ich lauter blaue Flecken. Nass zu werden hasse ich genauso sehr wie zu frieren.

»Du musst aufhören, so ein Waschlappen zu sein!«, schrie Eva. »Hier ist nichts, wovor du dich fürchten musst. Lass dich einfach treiben und die Wellen alles machen.«

Sie verstand nicht, wie es war, sich vor der Strömung zu fürchten, vor unsichtbaren Fischen, die an meinen Beinen vorbeistrichen, oder einer Welle, die mich hinaus aufs Meer trug. Als ich noch klein war, zogen sie mir eine Schwimmweste an, banden mir ein Seil um den Bauch und ließen mich daran auf dem Wasser auf und ab schaukeln. Sie dachten, dass ich genauso Schwimmen lernen würde wie Eva. Aber das tat ich nicht. Ich schrie und weinte, bis Mum oder Dad mich wieder an Land zogen, mir das Gesicht trocken tupften und mich besorgt ansahen.

Ich fröstelte, als ich Eva zusah, wie sie vor und zurück schwamm und sich durch die großen braunen Wellen kämpfte. Ihre Arme glänzten, als sie nach oben und über ihren Kopf schwangen, um sie voranzubringen. Sie schwamm nur kurz, denn sogar für sie war es zu kalt. Beim Schwimmen waren ihre Bewegungen exakt und elegant, doch es war unmöglich, würdevoll über die Steine zu gehen. Und ich musste lachen, als sie aus dem Wasser stolperte, das Gesicht vor Schmerz verzog und beim Staksen und Hüpfen die Gliedmaßen in die Höhe warf, dass es an eine Stoffpuppe erinnerte. Um es mir heimzuzahlen, bespritzte sie mich mit Wasser aus ihrem Haar, als sie sich keuchend hinkniete, ihre Sachen in den Armen. Ich konnte ihre Energie fühlen, leuchtend wie die Wassertropfen auf ihrer Haut. Eva scheint lebendiger als andere Leute.

Sie lehnte sich zurück und stützte sich auf den Ellbogen ab. An dem langen, verlassenen Strand waren nur wir beide, als wären nur noch wir übrig auf einem Planeten aus Schiefer, Meer und Himmel.

»Was für ein Dreck«, sagte Eva und blickte zu dem Müll, der über Bord geworfen und an den Strand gespült worden war: Plastikflaschen, Joghurtbecher, Korken, Taustücke und einzelne Schuhe, die sich im Tang und Treibholz am Wellensaum verfangen hatten. »Ehrlich, manchmal frage ich mich, warum wir es hier so schön finden.«

Ich folgte ihrem Blick. Ab und zu wurden richtig eklige Sachen wie Tampons oder Windeln am Strand angespült. Jetzt konnte ich allerdings nichts Ekliges erkennen. Eva hatte eine Zigarette aus ihrer Jackentasche geholt und zündete sie sehr umständlich an, die Hände um das Streichholz gewölbt und den Kopf vom Wind abgewandt. Ihre Fingerspitzen waren rosig und runzelig vom Salzwasser. Nachdem sie einen tiefen Zug genommen hatte, seufzte sie. »Vielleicht weil die Insel uns gehört.«

Die Insel gehörte uns nicht. Sie gehörte dem Verteidigungsministerium. Tut sie noch. Wir hätten sie gar nicht betreten dürfen. Die Hälfte der Insel ist von durchhängendem Draht abgesperrt und von verfallenen Hütten, löchrigen Straßen, Stacheldrahtrollen sowie den Betonpagoden verunstaltet. Es heißt, dass es Labore waren, in denen an Atomwaffen geforscht wurde. Das Projekt wurde aufgegeben, und die Gebäude stehen jetzt leer da, das Betreten ist streng verboten. Ich mag...
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