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Am Abgrund der Unendlichkeit

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
365 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am31.10.20191. Aufl. 2019
Jenseits des galaktischen Domenaions existiert nichts als die Leere, ein Abgrund zwischen den Sternen, den die Völker des Weltenbunds seit jeher fürchten - zu recht! Denn der Kontakt zu mehreren Randkolonien bricht ab und ganze Sternsysteme werden von unheimlicher Schwärze verschlungen. Der Rat der Domänen entsendet sein bestes Schiff, die Lichtbringer, um sich dem Schrecken zu stellen. Doch das Schicksal der Galaxis wird in den Händen anderer ruhen: denen von Bendis Kahain und seiner fragwürdigen Truppe Raumretter.

Eine spannendes SF-Abenteuer von Bernd Perplies - keine Reihe, in sich geschlossen lesbar.


Bernd Perplies, geboren 1977 in Wiesbaden, studierte Filmwissenschaft und Germanistik in Mainz. Parallel zu einer Anstellung beim Deutschen Filminstitut, wandte er sich nach dem Studium dem Schreiben zu. Heute ist er ganz in die Welt der Bücher eingetaucht. Für sein Epos Imperium der Drachen wurde er 2015 mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. Bernd Perplies lebt in der Nähe von Stuttgart.
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Produkt

KlappentextJenseits des galaktischen Domenaions existiert nichts als die Leere, ein Abgrund zwischen den Sternen, den die Völker des Weltenbunds seit jeher fürchten - zu recht! Denn der Kontakt zu mehreren Randkolonien bricht ab und ganze Sternsysteme werden von unheimlicher Schwärze verschlungen. Der Rat der Domänen entsendet sein bestes Schiff, die Lichtbringer, um sich dem Schrecken zu stellen. Doch das Schicksal der Galaxis wird in den Händen anderer ruhen: denen von Bendis Kahain und seiner fragwürdigen Truppe Raumretter.

Eine spannendes SF-Abenteuer von Bernd Perplies - keine Reihe, in sich geschlossen lesbar.


Bernd Perplies, geboren 1977 in Wiesbaden, studierte Filmwissenschaft und Germanistik in Mainz. Parallel zu einer Anstellung beim Deutschen Filminstitut, wandte er sich nach dem Studium dem Schreiben zu. Heute ist er ganz in die Welt der Bücher eingetaucht. Für sein Epos Imperium der Drachen wurde er 2015 mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. Bernd Perplies lebt in der Nähe von Stuttgart.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732556526
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum31.10.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Seiten365 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4102500
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog
Tiefe Arjon, am äußersten Rand des Domenaions
Coana

Wenn man lange genug in den Abgrund schaut, wird einen der Abgrund verschlingen.

Davon war Coanas Erzeuger immer überzeugt gewesen. Naroan hatte das Leben eines zutiefst spirituellen Mannes geführt und viel über ihrer aller Platz im Universum nachgedacht. Mit seiner Spiritualität war jedoch nicht nur Erleuchtung einhergegangen, sondern auch Furcht - die Furcht vor der Leere, die jenseits der nur auf Karten existierenden Grenzen des Domenaions aufklaffte, jenes Sternenreichs, das im 27. Jahrtausend nach der Zeitrechnung der Orkanoiden am äußersten Rand der Galaxis lag. Wie so viele Gläubige hatte Naroan in dieser Leere einen Abgrund gesehen, eine unendliche Tiefe, aus der jedweder nur erdenkliche Schrecken emporsteigen konnte, um die Domänen des Lebens, welche die Atherier und die Sleen, die Menschen und die Floryll ihre Heimat nannten, zu verheeren. Diese Sorge hatte sich mit zunehmendem Alter in krankhafte Besessenheit gewandelt, und schließlich war Naroan aus Coanas Leben geflohen und hatte sein Heil in einem Kloster der Luminatoren gesucht, jenem Paladin-Orden, der vor vielen Generationen zum Schutz all der Verängstigten gegründet worden war. Seitdem saß Naroan dort wirr im Geiste in seiner Zelle und erwartete Unheil.

Coana hatte, zu ihrer eigenen Beruhigung, das besonnene Wesen und den analytischen Verstand ihrer Erzeugerin geerbt. Daher zog sie die Wissenschaft der Religion vor. Dennoch hatte auch sie im Laufe der Jahre die Faszination ergriffen, die so viele Bewohner des Domenaions überkam, wenn sie den Blick randwärts richteten, auf die sternenlose Unendlichkeit, die sich dort erstreckte. Sie ging an die Große Akademie in Usantalor auf ihrer Heimatwelt Atheria und studierte dort den Kosmos und seine Geheimnisse. Anschließend besuchte sie Einrichtungen des Wissens auf Norton, Shenavis und Belux, und für ein halbes Standard-Jahr lebte sie sogar unter den Orkanoiden, um von diesen wundersamen Geschöpfen zu lernen. Das war noch vor dem politischen Eklat gewesen, der vor zehn Standard-Jahren zwischen den riesigen Quallenwesen und diesen furchtbaren Barakkaranern aufgekommen war. Die Barakkaraner hatten unbedingt seltene Erze auf einem den Orkanoiden heiligen Wander-Asteroiden schürfen müssen. Seitdem hatten die uralten Bewohner der Zwillingsgasriesen Rauras und Navada jeden Kontakt mit den Völkern des Domenaions abgebrochen. Und keine Delegation von Reumütigen, zu denen zugegebenermaßen nie ein Barakkaraner gehört hatte, war imstande gewesen, sie davon zu überzeugen, diese Haltung wieder aufzugeben - ein unschätzbarer Verlust, wie Coana fand. Aber nach ihrer Meinung fragte ja niemand.

Nach ihrem Abschluss hatte Coana eine Weile im astrografischen Zentrum auf Raumstation 41 - die eN´iX hatten eine so prosaische Art, ihre Einrichtungen zu benennen - gearbeitet. Anschließend war sie hierhergekommen, auf die Außenrand-Forschungsstation Tiefe Arjon.

Die Station bestand im Wesentlichen aus einer gewaltigen Sensorphalanx, die sich fächerförmig in Richtung des Leerraums erstreckte. Ihre Aufgabe lag darin, zu ergründen, ob dort draußen mehr als bloß Nichts war. Selbstverständlich gab man dem Ganzen einen wissenschaftlichen Anstrich, aber Coana argwöhnte, dass die Station - ebenso wie ihre elf Geschwister entlang der Grenzen des Domenaions - nicht zuletzt dazu da war, die Bürger der Domänen besser schlafen zu lassen. Wenn es tatsächlich Schrecken gab, die aus dem Abgrund der Unendlichkeit emporsteigen konnten, dann waren es die Tiefe-Stationen, die sie als Erste bemerken würden.

Coana glaubte nicht daran, dass in der Leere etwas existierte. Es widersprach jeder wissenschaftlichen Logik. Jede Form von nennenswertem Leben benötigte Licht und Wärme, ganz gleich wie wenig, und beides gab es nur in Raumregionen, in denen Sterne leuchteten. Doch obwohl es im Abgrund - zumindest für die Augen einer Atherierin wie Coana - buchstäblich nichts zu sehen gab, faszinierte sie diese Schwärze, diese völlige Abwesenheit von Sinneseindrücken.

Gänzlich leer war der Leerraum, trotz seines Namens, allerdings auch nicht. Die hochempfindlichen Apparaturen der Sensorphalanx maßen da draußen eine Vielzahl kosmischer Strahlungen, die meisten von ihnen sehr gewöhnlich, manche bemerkenswert exotisch. Außerdem schossen nicht nur Myriaden atomarer Partikel durch das finstere, eisige Vakuum, sondern auch größere Brocken, karge, zerklüftete Asteroiden-Irrläufer, die bar jeden Lebens einsam ihre Bahn zogen. Aber all das war für das bloße Auge vollkommen unsichtbar. Für Coana, die gemeinsam mit zwei Kollegen einsame Wacht über die Sensorphalanx und den angeschlossenen Analyserechner hielt, präsentierte sich der Abgrund jenseits der Beobachtungsfenster als ein schwarzes Meer, in das nur noch vereinzelte Sternenhalbinseln hineinragten, Ausläufer der Spiralgalaxis, die langsam in diese Finsternis am Rand des Universums expandierte.

»Du tust es wieder«, vernahm Coana eine Frauenstimme hinter ihrem Rücken.

Coana blinzelte mit ihren großen, schwarzen Augen und wandte sich von der kreisrunden Transparentstahlscheibe ab, vor der sie stand. »Ich schaue aus dem Fenster?«, antwortete sie der kleinen, stämmigen Menschenfrau mit dem kurzen, violetten Haar und der rosigen Gesichtshaut, wobei sie fragend den Kopf schief legte.

»Du starrst in den Abgrund«, verbesserte sie Meng Shani, »so, als würdest du erwarten, dass dort etwas erscheint.«

Abwehrend hob Coana die schlanke Hand mit den vier langgliedrigen Fingern. »Ich erwarte gar nichts. Ich genieße lediglich die Ruhe, die von der Leere ausgeht.«

Meng Shani lachte leise, während sie zum Getränkeautomaten des Aufenthaltsraums ging und einen heißen Saro-Kava aus ihrer Heimat orderte. »Wo wir hier jeden Abend die Wände zum Beben bringen.« Die Worte klangen ironisch. »Noch mehr Ruhe, und ich würde auf der Stelle einschlafen.«

»Ihr Menschen seid immer so hektisch«, sagte Coana mit einem Seufzen.

»Man muss leben, solange man jung ist«, erwiderte Meng Shani. »Und ich werde nun mal keine zweihundert Jahre alt, so wie du, meine Große.« Sie nahm ihre Tasse, hob sie an die Lippen und nippte an ihrem Kava.

Coana schlug huldvoll die Augenlider nieder, bevor sie sich wieder der Schwärze vor dem Fenster zuwandte. Dabei spürte sie, wie ein Schmunzeln an ihren Mundwinkeln zupfte. Sie mochte die junge Menschenfrau, auch wenn diese sich manchmal gebärdete wie ein wildes Kind.

Meng Shani war die Computerspezialistin und Ingenieurin ihrer kleinen Besatzung. Gemeinsam mit Te´De´O, einem eN´iX, der als Arzt und Biologe arbeitete, lebten die beiden Frauen nun schon seit fast einem Standard-Jahr hier draußen am absoluten Rand. Es stimmte, was Meng Shani sagte: Es war ein sehr ruhiges Leben. Sie bekamen kaum Besuch, und der Großteil ihrer Arbeit bestand aus Datenanalysen. Vermutlich hätte die Station überhaupt keine Besatzung gebraucht. Aber wenn schon nicht die wissenschaftliche, so war doch die psychologische Funktion von Tiefe Arjon zu wichtig, um den Außenposten allein den Automaten zu überlassen. Falls es zu einer Störung kam oder - das Licht mochte sie davor bewahren - einem tatsächlichen Kontakt, wollte der Rat der Domänen biologische - oder im Falle der eN´iX semibiologische - Intelligenz vor Ort wissen, die sich mit dem Problem befassen konnte und es einzuschätzen vermochte.

Coana blickte erneut in die Schwärze. Aus der gepanzerten Fensterscheibe blickte ihr Spiegelbild zu ihr zurück. Sie sah eine schlanke, hochgewachsene Frau mit langen Gliedern und einer weißgrauen, an Meeressäugetiere erinnernden Haut, deren Körper in einem hellen, graubraunen Stationsanzug steckte; nicht hässlich, aber gewiss auch nicht der letzte modische Trend auf Atheria. Ihr dünner Hals wurde von einem hohen Kragen kaschiert; den vollständig haarlosen Kopf mit dem kleinen Mund, den direkt darüberliegenden Atemschlitzen und den großen Augen zierte dezentes Make-up.

Im Grunde hätte es Coana egal sein können, wie sie aussah. Hier draußen gab es keine gesellschaftlichen Empfänge. Aber sie war diszipliniert genug, um auch am hintersten Ende der Galaxis auf ihr Äußeres zu achten. Vielleicht spielte zudem ein wenig Eitelkeit hinein. Es genügte, dass sie mit sechzig Standard-Jahren die Älteste an Bord war. Sie wollte nicht auch noch so aussehen.

Meng Shani trat neben sie. »Du wirkst so nachdenklich«, sagte sie leise, die Tasse mit Kava in beiden Händen. »Stimmt irgendetwas nicht?«

Diese Frage konnte Coana nicht so leicht beantworten. Objektiv betrachtet gab es nichts in ihrem Umfeld, das ihr Anlass zur Sorge hätte geben können. Die Sensorphalanx arbeitete einwandfrei, die Betriebswerte aller Bordsysteme lagen im Normalbereich. Ihr Körper zeigte keine Symptome einer Krankheit, und auch aus der Heimat lagen keine Nachrichten vor, die auf Probleme dort hingewiesen hätten. Alles war gut - dennoch spürte Coana schon den ganzen Tag über eine unterschwellige Unruhe, die auch nicht besser geworden war, seit sie sich hierher, ans Fenster des Aufenthaltsraums, begeben hatte, um in den Leerraum zu blicken. Sonst half ihr das stets dabei, inneren Frieden zu finden. Heute war eher das Gegenteil der Fall; ihre Unruhe wurde noch stärker, während sie in die Schwärze hinausstarrte. »Ich weiß es nicht«, gab sie schließlich zu. »Ich fühle ...«

Der Alarm des Computersystems unterbrach sie. Es war ein durchdringendes Jaulen, das sie noch nie außerhalb einer Systemüberprüfung vernommen hatten. Ungläubig schauten sich Coana und Meng...

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Autor

Bernd Perplies, geboren 1977 in Wiesbaden, studierte Filmwissenschaft und Germanistik in Mainz. Parallel zu einer Anstellung beim Deutschen Filminstitut, wandte er sich nach dem Studium dem Schreiben zu. Heute ist er ganz in die Welt der Bücher eingetaucht. Für sein Epos Imperium der Drachen wurde er 2015 mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. Bernd Perplies lebt in der Nähe von Stuttgart.