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Anatomie eines Skandals

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
445 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am31.01.20191. Aufl. 2019
'Ein fesselndes Drama über Sex und Macht' The Guardian

Sophie ist glückliche Ehefrau des charismatischen Parlamentspolitikers James Whitehouse. Bis dieser ihr eine Affäre mit seiner Assistentin gesteht. Die ihn nun wegen Vergewaltigung verklagt. James leugnet und setzt auf die Loyalität des Premierministers, der ihm noch einen Gefallen schuldet. Staatsanwältin Kate sieht die Anklageschrift mit großem Interesse auf ihren Schreibtisch flattern. Aus Gründen, die in ihre Zeit in Oxford zurückreichen. Ein spektakulärer Prozess stellt Loyalitäten auf den Prüfstand. Und verändert nicht nur Sophies und James' Leben.

'Klug, mitreißend und voller unerwarteter Enthüllungen' Independent

'Eine kraftvolle Geschichte von unglaublicher Sogkraft, in der Sarah Vaughan meisterhaftes Gespür für Timing beweist' PUBLISHERS WEEKLY

'Ein beeindruckender Roman - intelligent und von großer Sogkraft' Kirkus


'Vielschichtig, geheimnisvoll, überwältigend' What's better than Books

'Ein raffiniert gestrickter Plot mit sorgfältig gezeichneten, lebensechten Figuren' Woman & Home



Sarah Vaughan, Jahrgang 1972, studierte Englische Literatur in Oxford und arbeitete viele Jahre als Journalistin für den GUARDIAN. 2014 veröffentlichte sie ihr erstes literarisches Werk, mittlerweile ist sie international erfolgreich als Autorin von Romanen, die sich mit Themen wie Macht und Privilegien und insbesondere der Rolle der Frau in der modernen Gesellschaft befassen. Ihr dritter Roman, ANATOMIE EINES SKANDALS, wurde 2022 mit Sienna Miller und Michelle Dockery in den Hauptrollen für die Netflix-Serie ANATOMY OF A SCANDAL adaptiert.
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Produkt

Klappentext'Ein fesselndes Drama über Sex und Macht' The Guardian

Sophie ist glückliche Ehefrau des charismatischen Parlamentspolitikers James Whitehouse. Bis dieser ihr eine Affäre mit seiner Assistentin gesteht. Die ihn nun wegen Vergewaltigung verklagt. James leugnet und setzt auf die Loyalität des Premierministers, der ihm noch einen Gefallen schuldet. Staatsanwältin Kate sieht die Anklageschrift mit großem Interesse auf ihren Schreibtisch flattern. Aus Gründen, die in ihre Zeit in Oxford zurückreichen. Ein spektakulärer Prozess stellt Loyalitäten auf den Prüfstand. Und verändert nicht nur Sophies und James' Leben.

'Klug, mitreißend und voller unerwarteter Enthüllungen' Independent

'Eine kraftvolle Geschichte von unglaublicher Sogkraft, in der Sarah Vaughan meisterhaftes Gespür für Timing beweist' PUBLISHERS WEEKLY

'Ein beeindruckender Roman - intelligent und von großer Sogkraft' Kirkus


'Vielschichtig, geheimnisvoll, überwältigend' What's better than Books

'Ein raffiniert gestrickter Plot mit sorgfältig gezeichneten, lebensechten Figuren' Woman & Home



Sarah Vaughan, Jahrgang 1972, studierte Englische Literatur in Oxford und arbeitete viele Jahre als Journalistin für den GUARDIAN. 2014 veröffentlichte sie ihr erstes literarisches Werk, mittlerweile ist sie international erfolgreich als Autorin von Romanen, die sich mit Themen wie Macht und Privilegien und insbesondere der Rolle der Frau in der modernen Gesellschaft befassen. Ihr dritter Roman, ANATOMIE EINES SKANDALS, wurde 2022 mit Sienna Miller und Michelle Dockery in den Hauptrollen für die Netflix-Serie ANATOMY OF A SCANDAL adaptiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732560981
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum31.01.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Seiten445 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4102491
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KATE
2. Dezember 2016
Eins

Meine Perücke liegt in sich zusammengesunken auf dem Schreibtisch, wo ich sie hingeworfen habe. Eine gestrandete Qualle. Außerhalb des Gerichtssaals gehe ich ziemlich achtlos mit diesem entscheidenden Stück meiner Garderobe um und lasse der Perücke nicht die Achtung zukommen, die ihr eigentlich gebührt. Sie wurde von Hand aus Pferdehaar gefertigt, ist an die sechshundert Pfund wert. Ich hätte gern, dass sie schnell altert und an Würde und Lebenserfahrung gewinnt, die mir selbst fehlen, wie ich manchmal befürchte. Ich wünschte, der Haaransatz würde sich vom Schweiß der Jahre gelblich verfärben und die eng gedrehten, hellen Löckchen würden sich aushängen oder vom Staub ergrauen. Es ist neunzehn Jahre her, dass ich zur Prozessanwältin berufen wurde, doch meine Perücke wirkt immer noch so neu wie die einer übereifrigen Berufsanfängerin. Ihr fehlt die ehrwürdige Patina jener Kopfbedeckungen, die von einer Generation von Strafverteidigern zur nächsten weitergereicht werden, die vom Vater auf die Tochter - oder häufiger natürlich auf den Sohn - übergehen und die von Traditionsdenken, Reife und selbstverständlichem Führungsanspruch künden.

Ich streife meine Schuhe ab, Pumps aus schwarzem Lackleder, verziert mit einer goldenen Schnalle. Schuhe, die einem Gecken aus der Regency-Zeit gut angestanden hätten. Oder dem Zeremonienmeister im Oberhaus. Oder eben einer Prozessanwältin wie mir, die ihre Freude an den historischen Traditionen mit ihrem ganzen lächerlichen Brimborium hat. Teure Schuhe sind wichtig. Im Gespräch mit Kollegen oder Klienten, mit Gerichtsdienern oder der Polizei senken wir alle von Zeit zu Zeit den Blick, um nicht den Eindruck zu erwecken, wir seien auf Konfrontation aus. Jeder, der meine Schuhe betrachtet, erkennt sofort, dass ich diese Eigenheiten der menschlichen Psyche verstehe und mich selbst ernst nehme. Er erkennt in mir eine Frau, die sich kleidet, als wäre sie entschlossen zu siegen.

Kleider machen Leute, und ich kleide mich gern meiner Rolle entsprechend, korrekt in jeder Hinsicht. Weibliche Prozessanwälte können einen Kragen zum Umbinden tragen, eine Art Baumwolllatz mit spitzenbesetztem Kragenband, der lediglich um den Hals gebunden wird und etwa dreißig Pfund kostet. Oder sie kleiden sich wie ich - mit weißer, kragenloser Hemdbluse, an der vorn und hinten ein separater Kragen mit Kragenknöpfen befestigt wird. Manschettenknöpfe. Ein schwarzes Jackett aus Wollstoff und ein Rock oder eine lange Hose und - abhängig von Erfolg, Dienstalter und Rang - eine Robe aus schwarzer Wolle oder einem Wolle-Seide-Gemisch.

Im Moment trage ich das alles jedoch nicht. Ich habe einen Teil meiner Verkleidung im Ankleideraum des Old Bailey abgelegt. Die Robe ausgezogen. Den Kragen und die Manschetten aufgeknöpft. Das halblange blonde Haar, das ich bei Gericht zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden trage, von seinem Haargummi befreit und ein bisschen zerzaust.

Ohne meine Amtstracht bin ich weiblicher. Ich weiß, dass ich mit Perücke und der schweren Hornbrille nahezu geschlechtslos wirke. Sicher nicht attraktiv - obwohl einem vielleicht meine Wangenknochen ins Auge fallen: Mit Mitte zwanzig bildeten sie sich so scharf heraus und sind im Laufe der Jahre immer schärfer und strenger geworden, genau wie auch ich immer schärfer und strenger wurde.

Ohne die Perücke bin ich eher ich selbst. Eher jener Mensch, der ich im tiefsten Innern bin, nicht die Person, die ich vor Gericht darstelle, und auch nicht irgendwelche früheren Versionen meiner Persönlichkeit. Das bin ich: Kate Woodcroft, QC, Kronanwältin, Strafverteidigerin, Mitglied des Inner Temple, eine erfahrene und gesuchte Expertin bei der strafrechtlichen Verfolgung von Sexualverbrechen. Zweiundvierzig, geschieden, kinderlos. Single. Ich stütze den Kopf in die Hände, lasse den Atem in einem langen, ruhigen Stoß entweichen und zwinge mich, wenigstens einen Moment lang alles loszulassen. Es funktioniert nicht. Ich kann mich nicht entspannen. An meinem Handgelenk ist ein kleines Ekzem. Ich trage etwas Salbe auf und widerstehe dem Drang, mich zu kratzen. An meinem Unmut über das Leben zu kratzen.

Stattdessen blicke ich empor zur hohen Decke meiner Kanzleiräume. Eine Oase der Ruhe mitten in London. Achtzehntes Jahrhundert, kunstvoll verschnörkelte Deckenleisten und eine mit goldenem Blattwerk verzierte Deckenrosette. Durch die gewaltigen Schiebefenster hat man Ausblick auf den Hof des Inner Temple und die runde Temple Church aus dem zwölften Jahrhundert.

Das ist meine Welt. Archaisch, unzeitgemäß, privilegiert, exklusiv. Alles, was ich eigentlich hassen müsste und was mir im Prinzip auch widerstrebt. Aber dennoch liebe ich diese Welt. Sie gefällt mir, da ich von der Existenz all dessen, was mich hier umgibt, früher nicht die leiseste Ahnung hatte: ein Refugium aus alten Gebäuden am Rande der City, die sich hinter dem Strand, der alten Londoner Straße, verbergen und bis zum Fluss erstrecken, der Prunk und die hierarchische Ordnung mit ihren Statussymbolen, der Geschichte und Tradition. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich eines Tages hier landen würde. Diese Umgebung führt mir täglich vor Augen, wie weit ich es gebracht habe.

Das ist auch der Grund, weshalb ich dem jungen Mädchen, das mit seinem Schlafsack in einem Hauseingang am Strand kauert, immer einen heißen Kakao mit extra Zuckertütchen spendiere, wenn ich mir einen Cappuccino hole und die Kollegen nicht dabei sind. Die meisten Leute würden sie wahrscheinlich nicht einmal bemerken. Obdachlose sind gut darin, sich unsichtbar zu machen. Oder aber wir sind gut darin, sie zu übersehen, indem wir im Vorbeieilen auf unserem Weg zu den Luxusläden in Covent Garden den Blick abwenden von den khakifarbenen Schlafsäcken, den grauen Gesichtern und verfilzten Haaren, den schmalen Körpern in übergroßen Wollpullovern und den ebenfalls abgemagerten Hunden.

Aber verbringen Sie mal einige Zeit an irgendeinem Gericht - dann können Sie sehen, wie fragil das Leben ist. Wie die vertraute Welt ganz schnell in sich zusammenfallen kann, wenn man ein einziges Mal einen falschen Schritt tut, wenn man sich für einen schicksalhaften Sekundenbruchteil nicht an das Gesetz hält. Oder besser gesagt: wenn man arm ist und sich nicht an das Gesetz hält. Denn Gerichte haben, ebenso wie Krankenhäuser, eine geradezu magnetische Anziehungskraft auf jene Menschen, mit denen es das Schicksal schon von Anfang an nicht gut gemeint hat, die den falschen Mann gewählt haben oder die falschen Freunde und so tief im Unglück stecken, dass sie ihren moralischen Kompass verlieren. Die Reichen scheinen davon nicht so stark betroffen zu sein. Man braucht sich bloß mal die zahllosen Steuervermeidungstaktiken anzuschauen - die man vermutlich ganz unverhohlen als Betrug bezeichnen würde, wenn sie ohne die Unterstützung eines erfahrenen Steuerberaters verübt würden. Das Unglück - oder vielleicht auch nur ein Mangel an Geschäftssinn - scheint die Reichen nicht so beharrlich heimzusuchen wie die Armen.

Ach, ich habe schlechte Laune. Das kann man daran erkennen, dass ich plötzlich denke wie eine linke Studentenaktivistin. Meistens behalte ich meine dem Guardian zugeneigten Ansichten für mich. Sie könnten bei den konservativeren Mitgliedern meiner Kammer schlecht ankommen und bei Geschäftsessen und anderen offiziellen Anlässen zu hitzigen Diskussionen führen, wenn wir die typischen mittelmäßigen Catering-Menüs verzehren - Hähnchen oder Lachs im Teigmantel - und dazu gleichfalls mittelmäßigen Wein trinken. Da ist es entschieden diplomatischer, sich auf den juristischen Klatsch zu beschränken: welcher Kronanwalt so wenig Fälle bekommt, dass er sich nun um eine Stelle als Richter am Crown Court bemüht; wer als Nächster zum Kronanwalt berufen wird; wer bei Gericht gegenüber einem Gerichtsdiener die Fassung verloren hat. Ich kann solche Gespräche mühelos abspulen, während ich gleichzeitig über mein Arbeitspensum oder mein Privatleben nachdenke oder sogar plane, was ich für den nächsten Tag zum Abendessen einkaufen muss. Nach neunzehn Jahren im Anwaltsberuf bin ich Expertin in Sachen Anpassung. Darin bin ich geübt.

Doch in meinen geheiligten Räumen kann ich mich gelegentlich gehen lassen, jedenfalls ein bisschen, und so lege ich einen Moment lang den Kopf in die Hände, auf meinen schweren Büroschreibtisch aus Mahagoni, schließe die Augen und drücke die Knöchel fest in die Augenhöhlen. Ich sehe Sternchen: Weiße Stecknadelköpfe durchbrechen die Dunkelheit und leuchten hell wie die Diamanten in dem Ring, den ich mir selbst gekauft habe - denn niemand sonst würde mir einen kaufen. Besser diese Sternchen, als den Tränen zu erliegen.

Ich habe gerade einen Fall verloren. Und obwohl ich genau weiß, dass ich bis Montag die Enttäuschung über meinen Misserfolg überwunden haben werde und die Arbeit mit anderen Fällen weitergeht, wurmt es mich dennoch. Es passiert nicht oft, dass ich einen Fall verliere, und ich gebe es auch nur ungern zu, denn ich möchte gewinnen. Das tun wir wohl alle. Es ist bloß natürlich. Wir brauchen den Erfolg, um unsere Karrieren zu befeuern. Und in unserem auf der Verhandlungsmaxime beruhenden Justizsystem geht es ebenfalls darum zu gewinnen.

Ich weiß noch, dass es ein großer Schock für mich war, als mir das ziemlich früh in meiner Ausbildung zur Prozessanwältin ganz unmissverständlich gesagt wurde. Ich hatte mein Jurastudium mit hehren Idealvorstellungen begonnen - und einige habe ich mir auch bewahren können; ich bin nicht übermäßig abgestumpft. Doch ich hätte nicht erwartet, dass die...

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Autor

Sarah Vaughan, Jahrgang 1972, studierte Englische Literatur in Oxford und arbeitete viele Jahre als Journalistin für den GUARDIAN. 2014 veröffentlichte sie ihr erstes literarisches Werk, mittlerweile ist sie international erfolgreich als Autorin von Romanen, die sich mit Themen wie Macht und Privilegien und insbesondere der Rolle der Frau in der modernen Gesellschaft befassen. Ihr dritter Roman, ANATOMIE EINES SKANDALS, wurde 2022 mit Sienna Miller und Michelle Dockery in den Hauptrollen für die Netflix-Serie ANATOMY OF A SCANDAL adaptiert.
Anatomie eines Skandals