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Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherkrieg

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
367 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am30.09.20191. Aufl. 2019
Der ehemalige Dieb Sam und die Gelehrtentochter Kani sind erleichtert: Die Fabelwesen konnten erfolgreich aus ihrem Gefängnis - der unterirdischen Bibliothek von Mythia - befreit werden! Doch sie wissen auch, dass sich die dunkle Wüstenhexe Layl nicht so leicht geschlagen gibt. Mit dem Buch der geheimen Namen der Fabelwesen könnte sie ein neues Gefängnis bauen. So schmieden Sam und seine Gefährten einen Plan: Während der Flügelmann Nusar mit seiner Armee die Stadt angreift, soll Sam das Buch stehlen. Doch niemand weiß, wo die Wüstenhexe es versteckt hat ...


Akram El-Bahay hat seine Leidenschaft, das Schreiben, zum Beruf gemacht: Er arbeitet als Journalist und Autor. Als Kind eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter ist er mit Einflüssen aus zwei Kulturen aufgewachsen und lässt sich ebenso von der Mythenwelt des Orients wie von westlichen Fantasytraditionen inspirieren. Er lebt mit seiner Familie in Nordrhein-Westfalen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextDer ehemalige Dieb Sam und die Gelehrtentochter Kani sind erleichtert: Die Fabelwesen konnten erfolgreich aus ihrem Gefängnis - der unterirdischen Bibliothek von Mythia - befreit werden! Doch sie wissen auch, dass sich die dunkle Wüstenhexe Layl nicht so leicht geschlagen gibt. Mit dem Buch der geheimen Namen der Fabelwesen könnte sie ein neues Gefängnis bauen. So schmieden Sam und seine Gefährten einen Plan: Während der Flügelmann Nusar mit seiner Armee die Stadt angreift, soll Sam das Buch stehlen. Doch niemand weiß, wo die Wüstenhexe es versteckt hat ...


Akram El-Bahay hat seine Leidenschaft, das Schreiben, zum Beruf gemacht: Er arbeitet als Journalist und Autor. Als Kind eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter ist er mit Einflüssen aus zwei Kulturen aufgewachsen und lässt sich ebenso von der Mythenwelt des Orients wie von westlichen Fantasytraditionen inspirieren. Er lebt mit seiner Familie in Nordrhein-Westfalen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732573967
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum30.09.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Reihen-Nr.3
Seiten367 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1171 Kbytes
Artikel-Nr.4026136
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

BESUCH DES NACHTBOTEN

Sam wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte. Oder ob er überhaupt richtig geschlafen hatte. Er fühlte sich so erschöpft, als hätte er kaum einige Minuten die Augen zugemacht. Doch Kani, die er an sich gedrückt hatte, als sie sich gemeinsam auf den Boden eines der seltsamen Häuser auf der Bergspitze gelegt hatten, war fort, ohne dass er es bemerkt hatte. Er fuhr sich über das Gesicht, drückte sich dann mühsam hoch und trat aus der Tür des Hauses. Tief sog er die frische Luft ein. Es war schneidend kalt hier oben. Sam hatte nicht mehr am Leib als die Sachen, die er in seiner letzten Nacht als Dieb getragen hatte. Schuhe mit einer so dünnen Sohle, dass man besonders gut in ihnen klettern konnte. Eine Hose und ein Gewand in einer Farbe, die irgendwie mit allem verschmolz und ihren Träger ein klein wenig unsichtbar machen konnte.

Die Nacht, in der er seinem Leben als Mitglied der berühmtesten Diebesgesellschaft Mythias entflohen war, schien Jahre zurückzuliegen. Sein letzter Raubzug. Der Wunsch, in die Wache des Weißen Königs aufgenommen zu werden, um allem davonzulaufen, was ihn an den Tod seines Bruders Jamal erinnerte. Seine erste Schicht als Wächter im gigantischen Bibliothekslabyrinth von Paramythia. Das Aufeinandertreffen mit den Asfura, den Flügelmenschen, die mordend einen Weg aus der Bücherstadt gesucht hatten. Und der Kuss, den Kani ihm unvermittelt auf die Lippen gedrückt hatte. Seit jener Nacht war sein Leben so sehr auf den Kopf gestellt worden, als hätte er sich in die Figur einer Geschichte verwandelt. Zusammen mit Kani und ihrem Vater, dem großen Gelehrten Hakim ed-Din, der sein Leben in den endlosen Gängen der Bücherstadt verloren hatte, war er auf die Suche nach dem Grund dafür gegangen, weshalb Fabelwesen zwischen den Büchern Paramythias zum Leben erwachten. Das Ausmaß der Verschwörung, die hinter all den kaum fassbaren Ereignissen steckte, verblüffte ihn noch immer. Sabah, die Beraterin des Weißen Königs: eine Wüstenhexe. Die maskierten Wächter der Bücherstadt: mörderische Iblise. Und der Weiße König selbst: ein Asfur, der seltsamerweise keine Schwingen auf dem Rücken trug. Das gefährlichste Geschöpf aber war Layl, die dunkle Seite der geheimnisvollen Sabah. Die beiden Sahiras teilten sich einen Leib, und Layl zeigte sich stets nur in der Nacht und wob dann ihre finsteren Pläne.

Sam sah Kani bei den steinernen Hexen stehen, doch als er zu ihr gehen wollte, legte sich eine Hand mit fünf langen Krallen auf seine Schulter.

»Wir haben das gleiche Ziel.« Nusar. Seine Stimme war so dunkel wie die Nacht, die nun in der Dämmerung verging. Die schwarzen Flügel, die ihm aus dem Rücken wuchsen, hatte er angelegt, und das Muster, das seinen Leib zierte, schimmerte im Licht der aufgehenden Morgensonne. Der Asfur trug nicht mehr am Leib als eine Hose. Offenbar war seine Haut weit weniger empfindlich gegen die Kälte als Sams.

»Sieht so aus«, erwiderte Sam. Wie vertraut Nusar ihm schon war. Als Layl ihn aus Paramythia befreit hatte, war Nusar nicht mehr als ein Tier gewesen. Und nun? Ein Freund. Ausgerechnet er, den die dunkle Layl mehr als alles andere begehrte. Ihre Schwester Sabah und der Weiße König hatten die Fabelwesen einst in Geschichten gesperrt, um sie nach einem verlorenen Krieg vor dem Tod zu bewahren. Doch Layl hatte heimlich nach einem Weg gesucht, ihren Geliebten Nusar aus den Worten zu befreien, die ihn wie Ketten gebunden hatten. Nusar, der sich einst Schwarzer König genannt hatte. Anführer eines Heeres, das vor vielen Generationen gegen Mythia gekämpft und verloren hatte. Nusar, der keine Erinnerung mehr an diese Zeit besaß und der nach den Jahren der Gefangenschaft zwischen den Seiten eines Buches auch seine Dunkelheit verloren hatte. Wer wäre Nusar, wenn er sie noch immer in sich spüren würde? Frag lieber nicht, Sam. Er war einst der Schwarze König. Der geflügelte Tod.

Der Morgen mischte schmutziges Grau in die Nacht, doch schon bald würde der Tag endgültig beginnen und Entscheidungen fordern. »Du willst Kanis Rat«, stellte Sam fest, als sie gemeinsam auf Kani und die steinernen Hexen zugingen. »Aber sie ist keine Hexe. Sie hat ihren geheimen Namen noch nicht gehört.« Ja, der geheime Name war der Schlüssel. Alle Fabelwesen besaßen ihn. Er gehörte untrennbar zu ihnen. Ein Name, der nur in ihrem Herzen stand. Es war nicht der, den sie offen für jeden trugen. Ihren geheimen Namen kannten sie alle nicht. Er war ihnen einst von der Wüstenhexe Thalia aus dem Herzen gelesen und in ein Buch geschrieben worden. Ein Buch, dessen Seiten in Paramythia geblieben waren. Las die besondere Stimme eines Mahfuz, eines weiteren Fabelwesens, sie einmal vor, so erlosch der Zauber, der die Wesen in die Bücher sperrte. Wurde er aber ein zweites Mal vorgelesen, so kehrten auch die Erinnerungen an die eigene Vergangenheit zurück in die Welt. Das Herz entsann sich wieder der Gefühle, die es einst in sich getragen hatte. Hass oder Liebe? Sanftheit oder mörderische Wut? Alles kam dann zurück.

»Sie muss mir dennoch einen Rat geben. Wir haben noch nicht alle aus Paramythia befreit.«

Die Gefangenen der Bücherstadt. Tausende Geschöpfe. Kein Mensch hatte von ihnen gewusst. Zuletzt hatten Sam und die anderen dafür gesorgt, dass die Gefangenen in die Freiheit entlassen wurden. Asfura. Und auch Bahriden, die Wasserfrauen. Nushishans, die Menschen, die statt Beinen Pferdehufen trugen. Iblise, die rotgesichtigen, gehörnten Krieger. Nicht einmal Kanis Vater hatte das ganze Geheimnis Paramythias gekannt und es erst im Moment seines Todes gelüftet. Nun aber wussten die Menschen Bescheid. Die Fabelwesen waren zurück. Und die einstigen Gefangenen harrten jetzt an diesem Berg aus und warteten. Warteten darauf, dass Nusar, ihr König, entschied, was mit ihnen geschehen sollte. Er aber dachte offenbar daran, auch noch die letzten Gefangenen zu befreien. Mit Widerwillen erinnerte sich Sam an die Tür in Paramythia. Die dunkelsten Geschöpfe waren dort in Büchern gefesselt. Die treuesten Soldaten des Schwarzen Königs. »Du willst die Monster retten?«

»Sie sind wie ich«, erwiderte Nusar.

Sam war nicht sicher, ob er dem zustimmen konnte. »Du kannst nicht alleine gehen«, sagte er entschieden.

»Soll ich sie etwa zurück zu ihrem Gefängnis führen?« Nusar deutete über die Kante des von Säulen getragenen Platzes, den sie überquerten. Dorthin, wo unter ihnen die befreiten Fabelwesen schliefen.

»Nein«, sagte Sam. »Aber du hast nicht nur ein Volk, sondern auch Freunde.«

Der Blick des Asfur zeigte Sam, dass Nusar der Sinn dieses Wortes manchmal noch neu war. »Du meinst, ich soll mit dir und einer halben Hexe in das Herz Paramythias spazieren und dort gegen die antreten, die mich in eine Geschichte sperren wollen?«

»Oh, deine dunkle Geliebte will dich bloß auf den Thron setzen. Und bei deiner Aufzählung hast du die wirre Alte vergessen, die mit ihren Urinfässern durch die Stadt fährt. Und die Eule, die einer Sahira mit eigenen Händen den Hals umdrehen würde, wenn sie in einem der Bücher dort unten auch nur eine Seite verknickt.« Sam konnte nachvollziehen, dass Nusar mit dem Wort Freunde Probleme hatte. Er selbst war immer gut alleine zurechtgekommen. Es hatte niemanden gegeben, den er als Freund bezeichnet hätte. Und auch die Frauen, die in den gut fünfundzwanzig Jahren seines Lebens seinen Weg gekreuzt hatten, waren kaum mehr als kurzweilige Begleiterinnen gewesen. Doch nun drängten immer mehr Menschen und Fabelwesen in sein Leben. Kani, deren Kuss scheinbar eine Tür geöffnet hatte. Nusar. Umm, die Urinsammlerin aus der Universität von Mythia. Jacobus, der eulengesichtige Bibliothekar.

»Und du hast mich vergessen.«

Sam fuhr herum und erblickte Shagyra.

»Ihr wollt meinen Bruder und die anderen befreien«, sagte der Nushishan und sog die kalte Morgenluft so aufgeregt ein, als wollte er jeden Moment gen Mythia laufen.

Sein Bruder. Er war eines der dunklen Wesen hinter der Tür. Und der sanfte Shagyra hatte ebenfalls zu ihnen gehört. Er hatte zur Verwunderung aller eine finstere Vergangenheit. Als Nusar vor Generationen noch als Schwarzer König Tod und Vernichtung über Mythia gebracht hatte, war Shagyra sein ergebenster Diener gewesen. Der Nachtbote. Es hatten lediglich einige Andeutungen der drei Hexen am Ende des Platzes gereicht, um Shagyra das Grauen über sich selbst ins Herz zu pflanzen. Auch er wollte offenbar nach Paramythia zurückkehren und die retten, die hinter der Tür gefangen waren. Zumindest seinem Bruder, der ebenfalls dort war, wollte er die Freiheit bringen. Dabei kannte Shagyra nicht einmal dessen Namen. Oder vermochte nicht, sich an ihn zu erinnern. Shagyra besaß wie alle Fabelwesen, die ihren geheimen Namen kein zweites Mal gehört hatten, nur die Erinnerungen, die sie seit ihrer Befreiung sammelten. Und doch schien sich Shagyras Herz daran zu entsinnen, dass er einen Bruder hatte. Und er wollte ihn unbedingt retten. Wie töricht. Töricht, Sam?, fragte er sich. Was würdest du tun, wenn du Jamal von den Toten zurückbringen könntest? Alles.

»Ich werde niemanden zwingen, mir zu folgen«, sagte Nusar und musterte Shagyra, als suchte er in dem lang gezogenen, dunklen Gesicht des Nushishans etwas, das ihm aus einer längst vergangenen Zeit bekannt vorkam.

»Das macht es einfacher, dir freiwillig zu folgen.« Shagyra entblößte seine großen, strahlend weißen Zähne. Die Aussicht, seinen Bruder retten zu können, gab ihm offenbar einen Teil seiner Zuversicht zurück, die er verloren zu haben schien, als er von der eigenen mörderischen Vergangenheit erfahren hatte. Sam konnte kaum...

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Akram El-Bahay hat seine Leidenschaft, das Schreiben, zum Beruf gemacht: Er arbeitet als Journalist und Autor. Als Kind eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter ist er mit Einflüssen aus zwei Kulturen aufgewachsen und lässt sich ebenso von der Mythenwelt des Orients wie von westlichen Fantasytraditionen inspirieren. Er lebt mit seiner Familie in Nordrhein-Westfalen.
Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherkrieg

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt