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Daresh - Im Herz des Weißen Waldes

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am27.07.20221. Auflage
Zwischen den Gilden Dareshs herrscht große Zwietracht. Als Rena aus der Erdgilde die Quelle berührt, und damit die tierischen Halbmenschen Dareshs befreit, ist sie zur Flucht gezwungen. Bald trifft sie auf die kämpferische Feuerfrau Alix. Gemeinsam mit Rowan aus der Luftgilde und Dagua aus der Wassergilde brechen sie zu einer Reise auf, um die Völker Dareshs im Herz des Weißen Waldes zu vereinen ... Band 1 der faszinierend-phantastischen Trilogie von Bestsellerautorin Katja Brandis

Katja Brandis, geb. 1970, studierte Amerikanistik, Anglistik und Germanistik und arbeitete als Journalistin. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und hat zahlreiche Geschichten, Romane und Sachbücher für junge Leser*innen veröffentlicht, darunter die Bestsellerserien »Woodwalkers« und »Seawalkers«. Sie lebt mit Mann, Sohn und zwei Katzen in der Nähe von München.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextZwischen den Gilden Dareshs herrscht große Zwietracht. Als Rena aus der Erdgilde die Quelle berührt, und damit die tierischen Halbmenschen Dareshs befreit, ist sie zur Flucht gezwungen. Bald trifft sie auf die kämpferische Feuerfrau Alix. Gemeinsam mit Rowan aus der Luftgilde und Dagua aus der Wassergilde brechen sie zu einer Reise auf, um die Völker Dareshs im Herz des Weißen Waldes zu vereinen ... Band 1 der faszinierend-phantastischen Trilogie von Bestsellerautorin Katja Brandis

Katja Brandis, geb. 1970, studierte Amerikanistik, Anglistik und Germanistik und arbeitete als Journalistin. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und hat zahlreiche Geschichten, Romane und Sachbücher für junge Leser*innen veröffentlicht, darunter die Bestsellerserien »Woodwalkers« und »Seawalkers«. Sie lebt mit Mann, Sohn und zwei Katzen in der Nähe von München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783733604325
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum27.07.2022
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse4565 Kbytes
Artikel-Nr.9165711
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


I. Teil Erde und Feuer



Die Burg


Rena saß auf dem Kutschbock des Karrens, der sie gleich in die Felsenburg der Regentin bringen würde, und versuchte ruhig zu bleiben. Sie zupfte die helle Leinentunika glatt, die sie sich für den Anlass geliehen hatte, und polierte ihr Gildenamulett mit der Handfläche. Ihr Onkel flüsterte ihr ins Ohr: »Ganz locker bleiben. Das schlimmste, was passieren kann, ist, dass sie uns nicht reinlassen, weil du dabei bist.«

»Und was machen wir dann?«

Ihr Onkel zuckte nur die Schultern. Sie spürte, dass er selbst nervös war.

Rena hob den Kopf. Vor ihnen ragte die Burg in den bleigrauen Himmel. Sie schien aus der Flanke des Alestair-Berges herauszuwachsen, ihre Wände waren glatter, unverfugter Fels. Die gewaltigen Haupttore standen noch offen, vor ihnen war eine Gruppe von Leuten der Feuer-Gilde eingelassen worden. Drohend starrten einige der Feuerleute zu ihnen herüber. Vielleicht können wir einfach hinter ihnen durchschlüpfen, hoffte Rena.

»He, ihr da von der Erd-Gilde!« Das galt ihnen.

Renas Onkel zügelte den Hirschmenschen, der den Karren zog, und der Halbmensch gehorchte schweigend. Sein Fell war schweißnass vor Furcht. Eine der Wachen in den Farben der Regentin - Grün und Grau - trat heran und musterte Rena misstrauisch. Er war so nah, dass sie den muffigen Geruch alten Leders riechen konnte, den seine Uniform ausströmte. »Wer ist die Kleine, Meister Fordas? Antwortet!«

Am liebsten wäre Rena zurückgewichen, aber sie zwang sich, den Mann anzulächeln. Es hatte nicht die geringste Wirkung. Die Wache glotzte zurück, als sei Rena ein widerliches Insekt.

»Meine Nichte Rena. Sie lernt bei mir das Handwerk der Holzmeisterin.«

»Wie alt?«

»Fünfzehn.«

»Ihr verbürgt Euch für sie?«

»Ich verbürge mich für sie.«

Die Wache verlor das Interesse. »Na gut, rein mit euch. Los!«

Ihr Karren ratterte über die steinerne Schwelle, und hinter ihm schlossen sich die schweren Flügel des Haupttores. Rena sackte erleichtert in sich zusammen. Die erste Hürde hatten sie genommen.

»Isch hoffe, dü neue Regentün üst nicht so knauserig wie dü letzte«, plapperte der Hirschmensch.

»Ruhe da vorne!«, knurrte Meister Fordas. »Bei der nächsten dummen Bemerkung gibt´s fünf Wurzeln weniger!«

Beleidigt schwieg der Vierfüßler. Auf seinem glatten, menschlichen Gesicht mit der breiten Nase lag ein halb schmollender, halb gehetzter Ausdruck. Wahrscheinlich war es nur der Gedanke an die Karededa-Wurzeln, die tief unter der Erde geerntet wurden und nach denen alle Hirschmenschen verrückt waren, der ihn davon abhielt, an Ort und Stelle das Geschirr abzuwerfen und davonzustürmen.

Kaum war das Gefährt zum Stehen gekommen, begann eine Gruppe von Iltismenschen schon damit, seine hölzerne Ladung herauszuheben und in eine der Aufbewahrungskammern zu verfrachten. Verblüfft dachte Rena: Iltismenschen! Hier? Wie hat die Regentin das bloß geschafft? Sie wusste, dass die halbmenschlichen Völker von Daresh sich gewöhnlich nicht viel um das scherten, was die Bewohner der Dörfer taten, und höchstens einige Tage in ihren Dienst traten. Die Iltismenschen, denen ohnehin niemand gerne im Dunkeln begegnete, taten nicht einmal das. Es gab nur eine Ausnahme. Rena fragte sich, wie es die Regentin fertigbrachte, dass es vom Storchen- bis zum Natternmenschen kein Wesen gab, das ihr den Gehorsam verweigerte.

Sie beobachtete, wie elegant die Helfer mit den geschmeidigen Körpern und dem braun- und cremefarbenen Pelz trotz ihrer schweren Last über die Steinfliesen glitten. Die Halbmenschen waren einen halben Kopf kleiner als Rena. Ihr Gesicht wirkte fast menschlich, obwohl es in eine kurze Schnauze auslief und die Ohren pelzige Lauscher waren. Die Vorderpfoten ähnelten schmalen daumenlosen Händen mit kurzen Fingern, so dass sie damit Dinge greifen konnten.

Einer der Halbmenschen bemerkte Renas Blick und bleckte unwillig die Fangzähne. »Staarrr mich niccccht an!«

Rena zuckte zusammen und brachte heraus: »Tut mir leid.« Sie sprang vom Karren und eilte hinter der massigen Gestalt ihres Onkels her.

Sie wurden von einem menschlichen Bediensteten zu einem kleinen Saal geleitet und angewiesen, dort zu warten. Ein Mann und ein Junge der Feuer-Gilde warteten ebenfalls dort. Finster blickten sich die beiden Meister an, und der Mann der Feuer-Gilde spuckte verächtlich aus und drehte ihnen den Rücken zu. Voller Neid sah Rena, dass der Junge - er war nur wenig älter als sie und hatte glatte schwarze Haare, die ihm in den Nacken fielen - schon ein Schwert tragen durfte. Dann erkannte sie ihn, und es durchfuhr sie wie ein heißer Strom. Es war Jon, der Lehrling des Schmieds im Nachbardorf. Sie hatte ihn schon ein paarmal heimlich beobachtet, wenn er vor der schwarzen Pyramide arbeitete. Er hatte ein schmales, gut geschnittenes Gesicht mit einer geraden Nase.

Hallo Jon, dachte Rena, und ihr Herz klopfte so laut, dass sie Angst bekam, es könnte sie verraten. Du kennst mich nicht, aber ich kenne dich.

»Elende Brandstifter«, knurrte ihr Onkel. »Arrogant sind sie bis dorthinaus! Dabei kann keiner von ihnen mehr mit Holz anfangen, als es zu verbrennen!«

Sie sind nicht arrogant, sie sind nur stolz, dachte Rena. Kein Wunder, ich wäre es auch, wenn ich einer solchen Gilde angehören würde. Aber es ist zu spät, ich bin in die Erd-Gilde hineingeboren worden, und Onkel und Papa bekommen schon Zustände, wenn ich die Feuer-Leute nur erwähne ...

Freunde waren die Gilden nie gewesen, dazu waren Eigenschaften, Glauben und Geschäfte ihrer Angehörigen zu verschieden. Doch seit ein paar Wintern wuchs die Feindschaft zwischen ihnen, aus kleinen Anlässen wurden nun oft blutige Fehden, die noch schlimmere Rache nach sich zogen. Da manchmal Mitglieder mehrerer Gilden in einer Siedlung lebten, war das Zusammenleben schwierig geworden. Die neue Regentin unternahm nichts, um den Streit zu schlichten. Kaum zwei Winter war sie im Amt, und schon schien es schwer, etwas Gutes über sie zu sagen. Niemand wusste, warum die letzte Regentin gerade diese Frau zu ihrer Nachfolgerin bestimmt hatte. Auf Daresh hatte die Regentin zwar keine absolute Macht, da die Gilden sich selbst verwalteten und in ihren Provinzen herrschten, aber sie regelte Angelegenheiten, die alle Provinzen betrafen. Dafür erhob sie Abgaben und unterhielt ein eigenes Heer.

Um ihren Onkel von seinem Lieblingsthema, den üblen Eigenschaften der Feuer-Gilde, abzulenken, flüsterte Rena: »Meinst du, die Regentin empfängt uns?«

»Wir haben eine gute Chance. Immerhin waren wir der Hoflieferant ihrer Vorgängerin.«

»Sag mal, wer war eigentlich der Besucher gestern Abend?«

Ihr Onkel sah sie scharf an. »Hast du uns reden gehört?«

Rena war erstaunt über seinen strengen Ton. »Nur die Stimmen. Ich habe schon halb geschlafen.«

»Es war niemand, den du kennst«, sagte der Meister und verfiel wieder in brütendes Schweigen.

Ein paar Atemzüge später kehrte der Bedienstete zurück und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Rena und ihr Onkel warfen sich einen frohen Blick zu. Aus dem Augenwinkel schielte Rena noch einmal zu Jon und seinem Meister hinüber und hoffte, dass sie sie auf dem Rückweg wiedersehen würden. Dann tauchten sie ein in die Höhlen aus poliertem Stein, deren Wände Hunderte von Künstlern in eine erstarrte Bilderwelt verwandelt hatten. Eine Gruppe von Storchenmenschen im Flug. Händler der Luft-Gilde, die um Waren feilschten. Ein Schwertkampf. Die Reliefs schienen alt zu sein, uralt, es mochte hundert Generation her sein, dass jemand sie geschaffen hatte. Rena staunte. Sie hätte am liebsten die Hand ausgestreckt und die Finger darüber gleiten lassen, aber dafür war keine Zeit, sie hasteten zu schnell durch die Gänge.

Zuerst merkte Rena es kaum, dass sich ein seltsames Gefühl in ihrem Inneren immer mehr verstärkte. So etwas hatte sie noch nie gespürt - es war, als berühre eine Hand mit den Fingerspitzen ihr Bewusstsein. Rena schüttelte den Kopf, versuchte das Gefühl loszuwerden, aber es half nichts. Je weiter sie dem Diener ins Ganglabyrinth hinein folgten, desto enger schienen sich die Finger um ihren Geist zusammenzuschließen, zur Faust zu ballen. Rena presste die Hand gegen die Stirn und versuchte ihren Meister einzuholen, der vor ihr ging. »Ich ... mein Kopf ...«

»Was ist?«

»Mein Kopf fühlt sich komisch an«, sagte Rena und ärgerte sich darüber, dass sie es nicht besser beschreiben konnte. »Irgendwas hier ...«

Der Diener sah sie ungeduldig an, und ihr Onkel runzelte die Stirn. Stell dich nicht so an, sagte sein Gesichtsausdruck. »Zu Hause machst du dir einen Tee aus Mitternachtsblättern, der ist gut gegen Kopfschmerzen. Still jetzt, wir sind gleich da.«

Rena hielt den Mund. War sie wirklich die Einzige, die es spürte?

Sie merkte, dass ihre Muskeln starr und krampfig geworden waren und versuchte sich zu entspannen. Vielleicht half das ja ...

In dem Moment, in dem sie aufhörte, sich gegen das Gefühl zu wehren, veränderte es sich. Jetzt war es gar nicht mehr so unangenehm, es floss einfach durch sie hindurch. Nun spürte sie, was es wirklich war: Ein Ruf, ein Lockruf, drängend und schmerzhaft und süß zugleich. Etwas rief sie zu sich!

Das Ziel schien genau in der Richtung zu liegen, in die sie gingen, denn das Gefühl wurde mit jedem Moment stärker. Vielleicht kommt der Ruf von der Regentin selbst, dachte Rena. Vielleicht sucht sie jemanden ganz Bestimmtes für ihren Hof, eine Vertraute oder eine Verwalterin. Ihr Atem ging schneller, während sie sich vorstellte, was das...

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Autor

Katja Brandis, geb. 1970, studierte Amerikanistik, Anglistik und Germanistik und arbeitete als Journalistin. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und hat zahlreiche Geschichten, Romane und Sachbücher für junge Leser*innen veröffentlicht, darunter die Bestsellerserien »Woodwalkers« und »Seawalkers«. Sie lebt mit Mann, Sohn und drei Katzen in der Nähe von München.