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Die Gescannten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am27.02.20191. Auflage
Ein hochbrisanter Near-Future-Thriller 2048. Die Menschen leben in einer hochdigitalisierten und vernetzten Stadt. Als der 15-jährige Jaro dort ankommt, ist er völlig fasziniert. Doch das alles hat seinen Preis: Der Konzern Ultranetz kontrolliert jeden bis in seine geheimsten Gedanken hinein. Nur Jaro kann sich gegen den Konzern auflehnen. Zusammen mit der gleichaltrigen Nana soll er geheime Informationen beschaffen. Doch Ultranetz ist ihnen auf der Spur, und sie sind in allerhöchster Gefahr ... Für Fans von ?Maze Runner? und Andreas Eschbach - vom Autor von ?Die Scanner?

Robert M. Sonntag heißt eigentlich Martin Schäuble. 1978 geboren, studierte er in Berlin, Israel und Palästina Politik und promovierte nach dreijähriger Recherche über zwei Dschihadisten. Als Autor ist er für seine kritischen Jugendbücher bekannt, die vielfach als Schullektüre eingesetzt werden. Bei Hanser veröffentlichte er den vielbeachteten Titel »Endland«, bei Fischer KJB ist sind von ihm bereits »Die Scanner « sowie »Sein Reich« erschienen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR8,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextEin hochbrisanter Near-Future-Thriller 2048. Die Menschen leben in einer hochdigitalisierten und vernetzten Stadt. Als der 15-jährige Jaro dort ankommt, ist er völlig fasziniert. Doch das alles hat seinen Preis: Der Konzern Ultranetz kontrolliert jeden bis in seine geheimsten Gedanken hinein. Nur Jaro kann sich gegen den Konzern auflehnen. Zusammen mit der gleichaltrigen Nana soll er geheime Informationen beschaffen. Doch Ultranetz ist ihnen auf der Spur, und sie sind in allerhöchster Gefahr ... Für Fans von ?Maze Runner? und Andreas Eschbach - vom Autor von ?Die Scanner?

Robert M. Sonntag heißt eigentlich Martin Schäuble. 1978 geboren, studierte er in Berlin, Israel und Palästina Politik und promovierte nach dreijähriger Recherche über zwei Dschihadisten. Als Autor ist er für seine kritischen Jugendbücher bekannt, die vielfach als Schullektüre eingesetzt werden. Bei Hanser veröffentlichte er den vielbeachteten Titel »Endland«, bei Fischer KJB ist sind von ihm bereits »Die Scanner « sowie »Sein Reich« erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783733651299
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum27.02.2019
Auflage1. Auflage
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1672 Kbytes
Artikel-Nr.4168937
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die Tunnel

Der Fahrer der Gilde hatte Jaro abgeholt.

Der Mann konnte nicht sprechen, und es wäre sowieso zu laut dafür gewesen. Sie quietschten schon seit zehn Stunden über uralte Gleisanlagen tief unter der Erde.

Das Fahrzeug sah aus wie eine umgebaute Badewanne und rollte auf vier Rädern, angetrieben von einem Elektromotor. Diese Miniaturausgabe einer U-Bahn zog in den Kurven eine Spur aus Funken hinter sich her.

Der Scheinwerfer strahlte die Gleise an und vertrieb die Ratten und einige der Mutanten, die hier unten hausten. Die Mutanten waren kleiner als die Ratten, aber auch schneller.

Das Tunnelsystem führte durch alte U-Bahn-Schächte, verlassene Bunkerhöhlen und ausgebaute Kanalisationen. Jaro und der Fahrer surrten durch die Dunkelheit. Sie atmeten Sauerstoff durch Masken.

Manchmal stieg der Fahrer aus, winkte Jaro zu sich, und gemeinsam stellten sie eine der rostigen Weichen. Kam ihnen einer der Mutanten zu nahe, klatschte der Fahrer in die Hände, und die felligen Wesen flitzten davon.

Beschilderungen gab es keine. Der Fahrer war sein eigenes Navi.

Es war weit nach Mitternacht, als Jaro den Rammbock sah. Endstation! Das Fahrzeug bremste.

Keiner erwartete sie hier unten. Offenbar schliefen alle. War es so spät? Tief unter der Erde gab es keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht.

Wie halten es die Menschen hier aus?, fragte sich Jaro. Aber sie hatten ja keine Wahl, die geheime Basis lag zu nah an der Stadtgrenze. Deswegen das Leben in der Dunkelheit, tief unten in den Schächten.

Der Fahrer schlurfte auf ein Tor zu, legte seine Hand auf ein Display und schaute in eine Kamera. Nichts geschah. Der Fahrer wiederholte die Prozedur. Immer noch nichts. Vermutlich machte die Feuchtigkeit der Elektronik zu schaffen.

Beim fünften Mal ratterte das Tor auf. Sie betraten einen kleinen Raum, und das Tor knallte hinter ihnen wieder zu. Luft zischte aus Düsen an der Seite. Frische, kühle Luft!

Eine Tür vor ihnen öffnete sich.

Jaro tat es dem Fahrer nach und zog sich die Atemmaske vom Gesicht. Der Schweiß tropfte ihm von der Stirn. »Brauchen wir die jetzt nicht mehr?«, fragte Jaro.

Der Fahrer schüttelte den Kopf, warf die Maske in eine Kiste, gähnte und führte Jaro in einen Gang voller Türen. Sie waren unbeschriftet, doch der Fahrer wusste scheinbar, wohin er wollte. Er stieß eine der Türen mit dem Fuß auf, und sie standen in einem weiß gestrichenen Raum.

Ein Bett, ein alter Holztisch mit Stuhl und große Lüftungsgitter statt Fenster. Es war mehr eine Zelle als ein Gästezimmer. Ein Dutzend Kakerlaken flüchtete vor dem Licht unter den Metallrahmen des Bettes.

Jaro lebte in einer Siedlung, draußen im Grünen. Die Siedlungen waren weit weg von der Stadt, und man konnte es riskieren, oben zu leben. Bei ihm zu Hause hatten sie Holzhütten, pflanzten Gemüse und Obst an. Sie arbeiteten in der Sonne, nicht im Dunkeln.

Der Fahrer klopfte Jaro auf die Schultern, vermutlich war es noch eines der besseren Zimmer hier unten. Er hob seine Hand zum Abklatschen. Jaro schlug ein, und eines der Lichter im Raum ging aus. Der Fahrer fand es lustig und grinste. Er hatte sich wohl an die Macken hier gewöhnt. Lieber eine kaputte Lampe als eine kaputte Lüftungsanlage, dachte Jaro. Sie nickten sich zu, und der Fahrer schlurfte davon.

Auf dem Tisch lag ein roter Zettel. Das Stück Papier ersetzte also das Begrüßungskomitee.

Hallo Jaro, stand auf dem Zettel, du bist spät angekommen! Ich warte auf dich - A. B.

Eine krakelige Zeichnung wies den Weg von Jaros Zimmer zu einem Lift, daneben stand ein Code, offenbar um den Lift zu bedienen.

Jaro hielt nichts in diesem trostlosen Raum. Er folgte der Linie auf der Zeichnung. Menschen begegnete er in den Fluren nicht. Die Lifttür stand offen.

Jaro trat ein. Es würde seine erste Fahrt mit einem Lift werden, zumindest konnte er sich an keine andere Fahrt erinnern. Er hatte die Stadt mit seinen Eltern verlassen, als er zwei Jahre alt gewesen war. Und in der Siedlung brauchten sie weder Lift noch Rolltreppe. Keine Hütte hatte mehr als zwei Etagen.

Jaro las den Code vom Zettel ab und drückte die T-Taste an einem rostigen Kasten. Sie blieb hängen, und Dutzende Ts erschienen. Er löschte die Buchstaben bis auf ein T und drückte die H- und die X-Taste. Beide funktionierten. Aber bei der 1 erschien die 2 gleich mit auf dem Display, und statt 84 stand 87 dort.

Jaro wollte die falschen Zahlen löschen, doch dabei verschwanden auch die Buchstaben. Er schüttelte den Kopf.

Dieser alte Schrotthaufen!, dachte er wütend. Alles Schrott, die ganze Basis! Nichts funktionierte, zumindest nichts auf Anhieb.

Jaro tippte noch einmal den Code ein, er drückte fester zu. Die X-Taste löste sich und fiel auf den Boden. Er trat gegen die Wand.

»Nimmst du mich mit?«

Jaro zuckte zusammen und streckte den Kopf aus dem Lift. Die tiefe Stimme kam vom Ende des Ganges. Das Licht flackerte dort aus kaputten Leuchtröhren, er sah die Umrisse eines Mannes.

»Warte bitte!«, rief der Mann.

Warte! Was für ein Witz. Der Lift streikte ja sowieso. Jaro blinzelte und versuchte, den Typen zu erkennen. Ein schlanker Mann, die Kapuze des Pullovers über die Stirn gezogen, er humpelte, war er krank? Dauerhaft hier unten zu leben konnte nicht gesund sein.

Der Mann kam näher. Nein, er war nicht krank, sondern alt.

»Danke!«, sagte er.

Er quetschte sich neben Jaro in den Lift, mehr als zwei Personen hätten auf keinen Fall in die enge Kabine gepasst. Der Mann zog die Kapuze zurück. Lange Haare, grau wie Asche, fielen ihm ins Gesicht.

Er band sich die Mähne zu einem Zopf und lächelte. Da erkannte Jaro den Alten. Es war A. B., Arne Bergmann. Seine Verabredung. Der Gründer der Gilde, der Widerstandsorganisation.

In den Siedlungen kannten alle diesen Alten - sei es von Fotos, Filmen oder von Geschichten. Mit Arne Bergmann hatte alles angefangen. Er hatte die geheime, ultranetzfreie Welt gegründet.

Jaro wollte etwas Originelles sagen, einen guten Eindruck hinterlassen. Stattdessen stand er mit leicht geöffnetem Mund da, sprachlos. Seine Eltern hatten ihm viel von Arne erzählt, von ihren gemeinsamen Abenteuern.

So hatte es zumindest für Jaro geklungen, wenn er als Kind zugehört hatte: Abenteuer! Ultranetz hatte schon damals alle Daten und somit alle Menschen kontrolliert. Doch das hatte dem Megakonzern nicht gereicht. Er hatte begonnen, die Daten zu verändern, die Fakten, die Realitäten.

Arne und seine Gilde hatten sich dagegen gewehrt. Jaros Mutter hatte zum Widerstand gehört, später auch sein Vater. Bis Ultranetz sie enttarnt und durch alle Zonen verfolgt hatte. Ihnen war die Flucht gelungen, nach draußen, in die Wildnis. Sie hatten Siedlungen gegründet. Nur Arne war mit einigen Leuten hier in der Nähe der Stadt geblieben, in der Basis.

Jaro war damals zu klein gewesen, um große Erinnerungen an diese Zeit zu haben. Wenn Jaro an die Stadt dachte, hatte er riesige Wohnblöcke vor Augen und die mächtigen Stelen der Metro-Gleiter. Mehr nicht.

Arne Bergmann war für ihn eine Legende.

Er konnte den Blick nicht von seinem Gesicht wenden.

Der Alte deutete seine Mimik richtig. »Ich bin kein Held!«

»Für uns draußen schon«, sagte Jaro zögernd.

»Helden taugen nichts«, sagte Arne. »Zumindest nicht auf Dauer. Sie machen weder hungrig noch satt, weder traurig noch glücklich.«

Jaro hob die X-Taste auf und bohrte sie mit dem Zeigefinger in den rostigen Kasten. Ohne es zu wollen, schaute er vorwurfsvoll den Alten an. Schließlich war Arne der Chef der Basis. Wenn einer etwas für diesen maroden Zustand konnte, dann der! Sollte Arne doch selbst den Code eingeben.

Arne knallte seinen Ellenbogen gegen den Apparat. »Code akzeptiert«, blinkte im Display. Die Tür des Lifts schloss sich, und sie fuhren nach oben.

Keine Hand passte zwischen Arne und Jaro. Jaro hatte keine Platzangst, aber er war solche engen Räume nicht gewöhnt.

»Ist wegen des Baumes«, sagte Arne. Er merkte offenbar, wie unwohl Jaro im Lift war.

»Baum?«, fragte Jaro.

»Der Baum ist nicht dicker.«

Jaro konnte mit diesem Hinweis nichts anfangen, bis die Tür aufglitt. Sie traten aus einem ausgehöhlten Stamm. Keine drei Meter über ihnen war der Rest des Baumes abgeknickt, seine schweren Äste lagen im Morast. Ein Blitzeinschlag vielleicht. Wenn der Baum überhaupt echt war. Egal, eine gute Tarnung war es auf jeden Fall.

Arne hielt sich bei Jaro fest und lenkte ihn durch den Wald. Sie stapften über ein Meer von durchgeweichten Blättern. Die Schuhe versanken im Matsch. Und als wäre das nicht ungemütlich genug, fing es an zu regnen.

Arne schnaufte schon schwer von dem Weg. »Wie geht es deiner Mutter?«

Jaro war froh über die Frage. Es war eine leichte. Und er rechnete mit viel schwereren Aufgaben. Bisher hatte er keine Ahnung, wieso ihn der große Arne hierher bestellt hatte. Warum hatte er die Ehre, die Basis zu besuchen?

Die Ehre. Na ja. Keiner in den Siedlungen dachte an einen von Waldsümpfen umgebenen unterirdischen Schrotthaufen, wenn er von der Basis sprach.

Jaro hatte sich hochmoderne Anlagen vorgestellt, Forschungslabore, ein Kontrollzentrum voller Hightech. Dinge, die Ultranetz zwar erschaffen hatte, die Arnes Gilde jedoch zum Gegenschlag umprogrammiert hatte. So viel zur Theorie.

»Du redest nicht gern über deine Eltern«, sagte Arne.

Jaro hatte die Frage fast vergessen. Zu viel ging ihm durch den Kopf. Seiner Mutter, wie ging es ihr?

»Gut«, sagte...
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Robert M. Sonntag heißt eigentlich Martin Schäuble. 1978 geboren, studierte er in Berlin, Israel und Palästina Politik und promovierte nach dreijähriger Recherche über zwei Dschihadisten. Als Autor ist er für seine kritischen Jugendbücher bekannt, die vielfach als Schullektüre eingesetzt werden. Bei Hanser veröffentlichte er den vielbeachteten Titel »Endland«, bei Fischer KJB ist sind von ihm bereits »Die Scanner « sowie »Sein Reich« erschienen.
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