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Becoming Ironman

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
riva Verlagerschienen am20.02.2022
Mit 3,8 km Schwimmen, 180 km auf dem Rad und 42 km Laufen gilt die Triathlon-Langdistanz als einer der härtesten Ausdauersportwettkämpfe der Welt. Der Weltmeister über die Ironman-Distanz wird auf Hawaii gekürt, dem mythischen Sehnsuchtsort der Triathlonszene. Patrick Lange hat das Rennen bereits zweimal gewonnen, er zählt zur absoluten Weltspitze der Triathleten. Sein autobiografischer Bericht erzählt von seinem sportlichen Werdegang, vom Traum, einmal bei der WM auf Hawaii dabei zu sein, von kleinen und großen Erfolgen, aber auch von Rückschlägen. Zugleich gibt Lange spannende Einblicke in seinen Trainingsalltag und das Mindset eines Profisportlers. Eine Geschichte über den Weg zum Erfolg im Ausdauersport - und eine darüber, dass dieser Weg nie gerade verläuft.

Patrick Lange, 1986 in Bad Wildungen geboren, ist zweimaliger Sieger des Ironman Hawaii (2017 und 2018). 2018 wurde er als Deutschlands Sportler des Jahres ausgezeichnet. Er stammt aus einer sportbegeisterten Familie, Triathlon betreibt er seit 2002. Lange lebt seit 2019 in der Nähe von Salzburg.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR13,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextMit 3,8 km Schwimmen, 180 km auf dem Rad und 42 km Laufen gilt die Triathlon-Langdistanz als einer der härtesten Ausdauersportwettkämpfe der Welt. Der Weltmeister über die Ironman-Distanz wird auf Hawaii gekürt, dem mythischen Sehnsuchtsort der Triathlonszene. Patrick Lange hat das Rennen bereits zweimal gewonnen, er zählt zur absoluten Weltspitze der Triathleten. Sein autobiografischer Bericht erzählt von seinem sportlichen Werdegang, vom Traum, einmal bei der WM auf Hawaii dabei zu sein, von kleinen und großen Erfolgen, aber auch von Rückschlägen. Zugleich gibt Lange spannende Einblicke in seinen Trainingsalltag und das Mindset eines Profisportlers. Eine Geschichte über den Weg zum Erfolg im Ausdauersport - und eine darüber, dass dieser Weg nie gerade verläuft.

Patrick Lange, 1986 in Bad Wildungen geboren, ist zweimaliger Sieger des Ironman Hawaii (2017 und 2018). 2018 wurde er als Deutschlands Sportler des Jahres ausgezeichnet. Er stammt aus einer sportbegeisterten Familie, Triathlon betreibt er seit 2002. Lange lebt seit 2019 in der Nähe von Salzburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783745314359
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum20.02.2022
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse16314 Kbytes
Artikel-Nr.5504319
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Die Sache mit den Stollenreifen

Was die Umgebung von Bad Wildungen massenhaft zu bieten hat, sind wunderschöne Landschaften. Hauptsächlich Wald. Da bot es sich an, so viel Leben wie möglich nach draußen zu verlegen. Auch den Sport. Zum Crosslauf gesellte sich im Alter von ungefähr 13 Jahren das Mountainbiken. Das hatte zunächst ganz pragmatische Gründe: einen Wettkampf. Bald schon aber hatte ich daran so viel Spaß, dass es dem Laufen Konkurrenz machte. Verdrängen konnte das Mountainbike meine Laufambitionen zwar nicht ganz, jedoch verschob sich die Lauferei immer mehr in den Winter, wenn es zu kalt war zum Biken. Die wärmeren Monate verbrachte ich größtenteils auf Trails und Stollenreifen. Mein gesamtes Konfirmationsgeld floss in mein erstes MTB: ein ziemlich schweres schwarzes No-Name-Bike mit gelber Federgabel, das ich mit jeder Menge Stickern verzierte - meinen »Sponsorenaufklebern«.

Gekauft hatte ich es im BikersPoint, einem lokalen Radladen, in dem ich später ab und zu im Verkauf und als Mechaniker jobbte. Schuld an dieser ersten großen Investition war ein Bikeathlon bei uns im Ort, ein Wettbewerb bestehend aus 20 Kilometern Rad fahren und fünf Kilometern Laufen. Überall hingen die Plakate. Ein Sportwettkampf! Den wollte ich sehen - und so ziemlich alle anderen Bad Wildunger auch. Die Strecke, die direkt durch den Ortskern führte, war gesäumt von Menschen. Alle jubelten den Sportlern zu, es war eine einzige große Party. Ich war hin und weg!

»Probier es doch nächstes Jahr auch mal«, schlug meine Mutter vor. »Laufen kannst du doch.« Fehlte nur noch das Mountainbike. Ein Sportgerät, über das ich mir bis dato nicht viele Gedanken gemacht hatte. Durch den Anreiz, damit einen Wettkampf bei uns vor der Haustür zu bestreiten - und am besten auch zu gewinnen -, bekam es aber plötzlich eine so große Attraktivität, dass ich sogar bereit war, mein Konfirmationsgeld dafür zu opfern.

Und was soll ich sagen? Es war meine bis dato beste Investition neben dem Eis am Stiel im Freibad. Mountainbiken gehört vor allem in der Off-Season, wenn keine Rennen anstehen, bis heute zu meinem Trainingsalltag. Wenn ich irgendwann meine professionelle Triathlonkarriere beende, werde ich mir ein Highend-Fully zulegen und die ganzen Strecken fahren, die jetzt noch zu riskant sind. Damals machte ich mir über Risiken allerdings keine Gedanken, war mir ihrer häufig nicht einmal bewusst. Da ich von Fahrtechnik keine Ahnung hatte, ging ich einfach davon aus, dass das Bike schon über Wurzeln und andere Hindernisse drüberrollen würde. Meist machte es das auch. Ich war sehr viel mit dem Rad unterwegs und schaffte auf Anhieb lange Strecken. Manchmal begleiteten mich ein paar Jungs aus meinem Schuljahrgang, Karsten, Sebastian und Florian. Oft war ich aber auch allein unterwegs.

* * *

Durch die vielen Kilometer auf dem Mountainbike bekam ich immer mehr Routine und wurde technisch besser, den Rest an Know-how in puncto Fahrtechnik holte ich mir aus Fachzeitschriften. Während andere Bravo lasen, verschlang ich das BIKE-Magazin. Dabei besitze ich kein großes Koordinations-Talent, der lokale Leichtathletikverein wird das bestätigen. Springen, Sprinten, Werfen ⦠Alles, was ich beim Eingangstest mit zwölf Jahren machen sollte, konnte ich nicht besonders gut. Lediglich der Konditionstest, den sie mich hauptsächlich aus Ermangelung weiter Optionen machen ließen, fiel überdurchschnittlich gut aus.

Diese Kondition kam mir auf den Bad Wildunger Trails zugute, die mir mit 14 Jahren, knapp ein Jahr nach meiner ersten Mountainbiketour, aber nicht mehr genügten. Ich wollte sehen, wie gut ich im Vergleich zu anderen war. Wie ich mich anstellte, wenn die Wettkampfuhr tickte. Zum Glück war es nicht mehr lange hin bis zum Bikeathlon, dem ich entgegenfieberte wie sonst nur dem letzten Schultag vor den Sommerferien. Noch immer rechnete ich mir Siegchancen im Jugendrennen aus. Oder besser: jetzt erst recht. Dass nicht mein gesamtes Umfeld diese Einschätzung teilte, störte mich nicht.

Am besten bin ich, wenn mich niemand auf dem Schirm hat und ich ohne Druck in den Wettkampf gehen kann.

Das war mir damals nicht klar, funktionierte aber. Ab dem Moment, in dem der Startschuss fiel, war ich wie im Tunnel. Ich weiß nicht mehr viel von der Strecke oder dem Rennverlauf, außer dass ich mich sehr anstrengen musste. Ich kämpfte. Allein deshalb, weil ich es so toll fand, dass da Menschen am Straßenrand standen, die jubelten und klatschten, nur weil ein paar Leute vor ihren Augen Sport machten. Ich wollte ihnen unbedingt zeigen, dass ich diesen Applaus verdiente. Nach dem Wechsel vom Rad auf die Laufstrecke sammelte ich noch einmal alles an Energie zusammen, rannte, so schnell ich konnte, und schaffte es tatsächlich, als Erster über die Ziellinie zu sprinten! Ich sprang herum wie wild, jubelte und reckte die Arme in die Luft, als hätte ich gerade Gold bei den Olympischen Spielen gewonnen. Wie großartig es doch war, dieses Gewinnen. Ich bekam Glückwünsche, eine Finisher-Medaille und von meinen Eltern ein großes Spaghetti-Eis als Siegprämie. Es war vielleicht das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte, etwas richtig gut zu machen und dafür wertgeschätzt zu werden. Dieses Gefühl wollte ich öfter haben.

* * *

Als Nächstes stürzte ich mich ins Mountainbike-Renngeschehen. Mein erster Wettkampf war in Naumburg bei Kassel. Start und Ziel befanden sich auf einem Parkplatz an einem Waldrand. Ein paar Pavillons standen herum, in denen Fahrradgeschäfte und Bikeaccessoire-Anbieter ihre Produkte ausstellten, und überall roch es nach Sixtus-Startöl. Ein Duft, den ich noch heute mit Wettkampf verbinde. Die älteren Jungs und Mädels rieben sich damit die Beine ein, dazwischen nuckelten sie irgendwas aus kleinen Fläschchen. Dopen die etwa?, überlegte ich aufgeregt.

Sie wirkten professionell auf mich, beinahe so professionell wie die herausragenden Profi-Radfahrer dieser Zeit, Jan Ullrich und Lance Armstrong. Meine damaligen Helden, die mich dann jedoch zutiefst enttäuschten. In jungen Jahren waren das meine Idole gewesen. Ich hatte ihnen zugejubelt. Spätestens durch den Festina-Skandal 1998, eine riesige Dopingaffäre und eines der wohl dunkelsten Kapitel des Radsports, wurde mir jedoch bewusst, dass ich das zu Unrecht getan hatte. Ich werde nie das Gefühl vergessen, das ich hatte, als mir als kleiner Junge von einem Tag auf den anderen meine Radsportidole weggenommen wurden. Für die Menschen, zu denen ich einst aufgeschaut hatte, hatte ich kein Verständnis und empfand nur noch Verachtung.

In diesem Moment wusste ich, dass ich niemals einen anderen Menschen so enttäuschen wollte. Dass es mein Anspruch ist, den Fans des Triathlonsports und deren Jugend zu zeigen, wozu der menschliche Körper imstande ist - ohne dass dabei Kindheitsträume zu Bruch gehen, weil illegale Methoden angewendet werden.

* * *

Eine weitere klare Position zu diesem Thema vermittelte mir mein Vater von klein auf, er hatte mir schon bei unserem ersten Lauf eingebläut: »Patrick, mach, was du möchtest. Aber wenn du zu verbotenen Mitteln greifst, hast du meinen Respekt verloren. Dann brauchst du mir nicht mehr unter die Augen zu treten. Bevor du denkst, Dopen sei eine Option, oder dich jemand dazu zu zwingen versucht, wirf unbedingt das Handtuch.« Wie für mich, so ist es auch für ihn das Schlimmste, wenn der Erfolg durch unlautere Mittel ergaunert wird. Ansonsten ein sehr meinungsoffener Mensch, war dieser Punkt für ihn nicht verhandelbar. Da er jedoch nicht nur strikt gegen Doping war, sondern mir immer auch die Sicherheit gab, dass seine Liebe, sein Respekt und seine Wertschätzung für mich nicht von Platzierungen abhingen, habe ich noch nie auch nur ansatzweise daran gedacht, zu solchen Methoden zu greifen. Selbst in Phasen, in denen ich dringend ein paar sportliche Erfolge gebraucht hätte, nur um überhaupt finanziell über die Runden zu kommen.

Ich bin überzeugt, dass es prägend ist, wie wir als Kinder und Jugendliche den Stellenwert von Leistung in unserem Leben vermittelt bekommen. Während ich heute oft den Eindruck habe, dass nur das Maximum gut genug ist, galt bei mir lediglich eine Regel, egal ob in der Schule oder im Sport:

Gib dein Bestes, dann kommt auch ein gutes Ergebnis dabei heraus.

Natürlich war das, was da auf dem Naumburger Parkplatz in den Fläschchen schwappte, nur irgendeine Zuckerlösung oder Sportgel, von dessen Existenz ich damals lediglich ebenso wenig Ahnung hatte wie von Wettkampfverpflegung oder taktischer Renngestaltung. Ich starrte auf den Zielbogen und stellte mir vor, wie es sein würde, da durchzufahren. Am besten als Erster. Der Wettkampf ging über mehrere Runden, und in meiner Gruppe, der U15, waren etwa 20 Starter, die alle das gleiche Ziel hatten wie ich: Gewinnen. Es wurde ein hartes Rennen gefahren, keiner schenkte dem anderen etwas, und ich musste ordentlich beißen, um vorn dabeizubleiben. Erst gegen Ende schaffte ich es, mich an die Spitze zu setzen, die letzten Kilometer dort zu bleiben und mein Premierenrennen auf dem Mountainbike tatsächlich...
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