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Die Macht der Geheimbünde

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
riva Verlagerschienen am20.03.2022
Deutschland hinter verschlossenen Türen Sie treffen sich heimlich in Zirkeln, pflegen seltsame Rituale und schmücken sich mit geheimnisvollen Symbolen. Geheimbünde wie Freimaurer, Rosenkreuzer oder Kabbalisten zählen Zehntausende von Mitgliedern. Hannes Kohlmaier ist es gelungen, das Vertrauen einflussreicher Logen zu gewinnen und so exklusiven Zutritt zu Bereichen zu erhalten, die Nichteingeweihten sonst verschlossen bleiben. In diesem umfassend recherchierten Insiderbericht spürt Kohlmaier dem Wirken von Geheimgesellschaften nach, erklärt die Faszination, die sie auf uns ausüben, und zeigt, welche Macht diese bis heute auf Politik und Wirtschaft haben.

Hannes Kohlmaier, Jahrgang 1970, ist Autor und Journalist. Seit fast 30 Jahren schreibt er für BILD. Seit 2014 ist er verantwortlicher Redakteur und Blattmacher bei BILD Süd. Die von ihm recherchierte Online-Dokumentation über die Macht der Geheimbünde fand vielfach Beachtung. Er lebt mit seiner Frau und seiner Tochter bei München.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextDeutschland hinter verschlossenen Türen Sie treffen sich heimlich in Zirkeln, pflegen seltsame Rituale und schmücken sich mit geheimnisvollen Symbolen. Geheimbünde wie Freimaurer, Rosenkreuzer oder Kabbalisten zählen Zehntausende von Mitgliedern. Hannes Kohlmaier ist es gelungen, das Vertrauen einflussreicher Logen zu gewinnen und so exklusiven Zutritt zu Bereichen zu erhalten, die Nichteingeweihten sonst verschlossen bleiben. In diesem umfassend recherchierten Insiderbericht spürt Kohlmaier dem Wirken von Geheimgesellschaften nach, erklärt die Faszination, die sie auf uns ausüben, und zeigt, welche Macht diese bis heute auf Politik und Wirtschaft haben.

Hannes Kohlmaier, Jahrgang 1970, ist Autor und Journalist. Seit fast 30 Jahren schreibt er für BILD. Seit 2014 ist er verantwortlicher Redakteur und Blattmacher bei BILD Süd. Die von ihm recherchierte Online-Dokumentation über die Macht der Geheimbünde fand vielfach Beachtung. Er lebt mit seiner Frau und seiner Tochter bei München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783745317633
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum20.03.2022
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse9589 Kbytes
Artikel-Nr.8385080
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

7
Die Geheimnisse in Mozarts Zauberflöte

Ein richtiges Kuriositätenkabinett an verborgener Information ist das berühmteste und bedeutendste freimaurerische Werk:Die Zauberflöte (uraufgeführt 1791 im Wiener Theater auf der Wieden). Die Zauberflöte ist für die Kulturgeschichte fast so wichtig wie Luthers Bibelübersetzung: die erste große deutschsprachige Oper in einer Zeit, in der die Opernsprache Italienisch war. Der Schweizer Germanistikprofessor und Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt, Peter von Mann, nannte die Zauberflöte »neben Shakespeares Trauerspiel Hamlet und Leonardos Bildnis der Mona Lisa das dritte große Rätselwerk unserer Kultur«. Entreißen wir dem Werk seine Geheimnisse.

In der Oper wie in der Freimaurerei geht es um Verwandlung. Äußerlich durch aufwendige Bühnenmechanik, mit der der Librettist und Mozarts Freimaurerbruder Emanuel Schikaneder rasend schnell die Kulissen wechseln konnte (wieder ein Bezug zu Zauberer Marvelli). Die Zuschauer stellen bei sich selbst auch eine Verwandlung fest, wie sich nämlich ihre Sympathie zu den Figuren im Laufe des Stückes verschiebt. Die vermeintlich gute »Königin der Nacht« erscheint ihnen irgendwann als das, was sie wirklich ist: als eine Mischung aus Denver -Biest und Märchenhexe. Der Eindruck, man habe es hier mit einer kämpferischen Mutter zu tun, die lediglich ihr entführtes Kind zurückerobern wolle, täuscht die Zuschauer zunächst. Learning aus diesem Teil der Zauberflöte: »Befreie dich von der Sklaverei des Vorurteils! Und dann der doppelte Boden, mit dem die beiden Bühnenzauberkünstler Mozart und Schikaneder ihre Zauberflöte konstruieren: zum einen eine Volksoper, die jeder versteht, in die aber eine zweite Wahrnehmungsebene eingezogen wird, die nur Eingeweihten zugänglich ist.

Die Zauberflöte ist eine »opera duplex«. Der Ägyptologe und Zauberflöten-Experte Jan Assmann vergleicht die Oper mit der »religio duplex«, mit den zwei Ebenen einer Religion, einer für das Volk und einer für eine geistige Elite, die sich tiefergehend mit Hintergründen und Allegorien beschäftigen kann und will. Gleich zu Beginn versteckt Mozart in seiner Ouvertüre in den drei Akkorden die drei markanten Schläge, mit denen Freimaurer an die Tür des Tempels klopfen. Für Uneingeweihte gehen die Schläge unter im Meer der Klänge. Wissende zucken hier zusammen und sind für einen Augenblick versucht, einem Bruder die Tür zu öffnen. Dann die Königin der Nacht, ihre Rolle ist bis heute umstritten. Viele halten sie für eine Personifizierung der katholischen Kirche, die ihre klerikale Bevormundung zunächst hinter ihrem wohlwollenden Lächeln verbirgt. Die Königin erscheint wie die katholische Maria schwebend auf einer Mondsichel (»Himmelskönigin«). Die Freimaurer im Saal verstanden die Anspielung sofort. Wiens katholische Würdenträger im Publikum sicherlich auch. Andere spekulieren, die Königin der Nacht sei ein Symbol für die Rosenkreuzer (Nacht = Okkultismus), die durch ihre Magie und Mystik eine Opposition zu den aufklärerischen Illuminaten jener Zeit bildeten. Gleichzeitig steckt in ihr aber auch etwas von der Göttin Demeter, die um den Verlust ihrer entführten Tochter trauert. Schikaneder hat uns zu ihr keine Gebrauchsanweisung hinterlassen. Aber so ist es generell in der Freimaurerei gewollt: Die Symbole können von jedem anders interpretiert werden.

Im Verlauf der Oper verwandeln sich Menschen durch die Kraft der Liebe selbst in göttliche Wesen. Für die Kirchen ein klarer Fall von Häresie (Abweichung von der offiziellen Lehre), da gute Christen schließlich von der Gnade Gottes abhängig zu sein haben und sich nicht selbst zu Göttern machen dürfen. In einem der Duette des Vogelfängers mit Pamina heißt es: »Mann und Weib, und Weib und Mann, reichen an die Gottheit an.« Dies alles war für den einfachen Wiener Zuschauer sicherlich nicht zu durchschauen.

Die Oper spielt im antiken Ägypten, aber ihre ganze Handlung ist eine einzige Hieroglyphe, wie Jan Assmann in Die Zauberflöte. Oper und Mysterium (S. 95) beschreibt: Hieroglyphen seien ästhetische Formen mit einem doppelten Boden. Bei Nichteingeweihten würden sie bloß eine unerklärliche Faszination auslösen, beim Eingeweihten eine innere Sammlung. »Dieser Gegensatz zwischen innen und außen, einfachem Volk und elitärer Weisheit« ziehe sich durch die gesamte Oper und werde klar an den Figuren durch die Unterschiede zwischen Sarastro und Papageno und in der Musik zwischen Sakral- und Volksmusik. Sarastro ist in der Oper der Logenmeister und Gegenspieler der Königin der Nacht, sein Zeichen ist die Sonne. Offenbar haben Mozart und Schikaneder dem Meister vom Stuhl ihrer Loge, Ignaz von Born (1742-1791), ein Denkmal setzen wollen. Born galt im 18. Jahrhundert bei den Wiener Freimaurern als charismatische Persönlichkeit. Der altpersische Religionsstifter »Zarathustra«, auf Italienisch »Sarastro« - nichts anderes als eine symbolische Gestalt des »Lichtträgers«. Der Freimaurer Sarastro ist zu Beginn der vermeintliche Bösewicht, der Prinzessin Pamina entführt haben soll. Wieder mal nichts als Ärger mit diesen Freimaurern!

In der Geschichte verliebt sich Prinz Tamino auf den ersten Blick in das Bild der Prinzessin, das ihm die Königin der Nacht als Fahndungsfoto vor die Nase hält (Tamino: »Dies Bildnis ist bezaubernd schön.«). Am Ende bekommt der Prinz seine Angebetete. Jedoch müssen die beiden in einer dunklen Höhle zwei gefährliche Prüfungen bestehen, die Wasser- und die Feuerprobe. Ein Klassiker der antiken Mysterienschulen. Hier geht es nicht darum, sich nasse Füße oder Verbrennungen zu holen. Der Prüfling soll im übertragenen Sinn lernen, sich im »Wasser des Geistes« an der Oberfläche zu halten, ohne sich an Dogmen, Autoritäten, Machtapparaten festzuhalten (Dietzfelbinger,Mysterienschulen, S. 37). Bei der Feuerprobe geht es dann um die Kraft des Geistes, die im Mysterienschüler langsam an Gestalt gewinnt, vor deren egoistischem Missbrauch er sich aber hüten soll. Auch in der Freimaurerei muss sich der Bewerber bei der Aufnahme mit verbundenen Augen im Dunkeln prüfen lassen. Nur so viel: Es ist ungefährlich.

Gemeinsam werden die Prüflinge Tamino und Pamina als Mann und Frau in den Freimaurerorden des Sarastro aufgenommen, im Gegensatz zum sympathischen Papageno, der während der Prüfung seinen Mund nicht halten kann. Papageno ist eine der typisch lustigen Figuren im Wiener Volkstheater, wie sie noch heute im klassischen Kasperltheater zu finden sind. Papageno kriegt zwar am Ende seine »Gretel« (Papagena), bleibt aber aus dem exklusiven Freimaurerclub ausgeschlossen.

Mozart ging, während er die Zauberflöte schrieb, häufig ins Wiener Kasperltheater, das zu dieser Zeit noch menschliche Darsteller hatte. Dem Kasperl fühlte sich Mozart ebenso wie Schikaneder seelenverwandt, Letzterer, als Schauspieler und Komiker, aber besonders. Eva Gesine Baur (Emanuel Schikaneder. Der Mann für Mozart) schreibt dazu: »Dass ihm wie (...) Kasperl erlaubt wird, unbequeme Wahrheiten und lasterhafte Sprüche« über die Herrschenden zu extemporieren, zeige die Erkenntnis, dass das Lachen beim einfachen Volk als Ventil für aufgestaute Wut eben das kleinere Übel sei als deren Explosion.

Was oft in sogenannten modernen Inszenierungen der Zauberflöte unterschätzt wird, ist die Genialität von Mozarts Kompagnon, dem Prinzipalen und Bruder Schikaneder. Während Mozarts Musik um keinen Ton verändert werden darf, bedient man sich in Schikaneders Libretto und Urinszenierung wie in einem Krämerladen.

Eine verwirrende Erfahrung war für mich eine Stuttgarter Inszenierung, in der Prinzessin Pamina in Bemühen um politische Korrektheit von einer schwarzen Sängerin gespielt wurde. Und ihr »Stalker«, der schwarze Diener Monostatos, von einem Weißen. Der Eigenbrötler Monostatos (griech. für alleinstehend) verliebt sich in Pamina, will sie aber nicht erobern, sondern mit Gewalt nehmen (wieder eine Anspielung auf Demeter, deren Tochter vom Unterweltler Hades entführt wird). Bizarr war der Moment der berühmten Arie, in dem der nun weiße Monostatos (ursprünglich also ein Schwarzer) der schwarzen Pamina (ursprünglich eine Weiße) in der Stuttgarter Oper vorwirft, ihn als Schwarzen scheußlich zu finden:

»Alles fühlt der Liebe Freuden, Schnäbelt, tändelt, herzet, küßt; Und ich soll die Liebe meiden, Weil ein Schwarzer häßlich ist.«

Diese »Verbesserung« ging voll daneben. Neben der Zauberflöte hat Mozart auch etliche andere Freimaurermusik komponiert. Bis zu seinem Tod bekannte er sich zum Bund. Die Maurerische Trauermusik (KV 477) und die Freimaurerkantate Dir, Seele des Weltalls (KV 429) schrieb Mozart für seine Brüder. Der Schriftsteller Friedrich Hegrad sagte in seiner Begrüßungsrede für Mozart bei dessen Aufnahme am 14. Dezember 1784 in die Wiener Loge »Zur Wohltätigkeit«: »Sie aber, mein Bruder! Von der gütigen Natur ausersehen, durch seltne Zauberkraft Herzen zu bewegen und Trost und Erquickung in unsre Seelen zu gießen!«

8
Der ausgestopfte Freimaurer

Wie Monostatos in die Zauberflöte kam, ist eine spannende Geschichte. Es ist eines der makabersten Kapitel der europäischen Freimaurerei. Zugleich zeigt es auch, wie etwas kolossal schiefgehen kann, was im Grund gut gemeint war (wenn das die Absicht hinter der merkwürdigen Rollenbesetzung des Monostatos in Stuttgart war, wäre die Entscheidung allerdings genial).

Heute sollte Inklusion eine Selbstverständlichkeit sein. Im 18. Jahrhundert allerdings war selbst unter den fortschrittlichsten Aufklärern in...

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