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Ich bin alt, ich darf das

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
riva Verlagerschienen am17.07.2022
Spontan verreisen, einfach weil Sie Lust darauf haben. Jeden Tag ausgedehnt frühstücken, weil kein Chef nach Ihnen ruft. Nie wieder ein schlechtes Gewissen haben, wenn Sie mal gar nichts tun. Klingt wie ein Traum? Mitnichten! Schon Udo Jürgens wusste: »Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.« Und daran hält sich auch Jürgen Brater, wenn er in Ich bin alt, ich darf! das von all den komisch-absurden Abenteuern erzählt, die man als Rentner tagtäglich erlebt. Begleiten Sie ihn dabei, wenn er auf Altersgenossen wie Brigitte trifft, die meinen, stets alles schlechtreden zu müssen. Oder wenn er mit seinem besten Freund Wolfgang beim Stammtisch über das Leben im Unruhestand sinniert. Da werden schon mal unliebsame Bekannte in die Wüste geschickt, die Nacht zum Tag gemacht oder alte Zerwürfnisse endlich aus der Welt geschafft. Denn was ist das Beste am Älterwerden? Genau: Die wundervolle Freiheit, alles zu dürfen und nichts mehr zu müssen!

Jürgen Brater, Jahrgang 1948, war lange Zeit als Zahnarzt tätig, bevor er an Berufsschulen und dem Abendgymnasium unterrichtete. Er ist zudem erfolgreicher Autor und verfasste unter anderem die Bücher »Pfeif drauf morgen hast dus eh vergessen « und »Liebling, hast du meine Zähne gesehen?«. Er lebt in Aalen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextSpontan verreisen, einfach weil Sie Lust darauf haben. Jeden Tag ausgedehnt frühstücken, weil kein Chef nach Ihnen ruft. Nie wieder ein schlechtes Gewissen haben, wenn Sie mal gar nichts tun. Klingt wie ein Traum? Mitnichten! Schon Udo Jürgens wusste: »Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.« Und daran hält sich auch Jürgen Brater, wenn er in Ich bin alt, ich darf! das von all den komisch-absurden Abenteuern erzählt, die man als Rentner tagtäglich erlebt. Begleiten Sie ihn dabei, wenn er auf Altersgenossen wie Brigitte trifft, die meinen, stets alles schlechtreden zu müssen. Oder wenn er mit seinem besten Freund Wolfgang beim Stammtisch über das Leben im Unruhestand sinniert. Da werden schon mal unliebsame Bekannte in die Wüste geschickt, die Nacht zum Tag gemacht oder alte Zerwürfnisse endlich aus der Welt geschafft. Denn was ist das Beste am Älterwerden? Genau: Die wundervolle Freiheit, alles zu dürfen und nichts mehr zu müssen!

Jürgen Brater, Jahrgang 1948, war lange Zeit als Zahnarzt tätig, bevor er an Berufsschulen und dem Abendgymnasium unterrichtete. Er ist zudem erfolgreicher Autor und verfasste unter anderem die Bücher »Pfeif drauf morgen hast dus eh vergessen « und »Liebling, hast du meine Zähne gesehen?«. Er lebt in Aalen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783745318746
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum17.07.2022
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse836 Kbytes
Artikel-Nr.9139847
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


»Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zurücksehnen.«

Peter Ustinov,
britischer Schauspieler und Schriftsteller, 1921-2004
Die Freiheit nehm ich mir

Montagmorgen.

Durch halb geschlossene Lider blinzle ich zur Uhr auf dem Nachtkästchen. Dabei weiß ich genau, dass es halb sieben ist, ein paar Minuten hin oder her. So wie jeden Morgen. Auf meine Blase ist halt Verlass. Seufzend schäle mich aus dem Bett und tappe zur Toilette. Drei Minuten später krieche ich wieder unter die warme Decke. Ein Blick zur Seite: Ella hat die Augen noch fest geschlossen. Das bedeutet, ich soll sie bitte nicht ansprechen. Im Wegdösen höre ich, wie im Nachbarhaus die Rollläden hochgezogen werden und der junge Mann aus dem Stockwerk über uns die Treppe herunterkommt. Die Arbeit ruft. Ihn, mich nicht. Einen kurzen Moment blitzt in mir der gehässige Wunsch auf, ihm viel Spaß im Job zu wünschen, doch nein, das würde ich selbst dann nicht tun, wenn ich dazu nicht ins Treppenhaus schlappen müsste. Schließlich ist mir durchaus an einer harmonischen Nachbarschaft gelegen.

Kurz denke ich daran, dass ich früher um diese Zeit auch schon eine ganze Weile zugange war, dann schlummere ich wieder ein. Als ich das nächste Mal erwache, ist es kurz nach acht. Ich denke noch eine Weile über meinen letzten Traum nach, dann wende ich mich Ella zu, die mich jetzt fröhlich anlächelt. Wir geben uns einen Guten-Morgen-Kuss, dann stehe ich auf, schlüpfe in meinen Bademantel und schlurfe die Treppen hinunter zum Briefkasten, um die Tageszeitung zu holen. Während ich meinen Blick gähnend über die Schlagzeilen wandern lasse, höre ich, wie Ella in der Küche die Kaffeemaschine in Gang setzt. Im Bett treffen wir uns wieder. Ich teile die Zeitung in zwei Hälften, und dann lesen wir beide - jeder hin und wieder an dem dampfenden Getränk nippend -, was es auf der Welt Neues gibt. Abwechselnd geben wir zu diesem und jenem Ereignis Kommentare ab, Ella liest mir den Wetterbericht vor, und ich freue mich, dass der heimische Fußballverein sein Auswärtsspiel gewonnen hat.

Das geht so bis etwa neun, halb zehn, dann stehen wir endgültig auf. Nachdem wir uns nacheinander im Bad zurechtgemacht oder - etwa jeden dritten Tag - geduscht haben, bereitet Ella, eine Melodie vor sich hin summend, das Frühstück vor, und ich mache mich auf den Weg zum nahe gelegenen Bäcker. Dort kaufe ich, wie jeden Morgen, drei Krustenbrötchen, erkundige mich bei der freundlichen Verkäuferin, während sie die Backwaren einpackt und mir Wechselgeld herausgibt, nach ihren kleinen Zwillingen, und bin eine Viertelstunde später schon wieder zu Hause. Vom Esstisch duften mir Wurst, Käse, Marmelade und ein frisch gekochtes Ei entgegen. Orangensaft leuchtet gelb aus zwei Gläsern. Das Frühstück ist für Ella und mich die tägliche Lieblingsmahlzeit, die wir, weiter Zeitung lesend, das darin enthaltene Kreuzworträtsel lösend und über dieses und jenes plaudernd, locker auf eineinhalb bis zwei Stunden ausdehnen können. Und während ich genüsslich in ein knuspriges Brötchen beiße, frage ich Ella, was heute ansteht. Das ist außer einem Termin beim Physiotherapeuten - Ella hat seit ein paar Wochen Probleme mit ihrem rechten Ellenbogen - nicht viel, darum beschließen wir, das schöne Wetter zu nutzen und zuerst einmal einen ausgiebigen Spaziergang durch den nahen Wald zu unternehmen.

Auf halber Strecke steht dort eine Bank mit in Herzen eingeritzten Initialen ehemaliger und aktueller Liebespaare, manche sogar mit exakter Datumsangabe. Dort legen wir eine Pause ein und lassen den Blick über eine von Gebüsch umgebene Wiese schweifen, auf der um diese Zeit immer mal wieder Rehe zu sehen sind. Doch heute bleibt die Bühne leer. Nur ein Hase hoppelt unschlüssig mal hier-, mal dorthin. Sieht aus, als suche er etwas. Ein Geschlechtspartner kann es um diese Jahreszeit eigentlich nicht sein. Aber wer weiß schon, was in so einem Hasenhirn vorgeht? Auf dem Weiterweg lässt sich kurz ein Eichhörnchen blicken, das an einer Douglasie hochsaust, dann ist es auch schon wieder im Geäst verschwunden. Wenige Minuten später hören wir von fern das charakteristische Klopfen eines Schwarzspechts und kurz darauf auch seinen unverwechselbaren Ruf. Wer mit wachen Sinnen durch die Natur geht, für den ist sie wie ein Theater. Stets gibt es etwas Neues zu sehen und zu hören und manchmal sogar zu riechen. So wie etwa eine knappe halbe Stunde später, als uns am Rand einer Fichtendickung das unverkennbare Aroma von Suppenwürze entgegenschlägt. Schwarzwild! Die Sauen müssen ganz in der Nähe stecken. Mein Jägerherz schlägt schneller, aber Ella hat keine Lust auf ein Zusammentreffen mit den borstigen Gesellen, und so spazieren wir weiter, ohne der Sache auf den Grund zu gehen.

Mein Smartphone piept: WhatsApp-Nachricht. Ich blicke auf das Display und lese Ella die Meldung vor: »Hallo, ihr zwei Hübschen. Wir treiben uns mit unserem Camper gerade am Lago Maggiore herum. Hättet ihr nicht Lust, auch zu kommen? Das Wetter ist traumhaft, und wir könnten ein paar vergnügte Tage miteinander verbringen. Liebe Grüße M. u. M.«

M. u. M., das sind Michael und Michaela. Zwei alte Freunde aus Augsburg, mit knapp über 70 etwa gleich alt wie wir. Früher haben Bekannte sie immer wieder damit aufgezogen, sie hätten sich bestimmt nur wegen der Namensgleichheit zusammengetan, aber die Geschichte fand irgendwann niemand mehr witzig, und seither freuen Ella und ich uns jedes Mal aufrichtig, wenn wir von den beiden hören. Seit ungefähr drei Jahren nutzen sie die Freiheit des Rentnerlebens, um mit ihrem Wohnmobil kreuz und quer durch Europa zu touren. Und ein paarmal haben wir uns tatsächlich irgendwo verabredet, haben selbst ein solches Gefährt gemietet und fröhliche Tage miteinander verbracht. Etwa auf Usedom, im Bayerischen Wald am Fuß des Großen Arbers, aber auch weiter weg in Apulien und der Provence. Das letzte Mal am Plattensee in Ungarn.

»Lago Maggiore«, sage ich zu Ella und blicke sie verträumt an. »Da ist der Comer See nicht weit.«

»Du meinst ...?«, fragt sie nachdenklich.

»Warum nicht?« Ich nicke lächelnd. »Wir waren länger nicht mehr bei Gianna und Damiano. Hättest du Lust?«

Gianna heißt mit vollem Namen Gianna Loredani. Gemeinsam mit ihrem Mann Damiano betreibt sie oberhalb des Comer Sees ein prächtiges Agriturismo, also so etwas wie einen Ferien-Bauernhof, wobei es sich genau genommen eher um eine kleine Obstplantage handelt, der ein uriges Restaurant, ein kleines Schwimmbecken und mehrere Gästezimmer angeschlossen sind. Ella und ich haben dort schon mehrfach wundervolle Tage verbracht und mit Rotwein am Pool den herrlichen Ausblick auf den See und anschließend Giannas Kochkünste genossen: Pasta in allen möglichen Variationen, Fleischgerichte wie Ossobuco, Tagliata di Manzo oder Saltimbocca alla Romana, Fisch gekocht und gebraten, und nicht zuletzt Ellas Favoriten: köstliche Meeresfrüchte mit allerlei duftenden Zutaten. Mittlerweile sind wir mit den Gastgebern per Du, und ich bin sicher, dass sie uns, wenn ich jetzt anriefe, mit Freude ein paar Tage bei sich aufnähmen, um uns zu verwöhnen. Wir könnten Schiffstouren auf dem See machen, stundenlang durch das wunderschöne Bellagio bummeln, in einem dortigen Restaurant am See tafeln und uns dabei den einen oder anderen guten Tropfen munden lassen. Wirklich verlockende Aussichten.

Ella wiegt den Kopf nachdenklich hin und her. »Klingt echt super. Aber denk an meine Physiotherapie. Und du hast am Freitag einen Zahnarzttermin.«

»Ließe sich beides problemlos verschieben.«

»Ja, sicher.« Sie denkt einen Augenblick konzentriert nach. Das erkennt man bei ihr daran, dass sie dabei immer die Augen nach oben dreht, so, als fände sie am Himmel die Erleuchtung. Dann spricht sie weiter: »In 14 Tagen feiert Ludwig seinen Siebzigsten. Da haben wir zugesagt. Der wäre bitter enttäuscht, wenn ...«

Ich lasse sie nicht ausreden. »Da wären wir längst wieder zurück. Also, was ist?«

Sie lächelt mich lieb an. »Bist du mir böse, wenn ich Nein sage? Ich hab irgendwie grad keine Lust zum Verreisen. Ich weiß auch nicht, warum.«

Ich lege meinen Arm um sie und ziehe sie ein wenig näher zu mir her. »Ach wo. Dann eben ein andermal. Aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben. Aber ...« Ich drücke ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.

»Aber was?«

»Ist es nicht herrlich, jederzeit einfach so mir nichts, dir nichts abhauen zu können? Ohne große Planung und Vorbereitung, einfach so?«

»Das stimmt«, pflichtet Ella mir bei. »Und ohne zu wissen, wann man wieder zurückkommt. Das hat schon was.«

Und während sie das sagt, tippe ich in mein Smartphone: »Lieb gemeint, danke. Aber zurzeit haben wir schlicht keinen Bock auf Reisen. Ein andermal gern. Euch noch viel Spaß in Bella Italia.«


»Liebst du das Leben? Dann vergeude keine Zeit, denn daraus besteht das Leben.«

Benjamin Franklin,
amerikanischer Schriftsteller und Staatsmann, 1706-1790
Das größte Geschenk: Zeit

Tatsächlich haben wir das schon öfter gemacht. Ganz spontan verreisen, meine ich. Meist mit einem halbwegs konkreten Ziel, mehrfach aber auch einfach drauflos, ohne zu wissen, wo der Ausflug enden würde. Und wann.

Das ist vielleicht das Beste am Ruhestand: dass man auf einmal jede Menge Zeit hat. Dass man ganz spontan, gewissermaßen aus dem Bauch heraus, entscheiden kann, was man tun will. Ja, dass man sogar auch dann kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man mal gar nichts tut. Weil man deswegen niemandem Rechenschaft schuldet. Und natürlich auch, dass »Stress« auf einmal ein Fremdwort ist.

Das wird mir schon am nächsten Morgen wieder sehr bewusst, als ich durchs...

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