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Die Kirschen der Madame Richard

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
320 Seiten
Deutsch
Mira Taschenbuch Verlagerschienen am02.05.20191. Auflage
185 Einwohner zählt das Dorf Montbolo in den französischen Pyrenäen. Als die Hamburgerin Miriam auf der Durchreise ein verwunschenes altes Haus inmitten eines verwilderten Kirschhains entdeckt, steht der Entschluss für sie fest: Sie bricht alle Zelte ab und wird Montbolos Einwohnerin Nummer 186. Miriam nimmt sich vor, ihr Haus im Alleingang zu renovieren und von nun an von der Kirschernte zu leben. Doch sie hat nicht mit der skurrilen Dorfgemeinschaft und den Eigenarten uralter Kirschsorten gerechnet - und schon gar nicht mit dem unverschämt charmanten Nachbarn Philippe, der ihr Herz höherschlagen lässt.
»Dieser Roman bietet nicht nur ein liebenswürdiges, sondern auch leckeres Lektüreerlebnis.« NDR Kultur
»Ein herrlicher Sommerschmöker.« Neue Presse
»Stimmungsvoll schildert die Autorin aus Glückstadt das Leben in dem kleinen Dorf Montbolo (...). Man möchte am liebsten sofort hinreisen.« LandGang


Tania Schlie lebt in der Nähe von Hamburg. Sie hat Literaturwissenschaften in Hamburg und Paris studiert. Seit zwanzig Jahren ist sie freie Autorin und Lektorin und hat zahlreiche Romane und Sachbücher veröffentlicht. Im Aufbau Verlag erscheinen ihre Romane unter dem Pseudonym Caroline Bernard.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR8,99

Produkt

Klappentext185 Einwohner zählt das Dorf Montbolo in den französischen Pyrenäen. Als die Hamburgerin Miriam auf der Durchreise ein verwunschenes altes Haus inmitten eines verwilderten Kirschhains entdeckt, steht der Entschluss für sie fest: Sie bricht alle Zelte ab und wird Montbolos Einwohnerin Nummer 186. Miriam nimmt sich vor, ihr Haus im Alleingang zu renovieren und von nun an von der Kirschernte zu leben. Doch sie hat nicht mit der skurrilen Dorfgemeinschaft und den Eigenarten uralter Kirschsorten gerechnet - und schon gar nicht mit dem unverschämt charmanten Nachbarn Philippe, der ihr Herz höherschlagen lässt.
»Dieser Roman bietet nicht nur ein liebenswürdiges, sondern auch leckeres Lektüreerlebnis.« NDR Kultur
»Ein herrlicher Sommerschmöker.« Neue Presse
»Stimmungsvoll schildert die Autorin aus Glückstadt das Leben in dem kleinen Dorf Montbolo (...). Man möchte am liebsten sofort hinreisen.« LandGang


Tania Schlie lebt in der Nähe von Hamburg. Sie hat Literaturwissenschaften in Hamburg und Paris studiert. Seit zwanzig Jahren ist sie freie Autorin und Lektorin und hat zahlreiche Romane und Sachbücher veröffentlicht. Im Aufbau Verlag erscheinen ihre Romane unter dem Pseudonym Caroline Bernard.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783745750164
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum02.05.2019
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3997737
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
ALLEINSTEHENDE FRAU VON EULE ANGEFALLEN
Miriam klemmte sich die Flasche Rotwein unter den Arm und suchte nach dem Korkenzieher, der irgendwo in dem Durcheinander auf dem großen Tisch liegen musste. Dabei fiel ihr Blick auf das Handy, und sie griff automatisch danach.

»Was für eine dumme Angewohnheit«, schimpfte sie. Sie erwartete keinen Anruf, abgesehen davon war ein Handy in dieser abgelegenen Gegend Südfrankreichs mehr als unpassend. Zumal an einem lauen Frühlingsabend unter einem blanken Sternenhimmel, der schon fast kitschig war. Sie hatte bisher nicht einmal ausprobiert, ob sie hier überhaupt Empfang hatte. Strom gab es jedenfalls nicht.

Sie wog ihr Telefon in der Hand. Oder sollte sie doch versuchen, jemanden anzurufen? Um zu erzählen, wie schön es hier war und was sie heute getan hatte? Dass sie in einem Anfall von spontaner Verrücktheit dieses kleine Bauernhaus gekauft hatte, in dessen Küche sie gerade stand? Nein, entschied sie dann. Ihr Herz war zwar so voller Glück, dass es für zwei oder mehr Personen gereicht hätte, aber sie wollte den ersten Abend ihres neuen Lebens ganz für sich allein haben. Außerdem war sie sich nicht sicher, wie ihre Freundin Frederike oder ihrer Tochter Merle in Hamburg reagieren würden, wenn sie ihnen erzählte, was sie getan hatte. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass sie ihren spontanen Entschluss für einen Anfall von Wahnsinn halten würden. Sie wollte sich aber nicht die Laune verderben lassen.

Sie legte das Telefon wieder auf den Tisch und ging nach draußen. Neben dem Eingang setzte sie sich auf die von der Sonne ausgeblichene Bank. Vor ihr stand ein altes Weinfass, das sie hinter dem Haus gefunden und hierhergerollt hatte. Es diente ihr als Tisch. Sie stellte das Glas und die Flasche zu dem Teller mit Käse und Brot und seufzte tief auf vor Behagen. Schon vor zwei Wochen hatte sie diesen verwunschenen Platz entdeckt und sich die Freiheit genommen, sich jeden Tag hierhinzusetzen, denn das Haus stand offensichtlich leer. Diese Bank zog sie an und verzauberte sie. Sie war hierhergekommen, um zu träumen. Dabei hatte sie selbst nicht fassen können, wie sentimental sie wurde. Es war doch schließlich nur ein altes Haus. »Nein, genau das ist es eben nicht!«, sagte sie energisch und erschrak vor ihrer eigenen Stimme. Es war viel mehr. Es war alles, wovon Miriam träumte.

Und seit heute Morgen war dies ihr Haus, es waren ihre Bank und ihr Weinfass! Sie konnte immer noch nicht so richtig begreifen, wie das passiert war, und kniff sich in den Oberarm, um sicherzugehen, dass sie nicht träumte.

»Ich habe ja gesehen, dass Sie die Überweisung für die Anzahlung ausgefüllt haben. Mit der Unterzeichnung des Vorvertrags gehört die Immobilie nach französischem Gesetz damit Ihnen. Ich gebe Ihnen schon mal den Schlüssel. Die Eigentümerin ist einverstanden«, hatte Oscar Poulenc, der Makler, an diesem Vormittag zu ihr gesagt. Sie standen nach der Besichtigung vor dem Haus. Er schloss ab und überreichte ihr einen schweren Bartschlüssel. »Dann können Sie schon mal die Umbauten planen. Ich könnte Ihnen einen guten Architekten empfehlen. Ich nehme an, Sie wollen einen Pool? Die Sommer werden hier ganz schön heiß, und bis zum Meer sind es nun mal vierzig Kilometer.«

Miriam hatte den Rest gar nicht mehr gehört, nur das mit dem Schlüssel. »Wunderbar, dann ziehe ich noch heute ein.«

Poulenc hatte sie entsetzt angesehen. »Das Haus hat keinen Strom!«

»Es hat auch keine Dusche«, hatte Miriam sanft erwidert. »Aber es ist ja schon ziemlich warm, und im Hof gibt es doch den Brunnen. Erinnern Sie sich? Wir haben gerade nachgesehen, ob die Pumpe funktioniert.«

»Ist ja Ihre Sache.« Er hatte mitleidig mit den Schultern gezuckt. »Ich meine es nur gut mit Ihnen.«

Miriam lehnte sich an die rauen Steine ihres Hauses und spürte die Wärme, die sie über den Tag gespeichert hatten, in ihrem Rücken. Unglaublich, wie warm es hier schon im März werden konnte. In Gedanken ging sie durch ihr Haus. Es war klein, ein altes Bauernhaus aus hellen Natursteinen, ein mas, wie man hier sagte, mit einem flachen Dach aus Schieferplatten. Im Erdgeschoss führte die Tür direkt in die große Küche, die die gesamte linke Hälfte des Hauses einnahm. Hier stand ein alter massiver Tisch. Eine zweite Tür führte von der Küche auf den schmalen Flur, von dem zwei Zimmer abgingen. Am Ende lag ein Bad mit einer frei stehenden Wanne. Miriam hatte einen Luftsprung gemacht. Eine Badewanne! Als sie gesehen hatte, wie dreckverkrustet sie war, war sie wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Und dann war ihr eingefallen, dass die Wasserversorgung abgestellt war.

»Hier hat ja schon seit Jahren keiner mehr gewohnt. Vielleicht sind die Leitungen auch kaputt«, hatte Monsieur Poulenc gesagt, der das Haus mit ihr besichtigt hatte.

Vor Dreck hatte Miriam noch nie Angst gehabt, und um die Wasserversorgung würde sie sich kümmern. Sie beschloss, die Wanne zu lieben. Neben dem Badezimmer führte eine ziemlich wacklige Treppe auf den Dachboden. Den würde sie nicht brauchen und ihn erst mal so lassen, wie er war. Die Räume unten reichten für sie allein völlig aus. In einem der Zimmer stand noch ein altes Bettgestell. Als sie das gesehen hatte, war in ihr der Entschluss gereift, sofort einzuziehen.

»Sie nehmen mich doch mit zurück ins Dorf?«, hatte sie den Makler gefragt, als sie beide nach den Formalitäten vor dem Haus standen. »Ich würde gern meine Sachen aus dem Hotel abholen.« Der Ort lag vielleicht zweihundert Meter den Berg hinunter. Auf der Straße erreichte man ihn über drei scharfe Kurven auf der schmalen Straße.

»Aber selbstverständlich. Ich muss sowieso weiter nach Ceret.«

Ceret hieß der nächste größere Ort an der Straße, die zur Autobahn und ans Meer führte.

»Oh, können Sie mich stattdessen auch nach Ceret fahren? Ich muss ein paar Dinge besorgen, wenn ich hier wohnen will.«

Oscar Poulenc hatte zweifelnd den Kopf geschüttelt, aber dann war er mit ihr in den großen Carrefour-Supermarkt gefahren. Miriam hatte sich eine Matratze, eine Bettdecke und ein Kopfkissen gekauft. Und ein paar Tassen und Teller, einen Campingkocher plus Gasflasche, einen Topf und eine Pfanne sowie ein paar andere Dinge und die allernötigsten Lebensmittel. Monsieur Poulenc hatte ihr geholfen, alles zusammenzusuchen und in seinem Renault zu verstauen und hier wieder auszupacken. Vorher waren sie sogar noch in dem Hotel vorbeigefahren, in dem Miriam bisher gewohnt hatte. Dort hatte sie ihre Sachen in den Koffer geworfen und ausgecheckt. Miriam war Oscar sehr dankbar für seine Hilfe. Wahrscheinlich war er ihr ebenso dankbar, weil sie von ihm ein Haus gekauft hatte. So gut lief sein Geschäft vermutlich nicht, denn er betrieb im Hauptberuf die kleine Autowerkstatt von Montbolo. Aber er war nett und gutmütig, und er war beim Tragen ganz schön ins Schwitzen gekommen.

Dann war er weggefahren, aber nicht, ohne sie vorher noch einmal eindringlich zu befragen, ob sie wirklich ganz allein in diesem Haus, ohne Strom und so ...? Miriam wollte. Sie wollte in diesem Augenblick nichts mehr als vor ihrem neuen kleinen Haus sitzen und ihr altes Leben in Hamburg hinter sich lassen. Dass sie jetzt hier wohnte, hatte zudem den Vorteil, dass Monsieur Frochot, der Besitzer des einzigen Hotels von Montbolo, in dem sie bisher gewohnt hatte, sie in Zukunft mit seinen Vorschlägen verschonen würde, ihr das Frühstück ans Bett zu servieren. Meine Güte, er war zwar nett, aber auch mindestens zwanzig Jahre älter als sie! Die winzige Pension hatte nur drei Zimmer, außer ihr gab es keine anderen Gäste. Zum Essen war sie bisher die wenigen Schritte in das Café am Marktplatz hinübergegangen.

Sie nahm einen Schluck Wein. Auch den hatte sie bei Carrefour gekauft, ebenso wie den Korkenzieher. Oscar hatte sie darauf hingewiesen, dass sie den bestimmt brauchen würde.

»Dafür lassen Sie lieber die Pfanne stehen«, hatte er gesagt.

Der Wein schimmerte fast violett im Glas und schmeckte unglaublich gut nach Stachelbeeren, weich umspielte er ihren Gaumen. Miriam schnitt noch ein Stück von dem leicht krümeligen Matoq Bleu ab, einem Blauschimmelkäse aus den Pyrenäen.

»Nehmen Sie den«, hatte Oscar gemeint, als sie ratlos vor dem Riesenangebot in der Käsetheke gestanden hatte. Der Spruch von de Gaulle war ihr in den Sinn gekommen: Wie soll man ein Land regieren, das zweihundertvierundsechzig Käsesorten hat? Seitdem de Gaulle das gesagt hatte, waren bestimmt noch einmal so viele Sorten dazugekommen, und die lagen gerade höchst appetitlich vor ihr in der Käsetheke. »Nehmen Sie unbedingt den, der kommt hier aus der Gegend«, hatte Oscar noch einmal gesagt. »Ein Ziegenkäse, ein Gedicht.«

Er hatte recht. Sie mochte diesen Ziegenkäse, der kräftig und cremig war, und beschloss, Oscars Ratschlag in kulinarischen Dingen in Zukunft blind zu vertrauen. Sie strich den Käse auf das knusprige Baguette, das sie auf dem Heimweg in der Boulangerie von Montbolo gekauft hatten, und ließ sich das Häppchen genießerisch auf der Zunge zergehen.

Sie nahm noch einen Schluck Wein. All diese französischen Köstlichkeiten könnte sie von heute an jeden Tag haben. Jedenfalls solange Carrefour nicht zumachte oder Wein und Käse aus dem Sortiment nehmen würde. Miriam lächelte bei dem Gedanken.

Sie leckte den Rest Käse von der Messerspitze und seufzte behaglich. Meine Güte, wenn sie daran dachte, wie sie hierhergekommen war! Auf diese Terrasse in Südfrankreich unter einem Himmel, der von Sternen übersät war. Wenn man ihr das vor ein paar Wochen prophezeit hätte, hätte sie sich wahrscheinlich halb totgelacht...
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Autor

Tania Schlie lebt in der Nähe von Hamburg. Sie hat Literaturwissenschaften in Hamburg und Paris studiert. Seit zwanzig Jahren ist sie freie Autorin und Lektorin und hat zahlreiche Romane und Sachbücher veröffentlicht. Im Aufbau Verlag erscheinen ihre Romane unter dem Pseudonym Caroline Bernard.