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Das Gelübde der vergessenen Tochter

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am27.12.20221. Auflage
Wenn aus Rache Gerechtigkeit wird

Mit letzter Kraft und schwer verwundet schleppt sich eine junge Frau bis vor die Tür des Bergklosters, bevor sie zusammenbricht. Als sie die Augen wieder öffnet, liegt sie in einem warmen Bett. Ihre Wunden sind versorgt, und man hat ihr den Namen Laya gegeben. Es soll ihr Geheimnis bleiben, wer sie wirklich ist, woher sie kommt und was ihr zugestoßen ist. Denn nur so kann sie Rache üben, an denen, die sie so zugerichtet haben. Der junge Ordensbruder Ansgar unterstützt sie dabei. Als Laya jedoch herausfindet, dass in der Gegend immer wieder Frauen verschwinden, die ihr nur allzu ähnlich sehen, ist sie nicht mehr sicher, ob sie wirklich die richtige Spur verfolgt - und auch Ansgars Hilfe ist nicht so selbstlos, wie es scheint.


Manuela Schörghofer schreibt seit Jahren erfolgreich spannende und berührende Geschichten, die im Hochmittelalter angesiedelt sind und immer eine gute Prise Humor enthalten. Die quirlige Rheinländerin wohnt mit ihrer Familie im Süden des Bergischen Landes.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWenn aus Rache Gerechtigkeit wird

Mit letzter Kraft und schwer verwundet schleppt sich eine junge Frau bis vor die Tür des Bergklosters, bevor sie zusammenbricht. Als sie die Augen wieder öffnet, liegt sie in einem warmen Bett. Ihre Wunden sind versorgt, und man hat ihr den Namen Laya gegeben. Es soll ihr Geheimnis bleiben, wer sie wirklich ist, woher sie kommt und was ihr zugestoßen ist. Denn nur so kann sie Rache üben, an denen, die sie so zugerichtet haben. Der junge Ordensbruder Ansgar unterstützt sie dabei. Als Laya jedoch herausfindet, dass in der Gegend immer wieder Frauen verschwinden, die ihr nur allzu ähnlich sehen, ist sie nicht mehr sicher, ob sie wirklich die richtige Spur verfolgt - und auch Ansgars Hilfe ist nicht so selbstlos, wie es scheint.


Manuela Schörghofer schreibt seit Jahren erfolgreich spannende und berührende Geschichten, die im Hochmittelalter angesiedelt sind und immer eine gute Prise Humor enthalten. Die quirlige Rheinländerin wohnt mit ihrer Familie im Süden des Bergischen Landes.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783749904792
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum27.12.2022
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1589 Kbytes
Artikel-Nr.9013097
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

Bayerische Alpen, 10. Dezember 1137

Ihr Atem formte kleine Wolken in der frischen Winterluft, als sie sich mühsam bergauf schleppte. Nicht denken, außer an den nächsten Schritt. Ihre aufgeplatzten Lippen brannten, wo sie der Faustschlag getroffen hatte. Ihr Gewand war verdreckt und eingerissen. Sie ignorierte den scharfen Schmerz in ihrem Unterleib und das Pochen in ihrem Hinterkopf. Dass sie während des Kampfes gestürzt und schmerzhaft auf einem Stein aufgekommen war, hatte ihr vermutlich das Leben gerettet. Sie hatte kurz das Bewusstsein verloren und ihr Blut den felsigen Untergrund dunkel gefärbt. Ihre Angreifer mussten davon überzeugt sein, dass sie tot war.

Es begann zu schneien. Die zarten Flocken deckten ihre Spuren zu. Das war gut. Falls jemand nach ihren sterblichen Überresten suchte, musste er annehmen, dass die Wölfe, deren Lied in der Ferne zu hören war, sich über ihren Körper hergemacht und ihn verschleppt hatten.

Das bittere Lächeln, das ihre Lippen verzog, sandte erneut eine Schmerzwelle durch sie hindurch. Nur weiter, Stück für Stück, einen Fuß vor den anderen setzen.

Sie wusste nicht, wer die Männer gewesen waren, die sie und Julian überfallen hatten. Kurz schloss sie die Augen, als die Erinnerung an Julians Lächeln sie überkam. Es hatte sie von Beginn an in ihren Bann gezogen. Jetzt würde sie es nie wieder sehen.

Tränen stiegen in ihr auf. Sie trat aus dem Wald heraus, einem lichten Gehölz aus dürren Tannen, das diese Bezeichnung kaum verdiente, und zog den vom Schnee durchnässten Umhang fester um sich. Er schützte sie nicht, weder vor dem Wind, der sie nun mit voller Wucht traf, noch vor der Kälte in ihrem Inneren.

Das Licht, das ohnehin kaum den Weg durch die Wolken fand, wurde immer schwächer. Bald würde sich die Dunkelheit über das Gebirge senken.

Sie biss die Zähne zusammen, als ein Stein unter ihrer Schuhsohle wegrutschte und sie auf die Knie fiel. Den Schmerz der frischen Schürfwunden spürte sie kaum, stemmte sich keuchend hoch und taumelte weiter.

Sie wollte leben - für Julians Kind, das sie wahrscheinlich unter dem Herzen trug. Noch war es zu früh, um ganz sicher zu sein. Aber dieses Kind war der Grund, weshalb sie sich ihrem Vater widersetzt hatte und Julian gefolgt war. Julian, dessen blaue Augen leer in den Winterhimmel gestarrt hatten, nachdem das Messer der Angreifer sein Herz durchbohrt hatte.

Ihre Kehle verengte sich und hielt den Schrei gefangen. Nur ein leises Wimmern war zu hören. Sie strauchelte, griff Halt suchend an die Felswand, fühlte, wie zwei Fingernägel abbrachen. Stöhnend hielt sie inne.

Durch das dichter werdende Schneetreiben konnte sie schemenhaft die Umrisse ihres Ziels erkennen. Sie hoffte, im Kloster Tannhöhe ein Nachtlager zu bekommen. Morgen musste sie überlegen, wohin sie sich wenden konnte. Vielleicht wussten die Frauen im Kloster Rat und würden ihr helfen. Nur ihren Namen und ihre Herkunft durften sie nicht erfahren. Die Ordensschwestern würden wohl kaum Verständnis für sie aufbringen, sie womöglich direkt zurück zu ihrem Vater schicken.

Mit vor Kälte zitternden Fingern strich sie sich eine der dunkelroten Strähnen hinters Ohr, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte.

Vor ihr spannte sich eine schmale Seilbrücke über die Schlucht, die sie von der Klosterpforte trennte. Die Abtei lag auf einem Plateau und von den Gebäuden lugten nur die Dächer über die Befestigungsanlage aus angespitzten Tannenpfählen, die mehr dem Sichtschutz als der Abwehr von Angreifern diente.

Einzig der Kirchturm erhob sich über dem Anwesen. Das Kreuz an dessen Spitze trotzte dem Wind und erweckte den Eindruck, als könne es die vorbeitreibenden Wolken aufhalten.

Sie lehnte sich gegen den Pfosten, betrachtete misstrauisch die schwankenden Planken, die mit einer dünnen Schneeschicht überzogen waren. Es half nichts. Wenn sie überleben wollte, dann führte der Weg nur über diese Brücke.

Mit beiden Händen ergriff sie das rechte Seil und setzte tastend die Schuhspitze auf das erste Brett. Es knirschte leise, hielt ihrem Gewicht jedoch stand. Den Blick fest auf das nächste Holz geheftet, setzte sie einen Fuß vor den anderen. Nur nicht nach unten sehen, in dieses dunkle Nichts, das sich durch die tanzenden Schneeflocken erahnen ließ. Die Fasern des Hanfseils stachen in ihre Handflächen. Doch es vermittelte ihr ein tröstliches Gefühl der Sicherheit.

Sie hatte etwa die Hälfte der Brücke hinter sich gebracht, als eine Böe so heftig an ihr zerrte, dass sie das Gleichgewicht verlor. Ihr linker Fuß rutschte zwischen zwei Planken hindurch. Sie stürzte auf die Bretter und ihre Wade wurde eingeklemmt.

Panische Angst schoss durch ihre Glieder und vertrieb für einen Augenblick die Erschöpfung. Sie klammerte sich fest an das Seil und bot ihre ganze Kraft auf, um sich wieder aufzurichten und sicheren Halt zu finden. Als sie den Fuß durch die Lücke zwischen den Planken zurückzog, löste sich ihr Schuh, und sie musste hilflos zusehen, wie er gemeinsam mit den wirbelnden Schneeflocken in der Dunkelheit des Abgrunds verschwand. Hatte sie zuvor geglaubt, ihre Zehen könnten nicht kälter werden, wurde sie eines Besseren belehrt, als sie den nackten Fuß auf das nächste Brett setzte. Sie biss die Zähne zusammen und hob das Kinn an. Sie würde diese Brücke bezwingen!

Langsam überwand sie Planke für Planke. Unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte erreichte sie erschöpft ihr Ziel. Ihren linken Fuß spürte sie nicht mehr, als sie an das Tor klopfte. Sie konnte das Geräusch ihrer Fingerknöchel selbst kaum wahrnehmen - so würde sie niemand hören.

Sie sah sich verzweifelt um und entdeckte wenige Schritte entfernt einen faustgroßen Stein. Sie hob ihn auf und schlug damit gegen das Holz.

»Hört mich jemand? Ich brauche Hilfe!« Auch ihre Stimme klang schwach, doch sie hämmerte weiter.

Es dauerte ein wenig, bis sie schlurfende Schritte vernahm. Eine Klappe wurde geöffnet und der Kopf eines alten Mannes, die weiße Kapuze tief ins Gesicht gezogen, erschien in der Öffnung.

»Was willst du?«, brummte er.

»Helft mir, ich bin verletzt.«

Jetzt, am Ziel, verließen sie die Kräfte. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.

»Wir haben wahrlich schon genug Weiber hier«, erwiderte der Alte und schlug die Klappe zu.

Wer auch immer sie überfallen hatte, er hatte gewonnen. Sie würde hier vor der Klosterpforte sterben. Sie hatte den falschen Weg gewählt und hätte besser versucht, ins nächste Tal zu gelangen, um dort Obdach zu finden. Nun war es zu spät.

In einem letzten Aufbäumen donnerte sie den Stein erneut gegen die Pforte. »Nennt Ihr das Barmherzigkeit?«, stieß sie hervor. »Mein Tod lastet auf Eurer Seele, und der Herr wird Euch dafür büßen lassen.«

Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihren Bauch. Sie krümmte sich und spürte, wie das Blut warm zwischen ihren Schenkeln hinunterlief. Sie ahnte, dass ihr Kind sie nicht ins Himmelreich begleiten würde.

Das letzte Fünkchen Hoffnung verlor sich im Schneetreiben vor dem geschlossenen Tor. Sie rollte sich zusammen und zog die Beine an. Das Leben blutete aus ihr heraus und sie wusste, ihr Tod würde schnell und schmerzlos kommen. Beinahe dankbar begrüßte sie die Dunkelheit, die sie nun umfing.

***

Er wickelte sich eine ihrer hellroten Locken um den Zeigefinger, zog kurz daran und sah fasziniert zu, wie sie sich wieder entrollte. Das halb nackte Mädchen, das sich mit beiden Händen an der Mauer abstützte, zuckte nicht einmal zusammen.

Mit den Fingerkuppen fuhr er beinahe zärtlich über die roten Striemen, die seine Peitsche auf ihrem Rücken hinterlassen hatte. Stellenweise waren sie aufgeplatzt und ein wenig Blut war hervorgequollen. Auf ewig würde sie seine Spuren auf der zuvor makellosen Haut tragen.

Jetzt, wo er sein Vergnügen und den oft kaum zu bezähmenden Drang zu quälen an ihr gestillt hatte, fühlte er sich befreit. Er trat einen Schritt zurück und ließ die Peitsche neben sich ins Stroh fallen. Das Mädchen löste die Hände von der Wand und drehte sich zu ihm um. Die getrockneten Tränenspuren auf ihren Wangen bezeugten den ihr zugefügten Schmerz und die blutigen Streifen auf ihrem Rücken seine Unbeherrschtheit. Wie immer würde auch diesmal nach einer kurzen Phase der Genugtuung die Reue und das Gefühl des Mitleids für das Mädchen einsetzen.

Ihre grauen Augen blitzten ihn zornig an. »Ja mei, so hob i ma unsa Obmachung ned vorgstäit. I häd ned dachd, dass Ihr so fest zuschlogn würdet. Hoffentlich seh i Eich nie wieda.«

Sie war stark. Nicht jede Frau hätte es gewagt, so mit ihm zu sprechen. Erst recht nicht, nachdem er so mit ihr umgegangen war. Die breite Aussprache in dem hiesigen Dialekt verriet, dass sie aus einfachen Verhältnissen stammte - wie all seine Gefährtinnen für eine Nacht.

Ja, mit ihr war er fertig. Nächstes Mal würde eine andere Schönheit ihm zu Willen sein.

»Du wirst mich niemals wiedersehen. Deinen Teil des Handels hast du erfüllt«, antwortete er und trat einen weiteren Schritt zurück.

Das Mädchen sah sich um. Wortlos deutete er auf einen Eimer mit kaltem Wasser, der neben dem Feuer stand. Er sah zu, wie sie den Lappen vom Rand nahm, ihn hineintunkte und sich notdürftig das Blut abwischte, soweit sie es am Rücken erreichte.

Wie erwartet stieg Bedauern in ihm auf. Mit einem Knurren nahm er ihr den Lappen aus der Hand und reinigte sie. Er spürte, wie sie sich kurz...
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