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Die Winzerstochter vom Rhein

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
334 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am30.07.20211. Aufl. 2021
Eine Winzerstochter kämpft um das Weingut ihrer Familie - ein Roman über guten Wein und mutig erkämpfte Freiheit, über das Leben am Rhein und die Liebe




Rhöndorf, 1688: Die junge Winzerstochter Flora und ihr Vater bangen um ihre Zukunft. Der Besitzer des Zenningshofs, den sie am Fuße des Siebengebirges gepachtet haben, ist plötzlich gestorben, und sein Sohn und Erbe möchte den Hof verkaufen. Als er dort persönliche Erinnerungen an seine Kindheit findet, ändert er jedoch seine Pläne. Nicht ganz unschuldig daran mag auch seine Begegnung mit Flora sein. Doch Flora hat bereits einen Verehrer - und ganz eigene Pläne. Sie möchte Winzerin werden und den besten Wein des Rheinlandes anbauen. Als dann auch noch die Franzosen das Rheinland besetzen, muss Flora die wichtigste Entscheidung ihres Lebens treffen ...











Martina Walter wuchs in Coburg auf, zog aber bereits vor vielen Jahren mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern ins Rheinland, nach Bad Honnef. Sie war etliche Jahre an dem zur Bonner Universität gehörenden Studienhaus für Keltische Sprachen und Kulturen tätig und veröffentlichte zahlreiche Beiträge in lokalen Medien. Die Winzerstochter vom Rhein ist ihr Debüt als Romanautorin.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine Winzerstochter kämpft um das Weingut ihrer Familie - ein Roman über guten Wein und mutig erkämpfte Freiheit, über das Leben am Rhein und die Liebe




Rhöndorf, 1688: Die junge Winzerstochter Flora und ihr Vater bangen um ihre Zukunft. Der Besitzer des Zenningshofs, den sie am Fuße des Siebengebirges gepachtet haben, ist plötzlich gestorben, und sein Sohn und Erbe möchte den Hof verkaufen. Als er dort persönliche Erinnerungen an seine Kindheit findet, ändert er jedoch seine Pläne. Nicht ganz unschuldig daran mag auch seine Begegnung mit Flora sein. Doch Flora hat bereits einen Verehrer - und ganz eigene Pläne. Sie möchte Winzerin werden und den besten Wein des Rheinlandes anbauen. Als dann auch noch die Franzosen das Rheinland besetzen, muss Flora die wichtigste Entscheidung ihres Lebens treffen ...











Martina Walter wuchs in Coburg auf, zog aber bereits vor vielen Jahren mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern ins Rheinland, nach Bad Honnef. Sie war etliche Jahre an dem zur Bonner Universität gehörenden Studienhaus für Keltische Sprachen und Kulturen tätig und veröffentlichte zahlreiche Beiträge in lokalen Medien. Die Winzerstochter vom Rhein ist ihr Debüt als Romanautorin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751703697
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum30.07.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Seiten334 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5420340
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Rhöndorf, 5. Juli 1688

Die Sonne war bereits über den Weinbergen aufgegangen, als Flora in ihrer Kammer erwachte. Sie reckte sich ausgiebig, dann stand sie auf, streifte ihr Nachthemd ab und zog sich an. Es war höchste Zeit, hinauf auf den Weinberg zu gehen. Heute mussten die Reben an den Stöcken befestigt und überschüssige Blätter und Triebe abgeschnitten werden. In der kühlen Morgenluft ging die Arbeit am besten voran. Bevor Flora das Haus verließ, nahm sie ihre Kappe vom Haken und schob ihr langes dunkles Haar darunter. Dann trat sie hinaus ins Freie. Der Hof mit der alten Linde neben dem Brunnen und das Kelterhaus lagen im Glanz des Morgenlichts. Es war die schönste Zeit des anbrechenden Tages.

»Guten Morgen, Arco!« Im Vorbeigehen strich sie dem Hund, der neben dem Brunnen döste, über das Fell und lief zum Kelterhaus hinüber. Die Tür knarrte leise, als Flora sie öffnete. Es war gerade hell genug, um zu finden, was sie mitnehmen wollte.

Rasch nahm sie den Korb mit dem Bast, griff nach der gebogenen Rebschere und schob sie in ihre Jackentasche. Sie verließ das Kelterhaus und warf einen Blick zurück zum Fenster, in dem sich ihre Gestalt spiegelte. Mit Hose, Jacke und Kappe sah sie aus wie ein junger Mann. Wohl niemand, der sie nicht kannte, würde sie mit ihrer schlanken und dennoch kräftigen Figur in diesem Aufzug für eine Frau halten. Manche Dorfbewohner schauten sie deswegen noch immer schief an, doch Flora störte sich nicht daran - in Männerkleidung ließ es sich einfach am besten arbeiten.

»Und nur darauf kommt es an, nicht wahr?«, sagte sie zu Arco, der sich ihr angeschlossen hatte und nun munter um sie herumtänzelte. »Was soll ich im Weinberg immer auf den Rocksaum achten müssen!«

Seite an Seite gingen sie hinauf bis zur Trockenmauer, wo die ersten Rebstöcke standen. Hier wollte sie mit der Arbeit beginnen. Flora stellte den Korb ab, nahm die Rebschere aus der Jacke und trat vor einen der Rebstöcke. Behutsam schnitt sie die Triebe, die keine Früchte trugen, wucherndes Blattwerk und auch das tote Holz ab.

Das zu tun war in dieser Jahreszeit wichtig, denn an die fruchttragenden Triebe musste genügend Licht und Luft gelangen, damit die Trauben bis zum Herbst gedeihen konnten. Das hatte ihr der Vater, ein erfahrener Weinbauer, von klein auf beigebracht. Und nicht nur das. Schon früh hatte er seine wissbegierige Tochter mit auf den Weinberg genommen, ihr geduldig alle Handgriffe erklärt und sie alles selbst ausprobieren lassen. Auf diese Weise hatte er ihr im Laufe der Jahre sein ganzes Wissen vermittelt. Vor allem eines hatte er ihr immer wieder klargemacht: Nur wer sorgfältig im Weinberg arbeitete, wer sich vom Wachstum bis zur Ernte ständig um Böden und Weinstöcke kümmerte, durfte, wenn das Wetter übers Jahr mitspielte, bei der Lese im Herbst auf gute Erträge hoffen. Gern verglich der Vater einen Weinstock mit einem Kind: Gute Pflege und geduldige Erziehung ließen beide wohl geraten. Und nur aus voll reifen, süßen Trauben konnte der beste Wein gekeltert werden. Wer hingegen seine Rebstöcke und das Land, auf dem sie wuchsen, vernachlässigte, durfte sich über die schlechte Frucht nicht wundern. Er bekam den sauren Wein, den er verdiente.

Dass nur Fleiß und Sorgfalt zum Erfolg führten, hatte Caspar Mentis bereits von seinem Vater gelernt und dieser wiederum von seinem Vater. Seit Generationen gehörte die Winzerfamilie Mentis zu den angesehensten Weinbauern in der Region. Darauf waren sie stolz, und das sollte auch so bleiben. Der Vater hatte Flora die Liebe zum Weinbau und zur Weinbereitung im Kelterhaus und Keller mitgegeben. Und so hatte sie schon als kleines Mädchen beschlossen, dass sie Winzerin werden wollte, und zwar die beste im Rheinland.

Während Flora ihre Gedanken schweifen ließ, war sie bereits auf halber Höhe des Weinbergs angekommen. Sie atmete tief durch und legte die Rebschere zur Seite. Diese Arbeit war für heute erst einmal getan, und sie war schneller als erwartet damit fertig geworden. So würde sie gleich damit anfangen können, durch die Reihen zu gehen und dort, wo es nötig war, die Reben mit den Bastfasern an die Holzpfähle binden.

»Aber jetzt haben wir uns erst einmal eine Pause verdient, nicht wahr, Arco?«, sagte sie und winkte den Hund zu sich, der es sich unter einem Rosenbusch, der am Rand einer Rebenreihe wuchs, bequem gemacht hatte. Schwanzwedelnd lief er auf sie zu.

Sie zog die Kappe vom Kopf, steckte sie auf einen der Pfähle zwischen Rebe und Rosenstock und schüttelte das Haar aus. Dann blickte sie ins Tal hinunter, wo sich die Honnefer Bucht in sanftem Licht zwischen Rhein und Siebengebirge erstreckte. Dort unten lag das Kirchspiel Honnef, zu dem auch Rhöndorf gehörte. Flora sah auf die Äcker und Weingärten hinab, auf die gleichmäßige Dachlandschaft der Fachwerkhäuser und Höfe, aus der einige Gebäude hervorragten: die Honnefer Pfarrkirche St. Johann Baptist, der Bischofshof in Beuel und das Haus des Richters des Amtes Löwenburg in Rhöndorf. Den Blick von hier oben ins Tal auf den mächtigen Strom, der dem Rheinland seinen Namen gab, liebte Flora von jeher. Nichts hatte sich für sie an diesem Anblick verändert, und gerade das gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, von Geborgenheit. Rhöndorf und das Rheintal, beides war ihre Heimat. Sie war jetzt zwanzig Jahre alt. Und eines war für sie gewiss. Hier würde sie ihr Leben verbringen.

Nur mühsam riss sie sich aus ihren Gedanken. Noch war es angenehm kühl, sie sollte weitermachen, bevor die Mittagshitze einsetzte.

»Na, komm, Arco. Weiter geht s!« Flora setzte ihre Kappe wieder auf und machte sich daran, die Reben an die Stöcke zu binden. Sie genoss die würzige Luft, den Duft des Heus, der von den Höfen der Ackerbauern herüberwehte. Vom Tal her drangen schon seit einiger Zeit Geräusche herauf, auf allen Höfen, den Äckern und in den Weinbergen wurde gearbeitet.

Ein beträchtlicher Teil der Honnefer Rebflächen war im Besitz auswärtiger Grundherren, zu denen neben den Kölner Jesuiten auch wohlhabende Kölner und Bonner Bürger zählten. Der Zennigshof mit den dazugehörigen Rebflächen, den Floras Vater gepachtet hatte, gehörte dem Bonner Bürgermeister Jakob Weinreiß. Die Mentis waren wie die meisten anderen Weinbauern Halbwinner - sie hatten die Hälfte des Ertrags an den Gutsbesitzer abzugeben, der andere Teil stand ihnen selbst zur Verfügung. Da der Bürgermeister das Leben auf dem Land liebte, kam er recht häufig auf den Hof, seit dem Tod seiner zweiten Frau noch häufiger als zuvor.

Flora sah ihn vor sich: groß, stattlich und beleibt. Es war ihm anzusehen, dass er gern üppig speiste und ebenso gern dem Rheinwein zusprach. In seiner Amtsführung zeigte er Strenge und Gerechtigkeit, gleichzeitig nahm er Anteil an den Sorgen und Nöten der Menschen. Und das tat er auch bei der Familie seines Pächters. So hatte er schon früh die außergewöhnliche Auffassungsgabe von Floras drei Jahre jüngerem Bruder erkannt. Da Laurenz sich nicht für den Beruf des Winzers eignete, ermöglichte Weinreiß dem begabten Jungen den Besuch des Bonner Jesuitengymnasiums. Als er bemerkte, dass Floras Liebe dem Weinbau gehörte, hatte er sie darin bestärkt und ermutigt, Winzerin zu werden.

Flora liebte es, die Rebstöcke zu hegen und zu pflegen, aber seit der Vater sie in die Kunst der Weinbereitung eingeweiht hatte, galt ihre Leidenschaft ebenso der Arbeit im Weinkeller. Nach der Lese wurden die Rotweintrauben vergoren und gekeltert, dann wurde der junge Wein in Eichenfässer gefüllt. Danach begann die Zeit des Ausbaus, der Veredelung des Weins im Keller. Jeder Weinbauer tüftelte und probierte so lange, bis er das beste Ergebnis erzielte. Wie er das alles machte, war sein Geheimnis. Flora und der Vater nannten es »das Kellergeheimnis«.

Floras Wein war von Jahr zu Jahr ausgewogener geworden. Er schimmerte in sanftem Rot, schmeckte fein und würzig. Der Vater hatte angeregt, die Fässer mit ihrem Wein zu markieren. Flora entschied sich für eine besondere Kennzeichnung - den Jahrgang, die Anfangsbuchstaben ihres Namens und eine Rosenblüte.

Arcos Gebell riss Flora aus ihren Gedanken. Sie richtete ihren Blick auf den Hof ihrer Familie im Tal. Ihr Vater ging gerade zum Stall und kam nach einer Weile mit einem Korb voll Pferdemist den Weinberg herauf.

Als er bei ihr angekommen war, stellte er den Korb ab. »Wenn das Wetter so bleibt, werden die Trauben herrlich reifen. Ich fange jetzt mit dem Düngen an.« Er nickte anerkennend. »Wie ich sehe, bist du schon weit gekommen.« Er wandte sich ab und ging zum äußersten Rebstock der Reihe, um mit der Arbeit zu beginnen.

Flora sah ihm nach. So war der Vater. Immer wusste er, was wichtig und was gerade zu tun war. Er ruhte in sich selbst, es gab kaum etwas, das ihn aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Auch nach dem Tod ihrer Mutter vor zwei Jahren hatte er nach einer Zeit der Trauer weitergemacht wie zuvor. Der Rhythmus seines Lebens und seiner Arbeit blieb stets derselbe, Gottvertrauen und tiefe Frömmigkeit trugen ihn durch sein arbeitsreiches Leben. Der Vater glaubte fest daran, dass alles, was im Himmel und auf Erden geschah, in Gottes Händen lag. Seine Glaubensstärke berührte Flora zutiefst. Auch sie hatte bis zum Tod der Mutter in kindlichem Gottvertrauen gelebt. Doch wann immer sie jetzt an die Mutter dachte, an ihre Schönheit, Sanftheit und ihre Ernsthaftigkeit in allen Dingen, fragte sie sich, warum Gott zugelassen hatte, dass sie so früh hatte von ihnen gehen müssen.

Ihre Gedanken kehrten zum Wein zurück. Seit vielen Jahren kam der Kölner Weinhändler Hieronymus Zilken zweimal im Jahr auf den Zennigshof. Im Sommer prüfte er die...

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