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Das Geheimnis jenes Sommers

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
383 Seiten
Deutsch
beHEARTBEATerschienen am25.05.20211. Aufl. 2021
Ein Cottage in Irland, ein altes Foto und ein Sommer voller Geheimnisse

Ein altes Foto lässt Orla keine Ruhe: Ihre Eltern lächeln unbeschwert in die Kamera. Doch wer ist der fremde Junge, der zwischen ihnen steht? Und wieso sieht ihre Mutter glücklicher aus, als Orla sie je erlebt hat? Da sie von ihren Eltern keine Antworten bekommt, zeigt Orla das Foto im Dorf herum. So hört sie zum ersten Mal von Tim, ihrem Cousin aus England. Er war vierzehn, als er den Sommer in Irland verbrachte. Ein Sommer, der als Abenteuer begann und mit einer Katastrophe endete ...

Der ideale Sommerschmöker für alle Fans von Familiengeheimnissen.

'Eine kraftvolle und bewegende Geschichte, die dem Leser lange, nachdem die letzte Seite gelesen ist, im Gedächtnis bleibt. Stairs hat sich damit ihren Platz in der irischen Gegenwartsliteratur gesichert.' IRISH INDEPENDENT

'Ein unerwartet ergreifender Roman, den man nicht weglegen kann.' STELLAR MAGAZINE

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.















Susan Stairs ist in London geboren und in Irland aufgewachsen. Den größten Teil ihrer Kindheit hat sie entweder mit einem Buch oder mit einem Stift in der Hand verbracht. Wörter und Bilder haben sie ihr Leben lang begleitet: Sie hat sowohl am National College of Art and Design studiert als auch Kreatives Schreiben am University College in Dublin. Neben Büchern über irische Kunst hat Susan Stairs mehrere Kurzgeschichten geschrieben, die im Radio gesendet und in einer Anthologie veröffentlicht wurden. Das Geheimnis jenes Sommers ist ihr zweiter Roman und der erste, der ins Deutsche übersetzt wurde. Susan Stairs lebt mit ihrer Familie in Dublin.
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Produkt

KlappentextEin Cottage in Irland, ein altes Foto und ein Sommer voller Geheimnisse

Ein altes Foto lässt Orla keine Ruhe: Ihre Eltern lächeln unbeschwert in die Kamera. Doch wer ist der fremde Junge, der zwischen ihnen steht? Und wieso sieht ihre Mutter glücklicher aus, als Orla sie je erlebt hat? Da sie von ihren Eltern keine Antworten bekommt, zeigt Orla das Foto im Dorf herum. So hört sie zum ersten Mal von Tim, ihrem Cousin aus England. Er war vierzehn, als er den Sommer in Irland verbrachte. Ein Sommer, der als Abenteuer begann und mit einer Katastrophe endete ...

Der ideale Sommerschmöker für alle Fans von Familiengeheimnissen.

'Eine kraftvolle und bewegende Geschichte, die dem Leser lange, nachdem die letzte Seite gelesen ist, im Gedächtnis bleibt. Stairs hat sich damit ihren Platz in der irischen Gegenwartsliteratur gesichert.' IRISH INDEPENDENT

'Ein unerwartet ergreifender Roman, den man nicht weglegen kann.' STELLAR MAGAZINE

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.















Susan Stairs ist in London geboren und in Irland aufgewachsen. Den größten Teil ihrer Kindheit hat sie entweder mit einem Buch oder mit einem Stift in der Hand verbracht. Wörter und Bilder haben sie ihr Leben lang begleitet: Sie hat sowohl am National College of Art and Design studiert als auch Kreatives Schreiben am University College in Dublin. Neben Büchern über irische Kunst hat Susan Stairs mehrere Kurzgeschichten geschrieben, die im Radio gesendet und in einer Anthologie veröffentlicht wurden. Das Geheimnis jenes Sommers ist ihr zweiter Roman und der erste, der ins Deutsche übersetzt wurde. Susan Stairs lebt mit ihrer Familie in Dublin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751716604
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum25.05.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Seiten383 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5762197
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

 

An jenem Julinachmittag schlief Tim ein und wachte in einem anderen Land wieder auf. Als er spürte, wie die Fähre knirschend und ächzend anlegte, wusste er, dass er angekommen war, auch wenn er keinerlei Erinnerung an die Überfahrt hatte. Bevor er die Augen öffnete, lag er für einen Moment zusammengerollt auf seinem Sitz und fühlte, dass nichts mehr wie vorher war. Dass sich Raum und Zeit - oder etwas in ihm - verschoben hatten. Wie sehr, konnte er nicht sagen.

Er lauschte den anderen Passagieren, die sich mit ihrem Gepäck in Bewegung setzten, und versuchte, dem Gefühl in sich einen Sinn abzuringen. Schon früher war er bei Fahrten eingeschlafen - hinten im Wagen auf dem Weg zu den alljährlichen zwei Wochen in Cornwall oder im stickigen, sauerstoffarmen Schulbus. Doch diesmal war es anders. Und dann war da noch der Traum. Zu Hause waren seine Träume seicht, fast durchsichtig, und verblassten, sobald er aufwachte. Dieser Traum jedoch umfloss ihn noch, heftete sich an seine Haut wie Seepocken an einen Wal. Auf dem Wasser träumte man anscheinend anders. Und je tiefer das Wasser, desto tiefer der Traum.

Er hatte geträumt, dass er ein Schiff wäre.

Und nicht irgendeines, sondern die Fähre, auf der er saß. Er war auf dem Schiff und zugleich das Schiff selbst. Er hatte seinen riesigen, harten Rumpf gespürt, der durch die Gischt schnitt; den lackierten Stahl seiner Haut; das Pumpen des Maschinenherzens in seinem Körper. Er hatte gefühlt, wie ihn die See vorwärtstrieb, mit großen, wirbelnden Wogen gegen ihn drückte und ihn energisch durch die Tiefen schob. Dann wieder war er im Traum das Meer gewesen. Das Meer und das Schiff in einem. Er war der Sog und die Dünung, der Bug und das Heck, krängend, schneidend, wogend durch eine Wolke vom tiefsten, schwärzesten Schwarz. Das Jetzt war alles, was er kannte. Es gab keine Erinnerung dahinter. Und dennoch hatte er in dem Traum gespürt, dass seine Reise ein Ziel hatte, dass sein Schiff einem Kurs folgte. Und dieses Ziel war größer als der Stahlkörper, größer als das Drängen und Ziehen. Etwas hatte ihn in dem Traum gepackt, das fühlte er. Und es ließ ihn nicht los.

Er streckte die Beine aus und setzte sich auf. Sein Magen fühlte sich wund an und brannte, als hätte er einen Schwall Meerwasser geschluckt und wieder erbrochen. Das Komische war, dass er überhaupt nicht seekrank geworden war, wie Mum befürchtet hatte. Vielmehr hatte ihn ein eigenartiges Wohlgefühl ergriffen, kaum dass er an Bord gekommen war. Nun hingegen fühlte er sich von innen nach außen gestülpt, glitschig, fast hautlos. Ganz und gar nicht wie er selbst.

Es war nicht verwunderlich, dass er eingeschlafen war. Die Nacht zuvor hatte er stundenlang wach gelegen. Gegen drei Uhr nachts war er in die Küche geschlichen, um etwas Saft zu trinken, und auf dem Rückweg in sein Bett hatte er leise die Tür zum Schlafzimmer aufgeschoben. Dort hatte er einen Moment lang gestanden und seine Eltern beobachtet: die dunkle Höhle des offenen Munds seiner Mum, die fettigen Haartentakeln seines Dads, die ungeordnet hier und da seine rosige Kopfhaut entblößten. In dieser Nacht umgab sie etwas Fragiles und Kaltes, als sei ihnen das, was sie real machte, ausgesogen worden. Beinahe könnte man sie für tot halten. Tims Herz hatte geflattert, und sein Atem stockte in seiner Kehle, als er sie ansah. Sechs Wochen weg von zu Hause. Ein Sommer in Irland mit einer Tante und einem Onkel, denen er nie begegnet war. Wie konnte man so ängstlich und gleichzeitig so aufgeregt sein?

Sie hätten beide reisen sollen. Tim und Mum. Das war der Plan gewesen. Tims Tante Margaret - die Schwester seiner Mum - schickte ihm jedes Jahr verlässlich eine Geburtstagskarte. Es stand immer dasselbe drin, in derselben geschwungenen Handschrift: Herzlichen Glückwunsch, Tim, alles Liebe, Mags. (Mum nannte sie nicht »Mags«. Bei ihr hieß sie stets »Tante Margaret«.) In den letzten Jahren hatte sie hinzugefügt: Wir würden euch gern alle sehen. Ihr seid herzlich eingeladen, über den Sommer zu Besuch zu kommen.

»Können wir hinfahren?«, fragte Tim dann jedes Mal. »Bitte?«

»Dieses Jahr nicht«, antwortete Mum. »Aber irgendwann ja.«

Und am Ende reisten sie nach Cornwall. Wieder. Nicht, dass Tim Cornwall nicht mochte. Aber er hätte gerne mal etwas anderes gesehen. Die Fahrt dorthin dauerte ewig, und er hasste es, so lange Zeit niemanden Gleichaltriges zu haben. Im letzten Jahr hatte er sich gewünscht, dass sein bester Freund Mark mitkam. »Er hat schon gefragt, und er darf«, hatte Tim gebettelt.

Mum hatte mit dem Zeigefinger gedroht. »Mich hat er nicht gefragt. Nein, er darf nicht mit.«

»Es ist ein Familienurlaub, Tim«, hatte Dad erklärt. »Keine Einladung an jedermann. Wir können nicht einfach irgendwen mitnehmen.«

Tim hatte geschmollt. Mark war nicht »irgendwer«. Aber seine Eltern ließen sich nicht überreden.

Im Frühjahr hatte Tante Margaret dann Mum ihre »Neuigkeit« mitgeteilt. Sie bekam ein Baby, irgendwann im September. Das war es, hatte Tim gedacht. Diesmal würde es keine Einladung geben. Und als seine Geburtstagskarte mit den üblichen Glückwünschen ankam, hatte er verblüfft gelesen, dass sich eine vollkommen neue Möglichkeit für ihn eröffnete: Da du jetzt vierzehn bist, Tim, könntest du auch mal allein herkommen, falls deine Mammy und dein Daddy es erlauben.

Als er es Mum erzählte, hatte sie Dad angesehen. Sehr lange.

Schließlich hatte sie die Stirn gerunzelt und den Kopf geschüttelt. »Ich weiß nicht recht.«

Ich weiß nicht recht? Tim hatte mit einem klaren »Nein« gerechnet. Sogar einem »Auf keinen Fall«. »Ich weiß nicht recht« legte nahe, dass Hoffnung bestand. Er allein? Sicher würde er das nie dürfen.

Dad hatte sich über die Nase gestrichen und die Lippen geschürzt. Dann war er in der Küche auf und ab gegangen, hatte vor sich hin gemurmelt, mehrmals den Mund geöffnet und ihn gleich wieder geschlossen. Schließlich platzte er heraus: »Warum reist ihr zwei nicht? Bring du ihn hin, Joan. Sicher kann Margaret ein bisschen Hilfe gebrauchen, jetzt, wo sie â¦ du weißt schon â¦ wo das Baby kommt â¦«

Mum hatte erneut die Stirn gerunzelt. »Ich weiß nicht, Ed. Ich â¦ Was ist mit Cornwall? Was ist mit â¦«

»Tu es einfach. Du warst seit den Beerdigungen nicht mehr drüben. Zeig Tim deine Heimat.«

Mums Eltern waren im Abstand von wenigen Monaten gestorben, als Tim ungefähr acht war. Er hatte sie nie kennengelernt, gerade mal gewusst, dass es sie gab. Beide Male war Mum hingereist, jeweils innerhalb von vierundzwanzig Stunden hin- und zurückgeflogen.

»Na los«, fuhr Dad fort. »Ein für alle Mal. Es wird Zeit.«

»Na gut«, hatte Mum seufzend gesagt. »Wir fahren hin.«

Einfach so? Tim war geschockt. Okay, also würde er nicht allein reisen, dennoch war es viel zu schnell entschieden. Ohne jedes Betteln seinerseits. Eltern waren manchmal wirklich schwer zu verstehen.

Alles wurde arrangiert. Sie sollten kurz nach Ferienbeginn abreisen. Tim freute sich richtig darauf. Er war noch nie mit einer Fähre gereist. Nie in einem anderen Land gewesen.

Und dann ging alles schief. Zwei Wochen vor ihrer Abreise. Er hatte ja geahnt, dass es zu schön war, um wahr zu sein.

Tim gab sich selbst die Schuld. Er hätte zurückgehen und seinen Zauberwürfel aufheben sollen, der ihm auf die Treppe gefallen war. Auf dem Weg ins Bett hatte er zu viel getragen, weil er nicht zweimal gehen wollte. Ein Glas kalte Milch in einer Hand, eine geviertelte Orange in der anderen, den frisch gebügelten Pyjama über einem Arm, seine Schultasche über der Schulter (ein letztes Lernen für die Sommerprüfungen) und den Zauberwürfel unter die Achsel geklemmt. Er hatte das Gesicht ins Kissen vergraben, als er Dad schreien hörte. Der Arzt im Krankenhaus sagte, dass Dad nicht der Erste war, der sich den Knöchel brach, als er eine Treppe hinauffiel. Und er sah auch nicht zum ersten Mal eine Verletzung, die durch einen unachtsam liegen gelassenen Zauberwürfel verursacht worden war. Ein komplizierter Bruch. Acht Wochen in Gips. So lange könnte er nicht arbeiten. Es war schwierig, Dad in die Augen zu sehen, vor allem, wenn er auf seinen Krücken umherhumpelte.

»Das war es dann mit der Reise«, sagte Mum. »Wir können Dad nicht allein lassen.«

Tim konnte sich nicht entscheiden, welches Gefühl schlimmer war - die Schuld oder die Enttäuschung. Jeden Tag, wenn er von der Schule kam, war Dad da. Sah sich eine Spielshow an, das Bein auf einen Hocker gelegt. Elend. Dad war es gewohnt, dauernd in Bewegung zu sein. Er war Gutachter bei einer Versicherung. Tim wusste nicht genau, was das war. Es hatte etwas damit zu tun, dass Leute Geld bekamen, wenn ihre Häuser voll Wasser gelaufen waren oder gebrannt hatten. Langweilig.

Tim wollte Fotograf werden. Er wollte zu den abgelegensten Orten reisen und Bilder mitbringen, die die meisten Leute noch nie gesehen hatten. Das war auch sein Plan für die Irlandreise gewesen. Nicht, dass Irland ein unentdecktes Land oder so wäre, trotzdem würde er dort viel fotografieren. Er hatte sich ausgemalt, wie er Dad seine Fotos zeigte und ihm alles über die Reise erzählte. Was sie gesehen hatten. Was sie unternommen hatten. Das hatte sich nun erledigt, und es gab nichts, worauf er sich freuen konnte. Deshalb waren ihm auch die Prüfungen egal. Er hatte Dad gesagt, dass die Matheprüfung »leicht« gewesen war, dabei war er ziemlich sicher durchgefallen. Der Sommer erstreckte sich vor ihm wie eine leere Straße - lang, grau und öde.

Bis zum Morgen des letzten Schultags. »Wir haben nachgedacht, Tim«,...
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Autor

Susan Stairs ist in London geboren und in Irland aufgewachsen. Den größten Teil ihrer Kindheit hat sie entweder mit einem Buch oder mit einem Stift in der Hand verbracht. Wörter und Bilder haben sie ihr Leben lang begleitet: Sie hat sowohl am National College of Art and Design studiert als auch Kreatives Schreiben am University College in Dublin. Neben Büchern über irische Kunst hat Susan Stairs mehrere Kurzgeschichten geschrieben, die im Radio gesendet und in einer Anthologie veröffentlicht wurden. Das Geheimnis jenes Sommers ist ihr zweiter Roman und der erste, der ins Deutsche übersetzt wurde. Susan Stairs lebt mit ihrer Familie in Dublin.
Das Geheimnis jenes Sommers