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Der Mondmann - Blutiges Eis

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am25.11.20221. Aufl. 2022
Jens Lerby ist Profiler in Kopenhagen und hasst die Kälte. Ausgerechnet er wird nach Grönland geschickt, in eine Gemeinde der Inuit, um bei einem grausamen Fall zu helfen: Ein Mann wurde offenbar von etwas wie Walrosszähnen durchbohrt. Schnell kommt unter den Inuit das Gerücht auf, ein Amarok, ein Mischwesen aus Walross und Wolf, sei für den Tod verantwortlich. Jens glaubt kein Wort davon. Bei seinen Ermittlungen hilft ihm die junge Inuit Pally. Als ein weiterer Mord geschieht und dunkle Nacht über der Eiswüste heraufzieht, beginnen Jens und Pally zu ahnen, dass der blutrünstige Amarok in Wahrheit ein Mensch aus Fleisch und Blut ist - und den Inuit eine noch viel größere Gefahr droht ...



Fynn Haskin wurde im rauen Winter 1969 geboren - vielleicht ist das der Grund, warum er schon früh eine Vorliebe für Schnee und Eis entwickelt hat. Seinen Urlaub verbringt der Reisejournalist und Weltenbummler bis zum heutigen Tag auf Bergeshöhen oder in den kühlen Regionen dieser Erde. Kaum eine Gegend hat ihn so begeistert wie Grönland. Besonders die spektakuläre Landschaft und die Kultur der Inuit haben ihn nachhaltig beeindruckt und zu Der Mondmann inspiriert.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextJens Lerby ist Profiler in Kopenhagen und hasst die Kälte. Ausgerechnet er wird nach Grönland geschickt, in eine Gemeinde der Inuit, um bei einem grausamen Fall zu helfen: Ein Mann wurde offenbar von etwas wie Walrosszähnen durchbohrt. Schnell kommt unter den Inuit das Gerücht auf, ein Amarok, ein Mischwesen aus Walross und Wolf, sei für den Tod verantwortlich. Jens glaubt kein Wort davon. Bei seinen Ermittlungen hilft ihm die junge Inuit Pally. Als ein weiterer Mord geschieht und dunkle Nacht über der Eiswüste heraufzieht, beginnen Jens und Pally zu ahnen, dass der blutrünstige Amarok in Wahrheit ein Mensch aus Fleisch und Blut ist - und den Inuit eine noch viel größere Gefahr droht ...



Fynn Haskin wurde im rauen Winter 1969 geboren - vielleicht ist das der Grund, warum er schon früh eine Vorliebe für Schnee und Eis entwickelt hat. Seinen Urlaub verbringt der Reisejournalist und Weltenbummler bis zum heutigen Tag auf Bergeshöhen oder in den kühlen Regionen dieser Erde. Kaum eine Gegend hat ihn so begeistert wie Grönland. Besonders die spektakuläre Landschaft und die Kultur der Inuit haben ihn nachhaltig beeindruckt und zu Der Mondmann inspiriert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751728317
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum25.11.2022
Auflage1. Aufl. 2022
SpracheDeutsch
Dateigrösse667 Kbytes
Artikel-Nr.9166163
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


PROLOG

Ein Irrgarten aus Eisschollen säumte die Küste, weiße Inseln im tiefblauen Meer. Es plätscherte leise, als Natuk das Doppelpaddel ein ums andere Mal in das eiskalte Wasser senkte und das qajaq mit kurzen, kräftigen Stößen vorantrieb.

Es war noch das Boot, das seine Mutter einst für ihn gebaut hatte - auf die alte Weise, mit einem Rahmen aus Treibholz und einem Gerüst aus Knochen und Sehnen, das von Robbenhaut überzogen war. Nicht, wie sie sie heute herstellten, aus imprägnierter Leinwand oder gar aus Fiberglas ...

Der alte Weg.

Von Kindesbeinen an hatte Natuk gelernt, darin zu sitzen und das Gleichgewicht zu halten. Zunächst in einem Grundriss aus Steinen, den man für ihn auf dem Boden ausgelegt hatte, später dann in einem kleinen Übungsboot. Die Balance zu halten, selbst dann, wenn etwas Unvorhergesehenes geschah oder das Wasser rau wurde, war einst lebenswichtig gewesen, hatte den Unterschied zwischen einem lebenden Jäger und einem toten bedeutet. Und das nicht nur, weil ein Mann, der den Umgang mit dem Kajak nicht beherrschte, darin allzu leicht ertrinken konnte. Sondern auch weil derjenige, der bei der Robbenjagd nicht erfolgreich gewesen war, ohne Beute nach Hause zurückgekehrt und langsam und elend verhungert war.

Natuk musste an seinen Cousin Iggiaq denken, der nach Süden gegangen war, nach Nanortalik, und dort Fahrten für Touristen organisierte. Natuk verstand nicht, was all diese Menschen aus fernen Ländern hier oben im Norden wollten. Sie waren keine Inuit, wussten nicht, wie man ein Kajak lenkte oder eine Harpune warf, und doch wollten sie es unbedingt versuchen. Iggiaq hatte erzählt, dass sie dann laut lachten und Spaß dabei hatten ... Offenbar, dachte Natuk, gab es dort, wo diese Menschen herkamen, wenig Freude. Deshalb reisten sie an ferne Orte, um dort zu finden, was sie zu Hause nicht hatten ... und doch hatten sie nichts verstanden.

Natuk war achtunddreißig Jahre alt.

Er war seinen Eltern dankbar dafür, dass sie ihn noch auf die alte Weise erzogen hatten, auch wenn die Zeichen der Veränderung damals bereits deutlich zu erkennen gewesen waren. Sie hatten ihm beigebracht, in Wolken und Wellen zu lesen und den Schnee und das Eis zu riechen. Sein Vater war Jäger gewesen, so wie Natuks Großvater und dessen Vater vor ihm; viele Generationen lang, soweit die Erinnerung reichte. Auch Natuk wäre gerne Jäger geworden wie seine Ahnen, hätte seinen Lebensunterhalt lieber mit der Jagd nach Robben bestritten als damit, im Hafen von Illokarfiq Motorboote zu warten. Doch die Zeiten waren andere, die Welt veränderte sich.

Alles veränderte sich.

Selbst das Eis.

Noch in den Tagen von Natuks Kindheit waren die Fjorde nördlich von Illokarfiq während des Winters von einer dicken Eisschicht bedeckt gewesen, in die man tiefe Löcher hatte schlagen müssen, wenn man jagen wollte. Jetzt war das Eis viel dünner, bisweilen sogar so dünn, dass man es nicht mehr begehen konnte. Es zwang die Jäger dazu, aufs Wasser auszuweichen - oder im Supermarkt von Illokarfiq einzukaufen. Tiefgefrorenes Fleisch aus anderen Ländern, während hier das Eis zurückging, mit jedem Jahr ein wenig mehr.

Flach wie ein Blatt lag das Kajak auf dem Wasser, dessen dunkelblaue Farbe zwischen den Schollen von eisiger Tiefe kündete, während es heller und türkisfarben wurde, je näher man dem Eis kam. In Natuks Kindheit wäre es nicht möglich gewesen, um diese frühe Zeit des Jahres die Küste so dicht zu passieren. Inzwischen ging das, und wenn das schmelzende und dadurch unberechenbare Packeis auch eine Gefahr darstellte, so ließ er es sich doch nicht nehmen, an freien Tagen in den Anorak aus Robbenhaut und die Überhosen aus Eisbärenfell zu schlüpfen, die sein Vater ihm hinterlassen hatte, und sich aufs Wasser zu begeben, um dem Leben seiner Vorfahren nachzuspüren. Und gelegentlich auch seine Harpune zu werfen, um nicht ganz aus der Übung zu kommen. Das Zeug aus dem Supermarkt mochte vor dem Verhungern schützen, aber nur Robbenfleisch konnte einen Mann wirklich ernähren.

Auch die Tiere hatten ihr Verhalten geändert, zeigten sich nicht mehr, wie sie es einst getan hatten. Und doch hatte Natuk vorhin erst einen silbern schimmernden Rücken erblickt, der für einen kurzen Moment aus dem Wasser aufgetaucht war, um dann sofort wieder darin zu verschwinden - natseq, die verbreitetste Art der Gegend. Die Ausländer bezeichneten diese Robbenart als »Ringrobben« wegen der Rückenzeichnung in ihrem Fell. Natuk gab sich keinen großen Hoffnungen hin, das Tier tatsächlich zu erlegen, aber ihm nachzustellen, war eine willkommene Abwechslung und würde seine Jagdinstinkte wieder ein wenig schärfen. Sein Vater hatte die Fähigkeit besessen, eine Robbe im Wasser zu riechen, ihren feinen Atem vom Geruch des Meeres, des Eises und dem anderer Tiere zu unterscheiden. Natuks Nase bekam die meiste Zeit über nur den Gestank von Abgasen, Rost und altem Motoröl vorgesetzt, entsprechend groß war seine Sehnsucht danach, hinauszufahren in den Fjord und dem Odem der Natur nachzuspüren, der Kälte und der Freiheit.

Doch als er für einen Moment das Paddeln einstellte, die Augen schloss und in der Luft nach Spuren von natseq suchte, stieg ihm ein anderer Geruch in die Nase: streng, beißend und alles andere überlagernd. Alarmiert riss Natuk die Augen auf und sah sich um. Doch die mehrere Meter hohen eisblauen Wände, die ihn zu zwei Seiten umgaben, nahmen ihm die Sicht. Mit kräftigen Paddelschlägen manövrierte er das Kajak aus der Engstelle - und sah die schmale Rauchsäule, die jenseits des Ufers in den Himmel stieg und sich grau und dunkel vor einer verschneiten Felswand abzeichnete.

Natuks erste Reaktion war freudige Überraschung: Er kannte diese Bucht und die Familie, die einst in der Jagdhütte dort gelebt hatte. Soweit er wusste, waren sie vor einigen Jahren in eines der umliegenden Dörfer gezogen - hatten sie es sich womöglich anders überlegt und waren zurückgekehrt?

Sein erster Impuls war, sie sofort zu besuchen. Doch dann überkam ihn eine plötzliche Sorge: Wieso sollten sie zurückgekehrt sein? Um die Jagdsaison zu beginnen, war es noch zu früh, die Zeit der Winterstürme noch nicht ganz vorüber. Außerdem zeugte eine Rauchsäule wie diese von einem Ofen, der nicht richtig arbeitete. Was also hatte das zu bedeuten?

Natuks erster natürlicher Reflex war es, das Paddel wieder ins Wasser zu senken und die Flucht zu ergreifen. Aber sein Pflichtbewusstsein ließ das nicht zu.

Die Familie, die die Hütte einst bewohnt hatte, das waren Freunde von ihm gewesen, Stene und seine Frau Pipaluk. Auch wenn er sie seit drei Wintern nicht gesehen hatte, hatten sie doch Speise und Feuer geteilt, und der Anblick der graublauen Rauchsäule, die von ihrem ehemaligen Zuhause aufstieg, erfüllte Natuk mit genug Besorgnis, um nach dem Rechten sehen zu wollen. Vorsichtig brachte er das Kajak näher an das Ufer heran, eine bogenförmige Ausschmelzung bot die Möglichkeit, an Land zu gehen.

Er konnte das leise Knacken des Eises hören, als er sich ihm näherte, dazu die Paddel, die jetzt nur noch flüsterten. Ansonsten lag das Wasser still, selbst der Wind schien den Atem anzuhalten. Ein leises Schaudern überkam Natuk, zusammen mit einem Gedanken, den er rasch wieder zu verdrängen suchte. Doch wie alle schlechten Gedanken war er hartnäckig.

Zu den Dingen, die Natuks Vater ihn gelehrt hatte, gehörte auch die Überzeugung, dass die Natur nicht den Menschen und Tieren allein gehörte, und dass es zwischen Eis und Himmel mehr Dinge gab, als der Verstand zu begreifen vermochte - uralte Wesen, die seit Anbeginn der Zeit dies Land bewohnten, die sich von Furcht ernährten und deren Element die Kälte und die Dunkelheit des arktischen Winters war, Dämonen und böse Geister.

Die qallunaat mochten nicht an sie glauben, doch sie waren so wirklich wie der Wind, der die Wolken umher trieb, oder der Schnee, der zu Boden fiel.

Natuk konnte nicht verhindern, dass sich sein Herzschlag beschleunigte. Er erreichte das Ufer und ging längsseits. Mit dem Eisanker machte er das Kajak fest, dann löste er die Splinte aus Robbenknochen, mit denen sein Anorak am Süllrand des Bootes befestigt war und so eine Spritzdecke bildete. Beim Aussteigen erwog Natuk, die Harpune mitzunehmen, die auf dem Vordeck in ihren Lederschlaufen steckte, und sich auf diese Weise behelfsmäßig zu bewaffnen. Doch zum einen wäre eine solche Waffe gegen einen Dämon sicherlich nutzlos, und zum anderen wollte Natuk ihn auch nicht gegen sich aufbringen. Er ging ohne die Harpune an Land.

Die Stelle war gut gewählt, dank der Ausschmelzung stellte das Erklimmen des Eises keine Schwierigkeit dar. Kaum hatte Natuk die Abbruchkante erreicht, konnte er die Quelle der Rauchsäule erkennen. Es war tatsächlich die Hütte, die Stene und Pipaluk einst bewohnt hatten - eigentlich ein alter Transportcontainer aus Metall, in den der geschickte Stene eine Öffnung für eine Tür geschnitten hatte und eine weitere für den Kamin, aus dem jetzt der dunkle Rauch quoll.

Die Hütte stand im Schutz einer steilen Felswand, die sie vor Wind und Wetter schützte, dennoch war sie mit Drahtseilen am Boden verzurrt wie Gepäck auf dem unsteten Deck eines Schiffes. Einsame Pflöcke steckten dort im Eis, wo sich einst Stenes Schlittenhunde getummelt hatten; die blaue Farbe, mit der Pipaluk den Container vor ein paar Jahren gestrichen hatte, war in der Kälte fast ganz abgeblättert, und der Rost kam darunter zum Vorschein. Die Behausung wirkte verlassen - wäre da nicht der graublaue Rauch gewesen, der...

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Fynn Haskin wurde im rauen Winter 1969 geboren - vielleicht ist das der Grund, warum er schon früh eine Vorliebe für Schnee und Eis entwickelt hat. Seinen Urlaub verbringt der Reisejournalist und Weltenbummler bis zum heutigen Tag auf Bergeshöhen oder in den kühlen Regionen dieser Erde. Kaum eine Gegend hat ihn so begeistert wie Grönland. Besonders die spektakuläre Landschaft und die Kultur der Inuit haben ihn nachhaltig beeindruckt und zu Der Mondmann inspiriert.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt