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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
460 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am28.07.20231. Aufl. 2023
Was, wenn eine jahrhundertealte Seuche aus der Arktis zurückkehrt?

Als in Berlin Obdachlose an Milzbrand sterben, ist Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg alarmiert. Die Fälle erinnern an ein Ereignis in Alaska vor 10 Jahren, als das Auftauen des Permafrostbodens einen tödlichen Erreger freisetzte. Ebenfalls in Alaska verschwindet Ninas Freund, der Milzbrand-Forscher Gereon Kirchner. Nina bittet ihren Bekannten Tom Morell, dorthin zu reisen und herauszufinden, was passiert ist. Schon kurz nach Toms Ankunft taucht in einem Eistunnel eine Frauenleiche auf. Ist Gereon schuld an ihrem Tod? Hat er gar mit dem qualvollen Tod der Obdachlosen in Berlin zu tun? Während Tom und Nina versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen, müssen sie begreifen, dass sie gegen einen sehr viel mächtigeren Gegner kämpfen, als sie dachten ...

»Hoch spannend« STERN über PROBE 12


Kathrin Lange schreibt erfolgreich Romane für Erwachsene und Jugendliche. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in einem kleinen Dorf in Niedersachsen. Susanne Thiele ist Leiterin der Presse- und Kommunikationsstelle des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig. Die Mikrobiologin und Biochemikerin hat bereits ein Sachbuch zum Trendthema Mikrobiom verfasst.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
HörbuchCD-ROM
EUR17,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextWas, wenn eine jahrhundertealte Seuche aus der Arktis zurückkehrt?

Als in Berlin Obdachlose an Milzbrand sterben, ist Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg alarmiert. Die Fälle erinnern an ein Ereignis in Alaska vor 10 Jahren, als das Auftauen des Permafrostbodens einen tödlichen Erreger freisetzte. Ebenfalls in Alaska verschwindet Ninas Freund, der Milzbrand-Forscher Gereon Kirchner. Nina bittet ihren Bekannten Tom Morell, dorthin zu reisen und herauszufinden, was passiert ist. Schon kurz nach Toms Ankunft taucht in einem Eistunnel eine Frauenleiche auf. Ist Gereon schuld an ihrem Tod? Hat er gar mit dem qualvollen Tod der Obdachlosen in Berlin zu tun? Während Tom und Nina versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen, müssen sie begreifen, dass sie gegen einen sehr viel mächtigeren Gegner kämpfen, als sie dachten ...

»Hoch spannend« STERN über PROBE 12


Kathrin Lange schreibt erfolgreich Romane für Erwachsene und Jugendliche. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in einem kleinen Dorf in Niedersachsen. Susanne Thiele ist Leiterin der Presse- und Kommunikationsstelle des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig. Die Mikrobiologin und Biochemikerin hat bereits ein Sachbuch zum Trendthema Mikrobiom verfasst.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751742320
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum28.07.2023
Auflage1. Aufl. 2023
Seiten460 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3217 Kbytes
Artikel-Nr.10124154
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog

Zehn Jahre zuvor. Arctic Village, Nordalaska

Mit einem Ruck fährt Joseph in die Höhe. Ist er eingeschlafen? Er hat sich doch so fest vorgenommen, nur für ein paar Minuten die Augen zu schließen und dann weiterzulernen. Wie spät ist es? Durch das winzige Fenster dringt graues Licht herein, aber daran lässt sich das hier oben im äußersten Norden selten sagen. Sie befinden sich oberhalb des Polarkreises. Um diese Jahreszeit ist es hier fast rund um die Uhr hell.

Er setzt sich hin, sieht sich in der engen Kammer um, in der seine ganze Familie schläft. Die Mutter liegt auf dem Rücken und schnarcht. Die Flasche mit dem billigen Bourbon, die sie am Nachmittag angebrochen hat, steht auf dem kleinen Kästchen neben ihrem Bett. Zwei Fingerbreit. Mehr ist nicht mehr drin.

Der Geruch des scharfen Whiskeys überlagert den von altem Schweiß und sauren Körperausdünstungen, den die Mutter verströmt. Sie muss etwas von dem Bourbon verschüttet haben. Joseph schnauft durch. Wenigstens riecht es ausnahmsweise einmal nicht nach Erbrochenem.

Er sieht auf die alte Küchenuhr, die über der Kammertür hängt und die noch der Vater gekauft hat. Halb fünf. Er hat mehr als zwei Stunden geschlafen. Noch mal, verdammt! Damit ist der Großteil seiner kostbaren freien Zeit, die ihm zum Lernen bleibt, verstrichen. In spätestens einer halben Stunde wird er anfangen müssen, das Abendessen zu kochen, wenn seine kleinen Geschwister nicht schon wieder hungrig ins Bett gehen sollen.

Das Schnarchen der Mutter setzt kurz aus. Ebenso kurz hofft er, sie würde aufwachen, würde auf magische Weise plötzlich nüchtern sein. Eine richtige Mutter. Eine, die sich kümmert. Die ihm über den Kopf streicht, ihn anlächelt und ihm sagt: »Ich bin stolz auf dich«, während sie sich an den Herd stellt und dafür sorgt, dass er und die Kleinen etwas zu essen bekommen. Der er beim Zubereiten des Karibufleisches zuschauen kann, während er seine Schulbücher vor sich liegen hat und versucht, diese komplizierten Rechnungen zu verstehen, die er brauchen wird, wenn er irgendwann wirklich einmal auf die Highschool gehen will.

Aber all das sind dumme Träume.

Die Mutter dreht sich mit einem Röcheln auf die andere Seite und schnarcht weiter.

Seufzend schwingt Joseph die Beine aus dem Bett. Der aus groben Bretterbuden bestehende Fußboden ist kalt unter seinen Fußsohlen, doch das macht ihm nichts aus. In der Baracke, die der Staat Alaska der Mutter, ihm und seinen drei Geschwistern nach dem Tod des Vaters ganz in der Nähe vom Khaali Lake zugeteilt hat, ist es immer kalt, aber wenigstens den eisigen Wind sperrt das feste Mauerwerk aus.

Seine Mutter röchelt im Schlaf.

Er verscheucht all diese rebellischen Gedanken. Sie erfüllen ihn nur mit dieser bleiernen Traurigkeit, vor der Großmutter ihn immer gewarnt hat. Diese Traurigkeit, die einem bis tief in die Knochen kriecht und jede Kraft und jedes Lachen raubt wie eine schwere Krankheit, gegen die es kein Mittel gibt. Er reckt sich, gähnt einmal und tritt an die Haustür, um nachzusehen, wo seine Geschwister sind. Die Kleinen spielen abends meistens mit den anderen Kindern der Barackensiedlung am Hang hinter den Häusern. Er kann ihr Gekreische und ihr Gelächter hören.

Die Sonne scheint, und die Luft ist sommerlich warm. Es riecht nach Holzfeuern und dem Duft des blühenden Landes.

Alles ist gut.

Er tritt aus dem Haus, zieht sorgfältig die Tür hinter sich zu und geht um die Ecke zu dem in den Boden eingelassenen Eiskeller, in dem alle Familien der Siedlung ihr Fleisch und andere Lebensmittel lagern. Er hält inne, bevor er den Verschlag erreicht. Bei den Kleinen scheint irgendwas passiert zu sein. Aus dem fröhlichen Gelächter und Gekreische sind Schreie geworden.

Ihm gefriert das Herz. Er macht auf dem Absatz kehrt und rennt in die Richtung, aus der das Schreien kommt.

Er sieht schon, was passiert ist, als er um die letzte Baracke der Reihe kommt. Der Hang dahinter, eine lang abfallende Flanke aus blanker Erde und Eis, ist ins Rutschen gekommen. Auf einer Breite von fünf großen Männerschritten klafft eine Lücke, wo zuvor irgendwelche Pflanzen gewachsen sind. Die Erde hat sich in eine Schlammlawine verwandelt und ist bis an die Wand der letzten Baracke gerutscht.

»Seid ihr in Ordnung?«, schreit Joseph schon von Weitem. Im Laufen zählt er die Kinder durch, sucht nach seinen Geschwistern. Alice. Die Kleinste. Sie steht da und starrt mit großen Augen auf den Erdrutsch. Ihr Teddy, wie die Küchenuhr im Schlafzimmer ein Mitbringsel vom Vater, baumelt in ihrer rechten Hand, den Daumen der linken hat sie in den Mund gesteckt und saugt aufgeregt daran herum.

Grace. Die Zweitkleinste steht ebenso verblüfft neben ihrer kleinen Schwester.

Er atmet erleichtert auf. Die Mädchen sind in Sicherheit. Sie liegen nicht unter dem Berg aus schwerer, nasser Erde und ersticken an dem Schlamm, der ihnen in Mund und Nase dringt.

Aber wo ist Adam?

Joseph bleibt bei den beiden Mädchen stehen. »Wo ist euer Bruder?«, herrscht er sie an.

Alice hebt den Blick zu ihm auf. Tränen treten ihr in die Augen, aber bevor er ihr sagen kann, dass er es nicht so gemeint hat, sind auch mehrere andere Leute da. Erwachsene.

»Ist wer verschüttet worden?«, schreit Edward, ein Nachbar von ihnen, der sie manchmal besuchen kommt, wenn ihre Mutter nüchtern ist. Joseph und die Kleinen müssen dann jedes Mal die Hütte verlassen, bis Edward nach einer Weile wieder ins Freie tritt und sich dabei den Gürtel zumacht. Edward ist ein Bär von einem Mann, seine Stimme laut und dröhnend.

»Grace, ist da jemand drunter?«, fährt er Josephs Schwester an.

»Adam fehlt«, hört Joseph sich selbst sagen. Edward wird dafür sorgen, dass alles gut wird, denkt er.

Edwards Sohn Michael ist ebenfalls da. Er will seinem Vater helfen, doch der blafft ihn an: »Bleib, wo du bist!«

Etwas ratlos und beleidigt bleibt Michael stehen. Er ist ein paar Jahre älter als Joseph, und Joseph bewundert ihn, weil er so klug ist. Der wird später auf jeden Fall aufs College gehen, davon ist Joseph fest überzeugt. Jetzt aber fällt erst mal Edward auf die Knie und gräbt mit bloßen Händen in dem schwarzen, nach Fäulnis riechenden Boden.

Joseph will es ihm gleichtun, aber Michael hält ihn am Arm fest.

»Nein!«, sagt er, und Joseph gehorcht. Die Angst um seinen kleinen Bruder hat ihn fest im Griff, lässt seine Füße am Boden kleben. Zum Glück kommen jetzt nach und nach andere Erwachsene. Das halbe Dorf ist da, um zu helfen. Jemand bringt eine Schaufel.

»Los!«, schreit ein anderer. »Schneller!«

Sie graben und schaufeln wie die Verrückten. Das Herz schlägt Joseph bis zum Hals. Bitte nicht!, kreischt es wieder und wieder in seinem Kopf. Nicht Adam! Nicht mein Bruder!

»Sie werden sie retten.« Das Walross steht plötzlich neben ihm, ein Mädchen aus der Nachbarschaft. Sie tastet nach Josephs Hand, und er weiß, sie will ihn trösten und ihm Mut machen. Trotzdem entzieht er sich ihr. Ihre Hände sind unangenehm weich und andauernd feucht, und er ekelt sich davor. Es ekelt ihn auch, dass diese fette Tusse ihm ständig schöne Augen macht, obwohl sie schon siebzehn ist und er erst fünfzehn. Von den älteren Jungs im Dorf interessiert sich niemand für sie, was kein Wunder ist, denn sie ist nicht nur zu fett, sondern dazu auch noch unscheinbar. Und weil sie das weiß, redet und lacht sie ständig zu laut. Darüber hinaus ist sie unfreundlich. Und dick. Joseph kennt kaum jemanden, dessen Gegenwart ihm mehr auf die Nerven geht als die von diesem Mädchen.

»Alles wird gut werden«, hört er sie sagen. »Du wirst sehen!«

Er nickt nur und rückt noch ein Stück von ihr ab.

»Da ist was!«

Edwards Ruf erscheint ihm wie ein Sonnenstrahl, der durch das Dunkel aus Verzweiflung und Panik stößt. Ein Arm kommt zum Vorschein, bedeckt von dem schwarzen, stinkenden Schlamm sieht die Hand schneeweiß aus. Joseph erkennt das aus Tiersehnen geflochtene Band um das Handgelenk.

»Das ist Adam!«, schreit er und will sich auf seinen Bruder stürzen.

Doch Michael hält ihn erneut fest. »Alles wird gut!«, sagt er leise, und das Walross nickt beflissen.

»Hab ich ihm auch schon gesagt.«

»Wir haben ihn!« Edward und ein anderer Mann zerren den kleinen Körper aus der dunklen Erde. Josephs Herz setzt aus, als er das Gesicht seines Bruders sieht, das über und über mit Schlamm bedeckt ist und wirkt wie das eines Erdgeistes.

»Er bekommt keine Luft!« Edward säubert mit raschen Griffen Mund und Nase des Jungen. »Bringt mir Wasser!«, schreit er. »Schnell!«

Und bevor Joseph sich rühren kann, ist da ein Eimer. Edward nimmt ihn, schüttet die Hälfte des Wassers über Adams Kopf. Er schlägt Adam auf den Rücken, wischt wieder über seine Nase, pult mit den Fingern Schlamm und halb verfaulte Pflanzenreste aus seinem Mund.

Und dann - es fühlt sich an, als sei ein ganzes Jahr verstrichen - hustet Adam. Weiterer Schlamm sprudelt ihm aus Mund und...

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