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Bunny McGarry und der Mann mit dem Allerweltsgesicht

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
445 Seiten
Deutsch
Eichbornerschienen am26.05.20231. Aufl. 2023
Als ihn das erste Mal jemand umbringen wollte, war es ein Zufall. Das zweite Mal war volle Absicht.

Jetzt ist Paul Mulchrone auf der Flucht vor Leuten, die er nicht kennt und von denen er nicht weiß, warum sie ihn töten wollen. Seine einzigen Verbündeten sind eine Krankenpflegerin, die definitiv zu viele Krimis gelesen hat und Paul mit gefährlichem Halbwissen berät, und ein abtrünniger Kommissar mit einem ungesunden Hang zu Alkohol und roher Gewalt.

Gemeinsam müssen sie das berüchtigtste Verbrechen in der Geschichte Irlands lösen - ansonsten sind sie bald selbst nur noch Geschichte ...





C. K. McDonnell ist Stand-up-Comedian und Autor von Romanen und Fernsehdrehbüchern. 2016 veröffentlichte er den ersten Band seiner Dublin-Krimireihe, der sowohl in Großbritannien als auch in den USA zum Bestseller avancierte. Darüber hinaus ist C. K. McDonnell der Autor der beliebten THE-STRANGER-TIMES-Reihe. Er lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Manchester, kehrt aber oft und gerne in seine Heimatstadt Dublin zurück.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAls ihn das erste Mal jemand umbringen wollte, war es ein Zufall. Das zweite Mal war volle Absicht.

Jetzt ist Paul Mulchrone auf der Flucht vor Leuten, die er nicht kennt und von denen er nicht weiß, warum sie ihn töten wollen. Seine einzigen Verbündeten sind eine Krankenpflegerin, die definitiv zu viele Krimis gelesen hat und Paul mit gefährlichem Halbwissen berät, und ein abtrünniger Kommissar mit einem ungesunden Hang zu Alkohol und roher Gewalt.

Gemeinsam müssen sie das berüchtigtste Verbrechen in der Geschichte Irlands lösen - ansonsten sind sie bald selbst nur noch Geschichte ...





C. K. McDonnell ist Stand-up-Comedian und Autor von Romanen und Fernsehdrehbüchern. 2016 veröffentlichte er den ersten Band seiner Dublin-Krimireihe, der sowohl in Großbritannien als auch in den USA zum Bestseller avancierte. Darüber hinaus ist C. K. McDonnell der Autor der beliebten THE-STRANGER-TIMES-Reihe. Er lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Manchester, kehrt aber oft und gerne in seine Heimatstadt Dublin zurück.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751743693
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum26.05.2023
Auflage1. Aufl. 2023
Seiten445 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2731 Kbytes
Artikel-Nr.10196636
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


KAPITEL ZWEI

»Hast du mir zugehört?«

»Natürlich habe ich dir zugehört.«

Er hatte ihr nicht zugehört.

Gut, anfangs, als sie ihm erklärt hatte, wie genau der Gefallen aussehen sollte, um den sie ihn bat, hatte Paul ihr noch zugehört, aber dann hatte er angefangen, über Desinfektionsmittel nachzudenken. Warum roch es in Krankenhäusern so stark danach? Genau genommen stank es regelrecht nach dem Zeug. Auf den Fluren kam er an so vielen Leuten vorbei, die Tränen in den Augen hatten, und nie konnte man sagen, ob Grandpa gerade das Zeitliche gesegnet hatte oder die Ausdünstungen ihnen schlicht die Augäpfel verätzten.

Brigit blieb derartig unvermittelt vor einem der Privatzimmer stehen, dass ihre Plastiksohlen auf dem Fliesenboden ein leises Quietschen erzeugten.

»Also.« Paul deutete lässig auf die Tür. »Hier liegt sie?«

»Er!«, entgegnete sie. »Hier liegt er.«

»Klar. Wollte nur mal überprüfen, ob du auch aufpasst.«

»Ach, halt die Klappe«, sagte sie. »Also, noch mal zusammengefasst für alle, die gerade überhaupt nicht zugehört haben: Dieser Gentleman ist vor drei Wochen bei uns eingeliefert worden und hat seitdem keinen einzigen Besuch erhalten.«

»Wen erwartet er denn? Familie? Freunde?«

»Keine Ahnung, aber er fragt drei- bis viermal pro Tag, ob schon jemand da war.«

»Okay«, sagte er. »Und frisch doch bitte noch mal mein Gedächtnis auf. Sein Name lautet wie?«

Sie verdrehte die Augen. »Martin Brown. Er steht die meiste Zeit unter Medikamenten, aber auch in seinen lichteren Momenten ist er nicht grad der goldigste Sonnenschein. Erst gestern hat er eine der Pflegeschülerinnen zum Weinen gebracht.«

»Na, fantastisch«, sagte Paul. »Das wird ja ein Fest.«

Brigit legte eine Hand auf seinen Arm und senkte die Stimme. »Okay, er ist ohne Zweifel eine fürchterliche Kratzbürste, aber er wird nicht mehr lange bei uns sein. Der Krebs hat ihn voll erwischt. Soviel ich weiß, hat er drei Jahre lang jeden ärztlichen Rat und jede Behandlung ausgeschlagen, und nun ist er aus Amerika nach Hause zurückgekommen, um hier zu sterben. Er ist ganz allein und versucht, sich mit dem Unabwendbaren abzufinden. Also, na ja, Sie wissen schon ...«

Paul holte tief Luft, schmeckte das Desinfektionsmittel hinten in der Kehle und atmete es seufzend wieder aus. »Okay. Dann wollen wir mal.«

Sie klopfte an die Tür und öffnete sie rasch. Schon von draußen konnte Paul hören, wie über ein Sauerstoffgerät eingeatmet wurde, gefolgt von einer tiefen, heiseren Stimme.

»Verdammte Scheiße, nennen Sie das ...«, ein Nach-Luft-Schnappen, »... anklopfen? Was, wenn ich hier gerade an mir ...«

»Dann hätte ich Ihnen eins übergebraten. Das bringen sie uns in der Ausbildung bei.«

»Gottverdammte ... F...« Paul hörte einige weitere aufgebrachte Atemzüge.

»Na, na, Mr. Brown«, sagte Brigit. »Sie wollen doch Ihren Atem nicht verschwenden, nur um zu beweisen, dass die Epoche des guten Benehmens endgültig vorbei ist. Sie haben Besuch.«

Langsam trat Paul ein. Der Raum war genau so, wie er es mittlerweile von einem modernen Krankenhauszimmer erwartete - sauber, ordentlich, seelenlos. Es gab einen Fernseher, der gegenüber vom Bett oben an der Wand angebracht war und ohne Ton die Wiederholung einer Sitcom zeigte, die schon bei der Erstausstrahlung niemand gemocht hatte. Den einzigen Versuch einer Dekoration stellte ein Bild der Jungfrau Maria dar. Die Lippen hatte sie gespitzt und den Kopf zur Seite geneigt, als höre sie gerade mit aufrichtigster Sorge zu. Jesus mochte für die Sünden der Menschen gestorben sein, doch am Ende war es immer seine Ma, die bereit war, sich ihre Ausreden anzuhören.

Die Beleuchtung war spärlich, aber Paul musste kein Arzt sein, um zu erkennen, dass die schwächliche Gestalt, die halb aufgerichtet im Bett saß, nicht mehr lange auf dieser Welt sein würde. Martin Brown sah aus wie ein bulliger Mann, aus dem man die Luft herausgelassen hatte. Sein Fleisch hing bleich und lose an ihm herab, als trüge sein Skelett einen Anzug aus Haut, der ihm einige Nummern zu groß war. Verschiedene Kabel und Schläuche führten zu den Maschinen, die ihn umgaben, um seine Schmerzen zu erleichtern beziehungsweise sein Leiden zu verlängern. Es war schwer zu sagen, wie alt Brown war. Er hatte den Punkt erreicht, an dem die Zeit nicht mehr in Geburtstagen gemessen wird, sondern in Tagen, vielleicht nur noch Stunden. Seine ausgemergelte Hand presste eine Sauerstoffmaske auf sein Gesicht. Er funkelte Paul böse an, während er mühsam Atemluft inhalierte. Auf der ganzen Welt gab es nicht genügend Desinfektionsmittel, um den Gestank des Todes aus diesem Raum zu vertreiben.

Brigit räumte das Tablett mit dem nicht angerührten Essen ab, das auf dem Tisch vor ihm stand.

»Raus mit Ihnen.« Brown sprach in einem heiseren Flüstern.

Paul wollte sich schon auf dem Absatz umdrehen, als ihm bewusst wurde, dass diese Aufforderung nicht ihm gegolten hatte.

Brigit schaute zwischen den beiden hin und her. »Na schön - dann lasse ich euch Jungs mal allein. Ich bin mir sicher, ihr habt euch viel zu erzählen.« Sie klappte das Tischchen zusammen und verstaute es neben dem Bett, bevor sie das Tablett zur Tür trug. Bevor sie hinausging, warf sie Paul noch einen Blick zu, der nach einem sarkastischen »Viel Spaß« aussah.

Paul beobachtete, wie sich die Tür schloss. Eine verregnete Bushaltestelle kam ihm nun gar nicht mehr so schlimm vor. Dieser Mann sorgte dafür, dass es ihm eiskalt den Rücken runterlief. Paul hatte schon viele Menschen getroffen, die kurz vor ihrem Ende standen, aber so hatte es sich noch nie angefühlt. Er wusste nicht, wieso, aber dies war anders.

Einen langen Augenblick starrten sie einander an. Er versuchte, Brown die Zeit zu geben, für sie beide zu entscheiden, wer Paul sein würde. Er fragte sich schon, ob der Mann überhaupt noch etwas sagen würde. Vielleicht war er bereits tot? War es möglich, dass jemand starb, ohne sich zu bewegen - während seine Augen immer noch offen standen und ihn weiter böse anstarrten? War das Leben derart binär? Konnte der Schalter einfach still und heimlich auf Aus gestellt werden?

Brown sog einen abgehackten Atemstoß ein und hielt sich wieder die Maske vors Gesicht. Er war noch nicht tot.

Paul preschte zuerst vor. »Also, wie geht´s ...«

»Ich wusste, dass du kommen würdest«, unterbrach ihn Brown. Er sagte es mit einer Endgültigkeit, als wäre Paul die unvermeidliche Steuerrechnung in der Post.

»Ich wollte nur mal sehen, wie es so läuft.«

»Ach, ganz fabelhaft. Scheiße, verdammte.« Er gestikulierte mit der freien Hand in Richtung des Stuhls, der neben dem Bett stand. Es war schwer, zwischen dem Röcheln und Knurren Browns Akzent zuzuordnen, aber irgendwo fand sich da zweifelsohne eine Spur Dubliner Innenstadt, vermischt mit dem näselnden Tonfall von jemandem, der einige Zeit auf der anderen Seite des Atlantiks verbracht hatte.

Paul ging zu ihm und setzte sich. Er machte keine Anstalten, Brown zu berühren. Dieser Mann war eindeutig nicht der Typ fürs Händchenhalten.

»Und, wie ist denn das Essen hier?«, versuchte es Paul.

»Glaubst du an den Himmel?«

Ah, okay - es würde also eine dieser Unterhaltungen werden. Nicht eine von Pauls Favoriten, aber zumindest hatte er damit wieder das Gefühl, zu wissen, wo er stand. Er warf einen Blick hinauf zur Maria an der Wand, deren ruhig zur Seite geneigter Kopf zu fragen schien: »Ich bin auch gespannt: Glaubst du daran?«

Er griff auf seine Standardantwort zurück, die für alle gleichermaßen funktionierte: für jene, die einem sofort mit Gott kamen, genauso wie für die Atheisten. »Ich persönlich glaube, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, in dem wir unsere alten Freunde wiedersehen und ...«

Browns Blick bohrte sich in seinen. »Soll das eine Drohung sein?«

»Nein, ich ...« Der kurze Moment, in dem Paul geglaubt hatte, er habe das Gespräch im Griff, entglitt ihm wieder.

»Wenn es den Himmel gibt, gibt es auch eine Hölle und ...« Ein schnappender Atemzug. »Ich weiß, wo es dann für mich hingeht. Ein paar Meter tief runter, unter dem Felsen ...«

Ein Zitteranfall fuhr durch Browns Körper. Er krümmte sich zusammen und keuchte in seine Maske. Paul überlegte, ob er eine Schwester rufen sollte, aber eine leichte Veränderung in Browns Gesichtsausdruck sorgte dafür, dass ihm die Worte in der Kehle stecken blieben. Der verrückte alte Bastard lachte, auch wenn sein Gelächter rasch in einen Hustenanfall überging. Mit seiner rechten Hand zog Brown die Sauerstoffmaske ein Stück von seinen Lippen fort, während er sich mit dem Taschentuch in seiner linken den Mund abtupfte. Als er es wieder wegnahm, bemerkte Paul einen Blutfleck darauf. Rasch wich er dem Anblick aus und starrte lieber wieder in die großen braunen Augen der Jungfrau Maria. Woher wussten die Leute eigentlich, dass sie braun gewesen waren? In jedem Krankenhauszimmer, in dem er bislang gesessen hatte, hing ein Bild von ihr an der Wand, und auf jedem einzelnen hatte sie diese großen braunen Rehaugen. Wurden sie in der Bibel erwähnt? Vielleicht gleich nach der Stelle, an der erklärt wurde, dass Jesus weiß gewesen war - überraschenderweise für einen Mann aus dem Mittleren Osten.

Paul hielt deshalb so eifrig Augenkontakt mit der heiligen Lady voller Gnaden, weil er kein Blut sehen konnte, nicht das von anderen Leuten und schon gar...

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Autor

C.K. McDonnell ist Stand-up-Comedian und Autor von Romanen und Fernsehdrehbüchern. 2016 veröffentlichte er den ersten Band seiner Dublin-Krimireihe, der sowohl in Großbritannien als auch in den USA zum Online-Bestseller avancierte. Die gesamte Serie verkaufte sich bislang 200.000 Mal, davon 100.000 Mal allein im Jahr 2021, mit steigender Fan-Anzahl auch in Deutschland. Darüber hinaus ist C.K. McDonnell der Autor der beliebten STRANGER-TIMES-Reihe.
Bunny McGarry und der Mann mit dem Allerweltsgesicht

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt