Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Alleine weinst du wütender

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
SCM Hänsslererschienen am19.06.20131. Auflage
Robert Mitchell Sen. setzt die Pistole an seinen Kopf und drückt ab. Seine Frau Joyce weiß sich nicht anders zu helfen und setzt ihren dreijährigen Sohn Rob im Waisenhaus ab. Von nun an muss sich Rob alleine durchschlagen. Auf einem Sommerlager lernt er eine attraktive blonde Pastorentochter kennen, deren Leben ihn tief beeindruckt. Er beginnt, in der Bibel zu lesen und schreit zu Gott: 'Jesus, wenn es dich gibt, komm rein in meinen Albtraum. Vergib mir und verändere mich.' Für Rob ist dies der Beginn einer Reise, auf der seine seelischen Wunden heilen.

R. B. Mitchell wuchs im Waisenhaus auf und zählt heute zu den besten Finanzberatern der USA (Top Ten 2002). Er ist verheiratet mit Susan und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Ehrenamtlich setzt er sich für Jugendliche und vernachlässigte Kinder ein.
mehr

Produkt

KlappentextRobert Mitchell Sen. setzt die Pistole an seinen Kopf und drückt ab. Seine Frau Joyce weiß sich nicht anders zu helfen und setzt ihren dreijährigen Sohn Rob im Waisenhaus ab. Von nun an muss sich Rob alleine durchschlagen. Auf einem Sommerlager lernt er eine attraktive blonde Pastorentochter kennen, deren Leben ihn tief beeindruckt. Er beginnt, in der Bibel zu lesen und schreit zu Gott: 'Jesus, wenn es dich gibt, komm rein in meinen Albtraum. Vergib mir und verändere mich.' Für Rob ist dies der Beginn einer Reise, auf der seine seelischen Wunden heilen.

R. B. Mitchell wuchs im Waisenhaus auf und zählt heute zu den besten Finanzberatern der USA (Top Ten 2002). Er ist verheiratet mit Susan und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Ehrenamtlich setzt er sich für Jugendliche und vernachlässigte Kinder ein.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783775171717
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum19.06.2013
Auflage1. Auflage
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4344 Kbytes
Artikel-Nr.2884238
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
4 Anders








Als ich in die Vorschule kam, musste ich Nolas Nest morgens immer einige Stunden verlassen. Zwei Straßen weiter zur Grundschule zu gehen, war eine wichtige Sache für mich. Ich fühlte mich schon richtig groß.

Meine Klassenkameraden waren sehr nett und jedes Mal, wenn Gigi zu Besuch kam, hatte ich viel zu erzählen und zeigte ihr all meine Arbeiten. Abends gab mir Nola sogar »Scheinhausaufgaben«, damit ich mich wie einer von den Großen fühlen konnte. Aber als ich in die erste Klasse kam, wurde alles schlagartig anders.

Mir war nicht klar gewesen, dass es jemandem etwas ausmachte, dass ich aus dem Kinderheim kam. Aber dann sah ich, wie einige ältere Jungen ein anderes Kind aus dem Heim einkreisten und hänselten. Der Junge weinte. Die gemeinen Jungen lachten. Ich starrte sie an.

Die Schulhoftyrannen wussten genau, was sie sagen mussten, damit wir Heimkinder weinten oder zurückschlugen. Wir waren leichte Beute.

Schließlich kam auch ich an die Reihe. Sie trafen meinen wunden Punkt: »Was stimmt nicht mit dir, Robby? Warum hast du keine Eltern?«

»Ich habe sehr wohl Eltern«, protestierte ich. »Sie können nur gerade nicht für mich sorgen. Aber bald werden wir wieder eine Familie sein.«

»Ja, klar! Du bist doch dumm oder lügst. Deine Leute wollen dich bloß nicht.«

Als das zum ersten Mal passierte, brach ich in Tränen aus. Die Rowdys lachten. Die anderen Kinder schwiegen. Als ich mich an jenem Abend bei Nola ausheulte, sagte sie: »Du darfst dir nicht anmerken lassen, dass dich das stört, Robby. Sag einfach Stock und Stein brechen mein Gebein, doch Worte bringen keine Pein und dann gehst du weg.«

Das klang gut - bis ich es ein paar Mal ausprobierte. Durch das Gelächter der Rowdys fühlte ich mich nur noch schlechter. Mit Stock und Stein wäre ich besser zurechtgekommen.

Woche für Woche vergrößerten die Hänseleien meinen Schmerz, und als ich in der zweiten Klasse war, hatte ich plötzlich genug. Es ging blitzschnell und überraschte mich fast ebenso sehr wie meinen Gegner. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da flogen auch schon meine Fäuste. Es war ein gutes Gefühl, ihn grün und blau zu prügeln.

Prügeleien waren nichts Neues für mich. Die älteren Jungen im Kinderheim hatten mich gut trainiert - zu gut. Ich wusste, wo ich zuschlagen musste, ohne verräterische Blutergüsse und Beulen zu hinterlassen, wusste, dass man nur in die Rippen und auf den Schädel boxen muss, um Schmerzen zu verursachen, die nicht so schnell abklingen.

Meine aggressiven Reaktionen beendeten die Hänseleien. Aber manchmal brachte mich trotzdem jemand zum Explodieren und ich wurde zum Direktor gerufen. Wenn ich in sein Büro kam, fragte er mich immer mit gerunzelter Stirn: »Was ist nur los mit dir, Junge?«

Was mit mir los ist? Was ist mit Ihnen los, Herr Direktor? Es liegt nicht an mir; der andere hat angefangen! Ich wusste nicht, dass irgendwas mit mir los ist, bis ich hierherkam!

Wenn der Mann diese Frage stellte, wollte ich ihn am liebsten schlagen. Ich hatte keine Antwort. Ich wartete resigniert auf meine Strafe. Falls er ein Zeichen meines Bedauerns sehen wollte, wartete er vergeblich.

Ein Sozialarbeiter im Kinderheim redete jede Woche mit mir darüber und wollte mir helfen, mich in der Schule nicht ausgeschlossen zu fühlen. Doch egal, wie oft er und Nola mir sagten, dass es nicht an mir lag, ich konnte es nicht glauben.

Mir passieren immer schlimme Sachen und ich weiß nicht, warum, dachte ich. Keiner will mich - nicht einmal die anderen Kinder. Egal, was Nola sagt, mit mir muss irgendwas nicht stimmen! Ich wünschte, jemand würde mir sagen, was ich falsch gemacht habe. Warum hat meine Mutter mich weggeschickt? Warum bin ich so allein?

Mitten in der Gruppe aus sechzig Kindern fühlte ich mich innerlich unglaublich allein. Kein Vater brachte mir »Männersachen« bei. Kein großer Bruder beschützte mich vor den Teenagern, die uns Jüngeren mit den Fingerknöcheln auf den Kopf trommelten. Keine Mutter wollte meine Schmerzen wegküssen und mich abends ins Bett bringen.

Es muss meine Schuld sein. Irgendetwas war mit mir nicht in Ordnung. Es muss wohl zu schwer sein, mit mir zu leben. Die Schwierigkeiten, in die ich geriet, bestätigten diese Gefühle. Ich muss das schwarze Schaf in unserer Familie sein.

Ich war nicht das einzige Kind im Heim, das so empfand. Ich beobachtete die anderen und erkannte langsam, dass jeder von uns unbedingt glauben wollte, die besten Eltern der Welt zu haben. Abgesehen von den Kindern, die schwer misshandelt worden waren, weigerten sich alle zuzugeben, dass ihre Eltern das Problem waren.

Für uns war es leichter, wenn alles unsere Schuld war. Wenn das Problem bei uns lag, konnten wir uns anstrengen, gut zu sein und uns zu ändern. Dann würden unsere Eltern uns wieder nach Hause holen wollen.

Die Sozialarbeiter versuchten uns behutsam an den Gedanken zu gewöhnen, dass unsere Eltern das Problem waren. Doch wenn das stimmte, konnte es sehr lange dauern, bis es ihnen besser ging und wir nach Hause kommen konnten. Wenn unseren Eltern nicht geholfen werden konnte, würden wir das Heim nie verlassen.

Es war nicht so, dass wir das Kinderheim hassten. Die meisten wurden dort besser versorgt als von den eigenen Eltern. Aber schon mit sieben Jahren konnte ich sehen, dass Kinder lieber arm waren, wenn sie nur geliebt wurden, lieber zerrissene Kleidung trugen, wenn man sich nur um sie kümmerte, und draußen schliefen, wenn sie nur jemand wollte. Wir waren bereit, viel zu erleiden, wenn wir nur zu unseren eigenen Familien gehören durften.

Es waren Kinder im Heim, die aus einer elfköpfigen Familie kamen. Ihr Vater arbeitete nur in Teilzeitjobs und sie wohnten in einer Behelfsunterkunft in der Nähe der Mülldeponie. Die Kinder hungerten, trugen schmutzige Kleidung und sahen aus, als hätten sie nie gebadet. Der Vater wurde von anderen Penner genannt. Körperlich ging es ihnen im Kinderheim besser, aber zumindest in den ersten Jahren sehnten sie sich nach der armseligen Hütte ihrer Familie.

Ein Mädchen kam ins Heim, nachdem seine Mutter an Krebs gestorben war. Der Vater konnte den Tod seiner Frau nicht verkraften und kam mit seinem einzigen Kind nicht zurecht. Trotz der Ablehnung durch den Vater hoffte das Mädchen immer noch, zu ihm und an den Ort, den es als Zuhause ansah, zurückkehren zu können.

Bei einem Jungen im Heim arbeitete das Gehirn offenbar nicht so schnell wie bei anderen. Sein Vater prügelte ihn regelmäßig, weil er »dumm« war, während seine Mutter ihn ignorierte und sich auf ihre »normalen« Kinder konzentrierte. Jahrelang wollte dieser Junge nach Hause und hoffte verzweifelt, dass sich die Lage ändern und seine Familie ihn akzeptieren würde.

Wir alle wollten es glauben. Wir alle wollten denken, dass wir bald unseren Traum leben konnten, in ein Zuhause zu gehen, wo wir gewollt und geliebt waren.

Die älteren Kinder schienen diesen Traum schließlich aufzugeben, aber wir Jüngeren glaubten, der dunkle Schatten der Einsamkeit würde verschwinden, wenn wir nur irgendwie wieder nach Hause kommen könnten. Im Bett, wenn das Licht aus war, ließ ich den Tränen oft stumm freien Lauf.

Wenn das passierte, sagte ich mir, dass irgendwie, irgendwann, auf irgendeine geheimnisvolle Weise alles besser und ich gerettet werden würde. Allein diese Hoffnung verhinderte, dass mich die Verzweiflung in ihre dunkle Grube zog.

Das - und Gigi. Sie war ein Segen, den viele andere Kinder im Heim nicht hatten. Ich freute mich auf ihre Besuche, die mir immer das Herz wärmten.

Zu Weihnachten und manchmal auch zum Erntedankfest durfte ich Gigi zu Hause besuchen. Einmal lernte ich ihre Nichte Fran und ihre Söhne Paul und Art kennen. Sie waren nett und luden mich zu sich ein.

Ich war so glücklich, dass meine Gedanken sich überschlugen. Vielleicht kann ich bei ihnen wohnen!

Kaum war der Gedanke in meinem Gehirn aufgetaucht, da platzte ich auch schon heraus: »Darf ich vielleicht bei euch wohnen? Ich bin gut in der Schule und kann auch Hausarbeiten erledigen. Ich werde eine große Hilfe sein, wenn ihr mich zu euch kommen lasst.«

Gigi war erschrocken, doch Fran reagierte verständnisvoll. »Es tut mir sehr leid, Robby. Aber ich bin fast siebzig - zu alt, um für dich zu sorgen. Art ist alleinstehend und beruflich viel unterwegs. Paul hat bereits vier Töchter. So gerne wir auch helfen möchten, wir können dich nicht zu uns nehmen.«

Ich konnte spüren, dass sie und ihre Familie mich mochten. Aber es kam mir vor, als wäre gerade wieder einmal eine Tür vor meiner Nase zugeschlagen.

Keiner schien zu verstehen, dass mich eine Frage quälte: Warum? Warum ist kein Familienmitglied bereit, mich zu sich zu holen und aufzuziehen?

Ich kämpfte darum, die Hoffnung nicht aufzugeben. Aber als ich sieben Jahre alt war, verlor ich diesen Kampf.

Es war Winter, die Felder lagen kahl und öde da. Maisstängel und Sojapflanzen waren untergepflügt worden. Dreckiger Schnee bedeckte das tote Gras; die Bäume, von denen alle Blätter abgefallen waren, knarrten im schneidenden Wind.

Nola hatte uns ins Bett gebracht und uns mit unseren Gedanken allein gelassen. Unheimliche Schatten vom Nachtlicht der Toilette und des roten Notausgang-Schildes glitten über die Wände des Schlafsaals. In meinen vier Jahren im Kinderheim hatte ich in solchen Nächten schon oft schlecht geträumt.

In dieser Nacht musste ich mir endlich die Wahrheit eingestehen: Mein Vater würde nicht gesund werden. Meine Mutter...
mehr

Autor

R. B. Mitchell wuchs im Waisenhaus auf und zählt heute zu den besten Finanzberatern der USA (Top Ten 2002). Er ist verheiratet mit Susan und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Ehrenamtlich setzt er sich für Jugendliche und vernachlässigte Kinder ein.
Weitere Artikel von
Mitchell, R. B.