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Hitlers Rache

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
SCM Hänsslererschienen am18.06.20141. Auflage
20. Juli 1944. Stauffenberg zündet eine Bombe, um Hitler zu töten. In Berlin läuft der Putsch Walküre an. Wehrmachtkommandant Paul von Hase soll das Regierungsviertel abriegeln. Erstmals veröffentlicht nun sein Sohn, ein Cousin Dietrich Bonhoeffers, Berichte aus dem Familienarchiv. Zusammen mit berührenden Schilderungen der Angehörigen des Grafen Stauffenberg und weiterer Widerständler wird die bisher wenig bekannte menschliche Dimension des Attentats für die Familien deutlich. Ergänzend erläutern Experten geschichtliche Hintergründe, darunter die wenig bekannte christliche Motivation der Verschwörer. Inklusive 16-seitigem Bildteil.

Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm von Hase, Jg. 1937, Sohn von Generalleutnant Paul von Hase, wird mit 7 Jahren als Sippenhäftling nach Bad Sachsa verschleppt. Nach Kriegsende promoviert er in Archäologie und arbeitet für bedeutende Museen. 1994 wird er Honorarprofessor an der Universität Wien und ist heute als Berater für internationale Ausstellungsprojekte tätig.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR12,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext20. Juli 1944. Stauffenberg zündet eine Bombe, um Hitler zu töten. In Berlin läuft der Putsch Walküre an. Wehrmachtkommandant Paul von Hase soll das Regierungsviertel abriegeln. Erstmals veröffentlicht nun sein Sohn, ein Cousin Dietrich Bonhoeffers, Berichte aus dem Familienarchiv. Zusammen mit berührenden Schilderungen der Angehörigen des Grafen Stauffenberg und weiterer Widerständler wird die bisher wenig bekannte menschliche Dimension des Attentats für die Familien deutlich. Ergänzend erläutern Experten geschichtliche Hintergründe, darunter die wenig bekannte christliche Motivation der Verschwörer. Inklusive 16-seitigem Bildteil.

Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm von Hase, Jg. 1937, Sohn von Generalleutnant Paul von Hase, wird mit 7 Jahren als Sippenhäftling nach Bad Sachsa verschleppt. Nach Kriegsende promoviert er in Archäologie und arbeitet für bedeutende Museen. 1994 wird er Honorarprofessor an der Universität Wien und ist heute als Berater für internationale Ausstellungsprojekte tätig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783775172387
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum18.06.2014
Auflage1. Auflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6388 Kbytes
Artikel-Nr.3110888
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
1. Berichte von Zeitzeugen
1.1 Die Rache des Regimes an der Familie von Hase
Er sollte Goebbels verhaften - Generalleutnant Paul von Hase

Generalleutnant Paul von Hase,2 Wehrmachtkommandant von Berlin von 1940 bis zum 20. Juli 1944, gehörte zur kleinen Gruppe von Wehrmachtsoffizieren im Generalsrang, die aktiv am Staatsstreich beteiligt waren. Seine schon vor dem Kriege ablehnende Haltung gegenüber dem NS-Regime wurde durch die sogenannte Fritsch-Affäre des Jahres 1938, die ihn wie alle näher Eingeweihten entsetzte, eine endgültige.

Hases regimekritische Haltung änderte sich auch nicht in den folgenden Jahren, als er, nach kurzem Fronteinsatz in Polen und Frankreich, 1940 Wehrmachtkommandant von Berlin wurde. Der antikirchliche und judenfeindliche Kurs der Nazis waren für den national-konservativen Offizier, der aus einer alten Theologenfamilie stammte, nicht tolerabel. Und soweit Hase es vermochte, setzte er sich auch in seiner Berliner Zeit immer wieder für Hilfesuchende und vom Regime bedrohte Menschen ein, darunter bekanntlich auch für seinen Neffen Dietrich Bonhoeffer.3

In Erinnerung sind dem Herausgeber noch Äußerungen seiner Mutter aus den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Sie sagte ihm, dass sein Vater die Chancen des Gelingens des Staatsstreichs, an dessen konkreten Planungen er offenbar nicht unmittelbar beteiligt war, eher skeptisch beurteilt habe. Aber die Verschwörer kannten Paul von Hase so weit, dass sie davon ausgingen, im entscheidenden Moment auf ihn zählen zu können. Und es wäre ihm auch nicht in den Sinn gekommen, sich in extremis von der Sache loszusagen und seine Freunde zu verraten. Denn das wäre der Preis gewesen, um sich und seine Familie zu retten.

Bei der militärischen Umsetzung der Pläne der Operation Walküre in der Reichshauptstadt kam Hase sogar eine Schlüsselrolle zu. Verfügte er doch über Truppen, die das Regierungsviertel abriegeln und Minister Goebbels in seinem Amtssitz verhaften sollten. Der Plan scheiterte, nicht zuletzt, weil die Bombe Stauffenbergs in der Wolfsschanze den Diktator nicht getötet hatte.

Nach Aussagen von Pfarrer Harald Poelchau, der in Plötzensee mit den zum Tode Verurteilten vor ihrem letzten Gang sprechen konnte, seien am 8. August 1944 sowohl Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben als auch Generalleutnant Paul von Hase »vollkommen gefasst« und als »überzeugte Christen in den Tod« gegangen.4 Einen Abschiedsbrief zu schreiben blieb Hase versagt!

Weiterführende Informationen findet der Leser im Beitrag von Roland Kopp, »Generalleutnant Paul von Hase«, im vorliegenden Buch (S. 183ff.).
Margarethe von Hase - die Ehefrau

Der vorliegende Text ist ein Auszug aus den unveröffentlichten, in den frühen Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts für ihre Angehörigen verfassten Lebenserinnerungen der Margarethe von Hase, geborene Baronesse von Funck. Das gesamte Manuskript umfasst 186 Schreibmaschinenseiten und endet mit der hier abgedruckten Schilderung des 20. Juli und der Wochen danach.

Sehr ernst sah mein Mann in die Zukunft.

Nachdem ich bei Freunden auf dem Lande gewesen war, kehrte ich am 13.7.44 wieder nach Berlin zurück. Dort fiel mir auf, daß mein Mann mit seinen Gedanken sehr beschäftigt war. Schließlich erzählte er mir, daß ein Attentat auf Hitler geplant sei. Den Namen des Grafen Stauffenberg nannte er mir gegenüber aber nicht. Er erzählte mir jedoch, daß er am 13. Juli zum Generalobersten Olbricht befohlen war, wo ihm eröffnet wurde, daß ein Attentat auf Hitler geplant sei. Um das deutsche Volk vor der endgültigen, schwersten Katastrophe zu bewahren, bliebe, da Hitler wahnsinnig sei, kein anderer Ausweg mehr übrig. Mein Mann setzte hinzu: »Ich glaube, daß es zu spät ist, und sterbe ich, so sage Dir, daß ich zu den letzten preußischen Offizieren der kaiserlichen Armee gehörte, der ich bis zu meinem Tode treu bin.«

Ich bezweifle, daß mein Mann Näheres wusste, da möglichst Wenige eingeweiht sein sollten.

Als am frühen Nachmittag des 20. Juli 1944 General Olbricht mit den Worten »Es ist so weit« meinen Mann anrief, gab mein Mann das Stichwort »Walküre« an die ihm unterstellten Truppenteile durch. Nach Eintreffen der Kommandeure in der Kommandantur, hielt mein Mann den anwesenden Offizieren eine kurze Ansprache. Er sagte: »Der Führer ist tot, die vollziehende Gewalt geht in die Hände des Heeres über.« Dieser Satz genügte für die Gestapo, mir bei den Verhören stets vorzuhalten, daß damit der Beweis erbracht sei, die Offiziere waren beim Hören dieser Rede für den Putsch, andernfalls hätten sie doch darauf bestehen müssen, daß Göring, der ja der Stellvertreter des Führers war, Hitlers Nachfolger geworden wäre, niemals aber durfte das Heer die vollziehende Gewalt ausüben. So trat der vernunftwidrige Fall ein, daß ich, da ich diese Offiziere zu entschuldigen versuchte, auch das Verhalten des Majors Remer verteidigte.

Major Remer, der Kommandeur des Wachbataillons Berlin, hatte von meinem Manne den Befehl bekommen, das Regierungsviertel zu umschließen und niemand durchzulassen, weder einen Minister, Gauleiter noch sonst wen. Diesen Befehl hatte Major Remer durchgeführt und meinem Mann danach gemeldet, daß das SS-Hauptamt am Anhalter Bahnhof noch verstärkt zu sichern sei. Ohne Widerspruch der anwesenden Offiziere, zu denen Major Remer gehörte, bildete mein Mann unterdessen 30 Stoßtrupps zur Verhaftung der Größen des sogenannten »Dritten Reichs« (s. Völkischer Beobachter).

Da kam gegen 18 Uhr die Meldung durch den Rundfunk, daß der Anschlag auf Hitler misslungen ist. Nach dieser Durchgabe ging Herr Remer eine Stunde in Berlin spazieren; inzwischen hatte Oberleutnant Dr. Hagen, der an diesem Tage mit Remer im Kasino zu Mittag gegessen hatte und dann zu Goebbels gefahren war, Remer einen Leutnant in die Kommandantur nachgeschickt, der diesem eröffnen sollte, umgehend zu Goebbels zu kommen. Ohne meinen Mann davon in Kenntnis zu setzen, fuhr Major Remer nun zu Goebbels, nicht wissend, wie sich Goebbels ihm gegenüber verhalten würde, da er doch mit seiner Truppe das Regierungsviertel, in dem sich Goebbels befand, umstellt hatte. Remer sagte sich wohl, daß Goebbels viel zu klug sei, um an die Darstellung zu glauben, der Befehl meines Mannes hätte einem geplanten Putsch der ausländischen Arbeiter gegolten. Remer ließ sich von einem Zug Soldaten begleiten, denen er den Befehl gab, ihn nötigenfalls mit Gewalt herauszuholen, wenn er nicht innerhalb zwanzig Minuten zurück sein würde. Goebbels wußte, in welcher Gefahr er sich befand, und sah Rettung nur durch einen Offizier des Heeres; großartige Versprechungen machte Goebbels, wenn sich Remer gegen seinen Vorgesetzten, den Kommandanten von Berlin, stellen würde. Nachdem Remer die Schwenkung vorgenommen hatte, glaubte er wohl, daß die größte Stunde seiner militärischen Laufbahn gekommen sei. Mit allen Mitteln mußte er verhindern, daß Zeugen für sein Verhalten vorhanden waren; deshalb veranlaßte er, daß die engsten Mitarbeiter meines Mannes gesondert festgesetzt wurden. Damit ist es auch zu erklären, daß der Oberstleutnant i.G. Schöne, Major Graf Schack und Hauptmann i.G. Hayessen zum Tode verurteilt wurden. Welche seelischen Qualen mußten diese Männer noch über sich ergehen lassen, da alle Angehörigen der Männer des 20. Juli in Sippenhaft kamen. Hätte da Remer, der ja der mächtige Mann des Tages geworden war, nicht wenigstens der ritterliche Gedanke kommen müssen, sich schützend vor die Witwen und Waisen zu stellen? Ob solch ein Mann kein Gewissen hat? Oder ob er, und wenn es auch erst in seiner Todesstunde ist, seine Handlungsweise vor Gott bereuen wird?

Inzwischen hatte Goebbels die Verbindung mit dem Führer-Hauptquartier herstellen lassen. Major Remer erhielt nun die weiteren Befehle unmittelbar von Hitler. Während Graf Stauffenberg sich mit äußerster Kraftanstrengung bemühte, die schon auf Berlin rollende Truppe voranzutreiben, setzte die Gegenwirkung Remers ein. Generaloberst Beck, General Olbricht und Generaloberst Höppner waren zu Meuterern erklärt worden, alles schien verloren. Da der Stoßtrupp, der Goebbels verhaften sollte, nicht zurückgekehrt und wohl von Remer abgefangen worden war, faßte mein Mann den Entschluß, persönlich Goebbels zu verhaften, um die Reichshauptstadt dennoch in seine Hand zu bekommen. Zu dieser Stunde ließ Major Remer Soldaten mit gefällten Bajonetten die Kommandantur besetzen und in unsere Wohnung eindringen. Alle, die wir uns in der Kommandantur befanden, wurden festgesetzt. Die Nacht vom 20. zum 21. Juli 1944 werde ich nie vergessen; Soldaten mit Handgranaten in den Stiefeln bewachten uns. Wie sehr aber sorgte ich mich um meinen Mann; ihm war es nicht gelungen, Goebbels zu verhaften. So war mein Mann, ohne es zu ahnen, mitten in die Truppe der Gegenaktion hineingefahren. Der Obersturmbannführer Huppenkothen soll im Auftrag Himmlers meinen Mann verhaftet und an einem mir unbekannten Ort festgesetzt haben. Am 8. August 1944 wurde mein Mann vom Volksgerichtshof als Feind des Nationalsozialismus zum Tode verurteilt. In dieser für mich unvergeßlichen Nacht des 20./21. Juli 1944 dachte ich an das Bild der Erschießung der Schill'schen Offiziere5; einige sitzend, einige stehend, sah man ihnen an, daß sie wußten, welches Schicksal ihnen bevorstand.

Im Schreibzimmer meines Mannes in der Kommandantur »Unter den...
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Autor

Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm von Hase, Jg. 1937, Sohn von Generalleutnant Paul von Hase, wird mit 7 Jahren als Sippenhäftling nach Bad Sachsa verschleppt. Nach Kriegsende promoviert er in Archäologie und arbeitet für bedeutende Museen. 1994 wird er Honorarprofessor an der Universität Wien und ist heute als Berater für internationale Ausstellungsprojekte tätig.
Weitere Artikel von
Hase, Friedrich-Wilhelm von
Hrsg.