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Die Chronik der Unsterblichen - Der Machdi

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
720 Seiten
Deutsch
LYX.digitalerschienen am07.10.20111. Aufl. 2011
Die beiden Unsterblichen Andrej und Abu Dun hat es nach Konstantinopel verschlagen. Dort treibt ein rätselhafter Prophet sein Unwesen, der von seinen Anhängern als der Machdi bezeichnet wird. Es heißt, er könne jeden in seinen Bann ziehen und es sei unmöglich, ihn zu töten. Ist der Unbekannte etwa selbst ein Unsterblicher? In höchster Not bittet Sultan Süleyman Andrej und Abu Dun um Hilfe. Sie sollen den Machdi aufspüren und ihm das Handwerk legen. Doch das ist keine leichte Aufgabe, denn der fremde Prophet wird von fanatischen Kämpfern beschützt, die für ihn ohne Zögern ihr Leben geben. Als Andrej und Abu Dun merken, über welch außergewöhnliche Fähigkeiten sie verfügen, ist es schon fast zu spät ...



Wolfgang Hohlbein, 1953 in Weimar geboren, ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor. Der Durchbruch gelang ihm 1982 mit dem Jugendbuch Märchenmond, für das er den Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar erhielt. Seither hat er über 150 Romane, Kinder- und Jugendbücher sowie Drehbücher verfasst.
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Produkt

KlappentextDie beiden Unsterblichen Andrej und Abu Dun hat es nach Konstantinopel verschlagen. Dort treibt ein rätselhafter Prophet sein Unwesen, der von seinen Anhängern als der Machdi bezeichnet wird. Es heißt, er könne jeden in seinen Bann ziehen und es sei unmöglich, ihn zu töten. Ist der Unbekannte etwa selbst ein Unsterblicher? In höchster Not bittet Sultan Süleyman Andrej und Abu Dun um Hilfe. Sie sollen den Machdi aufspüren und ihm das Handwerk legen. Doch das ist keine leichte Aufgabe, denn der fremde Prophet wird von fanatischen Kämpfern beschützt, die für ihn ohne Zögern ihr Leben geben. Als Andrej und Abu Dun merken, über welch außergewöhnliche Fähigkeiten sie verfügen, ist es schon fast zu spät ...



Wolfgang Hohlbein, 1953 in Weimar geboren, ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor. Der Durchbruch gelang ihm 1982 mit dem Jugendbuch Märchenmond, für das er den Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar erhielt. Seither hat er über 150 Romane, Kinder- und Jugendbücher sowie Drehbücher verfasst.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783802587672
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum07.10.2011
Auflage1. Aufl. 2011
Reihen-Nr.13
Seiten720 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2760670
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 1

Der Mann brannte. Rote und orangefarbene Flammen züngelten aus seinen Kleidern, zehrten von seiner Haut und verbrannten sein Haar. Das Licht war so grell, dass es vielen der Zuschauer die Tränen in die fassungslos aufgerissenen Augen trieb, und der Gestank nach brennendem Stoff, verschmortem Haar und schmelzendem Fleisch war unerträglich. Das Feuer hatte bereits seine Fingernägel schmelzen lassen und die Haut von seinen dürren Fingern gefressen, sodass das rohe Fleisch und hier und da auch schon der weiße Knochen zum Vorschein kamen. Seine Augenlider waren verschmort und die Augäpfel darunter zu blinden weißen Kugeln geworden, und auch die Lippen waren längst aufgeplatzt, schwarze Narben in einem Gesicht, das kaum noch als solches zu erkennen war. Trotzdem bewegten sie sich, und nicht einmal das Prasseln der Flammen und das entsetzte Raunen und Flüstern der immer größer werdenden Menschenmenge konnte die gestammelten Worte übertönen, die der Mann hervorstieß, wo man doch eigentlich Schreie unerträglicher Qual erwartet hätte.

»Das ist interessant«, sagte Abu Dun.

Interessant? Andrej musste sich beherrschen, um nicht etwas zu sagen, was er vermutlich schon bereuen würde, bevor er es ganz ausgesprochen hatte. Stattdessen zwang er sich, den schrecklichen Anblick nicht nur weiter zu ertragen, sondern sogar genauer hinzusehen. Fast meinte er, die entsetzlichen Schmerzen dieses Mannes, der bei lebendigem Leibe verbrannte, selbst zu spüren. Er hatte Unzählige sterben sehen, manche auf schlimmere und noch sehr viel qualvollere Art ... aber was diesem armen Burschen da vor den Augen der gierig gaffenden Menge geschah, das tat er sich selbst und aus freien Stücken an!

Viel mehr noch als dieses grausige Schauspiel jedoch interessierte Andrej die junge Frau, die diesen besonders einfallsreichen Selbstmörder begleitete. Da war etwas an ihr, das ihn irritierte, ohne dass er genau sagen konnte, was.

»Ich meine ja nur«, fuhr Abu Dun fort, als er wohl einsah, dass Andrej sich nicht auf eine - ohnehin fruchtlose - Diskussion einlassen würde, aber auch nicht bereit, so leicht aufzugeben, »dass es zumindest eine originelle Methode ist, sich selbst von dieser in die nächste Welt zu befördern, falls es sie gibt und wie immer sie auch aussehen mag. Wenn auch gewiss nicht die angenehmste.« Er zog eine Grimasse. »Er muss gute Gründe gehabt haben, diesen Weg zu wählen ... aber vielleicht ist er ja auch einfach nur verrückt.«

Andrej glaubte weder das eine noch das andere. Verzweifelte Menschen waren imstande, die unglaublichsten (und schrecklichsten) Dinge zu tun, aber er hatte den Mann bereits im Auge gehabt, bevor er mit seiner grausigen Vorstellung begonnen und sich selbst laut betend mit Öl übergossen hatte, das dann von der dunkelhaarigen Schönheit in seiner Begleitung in Brand gesetzt worden war. Ein erschreckender Anblick, ganz zweifellos, aber irgendetwas an der ganzen Szenerie war ... sonderbar. Das Feuer war echt, die Flammen, deren Hitze er spürte, real und der Schmerz, den der bedauernswerte Mann litt, war nicht gespielt. Und trotzdem ...

»Lass uns gehen«, sagte er, den Gedanken verscheuchend. Auf der Stelle wollte er sich herumdrehen, doch Abu Dun legte ihm eine gewaltige Pranke auf die Schulter und schüttelte den Kopf.

»Warum so eilig, Hexenmeister?«, fragte er.

»Warum nicht?«, gab Andrej gereizt zurück. »Seit wann macht es dir Spaß, den Qualen eines Sterbenden zuzusehen?«

Um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen, als es ihrer beider Erscheinung ohnehin schon tat, hatte er ins Englische gewechselt, von dem er annahm, dass es keiner der Umstehenden verstand, und Abu Dun antwortete in derselben Sprache und unüberhörbar amüsiert: »Es gibt da noch eine andere Möglichkeit, weißt du?« Er deutete auf den brennenden Mann. »Der Kerl ist ein Betrüger.«

Andrej schwieg einen Moment und starrte den laut lamentierenden Greis an. Vielleicht hatte der Nubier ja recht, vielleicht auch nicht... aber was ging es sie an?

Er zuckte mit den Achseln und sagte laut: »Was geht es uns an?«

Abu Dun setzte zu einer Antwort an, und hinter Andrej erscholl nun die Stimme der jungen Frau, die dem lodernden Mann bei seiner entsetzlichen Vorstellung assistierte. »Seht her! Schaut, mit welchem Mut meinen Vater der Glaube an den einzigen und wahren Gott erfüllt!«

Ihren Vater? Andrej drehte sich nun doch noch einmal um und maß sie mit einem Blick, der diesmal nicht nur ihrem schönen Gesicht unter dem bunten Kopftuch galt. Die Frau war jung, vielleicht seine Enkelin ... aber dennoch - wie konnte sie zusehen, wie er sich etwas so Schreckliches antat?

Die Frau fuhr fort: »Und jetzt seht, wie Allah es denen dankt, die wirklich fest im Glauben zu ihm sind!«

Bei den letzten Worten hatte sie die Stimme leicht erhoben, und nun deutete sie mit dramatischer Geste auf die brennende Gestalt. Sie war gut in dem, was sie tat, das musste Andrej gestehen. Und sie tat es ganz bestimmt auch nicht zum ersten Mal, und -

Er war nicht der Einzige, dem ein erstaunter Laut entfuhr, als sich der lodernde Mann unbeholfen in die Höhe stemmte und die Arme hob, den Kopf in den Nacken gelegt und die Hände zu Krallen geformt, wie um sie in den Himmel zu schlagen. Die Flammen hüllten ihn nun zur Gänze ein, sodass er zu einer lebenden Feuersäule wurde. Seine Stimme wurde lauter, aber er schrie noch immer nicht vor Schmerz, sondern brüllte abwechselnd den Namen Allahs und ein anderes Wort, das Andrej nicht verstand.

»Lass uns verschwinden«, sagte er noch einmal.

»Sofort«, sagte Abu Dun, rührte sich aber nicht. Die junge Frau fuhr fort, das schrille Salbadern ihres angeblichen Vaters mühelos mit einer Stimme übertönend, die vor Ehrfurcht bebte: »Seht, wie der einzige und wahre Gott seine Kinder beschützt, und hört das Wort des Machdi, der seinen Willen verkündet!«

Der Alte reckte die Arme noch weiter in die Höhe und schrie nun ebenfalls: »Machdi!«, wobei Flammen und schwarzer Rauch aus seinem Mund schossen, so als spräche er das Wort mit Feuer. Abu Dun seufzte: »Ja, das war beeindruckend«, dann war er mit wenigen raschen Schritten bei ihm. Ohne das geringste Zögern ergriff er die lodernde Gestalt, strich mit den bloßen Händen an ihren Armen entlang und streifte das Feuer ab, das in zischenden weißen Strömen zwischen seinen Fingern hindurchfloss und brennende Pfützen zu seinen Füßen bildete. Schreie wurden ringsum laut, und der brennende Greis wollte sich losreißen, um zu fliehen, was Abu Dun jedoch nicht zuließ. Mit einer Hand hielt er ihn am Kragen fest, während er mit der anderen nun auch das Feuer von seinem Gesicht wischte.

Vielleicht ging er dabei etwas zu grob zu Werke, denn das Gesicht des Alten löste sich dabei gleich mit.

Abu Duns Hand streifte es von seinem Schädel wie eine Maske aus weichem Wachs, die noch immer brennend zu Boden tropfte. Und genau das war sie auch.

Der Alte zappelte und kreischte immer lauter, doch Abu Duns Hand hielt ihn unerbittlich gepackt, während er ihm mit der anderen fast gelassen die Reste der brennenden Maske vom Gesicht wischte; dann benutzte er seinen Mantel, um ohne Hast auch noch die letzten der Flammen zu ersticken, die aus den Kleidern des Mannes schlugen, bis schließlich der vermeintliche Greis mit schwelenden Kleidern und erschrockenem Gesicht dastand, das nur hier und da von der Hitze leicht gerötet, aber ganz und gar keine Brandwunden aufwies - und im Übrigen auch nicht annähernd so alt war, wie es noch kurz zuvor den Anschein erweckt hatte.

Für einen Moment kehrte vollkommene Stille ein. Selbst der angebliche Greis hörte auf zu kreischen und starrte den riesenhaften Nubier erschrocken an. Dann nickte Abu Dun ebenso übertrieben wie langsam und sagte: »Ja, das scheint mir wirklich ein Wunder zu sein ... oder das Werk eines begnadeten Alchimisten, der ein ganz besonders kaltes Feuer erfunden hat, das nicht einmal deiner zarten...


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Wolfgang Hohlbein, 1953 in Weimar geboren, ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor. Der Durchbruch gelang ihm 1982 mit dem Jugendbuch Märchenmond, für das er den Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar erhielt. Seither hat er über 150 Romane, Kinder- und Jugendbücher sowie Drehbücher verfasst.
Die Chronik der Unsterblichen - Der Machdi