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Werft die Gläser an die Wand

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
237 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am16.03.20121. Aufl. 2012
'Ein russischer Seemann? Muss das sein?' Julianes Eltern sind entsetzt, als sie von ihrer neuen Liebe Wanja erzählt. 'Der hat wahrscheinlich in jedem Hafen eine - und trinkt ständig Wodka ...'

Auch ihre Schwiegereltern sind skeptisch, schließlich wissen alle Russen, dass deutsche Frauen im Haushalt keinen Finger rühren und vor allem nicht kochen können.

Trotzdem werden die beiden ein Paar, und so kommt es, dass Juliane Wanjas Mutter vorkochen muss. Ihre neuen Freunde wundern sich über ihre unelegante, dafür wärmende Partykleidung, und Juliane staunt über den russischen Körperkult.



Eine deutsch-russische Liebe mit Hindernissen und Happy End.
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Produkt

Klappentext'Ein russischer Seemann? Muss das sein?' Julianes Eltern sind entsetzt, als sie von ihrer neuen Liebe Wanja erzählt. 'Der hat wahrscheinlich in jedem Hafen eine - und trinkt ständig Wodka ...'

Auch ihre Schwiegereltern sind skeptisch, schließlich wissen alle Russen, dass deutsche Frauen im Haushalt keinen Finger rühren und vor allem nicht kochen können.

Trotzdem werden die beiden ein Paar, und so kommt es, dass Juliane Wanjas Mutter vorkochen muss. Ihre neuen Freunde wundern sich über ihre unelegante, dafür wärmende Partykleidung, und Juliane staunt über den russischen Körperkult.



Eine deutsch-russische Liebe mit Hindernissen und Happy End.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838711430
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum16.03.2012
Auflage1. Aufl. 2012
Seiten237 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2187198
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

I
Unter weißen Segeln

Kennengelernt habe ich Wanja auf einem großen, weißen Segelschiff. Das war im Sommer 2000, auf dem Seeweg vom französischen Brest nach Göteborg in Schweden. Er war damals Kadett, studierte Navigation und wollte Seeoffizier werden. Und ich machte an Bord zusammen mit meiner Freundin Susa eine Art Segelurlaub. Ansonsten verdiente ich mein Geld in dieser Zeit als Flugbegleiterin.

Ich erinnere mich, dass ich anfangs von Susas Idee, Urlaub als Trainee auf einem Segelschiff zu machen, gar nicht begeistert war. Als Berliner Stadtkind kann ich mir darunter einfach nichts vorstellen. Bei einem Abendspaziergang im Treptower Hafen schwärmt sie: »Siehst du den Mann auf dem Steg dort, der das Boot streicht? Wir können an Bord auch richtig mitarbeiten: die Reling streichen, Planken schrubben, Rost klopfen und natürlich die Segelmanöver mitmachen - bei Wind und Wetter -, ist das nicht toll?« - »Ähm, ich weiß nicht«, entgegne ich. »Lass uns doch lieber ans Mittelmeer fliegen, in ein schönes Hotel am Strand. Dort könnten wir schwimmen, in der Sonne liegen und abends feiern gehen.« Aber für Susa ist das viel zu langweilig. »Nein, ich möchte unbedingt auf dieses Schiff. Aber mit dir zusammen. Bitte, komm doch mit!« Ihre Hartnäckigkeit imponiert mir. »Also gut, wenn es dir so wichtig ist, dann machen wir das eben«, gebe ich nach. Da weiß ich allerdings noch nicht, dass sie sich ein Ausbildungsschiff der ukrainischen Handelsmarine ausgeguckt hat, auf dem angehende Offiziere ihr Seepraktikum absolvieren. Ich gehe vielmehr davon aus, dass wir im Nordatlantik mit deutschen Urlaubern segeln werden. Dass außerdem siebzig ukrainische und russische Kadetten und noch einmal dreißig Mann der Stammbesatzung an Bord sein werden, ahne ich nicht. Das erzählt mir Susa nämlich erst, nachdem sie schon fest gebucht hat. »Im Ernst?«, frage ich ungläubig. »Wir werden mit hundert russischen Seemännern auf diesem Schiff sein? Das klingt irgendwie unheimlich.« Aber Susa ist unbekümmert wie immer. »Ach, da ist doch nichts dabei«, meint sie. »Du tust ja geradezu so, als wären das lauter Wilde. Warte mal ab, vielleicht verliebst du dich sogar noch in einen.« Eine Romanze unter weißen Segeln? Um Himmels willen! »Susa, ich glaube, du verwechselst da etwas«, sage ich lachend. »Das ist nicht das Loveboat!« Von mir aus können wir dort mitarbeiten und segeln lernen, aber mehr bitte nicht. Außerdem könnte ich mir eher einen charmanten Franzosen oder Italiener als Freund vorstellen, aber jemanden aus der Ukraine oder aus Russland? »Das würde nicht passen«, sage ich. Susa sieht mich erstaunt an: »Woher willst du das denn wissen? Du kennst doch überhaupt niemanden aus Osteuropa. Und wer weiß schon, wo die Liebe hinfällt?« - »Ach Susa«, sage ich, »du bist wirklich eine unverbesserliche Romantikerin.«

Es ist der französische Nationalfeiertag, der 14. Juli, als wir nach Paris fliegen und von dort mit dem Zug weiterfahren in den Norden Frankreichs, nach Brest. Vor der Abreise hatte ich mich ehrlich gesagt nicht weiter damit befasst, wie unser Schiff genau aussehen wird. Die Khersones wird eben irgendein mittelgroßes Segelschiff sein. Die Hauptsache ist doch, dass sie nicht sinkt. Als ich das schneeweiße Schiff mit seinen drei hohen Masten dann aber in Brest am Kai liegen sehe, bin ich wie geblendet. Einhundertneun Meter ist die Khersones lang und vierzehn Meter breit. »Wow, Susa, das ist ja unglaublich schön! Ich hatte es mir viel kleiner vorgestellt.« Susa ist völlig aus dem Häuschen. »Ich habe dir doch gesagt, das wird toll!« Jetzt glaube ich es auch. Dieses Schiff und ich: Das ist wirklich Liebe auf den ersten Blick.
Zwei Stewardessen auf hoher See

An Bord machen wir uns erst einmal auf Flugbegleiterinnen-Art frisch. Für den richtigen Look haben wir in einer Boutique am Frankfurter Flughafen extra noch zwei Oberteile in blau-weiß gestreiftem Marinelook gekauft. Ich knete Schaum in meine künstlichen Locken und tusche die Wimpern kräftig nach, während Susa sich meinen Lippenstift mit Goldschimmer ausborgt - er heißt tatsächlich Summer of Love. Noch etwas Bronzepuder auf Wangen und Nase - nun können wir uns an Deck sehen lassen. Susa klemmt sich das Bordhandbuch unter den Arm. Ehrgeizig, wie wir sind, wollen wir uns noch vor dem Abendessen die wichtigsten Seefahrtsbegriffe einprägen.

Wir setzen uns aufs Achterdeck, das fast leer ist, weil die Besatzung gerade beim Essen ist. Die Abendsonne taucht alles in ein warmes, mildes Licht, und mich durchströmt ein Glücksgefühl. Hier kann man sicher toll entspannen, denke ich. Doch Susa gönnt uns keine Ruhe und schlägt wie geplant das Buch auf. Ich sehe, dass alle Begriffe sowohl in lateinischen als auch in kyrillischen Buchstaben dastehen: jedes Tau, jedes Segel, jede Position auf dem Schiff. »Zum Glück müssen wir das nur auf Deutsch lernen«, sage ich. Russisch scheint mir überhaupt eine wahnsinnig schwere Sprache zu sein. Und sie klingt in meinen Ohren auch nicht besonders schön, irgendwie zu hart und abgehackt. »Hatte ich etwa noch nicht erwähnt, dass die Bordsprache Russisch ist?«, fragt Susa unschuldig. Nein, hatte sie noch nicht. »Na dann sage ich es dir jetzt: Beim Segelalarm werden die Kommandos nur auf Russisch durchgegeben.« Ich verstehe schon jetzt nur Bahnhof. »Was bitte ist denn ein Segelalarm?«, frage ich. Susa lacht und erklärt mir, dass die Segelmanöver so bezeichnet werden, einfach weil es dabei schnell gehen muss. »Aber ich kann kein Wort Russisch!«, wende ich noch ein. »Ach, keine Sorge!«, sagt sie leichthin. »Ich hatte mal zwei Jahre Russisch in der Schule. Das kriegen wir schon hin.«

Auf dieser Reise sind außer uns kaum Frauen an Bord, dadurch fallen wir natürlich auf. Bald hat sich herumgesprochen, dass zwei Stewardessen mitsegeln, die ihren Urlaub dazu nutzen, hier mitzuarbeiten. Für die Ukrainer und Russen klingt das ziemlich verrückt: Mädchen, die sich freiwillig schmutzig machen und dafür auch noch Geld bezahlen. Auch Wanja hat von unserer Ankunft gehört. Sein erstes Urteil: Die jungen Leute in Deutschland müssen echt zu viel Kohle haben. Er weiß, dass eine Woche in unserer Kabine gut tausend DM kostet. In der Ukraine sind das zu dieser Zeit zehn durchschnittliche Monatsgehälter. Wir kommen uns trotzdem nicht dekadent vor. Schließlich wirbt die Reederei damit, dass mit dem Geld der Trainees auch die Kadettenausbildung finanziert wird.

Wanja ist zwar skeptisch, aber auch neugierig, wer diese deutschen Mädchen wohl sind. Doch als er uns mit den teuren Sonnenbrillen und im maritimen Best-Friends-Look an Deck entlangflanieren sieht, steht seine Meinung schnell fest: Das sind nur zwei verwöhnte Mädchen, die mal Matrose spielen wollen. Meine langen, rosa lackierten Fingernägel bestärken seinen Eindruck nur. Damit will sie die dicken Taue aufwickeln und das schwere, steife Segeltuch greifen? Wanja findet das albern - und er hat recht. Ehrlich gesagt, finde ich sie selber schrecklich. Eigentlich habe ich immer kurze Nägel. Erst auf meinem letzten Flug haben mich zwei Kolleginnen zu diesen Plastikkrallen überredet. Und jetzt kleben die Teile hoffnungslos fest. Wanjas Interesse, uns kennenzulernen, ist jedenfalls wieder verflogen. Wahrscheinlich hätten wir auch nie miteinander gesprochen, wenn Bootsmann Sascha nicht ausgerechnet ihn ausgesucht hätte, um uns in die Bordarbeiten einzuweisen. »Wanja, du kannst doch Englisch«, spricht er ihn an. »Zeig den Mädchen mal, wie man die Messingschilder blank putzt. Da können sie nicht viel falsch machen.« Wanja ist sauer: »Blin!« - »Schöner Mist!«, denkt er. »Jetzt muss ich für die auch noch den Unterhalter spielen!« Aber eine Anordnung vom Bootsmann kann er nicht einfach ignorieren. Und so macht er sich auf die Suche nach uns.

Er findet uns an Deck. »Girls, I am Wanja. Follow me and look!«, sagt er mit einem nicht gerade freundlichen Gesicht. Dann zeigt er uns im Zeitlupentempo, wie man die Schilder mit einer speziellen Paste putzt. »Like this. You understand?« Ich ärgere mich: »We are not stupid.« Dann nehme ich ihm energisch den Lappen und die Tube aus der Hand und mache mich ans Werk. »Dem werden wir´s zeigen! Tut so, als sei es eine Wissenschaft, so ein Schild zu putzen.« Susa schnappt sich auch einen Lappen. »Wenn die alle so langsam arbeiten, ist es kein Wunder, dass die Wirtschaft den Bach runtergeht«, meint sie. Wir lachen beide. Dann bestreichen wir alle Schilder großzügig mit der Paste, schön weit über den Rand hinaus. So geht es doch viel schneller, das Überschüssige können wir ja hinterher wieder abwischen. Doch das ist leider ein Irrtum. Die Paste verändert an der Luft ihre Farbe und bildet hässliche grüne Schlieren auf der weißen Schiffswand. Dummerweise gehen die nicht mehr weg. Je mehr wir wischen, desto schlimmer sieht es aus. Nun ist mir klar, warum Wanja das Zeug so vorsichtig aufgetragen hat. »Was machen wir denn jetzt?«, frage ich Susa kleinlaut. Da steuert unser Kadett schon mit hochgezogenen Augenbrauen auf uns zu. »Na, jetzt können wir uns etwas anhören!«, fürchtet Susa. Doch er sagt nur: »Wait here for a moment!«, und kommt wenig später mit einem Kanister Terpentin zurück. Dann beseitigt er die Sauerei. »Thank you!«, sage ich. »Spasibo!« - »Danke!«, sagt Susa. Dann schleichen wir erst einmal davon.

»Parusny Awral!« - »Segelalarm!«, schallt es aus den Lautsprechern. »Jetzt wird es spannend«, sagt Susa und zieht mich am Ärmel. »Die Segel werden gesetzt.« Binnen drei Minuten sind alle Kadetten und die Stammbesatzung an Deck und...
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