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Wiedersehen in den Highlands

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am07.04.20121. Aufl. 2012
Auf der abgelegenen Farm Hawkshill in den Hügeln von Ayrshire: Trotz seiner Armut ist der charmante Tom, der Sohn des Pächter-Ehepaares, der begehrteste Junggeselle der gesamten Grafschaft. Auch Betsy, die als Magd nach Hawkshill kommt, verliebt sich sofort in ihn. Doch Tom scheint mehr Gefallen an der Tochter des Farmbesitzers zu finden, auch wenn dieser seine Rose mit einem reichen Mann verheiraten will. Für Betsy bricht eine Welt zusammen - aber sie gibt ihren Traum von der Liebe nicht auf ...mehr

Produkt

KlappentextAuf der abgelegenen Farm Hawkshill in den Hügeln von Ayrshire: Trotz seiner Armut ist der charmante Tom, der Sohn des Pächter-Ehepaares, der begehrteste Junggeselle der gesamten Grafschaft. Auch Betsy, die als Magd nach Hawkshill kommt, verliebt sich sofort in ihn. Doch Tom scheint mehr Gefallen an der Tochter des Farmbesitzers zu finden, auch wenn dieser seine Rose mit einem reichen Mann verheiraten will. Für Betsy bricht eine Welt zusammen - aber sie gibt ihren Traum von der Liebe nicht auf ...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838715339
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum07.04.2012
Auflage1. Aufl. 2012
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2187345
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Die meisten Mädchen in Hayes betrachteten Tom Brodie als einen lohnenswerten Fang, auch wenn einige wohlerzogene junge Damen entschieden erklärten, er sei für ihren Geschmack viel zu derb, und seine zuckersüßen Komplimente seien regelrecht vulgär. Auf solch üble Nachrede gab Betsy McBride gar nichts; sie fühlte sich genauso berechtigt wie jedes andere Mädchen in Ayrshire, eine Schwärmerei für den Farmerssohn zu hegen.

Was ihr an Tom Brodie so gut gefiel, das war nicht seine Wortgewandtheit, sondern wie er in einer Mischung aus Schüchternheit und Arroganz umherstolzierte; und sein dunkler Haarschopf, der von einem blauen Band zusammengehalten wurde und unter seiner Mütze hervorschaute, wenn er am Sonntag zur Kirche schlenderte. Betsy hatte jedoch noch kein Wort mit ihm gewechselt bis zu dem Tag, als Mr. Rankine sie zu Matthew Brodies Farm hochschickte, um dem alten Mann aus seinen Nöten zu helfen.

Betsy war von Natur aus nicht schüchtern, und es mangelte ihr nicht an Erfahrung. Noch bevor sie fünfzehn gewesen war, hatte Mr. Johnny Rankine seine Hand unter ihre Röcke geschoben, und als sie ein bisschen älter wurde, weit mehr als nur seine Hand. Falls ihre Mutter ahnte, was der alte Lustmolch im Schilde führte, dann behielt sie es für sich, denn Mr. Rankine war ein Mann von Einfluss und verschaffte ihnen Arbeit. Außerdem schlüpfte er so schnell wie ein Spatz in Betsy hinein und wieder heraus und steckte ihr einen Kuss und ein paar braune Pennys zu, und trotz seines dicken Bauches und seiner geröteten Wangen hatte sie ihn durchaus gern.

Als Mr. Rankine sie wissen ließ, er hätte sie für einen Teil des Winters als Magd an die Brodies ausgeliehen, beklagte sie sich nicht. Sie lief nach Hause, um ihre Habseligkeiten zu packen und ihrer Mutter und ihrem Vater zu sagen, dass sie endlich ihr Elternhaus verlassen würde.

Mitten am Nachmittag war sie auf der alten Zollstraße unterwegs zu dem Feldweg, der nach Hawkshill hochführte. Sie hatte bis dahin noch nie einen Fuß auf den Hügelweg gesetzt, obwohl die Farm des alten Mr. Brodie nur eine Meile entfernt von dem Haus lag, in dem sie geboren und aufgewachsen war, und nicht viel weiter von Mr. Rankines Hof, in dessen Dienste sie als Tagesmagd getreten war, sobald sie alt genug gewesen war, einen Milcheimer zu schleppen.

Die Abenddämmerung senkte sich bereits allmählich. Schwarze Wolken kündigten mehr Regen an, und der Feldweg war schlammig. Mr. Brodies Gerätschaften lagen hinter ansteigendem Gelände versteckt, und die Farmgebäude duckten sich in eine Senke nahe einem stehenden Hügelsee. Im trüben Nachmittagslicht wirkte der Ort düster und abgeschieden. Bis weit in den April hinein hatte Schnee gelegen, und Gewitter im August hatten die Ernte nahezu vernichtet. Eine schlechte Aussaat und Missernten hatten schon so manchen Pachtfarmer in Ayrshire in den Ruin getrieben, denn die Grundbesitzer kannten keine Gnade, wenn es darum ging, die Pacht einzutreiben. Betsy fragte sich, ob das schlechte Wetter der Grund für die Nöte des alten Mr. Brodie war, und sie erinnerte sich an den Klatsch auf dem Markt, er hätte eine Vorladung wegen Schulden erhalten.

Vor drei Jahren hatten ihre Brüder ein Kalb von Mr. Brodie gekauft, und im Frühjahr 1780 war ihre Schwester Effie hingeschickt worden, um ein kleines Paket mit Stoff zu überbringen, den ihr Vater an seinem Handwebstuhl gewebt hatte. Effie war auf der Stelle bezahlt worden und hatte von der Dame des Hauses eine Schale warme Milch bekommen, und der alte Mr. Brodie selbst hatte ihr den Kopf getätschelt. Er hatte sie gefragt, ob sie ihre Bibel studiert habe, eine Frage, die zu beantworten Effie zu schüchtern oder zu einfältig gewesen war.

Ich hätte ihm forsch genug geantwortet, dachte Betsy. Ich kann lesen und ein bisschen schreiben und einen Psalm genauso laut singen wie jeder von Mr. Brodies Brut, die in der Kirche alle, bis auf Tom, mit eingezogenen Schultern, eingeschüchtert und griesgrämig dasaßen, als hätten sie vor der Missbilligung ihres Vaters mehr Angst als vor der Verdammnis, mit der der Prediger drohte.

Betsy war noch immer ein gutes Stück entfernt von der Hügelkuppe, als die ersten Regentropfen auf ihre Wangen klatschten. Hastig raffte sie die Röcke und erreichte den Hof in dem Augenblick, als die ersten schweren Regengüsse über den Damm peitschten.

Sie hielt inne, nicht sicher, welche Richtung sie nehmen sollte. Dann rief eine Stimme: »Komm hier herein, du dummes Ding, bevor du ertrinkst!«

Mit ihrem schaukelnden Bündel auf dem Kopf huschte sie in den Schutz der Scheune.

Tom Brodie sah anders aus in Arbeitskleidung, kleiner, dünner, weniger selbstgefällig. Das Haar klebte ihm an der Stirn, sein Hemd war am Hals offen und hing ihm lose um die Taille. Er hatte letzte Getreidegarben gedroschen und schwitzte stark. Der Farmerssohn grinste, wobei er eine Reihe weißer Zähne entblößte. Er zerknautschte den Hemdenstoff, als er seine Handgelenke und Unterarme daran abwischte.

»Du bist Rankines Mädchen, nehme ich an?«

»Aye, Sir, die bin ich.«

»Die Tochter des Webers McBride?«

»Aye.«

Sie spürte seinen abschätzenden Blick auf sich.

»Ich habe dich in der Kirche gesehen, habe ich recht?«, fragte er.

»Aye, Mr. Brodie«, erwiderte sie. »Auf der Empore.«

»Habe ich dich nicht auch in der Tanzschule getroffen?«

»Nein, nein. Die Tanzschule ist nichts für Mädchen wie mich.«

»Warum denn nicht?«, sagte er. »Nach allem, was ich sehen kann, hast du die Beine dafür.«

»Aber nicht die Manieren, Mr. Brodie, und nicht das Aussehen.«

Er warf den Dreschflegel hin, und bevor sie ihn aufhalten konnte, berührte er die Narbe, die von einer weichen, blonden Locke nicht ganz verborgen wurde. Es war keine große Narbe, ein kleiner, halbmondförmiger Wulst nur, der sich ein paar Zentimeter über ihre Schläfe zog, aber er machte sie verlegen, und sie glaubte fälschlicherweise, dass er sie von anderen Mädchen unterschied. Sie zuckte zusammen und versuchte, sich Tom Brodie zu entziehen, doch er war zu schnell für sie. Trotz der schwarzen, abgebrochenen Nägel waren seine Finger so weich wie Distelwolle, als er ihr das regennasse Haar aus dem Gesicht strich.

»Wer hat dir das angetan?«, fragte er. »Irgendein Rüpel?«

»Kein Rüpel, nein.«

»Ist es von Geburt an?«

»Nein, Mr. Brodie. Ich wurde getreten.«

»Von einem Pferd oder einer Kuh?«

»Einem Pferd - als ich ein Kind war.«

»Bei Gott, es hätte dich töten können.«

»Vielleicht wäre es besser, wenn es so wäre.«

»Warum sagst du das?«, fragte Tom Brodie.

»Es ist zu hässlich, um es ein Leben lang mit sich herumzutragen.«

Er bückte sich und hob ihr Bündel auf. »Nun, für mich siehst du nicht hässlich aus, und es ist ein großes Glück für uns, dass du überlebt hast. Wenn es stimmt, was ich von Johnny Rankine gehört habe, dann wäre die Welt schlechter dran ohne dich. Wie soll ich dich nennen?«

»Manche nennen mich Lizzie«, sagte sie, »manche Betsy.«

»Welchen Namen ziehst du vor?«

Sie war bis jetzt noch nie vor diese Wahl gestellt worden und zuckte mit den Schultern.

»Ich werde dich Betsy nennen«, entschied er. »Betsy klingt für mich gut.«

»Und Sie, Mr. Brodie, soll ich Sie >Herr< nennen?«

»Thomas genügt. Oder Tom. Nun, Regen hin oder her, ich schlage vor, wir laufen rasch hinüber. Meine Schwester wird ein Bett für dich finden und dir zeigen, was zu tun ist.« Und dann hakte er sie bei sich unter und führte sie über den Hof zur Tür des Cottage, wo seine Schwester Janet mit finsterer Miene zusah, wie ihr Bruder und die stämmige junge Magd aus dem Regen ins Haus huschten.

Der alte Mann war an jenem Nachmittag auf den Beinen und schlurfte durch das verräucherte Zimmer. Er hatte im Beet hinter dem Haus Rüben gezogen, und die harte Arbeit hatte an seinen Kräften gezehrt und war ihm auf die Stimmung geschlagen.

Tom schob Betsy ins Zimmer. »Das ist das Mädchen, Dad«, sagte er. »Das Mädchen, von dem wir dir erzählt haben.«

Matthew Brodie wusste weniger über sie, als man sie hatte glauben machen. Vielleicht hatte er früher einmal ihrer kleinen Schwester den Kopf getätschelt, aber jetzt ließ er sich schon lange nicht mehr zu solch freundlichen Gesten hinreißen. Er bestand fast nur noch aus Haut und Knochen.

Das Kinn auf die Brust gesenkt, musterte er Betsy mit glasigem Blick eingehend und sagte dann: »Ist das wieder eine deiner Dirnen, Thomas? Genügt es dir nicht, sie im Dunkel der Nacht zu nehmen? Musst du sie uns jetzt auch noch bei helllichtem Tag vorführen?«

»Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du das Mädchen nicht mit deinen Beleidigungen beschämen würdest. Sie ist hier, weil wir eine zusätzliche Hilfe brauchen, die uns in den Wintermonaten zur Hand geht«, sagte Tom leise. »Sie ist Jock McBrides Tochter.«

»Aye, und Rankines Dirne.«

»Das bin ich gewiss nicht, Sir«, meldete sich Betsy zu Wort. »Und wenn Sie vorhaben, mich zu beleidigen, dann werde ich mich gleich wieder auf den Weg nach Hause machen. Ich bin Ihnen nicht verpflichtet.«

Ihre Empörung schien den alten Brodie zu verblüffen. »Du hast ein forsches Mundwerk, das muss ich dir lassen«, sagte er zu ihr. »Und du hast das Recht auf deiner Seite. Ich war vorschnell in meinem Urteil. Aber mir ist durchaus bewusst, was für eine Art Mann dein Herr ist und dass er und mein verkommener Sohn andere Dinge im Kopf haben, als dem Willen Gottes zu gehorchen.«

»Es ist nicht der Wille Gottes, der mich hierhergeführt hat, Mr. Brodie«, erwiderte Betsy, »es sei denn, Sie haben um ein Paar kräftige Schultern gebetet, die Ihnen helfen,...
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