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Sommerferien in Peking

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
222 Seiten
Deutsch
Baumhauserschienen am22.06.20121. Aufl. 2012
'Ein richtiger Kerl ist überall auf der Welt zu Hause.' Das meint zumindest Lisas Mama, die aus Peking stammt. Aber die neunjährige Lisa ist sich da nicht so sicher. Denn als sie mit ihrer Familie nach Deutschland gezogen ist, musste sie ihre beste Freundin und ihre geliebte Schule in Peking verlassen. Außerdem hat Lisa einen Herzenswunsch: Sie möchte in den Ferien zu ihren chinesischen Großeltern fliegen. Und zwar alleine!mehr

Produkt

Klappentext'Ein richtiger Kerl ist überall auf der Welt zu Hause.' Das meint zumindest Lisas Mama, die aus Peking stammt. Aber die neunjährige Lisa ist sich da nicht so sicher. Denn als sie mit ihrer Familie nach Deutschland gezogen ist, musste sie ihre beste Freundin und ihre geliebte Schule in Peking verlassen. Außerdem hat Lisa einen Herzenswunsch: Sie möchte in den Ferien zu ihren chinesischen Großeltern fliegen. Und zwar alleine!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838716510
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum22.06.2012
Auflage1. Aufl. 2012
Seiten222 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2187660
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Noch vor Weihnachten

»Was riecht hier so gut? Habt ihr Kekse gebacken?« Papa ist gerade von seiner Arbeit zurückgekommen und steckt den Kopf durch die Küchentür.

»Papa! Papa ist da!« Ricky klettert von seinem Stuhl herunter und schmeißt sich in Papas Bärenarme. Nach einem bärtigen Kuss lässt er meinen Bruder wieder auf den Boden.

»Das hast du ja hübsch gemacht, Lisa«, begrüßt mich Papa lächelnd und schaut auf die Weihnachtsdekoration. Auf dem Tisch steht mein Weihnachtsteller, den ich in der Schule aus Tannenzapfen und roten Beeren gebastelt habe.

»Ich weiß.« Ich lächle zurück und decke weiter den Tisch. Es sind nur noch ein paar Tage bis Weihnachten und Mamas Augen strahlen jetzt schon wie die Lichter am Weihnachtsbaum. »Stell dir vor, wir haben acht verschiedene Sorten Kekse gebacken!«, sagt sie stolz.

Papa ist beeindruckt. »Da wart ihr aber fleißig!«

»Tja«, Mama zuckt nur mit den Achseln, »nicht wirklich. Ich habe heute eine Keksparty veranstaltet. Sieben Feen waren zu Gast und jede hat eine Sorte Plätzchen gemacht.«

Mama zwinkert Ricky und mir zu und streckt Papa eine Dose Kekse entgegen:

»Schau sie dir mal an!«

Papa bekommt große Augen: »Wirklich? Welche Feen?«

Bevor Mama antworten kann, sagt Ricky schon laut und stolz: »Ich weiß es, Papa. Fee Lucy aus Schokoladenland, Fee Susi aus Zuckerland, Fee Althea aus Milchland und ... den Rest habe ich vergessen.«

Typisch Mama, denke ich. Sie hat sich mal wieder eine Geschichte ausgedacht. Von Feen, Drachen oder Piraten kann sie erzählen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Und mein Bruder Ricky, der gerade mal drei Jahre alt ist, glaubt alles, was sie sagt. Doch die Keksparty hat Mama bestimmt wieder für den internationalen Klub organisiert. Und dass Tante Lucy in Wirklichkeit aus Kanada kommt, Tante Susi aus Schottland und Tante Althea aus Italien, das weiß ich ganz genau. Ich bin nämlich schon neun. Und Mama hat mir nach der ersten Kochparty des internationalen Klubs alle Länder auf der Weltkarte gezeigt, aus denen die Tanten kommen.

»Aha«, lacht Papa, der bereits an solche Geschichten von Mama gewöhnt ist. »Sind die Florentiner von der Mama Fee?«

Schon beißt er in einen hinein: »Hmm, lecker. Die sind aber wirklich groß!« Das stimmt. Mamas Kekse sind mindestens doppelt so groß wie alle anderen Kekse.

Bevor Papa noch einen weiteren Keks nehmen kann, kriegt er einen Klaps auf die Hand.

Papa zieht die Hand zurück: »Was? Groß ist doch schön - wie der Kaiserpalast, der Große Buddha von Leshan, die Chinesische Mauer ...«

»Und meine ehemalige Schule in Peking!«, bringe ich Papas Satz zu Ende.

Mama wirft mir einen kurzen Blick zu, dann kann sie sich ein Kichern nicht mehr verkneifen: »O.K. Aber nimm nicht so viel. Die Kinder haben schon fast eine ganze Keksdose aufgefuttert und ich will doch noch etwas nach Peking schicken.«

Plätzchen backen ist nicht gerade Mamas Stärke. Sie hat es erst in Deutschland von Tante Peggy Morgenstern gelernt, der Mama von Max. Tante Peggy ist Mamas beste Freundin und wir wohnen in demselben Doppelhaus - wir auf der Ostseite und Morgensterns auf der Westseite. Aber dass Tante Peggy und Mama sich so gut verstehen, liegt wohl auch daran, dass Max´ Papa in Peking arbeitet. Meine Mama kommt nämlich aus Peking und nach meiner Geburt haben wir zuerst ein paar Jahre in Deutschland gelebt und sind anschließend nach Peking gezogen. Wir haben dort drei Jahre lang gewohnt. Viel zu kurz, wenn man mich fragt. In Schönau, dem kleinen Vorort, in dem wir jetzt wohnen, gibt es nur eine einzige Chinesin, meine Mama. Und das, obwohl mehr als 1,3 Milliarden Chinesen auf der Welt leben!

Auf jeden Fall ist Tante Peggy oft bei uns - mit Max, natürlich.

Max ist jetzt zehn Jahre alt und geht mit mir in die gleiche Schule. Als wir von China hierher gezogen sind, habe ich ihn gleich wiedererkannt. Er hat immer noch so blonde, lockige Haare. Neu ist, dass er jetzt fast jeden Tag Fußball spielt und einen Golden Retriever, Sandy, hat.

Mama sagt oft: »Was für ein Glück, dass wir Morgensterns neben uns haben ...« An manchen schönen Sommerabenden sitzen meine Mama und Tante Peggy einfach nur auf der Treppe vor unserem Doppelhaus und unterhalten sich. So lange, bis sie Abendbrot machen müssen. Dabei kichern sie ab und zu laut - wie zwei kleine Mädchen. Was ich nicht verstehen kann: Wenn die Erwachsenen zusammenkommen, dann unterhalten sie sich nur. Sie reden und reden und spielen nicht mal »Hase und Jäger« oder »Stille Post« miteinander.

Einmal, auch an so einem schönen Abend, lobte Tante Peggy Mamas Kochkunst. Da verriet ihr Mama: »Ich kann keine Kekse backen. Wir Chinesen haben meist gar keine Backöfen zu Hause.«

»Aber Kekse backen ist nicht so schwierig«, hat Tante Peggy erwidert. »Morgen bringe ich ein Rezept und Zutaten mit und wir backen etwas zusammen.« Und so hat Mama Florentiner backen gelernt.

Mama scheint jetzt so richtig zufrieden mit sich zu sein. »Weißt du, ich habe sieben neue Rezepte, die ich ausprobieren kann«, erzählt sie Papa ganz verzückt. »Wir haben nämlich nicht nur gemeinsam Kekse gebacken, sondern auch die Rezepte ausgetauscht und alle sind davon begeistert. Ist die Keksparty nicht eine tolle Idee?«

Papa umarmt Mama: »Eine ganz tolle Idee! Aber was ist mit dem Copyright?«

Haben Keksrezepte auch Copyright? Ich wundere mich.

Mama wird rot. Und Papa schafft es gerade noch, einen dicken Kuss auf ihre Wange zu drücken, bevor ein Kochlöffel auf seinem Kopf landet.

»Yak! Schau mal, Ricky, Papa hat Mama geküsst«, lache ich laut. Ricky schreit aber noch lauter: »Schneller! Mama! Schneller!«

Das ist wirklich eine spannende Jagd: Papa springt über das Sofa und Mama mit dem Kochlöffel hinterher.

»O.K., O.K., du hast gewonnen!« Papa ist ein bisschen außer Atem und hält sich mit beiden Händen den Kopf. Wie immer gibt er zuerst auf. Ich und Ricky klatschen begeistert in die Hände und jubeln laut dazu: »Hurra! Mama hat gewonnen!«

Mama winkt uns mit dem Kochlöffel zu und verbeugt sich elegant.

»Jetzt setzt euch bitte alle an den Tisch. Es gibt Abendessen!«, kommandiert sie wie ein General. Am Tisch frage ich: »War Tante Peggy heute auch da?«

»Ja, sie war auch da«, antwortet Mama, »und stellt euch vor, Max ist gestern allein nach Peking zu seinem Papa geflogen!«

Davon hat Max mir gar nichts erzählt! Ich bin neugierig: »Warum fliegt er allein? Wann kommt er zurück?«

Mama und Papa wechseln einen kurzen Blick und Mama antwortet schnell: »Er bleibt nur über Weihnachten bei seinem Papa.«

»Warum verbringt Max Weihnachten nicht zusammen mit seinen Eltern?«, frage ich weiter. »Früher kam Max´ Papa Jörg doch immer von Peking zurück, um hier Weihnachten zu feiern.«

Mama überlegt, als wäre die Frage sehr schwierig zu beantworten. Als ich zwischen Mama und Papa hin- und herstarre, sagt Papa plötzlich begeistert: »Wow, das ist sehr mutig! Max ist nur ein Jahr älter als Lisa, stimmt´s?«

»Ja. Er hat es auch super geschafft. Ganz allein!«, antwortet Mama. Jetzt nicken die beiden so, als ob Max der beste Junge der Welt wäre. Seltsam. Ich finde Max eigentlich ein bisschen zu frech, wie alle Jungen in der Schule.

»Hast du vergessen, Papi, dass er einmal alle deine Hemden aus dem Schrank herausgezogen und auf den Fußboden geschmissen hat?« Papa lacht und schneidet Fischstäbchen für Ricky. »Er war damals erst vier Jahre alt. Und das hat damit auch gar nichts zu tun.«

»Ricky ist erst drei und macht schon nicht mehr solchen Unfug«, behaupte ich hartnäckig. Leider fängt Ricky gerade in diesem Moment zu brüllen an: »Ich will keine Fischstäbchen! Ich will Kekse essen! So viele noch!« Und dabei streckt er uns alle zehn Finger entgegen.

Na gut, Ricky ist immer noch ein Jahr jünger, als Max damals war. Papa hat damals jedenfalls selbst gesagt: »So ein frecher Junge!«

Mama zwinkert mir zu und sagt: »Da ist wohl jemand ein bisschen eifersüchtig, oder nicht?«

»Natürlich nicht!« Ich bin etwas verlegen, aber dann habe ich plötzlich eine Idee. »Warum sollte ich? Ich fliege in den Sommerferien auch allein nach Peking. Zu Oma und Opa!«

»Wirklich?«, fragen Mama und Papa wie aus einem Mund.

»Ja, bitte! Ist das nicht eine tolle Idee?« Je mehr ich darüber nachdenke, desto begeisterter werde ich. »Ich habe meine Lao Lao und meinen Lao Ye fast drei Jahre nicht mehr gesehen. Wäre es nicht toll, wenn ich bei ihnen die Sommerferien verbringen würde?«

Oma und Opa heißen auf Chinesisch Lao Lao und Lao Ye. Wenn ich das sage, dann wissen alle in meiner Familie, dass ich meine chinesischen und nicht meine deutschen Großeltern meine. Ganz praktisch.

Ich füge hinzu: »Ich könnte auch meine beste Freundin Sophie und Onkel Peter wieder besuchen! Und meine ehemalige Schule und Ms Welsen!« Mein Herz schlägt jetzt viel schneller.

Papa und Mama blicken sich bestürzt an. »Es ist nicht so einfach, wie du denkst. Wir können in den Sommerferien nicht so lange Urlaub nehmen.«

Ich unterbreche sie schnell: »Müsst ihr auch nicht. Ich habe doch gesagt, dass ich allein nach Peking fliegen will!«

Mama seufzt und schaut mir direkt in die Augen. Ihre Stimme ist jetzt...
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