Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Am schönsten Arsch der Welt

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
298 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am12.10.20121. Aufl. 2012
Einen gigantischen Kauribaum umarmen, entspannt in luftiger Höhe von fast zweihundert Metern auf dem Sky Tower flanieren, ein Bad im blubbernden Schlammgeysir von Hell's Gate nehmen oder als Hilfspostbote für die Halbinseln an den Malborough Sounds Briefe austragen - in Neuseeland gibt es für jemanden wie Bernhard Hoëcker genug zu tun. Und auch wenn die Internetgemeinde die Etappen vorgibt: Er ist zu allem bereit. Zusammen mit Reiseprofi und Wissensquelle Tobias Zimmermann hat er jetzt ein unglaublich unterhaltsames, grandios witziges und unendlich lässiges Entdeckerbuch geschrieben - prall voll mit erstaunlichem Wissen, zahlreichen Fotos und schrägen Illustrationen, die das Neuseeland-Fieber wecken.mehr

Produkt

KlappentextEinen gigantischen Kauribaum umarmen, entspannt in luftiger Höhe von fast zweihundert Metern auf dem Sky Tower flanieren, ein Bad im blubbernden Schlammgeysir von Hell's Gate nehmen oder als Hilfspostbote für die Halbinseln an den Malborough Sounds Briefe austragen - in Neuseeland gibt es für jemanden wie Bernhard Hoëcker genug zu tun. Und auch wenn die Internetgemeinde die Etappen vorgibt: Er ist zu allem bereit. Zusammen mit Reiseprofi und Wissensquelle Tobias Zimmermann hat er jetzt ein unglaublich unterhaltsames, grandios witziges und unendlich lässiges Entdeckerbuch geschrieben - prall voll mit erstaunlichem Wissen, zahlreichen Fotos und schrägen Illustrationen, die das Neuseeland-Fieber wecken.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838719559
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum12.10.2012
Auflage1. Aufl. 2012
Seiten298 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2187789
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1 | DIE ANKUNFT

»Ein Europa-Krümel auf der Südhalbkugel«

ndlich ist es so weit! Wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet. Neuseeland war immer schon mein Wunschziel, und nun bin ich da. Und es ist genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte: Eine flauschige weiße Wolke steht am sonst azurblauen Himmel. Am Horizont kann ich Berge erkennen; schroffe Felsen, deren Spitzen mit Schnee bedeckt sind, recken sich gen Himmel. Davor ein See, auf dem ein paar Boote ihre Segel gehisst haben. Am rechten Ufer entdecke ich einige Maori, die vor einem ehrwürdigen, alten Versammlungshaus miteinander reden. Auf der linken Seite zieht sich ein unbeschreiblich grüner Wald den Berghang hinauf. So viele verschiedene Pflanzen habe ich noch nie auf einem Fleck gesehen! Vögel drehen ihre Kreise über dem dichten Blätterdach. Ich staune andächtig, der Anblick nimmt mich für einen Augenblick vollkommen gefangen. Ja, so schön ist Neuseeland.

Zumindest auf dem Bild direkt vor mir in der Ankunftshalle des Flughafens in Auckland.

Seit Wochen warte ich darauf, diese Landschaft zu sehen, diese Luft zu atmen, fremde Laute zu hören, lokale Spezialitäten zu kosten. Das Erste, was meine Ohren vernahmen, war jedoch die Lautsprecherdurchsage des Flugkapitäns nach der Landung, der erste Geruch das körpereigene Odeur von zwanzig Passagieren, die sich nach zehn Stunden Flug neben mir die Gangway hinunterbewegen. Das Erste, was ich schmecke, ist, ehrlich gesagt … nichts. Weil mein Mund nach 24 Stunden Klimaanlage so trocken ist wie ein drei Jahre altes Puddingteilchen. Und das Erste, was ich sehe, ist ein Hai. Direkt und in Überlebensgröße hängt er am Ausgang des Flughafens. Hätte es kein knuffiger Kiwi oder drolliger Pinguin sein können?

Zu mehr bin ich noch nicht in der Lage, denn es kommt mir vor, als ob mein ganzer Körper in Aufruhr wäre. Es drückt und ziept nach dem langen Flug allerorten, und ich habe das Gefühl, dass mein Gehirn »Voran, voran!« schreit, während meine Beine viel zu schwer sind, um sich überhaupt in Bewegung zu setzen. Und meine Augenlider scheinen mit diesen kleinen Edelstahlgewichten in Form bunter Früchte behängt zu sein, die meine Mutter gern im Sommer an die Tischdecke des Gartentischs klippste, um diese mit sanfter Kraft gen Erdmittelpunkt zu ziehen.

Trotz des nasskalten Novembers, der Köln meteorologisch von der nördlichsten Stadt Italiens in die südlichste Metropole Norwegens verwandelt, wird mir ganz warm ums Herz, wenn ich deinen Bericht von der sommerlichen Rückseite der Erde verfolge, Bernhard.

Ich gebe reumütig zu: Tief drinnen versetzte es mir einen kleinen Stich, dich ohne meine treusorgende Begleitung ziehen zu lassen.

Mitten in der aufkeimenden Verzweiflung hatte ich noch versucht, mich als unverzichtbaren geisteswissenschaftlichen Beirat ins Neuseeland-Team zu befördern. Leider vermochte ich als nächstliegende Referenz nur auf meine musikethnologischen Arbeiten zum Thema mongolischer Epengesang zu verweisen, weswegen wohl niemand der verantwortlichen Marketing-Experten ein Budget für diese Position zur Verfügung stellen wollte. Bei allem Eifer hatte ich mich wohl unzureichend auf die zentrale Frage »Wofür?« vorbereitet.

Nachdem wir gemeinsam die Weltmeere durchschifft haben, mit einem Haufen Altmetall auf Rädern gen Orient gecruist sind und auch jüngst dem Hindukusch unsere Aufwartung machten, bleibt mir also bei dieser Exkursion nur der Blick ins Logbuch deiner Reise. Danke, dass du mich auf diesem Weg teilhaben lässt an deinem Abstecher in die Welt der Kiwis, Schafe, Hobbits und Werbeindustrie.

Apropos, was musste ich da in deinen ersten Zeilen lesen? An deinen Augen hingen Gewichte? Habt ihr versehentlich bei der CIA eingecheckt und seid mit Stopover Guantanamo Bay geflogen?


Ich gebe zu, dass die Müdigkeit mir nicht die Möglichkeit ließ, meine Gefühle in passende Worte zu kleiden. Aber natürlich baumelten an meinen Augen keine Gewichte herum. Dennoch fühlte es sich schon gegen Ende des Fluges so an. Vielleicht war auch einfach nur die Sensorik extrem sensibel und registrierte jeden kleinen Fehler. So wurde bereits das Zerbeißen der linken Zungenseite beim zweiten Tomatensalat über der Tasmanischen See zu einer äußerst schmerzhaften Erfahrung.


Das für deine Verhältnisse ungewohnt fleischabstinente Verkosten von Nachtschattengewächsen zehn Kilometer über dem Pazifik zwischen Australien und Neuseeland gibt mir die Gelegenheit, kurz darauf hinzuweisen, dass die Tasmansee namentlich an den Seefahrer Abel Tasman erinnert. Der Holländer war dort bereits in den Jahren 1642 und 1643 unterwegs und entdeckte neben Neuseeland auch Tasmanien. Er setzte allerdings nur an einem einzigen Tag den Fuß auf neuseeländischen Boden. Versuche, sich den Maori höflich vorzustellen und ganz nebenbei die Möglichkeiten einer schnellen Okkupation auszuloten, scheiterten und wurden von diesen mit der Massakrierung von vier niederländischen Matrosen beantwortet. Infolge dessen beschränkte sich Abel Tasman auf die Kartografierung von der sicheren See aus. Danach war erst mal 123 Jahre Sense mit europäischem Besuch auf Aotearoa. Der nächste und wagemutigere Entdecker kam mit der »Endeavour« längsseits gesegelt: Kapitän James Cook.

Am Flughafen wollen wir eigentlich schnellstmöglich durch die Passkontrolle und zum Gepäckband. Wie ich weiß, werden wir danach draußen in der Empfangshalle des Auckland International Airport von der Dame empfangen werden, die unsere Ansprechpartnerin im Land ist. Sie würde uns die zwanzig Kilometer in die Stadt hineinfahren, mit uns einige Besorgungen erledigen und dann 230 Kilometer weiter nach Paihia fahren, wo unsere erste Unterkunft liegt. Und das ist es, worauf ich mich freue, denn wie gesagt bin ich unglaublich gespannt darauf, das Land hinter den Flughafenmauern zu sehen, um herauszufinden, ob es so ist, wie ich mir es vorgestellt habe: Hobbits und Schafherden, Maoris mit Speeren und ein Segelschoner, der vor der Küste ankert.

Aber noch bevor wir so etwas wie eine Schlange am Einreiseschalter bilden können, werden wir erst einmal von den Zollbeamten aus der Gruppe der Fluggäste herausgefischt. Zu viel aufwändig aussehendes Gepäck: Koffer, versehen mit bunten Klebebändern, eine große Rolle fürs Stativ, eine kleine Tasche für Akkus, noch ein Koffer für Lampen, ein anderer für die Tonaufnahmegeräte. Um dem Kameramann kein Übergepäck aufzubürden, läuft das ganze technische Gepäck über die Tickets der gesamten Gruppe und so hat jeder neben den üblichen Reisetaschen und Handgepäckstücken einige technische Utensilien dabei.

Dennoch wird nur Kameramann Alex als Verantwortlicher abgeführt.

Von Zollbeamtinnen.

In meinem nächsten Leben will ich Kameramann werden.

Im Gegensatz zu dem, was man allseits über Erfahrungen bei Grenzübertritten in die Vereinigten Staaten hört, haben wir es hier mit sehr freundlichen Mitarbeitern des Staatsdienstes zu tun. Und von den elf Personen in Uniform sind neun weiblichen Geschlechts.

In meinem nächsten Leben möchte ich dann doch lieber direkt Zollbeamter in Neuseeland werden.

Vielleicht habe ich auch besonderes Glück und komme dort in die Abteilung für Schuhsohlenreinigungsfachsachbearbeiter - so wie der Mann, der zur größten Herausforderung unserer Einreise werden sollte.

Denn nachdem das Röntgengerät die zwischen Unterhose und Netzwerkadapter verpackten Wanderlatschen in Renates Rucksack herausgefiltert hat, muss ich sie sofort auspacken.

Als ich die Schuhe sehe, erinnere ich mich wieder daran, dass Renate und ich noch im Flugzeug über sie gesprochen hatten.

Mit dem Einreiseformular in der Hand habe ich mich in den Gang gelehnt, um die hinter mir sitzende Renate akustisch zu erreichen.

»Ich hab hier bei >Do you have hiking-shoes?neinDo you have hiking-shoes« auch >neinja< sagst, musst du dauernd Sachen erklären. Kriegt eh keiner mit, und es geht dann schneller.«

Während ihr Wort »erklären« in der Erinnerung mit dem Echo »&hellip; klären &hellip; klären &hellip; klären« in meinem Kopf verhallt, werde ich plötzlich des Schildes gewahr, das 400 Neuseeland-Dollar als Strafe für falsch deklarierte Einreisegüter anbietet.

Der Mann hinter dem Durchleuchtungsgerät wirft einen genauen und wenig später sogar tiefschürfenden Blick auf mein Profil. Also das meiner Schuhe. Er findet ein kleines Stück Lehm. Und das ist strengstens verboten.

Natürlich hatte ich die Schuhe im Vorfeld bereits benutzt. Alleine schon deswegen, weil ich aus Gründen der Bequemlichkeit das ganze Jahr über in Wanderschuhen herumlaufen könnte.

Ein paar Tage vor Antritt der Reise hatte ich meine Lieblingsfußbedeckung schweren Herzens Renate ausgehändigt, weil sie mich darum bat. Da sie auf dieser Reise nicht nur meine Agentin, sondern auch meine persönliche Begleitung ist, verlasse ich mich vollkommen auf sie.

Ich neige dazu, mein Leben hin und wieder aus den Augen zu verlieren, und so ist es sehr gut, jemanden an meiner Seite zu wissen, der alles unter Kontrolle hat. Das fängt bei so Dingen an wie Terminen, geht weiter bei Telefonnummern, Adressen und Zeitplanungen, und bei diesem Projekt bis hin zur Gesichtsretusche. Sprich: Sie kümmert sich um die Maske, also pudern, abdecken und...
mehr