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Wann ist ein Mann ein Bond?

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
381 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am16.11.20121. Aufl. 2012
Sein Name ist Bond. James Bond. Nach all den Jahren, in denen Sie ihn schon kennen, hat er nichts von seiner Faszination eingebüßt, denn er hat sich immer wieder neu erfunden. Darum will noch immer jeder Mann sein wie 007. Aber wie stellt man das an, wenn Moneypenny nicht im Vorzimmer sitzt und M nie zurückruft? Mit Humor, Hintergrundinfos und Höchstspannung wird dem Agenten im Dienste Ihrer Majestät in diesem Buch auf den Zahn gefühlt. Hier erfahren Sie alles und mehr: von den coolsten Sprüchen über die besten Gimmicks, die peinlichsten Auftritte und die heißesten Girls. Damit der Martini trocken bleibt und auch Sie jede Klemme elegant meistern. Ein unverzichtbares Geschenk für alle Fans des einzig wahren Gentleman-Agenten!mehr

Produkt

KlappentextSein Name ist Bond. James Bond. Nach all den Jahren, in denen Sie ihn schon kennen, hat er nichts von seiner Faszination eingebüßt, denn er hat sich immer wieder neu erfunden. Darum will noch immer jeder Mann sein wie 007. Aber wie stellt man das an, wenn Moneypenny nicht im Vorzimmer sitzt und M nie zurückruft? Mit Humor, Hintergrundinfos und Höchstspannung wird dem Agenten im Dienste Ihrer Majestät in diesem Buch auf den Zahn gefühlt. Hier erfahren Sie alles und mehr: von den coolsten Sprüchen über die besten Gimmicks, die peinlichsten Auftritte und die heißesten Girls. Damit der Martini trocken bleibt und auch Sie jede Klemme elegant meistern. Ein unverzichtbares Geschenk für alle Fans des einzig wahren Gentleman-Agenten!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838719573
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum16.11.2012
Auflage1. Aufl. 2012
Seiten381 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2187792
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
004. Bond - Der Folterknecht

Bond ist erbarmungslos und brutal. Das zeigt auch folgende Szene: Der Agent befindet sich auf Jamaika in einem schnuckeligen Haus in den Bergen. Mit der Besitzerin, einer wunderschönen jungen Frau, hat er an diesem Nachmittag mehrfach seine Talente in der Horizontalen weiterentwickelt. Danach hat er sie dem Inspektor der örtlichen Polizei übergeben, weil er schon lange weiß, dass sie für die andere Seite arbeitet. Dass sie ihm, bevor sie von den Beamten abgeführt wird, ins Gesicht spuckt, macht ihm wenig aus.

Schnitt. Inzwischen ist es dunkel, Bond postiert sich im Schlafzimmer hinter der Tür, auf den Lauf seiner Walter PPK hat er einen Schalldämpfer geschraubt. Er wartet auf einen Verräter, jemanden, der mit Dr. No im Bunde steht und Drahtzieher mehrerer Mordanschläge ist. Dann ein Geräusch - ein Schatten. Eine Waffe erscheint in der geöffneten Tür, der Schütze drückt mehrfach ab und feuert auf das Bett, in dem er den schlafenden Agenten vermutet. 007 schaltet das Licht ein und erkennt den Attentäter: Es ist Professor Dent (Anthony Dawson), den Bond aus dem Queens Club kennt und bislang zu seinen Freunden und Verbündeten gezählt hat.

Schnitt. Bond sitzt entspannt da, zündet sich eine Zigarette an. Doch der heimtückische Dent versucht erneut, ihn auszutricksen, bringt sich in den Besitz seiner auf dem Boden liegenden Waffe und drückt ab - doch nur ein Klicken ist zu hören. Alle Kugeln sind verschossen. Der britische Agent erklärt ihm daraufhin lakonisch: »Sie haben eine sechsschüssige Smith & Wesson, und die sechs Dinger sind in der Matratze.«

Dann knallt er Dent wie einen Hund ab. Ein Schuss in den Oberkörper, einen in den Rücken. Der Bösewicht ist tot.

Dies ist eine denkwürdige Szene aus dem ersten Kinofilm über den Geheimagenten mit der Lizenz zum Töten - James Bond - 007 jagt Dr. No von 1962 -, die seinerzeit sehr umstritten war. Und das nicht nur, weil sie einen wundervollen filmischen Anschlussfehler zeigt: Die Zigarette, die sich Bond gerade angezündet und in den linken Mundwinkel geschoben hat, ist nach den abgefeuerten Schüssen wie von Geisterhand verschwunden. Viel bedeutsamer jedoch ist die Szene wegen des Gezeigten - in erster Linie, weil sie den Beweis liefert, wie knallhart 007 ist, wenn er seinen Job macht. Da ist er genau so, wie ihn sich Ian Fleming einst erdacht hatte. Bond fragt nicht nach dem Warum, Wieso, Weshalb. Warum Dent zum mörderischen Verräter geworden ist, interessiert ihn nicht einmal ansatzweise. Er kümmert sich nicht um die Motive, die einen Menschen handeln lassen, ihn interessieren allein die Taten. Sind diese schlecht, werden sie von ihm augenblicklich bestraft. Für Bond existiert in diesen Momenten kein Gesetz, an das er sich hält, weder das des Rechtsstaates noch das der Bibel. Er verschwendet keine Sekunde einen Gedanken daran, dass auch Verbrecher Rechte haben und, wenn sie gestellt werden, normalerweise ins Gefängnis kommen, wo sie auf ihren Prozess warten und verurteilt werden. Bond drückt einfach ab, radiert seinen Gegenspieler aus. Würde er das in Wirklichkeit tun, säße er selbst als Angeklagter hinter Gittern und würde wegen seiner brachialen Methoden nicht nur von Amnesty International als Folterknecht und Killer an den Pranger gestellt werden.

Selbstverständlich ist das, was Bond in James Bond - 007 jagt Dr. No und in vielen seiner späteren Filme macht, absolut unverzeihlich, illegal und menschenverachtend. Aber wenn wir tief in uns hineinblicken, bis in die dunkelsten Ecken unserer Seele, dann dürften wir feststellen, dass uns gerade das so an diesem Charakter gefällt. Schließlich setzt sich 007 stellvertretend für uns über gängige Regeln und Rechtsprechung hinweg und füttert das blutrünstige, gefräßige Raubtier in seinem Inneren, das bei uns demokratisch-moralischen Normalbürgern höchstens ab und an mal mit der Kette rasselt. Bond lässt das Raubtier in sich frei. Aber nur, um einer höheren Gerechtigkeit zu dienen, schließlich setzt er sein Leben nicht zum Spaß aufs Spiel, sondern um im Auftrag Ihrer Majestät die Weltordnung aufrechtzuerhalten. Völlig skrupellos ballert er dabei Bösewichte ab. Und dafür hat er sogar eine Legitimation von ganz oben: die Lizenz zum Töten.

Wir anderen hingegen leben in einer Welt, in der selbst Massenmörder oder Serienkiller schonend und zivil behandelt werden und nicht selten mit einer Phalanx von Anwälten aufmarschieren, um von ihren Rechten Gebrauch zu machen. Wir lesen, dass der brutale Mörder eines elfjährigen Bankierssohnes gegen den Polizisten, der ihm, um ein Menschenleben zu retten, beim Verhör Schmerzen angedroht hat, erfolgreich klagt. Oder sehen Liveübertragungen von Gerichtsverhandlungen, in denen sich ein norwegischer Serienkiller zum TV-Star aufspielt, seine Opfer und deren Hinterbliebene verhöhnt und stolz darauf ist, seine Taten nicht zu bereuen. In einer Welt mit einer Rechtsprechung, die, zumindest aus der Perspektive des Nicht-Juristen, manchmal an Wahnwitz grenzt, braucht es freilich fiktive Figuren wie James Bond, die auf der Leinwand für eine Katharsis, eine Reinigung und ausgleichende Gerechtigkeit sorgen. Figuren wie Bond trauen sich das, was in der Realität - völlig zu Recht - nicht erlaubt ist. Und bei Bond gewinnen am Ende immer die Guten. Er schlägt sich nicht mit Winkeladvokaten herum, verliert sich nicht im Paragrafendschungel, hört nicht auf juristische oder moralische Imperative, riskiert nicht, dass die Schurken freikommen und erneut auf die Menschheit losgelassen werden. Bond beschützt die Welt vor dem Chaos und suggeriert uns Sicherheit und Ordnung, indem er mit verbrecherischen Quälgeistern kurzen Prozess macht.

Auch der zeitweilig zum Pausenclown mutierte Bond in der Interpretation von Roger Moore demonstrierte in einer Szene ganz unzweifelhaft 007s Kaltblütigkeit. Mit Sandor (Milton Reid), dem dicken, glatzköpfigen Killer von Karl Stromberg, liefert er sich in Der Spion, der mich liebte einen Kampf über den Dächern von Kairo. Sandor steht schließlich am Rand des Vordachs, taumelt und hält sich an Bonds Krawatte fest. 007 will wissen, wo er einen gewissen Fekkesh findet. Als Sandor es ihm sagt, entwindet Bond ihm mit einem gezielten Schlag die Krawatte und lässt ihn in die Tiefe stürzen. Während sich der britische Agent den Knoten wieder richtet, meint er nur: »Ein hoffnungsloser Fall.« Dann blickt er ungerührt auf den Leichnam hinab, der in einigen Metern Tiefe auf dem Pflaster liegt.

Noch brutaler agiert Bond in In tödlicher Mission von 1981. Dort verfolgt er (ebenfalls in der Darstellung von Roger Moore) den brutalen Killer Emile Leopold Locque (Michael Gothard) auf eine Bergspitze. Locque hat den Vorteil, dass er in einem Auto sitzt, während Bond zu Fuß unterwegs ist. Doch durch einen gezielten Schuss trifft 007 den Schergen, der daraufhin die Kontrolle über das Fahrzeug verliert und an einem Abhang zum Stoppen kommt. Langsam rutscht der Wagen über den Abgrund. Bond nähert sich ihm, der Mörder streckt Hilfe suchend die Arme aus. Doch der Agent kennt kein Erbarmen. Anstatt dem Mann in Not zu helfen, verpasst er dem Wagen einen gezielten Tritt, sodass er in die Tiefe stürzt - was dem Agenten nur ein hämisches »Er war schon vorher sehr runtergekommen« entlockt.

Gnadenlose Härte beweist auch Pierce Brosnan als Bond am Ende seines ersten Einsatzes in Goldeneye (1995). Dort liefert er sich mit einem ehemaligen Kollegen 006, Alec Trevelyan (Sean Bean), einen mörderischen Kampf hoch oben auf der Antenne einer gigantischen Satellitenschüssel. Trevelyan war einst ein guter Freund, jetzt ist er das Hirn der Verbrecherorganisation Janus. Beim Schlagabtausch baumelt der Verräter schließlich über dem Abgrund, 007 hält ihn am Fuß fest. Sarkastisch und mit angedeutetem Grinsen stellt Trevelyan seinem ehemaligen Kollegen die Frage, die er ihm auch bei anderen Einsätzen immer wieder gestellt hat: »Für England, James?«

»Nein, für mich«, entgegnet 007 und lässt los. Der Bösewicht stürzt in die Tiefe.

Reflektiert betrachtet finden wir diese Art von Selbstjustiz natürlich absolut indiskutabel - unterbewusst bejubeln wir den Helden jedoch dafür. Außerdem bewundern wir diesen knallharten Typen, weil er, im Gegensatz zu uns normalen Menschen, nicht unter gesellschaftlichen Zwängen steht. Ihn plagt kein Magengeschwür! Er braucht sich auch keine Gedanken wegen eines Burn-outs zu machen. Wenn er sich über etwas oder jemanden aufregt, spricht er das aus. (Zugegeben, manchmal benutzt er dafür keine Worte, sondern Kugeln.) James Bond zeigt immer deutlich, wem seine Sympathien gehören. Und sollte er deshalb mal von seinen Vorgesetzten zu einer Psychiaterin geschickt werden, die ein Gutachten über seinen Seelenzustand erstellen soll, macht er das, was er neben dem Auslöschen von Bösewichten am besten kann: Er verführt die Dame.

In Goldeneye rast Bond mit seiner attraktiven Betreuerin im Aston Martin über die Serpentinen von Monaco und sorgt für einen positiven Abschlussbericht, indem er sie mit seiner ganzen Manneskraft konfrontiert. Dieser Mann ist eben ein ganzer Kerl, frei von sozialen Zwängen, bürgerlichen Moralvorstellungen und seelischen Wehwehchen. Auch Empathie ist für ihn ein Fremdwort. Wenn er etwas herausfinden will, dann wird er grob. Notfalls verwandelt er sich dazu sogar in einen Folterknecht. Nicht einmal vor dem schönen Geschlecht macht er in dieser Hinsicht halt. Wenn die Frau, mit der er kurz zuvor noch wilden Sex hatte, ihm eine Auskunft verweigert, setzt es saftige Ohrfeigen oder Maulschellen. In Liebesgrüße...
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