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Mann kocht!

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Eichbornerschienen am17.08.20121. Aufl. 2012
Feuer ist Männersache, und am liebsten lassen die Kerle das Fleisch auf dem Grill verbrennen. Denn sie lieben das Rauch-Aroma. Auch bei Küchengeräten sind Männer maßlos und geben sehr viel Geld aus. Ist die Schlacht am Herd geschlagen, räumen sie das Feld - gerne vor dem Saubermachen. Frauen finden kochende Männer sexy, sagt man. Aber wäre ein spülender Mann nicht noch anziehender?



Ludger Fischer, Lebensmittelexperte und Alltagskoch, geht sämtlichen Klischees, halbgaren Wahrheiten und Vorurteilen über kochende Männer auf den Grund. Eine witzige und selbstironische Auseinandersetzung mit all den Unterschieden, die Männer und Frauen beim Kochen und Essen an den Tag legen.
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Produkt

KlappentextFeuer ist Männersache, und am liebsten lassen die Kerle das Fleisch auf dem Grill verbrennen. Denn sie lieben das Rauch-Aroma. Auch bei Küchengeräten sind Männer maßlos und geben sehr viel Geld aus. Ist die Schlacht am Herd geschlagen, räumen sie das Feld - gerne vor dem Saubermachen. Frauen finden kochende Männer sexy, sagt man. Aber wäre ein spülender Mann nicht noch anziehender?



Ludger Fischer, Lebensmittelexperte und Alltagskoch, geht sämtlichen Klischees, halbgaren Wahrheiten und Vorurteilen über kochende Männer auf den Grund. Eine witzige und selbstironische Auseinandersetzung mit all den Unterschieden, die Männer und Frauen beim Kochen und Essen an den Tag legen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838720258
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum17.08.2012
Auflage1. Aufl. 2012
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2187665
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kochende Männer sind sexy

In Meinungsumfragen behaupten Frauen, sie fänden kochende Männer attraktiv, wenn nicht gar »sexy«. Achtung Fettnäpfchen! Ich gebe jetzt unumwunden meine Meinung zu Meinungsumfragen bekannt: Ich finde sie prima. Im Gegensatz zu allen Kritikern und Heuchlern und Besserwissern und Abwägern erhalte ich aus den Antworten der Menschen auf die absurdesten Fragen ein ganz gutes Bild. Jedenfalls ist es besser und verlässlicher, als wenn ich mich auf die Meinungen in meinem kleinen Bekanntenkreis und die Meinungen im etwas größeren Bekanntenkreis von Journalisten verlassen würde. Über die methodischen Unzulänglichkeiten und die suggestiven Fragen und die Gefallsucht der Befragten bin ich mir dabei vollkommen im Klaren. Trotzdem: Meinungsumfragen helfen mir, die Tendenzen meiner Mitmenschen besser kennenzulernen. Dass ich mich deren Meinung anschließe, ist selten.

Dass ein Mann die Hausarbeit (inklusive Kochen) mit ihnen teile, erwarteten 1977 nur 20 Prozent aller Frauen, im Jahr 2011 aber schon 76 Prozent.11 Was alle längst wussten, meldete die Wiener Zeitung am 8. Juni 2010: »Ein Mann mit Schürze und Kochlöffel ist ein immer häufigeres Bild in österreichischen Haushalten, wobei sich das große Aufkochen des starken Geschlechts oft nur auf das Wochenende beschränkt. Die Hauptarbeit bei der Zubereitung von Mahlzeiten für die Familie liegt immer noch bei den Frauen.«12 Die Wiener Zeitung wusste das aus einer Umfrage des österreichischen Marktforschungsinstituts Karmasin, wonach neuerdings deutlich mehr Männer kochten.13 Der Frauenanteil beim häuslichen Kochen lag gleichwohl noch bei 67 Prozent, »überwiegend aus Pflichtbewusstsein«. Männer, fanden die Umfrager heraus, kochten dagegen fast nur aus Spaß. Das liege daran, dass sie einem geringeren Erwartungsdruck ausgesetzt seien. Trotzdem sehen sich Männer nicht als Wochenendkocher. Frauen tun das aber, und das wurmt die Männer. 40 Prozent der Frauen sind der Ansicht, ihre kochenden Männer beabsichtigten, Bewunderung zu erheischen.

Die Statistiker sehen gleichwohl eine Änderung der Geschlechterrollen: »Das ist auch die Emanzipation des Mannes. Jetzt darf er endlich in die Küche, ohne als unmännlich zu gelten.« Und ein ganz altes Klischee konnte ebenfalls bestätigt werden: »Das Schlachtfeld in der Küche zu beseitigen, sei oft wieder die Aufgabe der Partnerin (46 Prozent).«

Noch eine interessante Frage wurde gestellt, aber die Antworten darauf waren erwartbar: »Gibt es einen Unterschied bei den Gerichten/Speisen, die vom Mann beziehungsweise von der Frau gekocht werden?« Antwort: 17 Prozent »nein«, 83 Prozent »ja«. Die Studie ist leider nicht repräsentativ. Es wurden nur 500 Männer und Frauen im Alter von 20 bis 60 Jahren befragt, und das auch noch online, das heißt, man hat nur die technisch gut ausgestatteten Haushalte erreicht. Trotzdem bekommt man hier ein wesentlich verlässlicheres Bild als durch das übliche Hörensagen.

»Beköstigung« ist eine Kategorie von Hausarbeit, die neben dem Kochen auch noch Tischdecken, Abräumen, Geschirrspülen und Lagerhaltung einschließt, aber nicht den Einkauf. Bei Ehepaaren mit Kindern unter 18 Jahren, bei denen nur der Mann erwerbstätig ist, wenden Frauen für die Beköstigung täglich 123 Minuten auf, Männer 19 Minuten.



Zahnstocher, Hartholz, ordinäre, gespalten, in Cartons à 100 Bund oder feine, geschnitzt, in Cartons à 10 Bund.

Kommissar van Veeteren hat in Håkan Nessers Krimis einen enormen Verbrauch an Zahnstochern. Wie viele, weiß nicht einmal sein Autor. Statistik könnte auch hier Klarheit schaffen.



Sind beide erwerbstätig, setzen Frauen 88 und Männer 23 Minuten ein. Bei erwerbstätigen Ehepaaren ohne Kinder bringen es Frauen auf 91 und Männer auf 28 Minuten.14 Soll man daraus etwa nur schließen, dass Männer effektiver arbeiten?

Eine Schweizer Untersuchung ermittelte im Jahr 2003: »Über fünf Millionen Hobby-Köche stehen in der Bundesrepublik 100-mal pro Jahr am Herd, weitere 13 Millionen Gelegenheitsköche kochen etwa 16-mal im Jahr. Der Anteil der männlichen Hobby-Köche weist eine steigende Tendenz auf - sie haben ... bereits die Hobby-Bastler überrundet.«15 Bastelt überhaupt noch jemand, außer an seiner Internetseite?

Und in England respektive Großbritannien? Ganz alte Schule: »Die Vorstellung, dass Frauen und nicht Männer daheim zu kochen hätten, war allgegenwärtig«, fand Anne Murcott noch 1993.16
Eine Riesen-Sauerei

Es hat sich also durchaus etwas verändert im Rollenverhalten von Mann und Frau, allerdings weniger, als ohne Statistik und nüchterne Untersuchung geglaubt wird.

Bis vor wenigen Jahren prägte folgendes Klischee die Vorstellung vom kochenden Mann: »Wenn Männer kochen, dann gibt´s eine Riesen-Sauerei.« Das Klischee wird durch Befragungen, wie die oben geschilderte, bestärkt. In den Nischen, in denen sich ewig gestrige Menschen aufhalten, wird immer noch so gedacht. Frauen sind in diesen Nischen zu hören mit der Meinung: »Die reißen sich ein Bein aus, um was Besonderes zu zaubern, und wir Frauen müssen hinterher alles wieder sauber machen. Meistens schmeckt´s ja wirklich gut, aber der Aufwand! Na ja, kommt ja zum Glück nicht allzu oft vor.«

Birgit Schönberger sieht das so: »Während Frauen in 40 Minuten ein Fünf-Gänge-Menü zaubern, nebenbei ihr Ballkleid enger nähen und Schopenhauer zu Ende lesen, sind die meisten Männer schon mit dem simplen Vorgang des Schneidens, Putzens und Kochens hoffnungslos überfordert. Deshalb reden sie in der Regel auch am liebsten über das Kochen. Oder sie kochen im Fernsehen. Da brauchen sie hinterher die Küche nicht zu wischen, und Verona Feldbusch schnippelt ihnen die Möhren.«17



Flaschenzugrollen, Messing, mit Ring, klein, mittel, gross.

Bei diesem und ähnlichen Geräten kann man von einem »natürlichen Rollenverhalten« sprechen. Bei gesellschaftlichen Rollen nicht so gut.



Manchmal schnippelt aber auch Alice Schwarzer und kräht dazu aus der Gestern-Ecke des Geschlechterkampfs: »Männer machen ein größeres Brimborium drum rum. Aber das gilt auch für nicht so arg weiblich identifizierte Frauen, die sich dann demonstrativ ans Kochen machen. Anstrengend.«18 Wie Alice Schwarzer.

Männer grummeln dagegen ihr stolzes: »Jahaa! Selbstverständlich kochen Männer. Und zwar richtig! Noch richtiger kann man gar nicht kochen, schon gar keine Frau.«

Im Rahmen der Zeitschriftenanalyse, die ich oben betrieben habe, wird das nur allzu deutlich bestätigt. Mann, Mann, Mann! Das ist zumindest aus dem Mund von Fernseh-Schuldenmacherberater Peter Zwegat kein Ausdruck von Anerkennung, Lob, Hochachtung, sondern von Verzweiflung. »Wie kann«, will er eigentlich sagen, »einer allein bloß so blöd sein?« Hier hieße das: »Wie kann einer allein bloß so eitel sein?« Anders und positiv ausgedrückt: Wenn Männer was machen, machen sie es konsequent. Aber kann man das über kochende Männer wirklich sagen?

Die »feine Kochkunst« beschreibt ein Lexikon aus der Mitte des 19. Jahrhunderts als eine Aufgabe für Männer beziehungsweise des Kunstkochs, »d.i. des Kochs in fürstlichen oder herrschaftlichen Küchen, oder auch des Restaurateurs in großen Städten; im gewöhnlichen Sinne ist sie die Angelegenheit von Hausfrauen, die ihrer Wirthschaft selbst vorstehen, u. Gegenstand des häuslichen Unterrichts von jungen Mädchen, die zur Wirthschaftlichkeit erzogen werden sollen«.19 Noch deutlicher wird der Autor in diesem Lexikon ein paar Sätze später: »Die gemeine K[ochkunst] ist von je meist dem weiblichen Geschlecht überlassen worden, u. unter allen Ständen wird bei jeder Hausfrau Bekanntschaft mit der Küche vorausgesetzt.«

So schuf die Wiederholung des Tatsächlichen, zumal in Lexika, die über jeden Zweifel erhaben schienen, Fakten. Die Leser wurden mit einer ausgeklügelten Verdoppelung der Wirklichkeit übertölpelt: Wenn das so ist, und dass es so ist, daran besteht ja wohl kein Zweifel, dann ist das ja auch richtig so, jedenfalls »von je« und »meist«. Und wenn der Artikel desselben Lexikons zum Begriff »Weib« vom selben Autor verfasst sein sollte, dann klärt sich (wenigstens für ihn) auch, weshalb das so ist, jedenfalls bei spanischen »Weibern«: »Kochen und Tanzen können sie, nach dem Sprüchwort, ehe sie auf die Welt kommen.«20 Der Mann kannte sich aus!

Als Mann kann ich auf beide Einschätzungen sehr gelassen reagieren: Wenn Sie meinen. Und wenn Sie eine Frau sind, antworte ich Ihnen: Möglicherweise ist Ihr Mann ja wirklich ein Künstler am Kochlöffel. Möglicherweise ist er der Einstein des Eintopfs. Seien Sie doch froh!

Wenn Ihr Mann gelegentlich kocht, haben Sie entschieden mehr davon als eine schmutzige Küche. Sie haben einen Mann im Haus, der wenigstens zwei Wochen lang von seinem Erfolg zehrt und Ihnen nicht auf die Nerven geht, und Sie können bis zur nächsten Kochorgie sicher sein, dass er Ihre Kochkünste über den grünen Klee lobt, weil er ja weiß, wie schwierig es ist, Geschmack an die Speisen zu kriegen, und weil er außerdem weiß, was Sie hören wollen und müssen, um ihm weiterhin gewogen zu...

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