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Sinuhe der Ägypter

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
1103 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am20.07.20121. Aufl. 2012
In der Einsamkeit der Verbannung, erfüllt von der Sehnsucht nach seiner Heimatstadt Theben, schreibt der ägyptische Arzt Sinuhe (1390 bis 1335 v. Chr.) die Geschichte seines bewegten Lebens nieder: von der Kindheit in einfachen Verhältnissen über eine Karriere als Leibarzt des Pharaos und abenteuerliche Reisen in alle Länder Kleinasiens bis hin zur Verbannung aus Ägypten. Sinuhes Lebensgeschichte ist zugleich eine farbenprächtige Kultur- und Sittengeschichte des östlichen Mittelmeerraums zur Zeit der Pharaonen.



'Sinuhe der Ägypter' ist der weltweit meistverkaufte Roman aus Finnland. 70 Jahre nach Erscheinen wurde er erstmals ungekürzt und direkt aus dem Finnischen ins Deutsche übertragen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextIn der Einsamkeit der Verbannung, erfüllt von der Sehnsucht nach seiner Heimatstadt Theben, schreibt der ägyptische Arzt Sinuhe (1390 bis 1335 v. Chr.) die Geschichte seines bewegten Lebens nieder: von der Kindheit in einfachen Verhältnissen über eine Karriere als Leibarzt des Pharaos und abenteuerliche Reisen in alle Länder Kleinasiens bis hin zur Verbannung aus Ägypten. Sinuhes Lebensgeschichte ist zugleich eine farbenprächtige Kultur- und Sittengeschichte des östlichen Mittelmeerraums zur Zeit der Pharaonen.



'Sinuhe der Ägypter' ist der weltweit meistverkaufte Roman aus Finnland. 70 Jahre nach Erscheinen wurde er erstmals ungekürzt und direkt aus dem Finnischen ins Deutsche übertragen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838720838
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum20.07.2012
Auflage1. Aufl. 2012
Seiten1103 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2187686
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Erstes Buch
DAS BINSENBOOT 1
Dieses schreibe ich, Sinuhe, der Sohn Senmuts und seines Weibes Kipa - nicht um die Götter Kêmets zu preisen, denn der Götter bin ich überdrüssig - nicht um Pharaonen zu verherrlichen, denn auch ihrer Taten bin ich müde, sondern um meiner selbst willen schreibe ich es, weder um Göttern und Königen zu schmeicheln noch aus Furcht oder auch einer Hoffnung auf die Zukunft. Denn im Verlaufe meines Lebens habe ich so vieles erfahren und verloren, dass keine eitle Furcht mich quält, und des Hoffens auf Unsterblichkeit bin ich müde, wie der Götter und der Pharaonen. So schreibe ich dieses nur für mich selbst und glaube, mich dadurch von allen Schreibern der Vergangenheit wie auch der Zukunft zu unterscheiden.

Denn alles, was je geschrieben worden ist, wurde der Götter oder Menschen wegen geschrieben. Ich zähle auch die Pharaonen zu den Menschen, denn sie sind in Hass und Furcht, in Begierden und Enttäuschungen wie wir. Zwischen ihnen und uns besteht kein Unterschied, und würden sie auch tausendmal zu den Göttern gezählt. Und wären sie auch tausend- und abertausendmal bei den Göttern verzeichnet, so sind sie doch nur Menschen, den andern Menschen gleich. Wohl besitzen sie die Macht, ihren Hass zu befriedigen und ihre Furcht zu fliehen, aber diese Macht bewahrt sie nicht vor Begierde und Enttäuschung. Doch was geschrieben worden ist, wurde auf Befehl der Könige geschrieben oder um Göttern zu schmeicheln oder aber um Menschen zu verleiten, an Dinge zu glauben, die nie geschehen sind - oder zu glauben, dass alles anders geschehen sei, als es in Wirklichkeit geschah - oder dass des einen oder andern Anteil an den Geschehnissen größer oder geringer gewesen sei, als es in Wirklichkeit war. Das meine ich, wenn ich behaupte, dass alles, was seit Urzeiten und bis heute geschrieben worden ist, der Götter oder der Menschen wegen geschrieben wurde.

Alles kehrt wieder zum alten zurück, nichts ist neu unter der Sonne, noch verändert sich der Mensch, wenn auch seine Gewänder und die Worte seiner Sprache sich wandeln. Darum glaube ich auch nicht, dass das Schreiben in der Zukunft anders sein wird als bisher, weil auch der Mensch sich nicht verändert. Um die Lügen scharen sich die Menschen wie Fliegen um einen Honigkuchen, und wie Weihrauch duften die Worte des Märchenerzählers, der im Mist an einer Straßenecke hockt. Die Wahrheit aber fliehen die Menschen.

Ich, Sinuhe, Senmuts Sohn, habe aber in den Tagen meines Alters und meiner Enttäuschungen die Lügen satt. Darum schreibe ich nur für mich und schreibe nur, was ich mit eigenen Augen gesehen habe oder vom Erzählenhören als Wahrheit kenne. So unterscheide ich mich von all jenen, die vor mir gelebt haben, und von allen, die nach mir kommen werden. Denn ein Mann, der Worte auf Papyri niederschreibt, und noch mehr ein Mann, der seinen Namen und seine Werke in Stein meißeln lässt, lebt in der Hoffnung, dass seine Worte gelesen und die Nachkommen seine Taten preisen werden. An meinen Worten aber ist nicht viel zu rühmen, meine Taten sind nicht des Lobes wert, die Weisheit ist herb in meiner Brust und niemandem zur Freude. Meine Worte werden die Kinder nicht auf Lehmtafeln kritzeln, wenn sie sich in der Kunst des Schreibens üben. Meine Worte werden die Menschen nicht wiederholen, um mit meiner Klugheit weise zu erscheinen. Nein, wenn ich dieses schreibe, entsage ich der Hoffnung, jemals gelesen oder verstanden zu werden.

Denn grausamer und verstockter als das Krokodil des Flusses ist der Mensch in seiner Bosheit. Sein Herz ist härter als Stein, seine Eitelkeit nichtiger denn Staub. Tauche ihn in einen Fluss, er wird der gleiche sein wie zuvor, sobald seine Kleider wieder trocken sind. Stürze ihn in Trauer und Enttäuschung, und falls er sich wieder aufrichtet, wird er derselbe sein wie zuvor. Viele Wandlungen habe ich, Sinuhe, während meiner Lebenstage gesehen, und dennoch ist alles gleich geblieben, und der Mensch hat sich nicht verändert. Wohl gibt es solche, die da sagen, dass das, was jetzt geschieht, noch nie zuvor geschehen sei, doch das ist eitles Gerede.

Ich, Sinuhe, sah einen Knaben seinen Vater an einer Straßenecke zu Tode prügeln. Ich sah Arme gegen Reiche und Götter gegen Götter sich erheben. Ich sah einen Mann, der einst Wein aus goldenen Kelchen getrunken hatte, in seinem Elend niederknien, um mit den Händen Wasser aus dem Strom zu schöpfen. Die, die Gold gewogen hatten, bettelten an den Straßenecken, und ihre Frauen gaben sich für den Preis eines Kupferringes den bemalten Negern, damit sie Brot für ihre Kinder kaufen konnten.

Vor meinen Augen hat sich also nichts Neues zugetragen, und was sich früher ereignete, das wird auch in der Zukunft geschehen. So wie der Mensch sich früher nicht änderte, so wird er es auch in der Zukunft nicht tun. Die, die nach mir kommen, werden gleich sein wie die, die vor mir lebten. Wie könnten sie also meine Weisheit verstehen, und warum sollte ich wünschen, dass sie meine Worte lesen?

Doch ich, Sinuhe, schreibe dies meinetwegen, weil die Erkenntnis mein Herz wie Lauge zerfrisst und weil die Freude aus meinem Leben entflohen ist. Im dritten Jahr meiner Verbannung beginne ich dieses Buch zu schreiben, ich schreibe es an den Ufern des östlichen Meeres, von wo die Schiffe nach dem Lande Punt segeln, in der Nähe der Wüste, in der Nähe der Berge, wo die Könige früher die Steine für ihre Denkmäler brachen. Ich schreibe dies, weil der Wein bitter in meiner Kehle schmeckt. Ich schreibe dies, weil ich die Lust verloren habe, mich an Frauen zu ergötzen. Auch der Garten und der Teich mit seinen Fischen entzücken mein Auge nicht mehr. In den kalten Winternächten erwärmt wohl ein schwarzes Mädchen mein Bett, aber auch an ihr habe ich keine Freude mehr. Die Sänger habe ich aus meiner Nähe weggejagt, und die Töne der Streichinstrumente und Flöten quälen mein Ohr. Darum schreibe ich dies, ich, Sinuhe, der nichts mehr anzufangen weiß mit Reichtümern und goldenen Bechern, mit Myrrhe, Ebenholz und Elfenbein.

Denn alles das besitze ich noch, und nichts ist mir genommen worden. Noch immer fürchten die Sklaven meinen Stock, und die Wächter beugen ihre Häupter und strecken die Hände in Kniehöhe vor. Aber meine Bewegungsfreiheit ist beschränkt, und kein Schiff kann in der Uferbrandung landen. Deshalb werde ich, Sinuhe, nie mehr den Duft der schwarzen Erde in einer Frühlingsnacht einatmen dürfen, und deshalb schreibe ich dies.

Dennoch stand mein Name einst in des Pharao goldenem Buch, und ich wohnte in einem goldenen Haus zur Rechten des Königs. Meine Worte galten mehr als die der Mächtigen im Lande Kêmet. Die Vornehmen sandten mir Gaben, und goldene Ketten umschlangen meinen Hals. Ich besaß alles, was ein Mensch sich wünschen kann, aber als Mensch erwartete ich Unerreichbares. Deswegen bin ich hier, wo ich bin. Ich wurde im sechsten Regierungsjahr des Pharao Haremhab aus der Stadt Theben verbannt, und ich würde totgeschlagen wie ein Hund, wenn ich zurückkehrte; ich würde wie ein Frosch zwischen Steinen zerquetscht, wenn ich mich nur einen Schritt von dem Boden entfernte, der mir zum Aufenthalt zugewiesen wurde. Das ist der Befehl des Königs, des Pharao, der einmal mein Freund war.

Doch was kann man anderes erwarten von einem Niedriggeborenen, der die Namen der Könige aus der Herrscherliste streichen ließ und die Schreiber veranlasste, seine Eltern als Vornehme in die Königsliste einzutragen. Ich sah seine Krönung, sah, wie man die rot-weiße Doppelkrone auf sein Haupt legte. Von diesem Tage an gerechnet im sechsten Jahr seiner Herrschaft verbannte er mich. Nach der Rechnung seiner Schreiber aber geschah es in seinem zweiunddreißigsten Regierungsjahr. Ist also alles Schreiben, einst wie jetzt, Lüge?

Ihn, der von der Wahrheit lebte, verachtete ich während seiner Lebenstage wegen seiner Schwäche und erschrak vor dem Verderben, das er durch seine Wahrheit im Lande Kêmet aussäte. Nun ist seine Rache über mir, und ich möchte selber in der Wahrheit leben, nicht um seines Gottes willen, sondern meinetwegen. Die Wahrheit ist ein schneidendes Messer, die Wahrheit ist eine unheilbare Wunde im Menschen, die Wahrheit ist eine Lauge, die bitter das Herz zerfrisst. Darum flüchtet sich der Mann in den Tagen seiner Jugend und seiner Kraft vor der Wahrheit in die Freudenhäuser und verblendet seine Augen mit Arbeit und allerlei Taten, mit Reisen und Vergnügungen, mit Macht und Bauten. Aber es kommt der Tag, da ihn die Wahrheit wie ein Speer durchbohrt, und dann findet er keine Freude mehr an seinen Gedanken, noch an seiner Hände Schaffen, sondern fühlt sich einsam, einsam inmitten der Menschen, und die Götter bringen ihm keine Hilfe in seiner Einsamkeit. Dieses schreibe ich, Sinuhe, obwohl ich mir bewusst bin, dass meine Taten schlecht und meine Wege falsch waren, obgleich ich auch weiß, dass niemand eine Lehre daraus ziehen würde, auch wenn er dies zu lesen bekäme. Mögen andere sich mit Ammons heiligen Wassern von ihren Sünden reinwaschen, ich, Sinuhe, reinige mich, indem ich meine Taten niederschreibe. Mögen andere die Lügen ihrer Herzen auf der Waage des Osiris wägen lassen, ich, Sinuhe, wäge mein Herz mit einer Rohrfeder.

Doch bevor ich mein Buch zu schreiben beginne, soll mein Herz sein Weh klagen, denn so klagt mein von Trauer schwarz gewordenes Herz, das Herz des Verbannten:

Wer einmal das Wasser des Nils getrunken, der sehnt sich zurück zum Nil. Kein anderes Wasser auf Erden kann seinen Durst mehr löschen.

Wer einst in Theben geboren wurde, der sehnt sich nach Theben zurück, denn auf Erden gibt es keine zweite Stadt gleich Theben. Wer an der Gasse geboren wurde, der sehnt sich...


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