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Tanz zu den Sternen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
315 Seiten
Deutsch
Baumhauserschienen am19.04.20131. Aufl. 2013
Einmal im Rampenlicht stehen, davon träumt die 19-jährige Hannah seit ihrer ersten Ballettstunde. Doch die Konkurrenz an der renommierten Manhattan Ballet Academy ist groß. Jedes Mädchen kämpft darum, eines Tages Solotänzerin zu werden. Zwischen hartem Training, Proben und Aufführungen bleibt kaum Zeit für ein Leben außerhalb des Theaters. Doch dann verliebt sich Hannah in den Musiker Jacob ... Wie viel ist sie bereit, für ihre Karriere zu opfern?mehr

Produkt

KlappentextEinmal im Rampenlicht stehen, davon träumt die 19-jährige Hannah seit ihrer ersten Ballettstunde. Doch die Konkurrenz an der renommierten Manhattan Ballet Academy ist groß. Jedes Mädchen kämpft darum, eines Tages Solotänzerin zu werden. Zwischen hartem Training, Proben und Aufführungen bleibt kaum Zeit für ein Leben außerhalb des Theaters. Doch dann verliebt sich Hannah in den Musiker Jacob ... Wie viel ist sie bereit, für ihre Karriere zu opfern?
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838725277
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum19.04.2013
Auflage1. Aufl. 2013
Seiten315 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2188126
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Mein Name ist Hannah Ward. Ich bin keine Ballerina.
Ballerinen, das sind die Stars des Ensembles. Sie tanzen im Scheinwerferlicht in der Mitte der Bühne und verbeugen sich nach der Vorstellung ganz allein. Im Programmheft sind Porträtaufnahmen von ihnen zu sehen, und darunter fettgedruckt ihre Namen. Ich bin nur eine Tänzerin im Corps de Ballet, eins von Dutzenden von Mädchen, die jeden Abend in anmutigem Einklang die Bühne zieren. Meine Mutter hält mich für einen Superstar, aber die ist ja auch voreingenommen.

Außerdem wirkt das Wort Ballerina viel zu rosa, zu bonbonsüß. Klar, wir tragen Tutus und Diademe, aber nur abends beim Auftritt. Die meiste Zeit verbringen wir abgeschirmt vom Publikum und arbeiten hart daran, unsere Körper zu stählen und zu beherrschen, damit auf der Bühne alles perfekt und mühelos aussieht.

Wir trainieren in alten Trikots, fadenscheinigen Strumpfhosen und löchrigen Stulpen. Wir kaufen uns selten neue Tanzsachen, weil wir genau wissen, wie schnell die meisten Ballettkarrieren vorbei sind. Heute zum Beispiel habe ich ein ausgeblichenes dunkelblaues Trikot an und schwarze, fast genauso ausgeblichene Leggings. Daran ist nichts rosa oder bonbonsüß.

»Gebt euch dem Tanzen jetzt hin«, hat eine meiner Lehrerinnen mal gesagt, »denn allzu schnell wird man als Tänzer zur Eintagsfliege.«

»Noch fünf Minuten, bis der Vorhang hochgeht, meine Damen. Kommt langsam in die Gänge!« Die Hände in die Hüften gestemmt, steht Christine, unsere Inspizientin, in der Tür. Aus ihrem Headset dringt ein Knistern, und sie blafft hektisch etwas hinein, dann wendet sie sich wieder uns zu. »Adriana, du hast noch nicht mal deine Schuhe an. Soll ich denen vielleicht sagen, sie sollen mit dem Vorhang noch warten, oder was?«

Adriana zieht ihre spitze, gepuderte Nase kraus und hält ihre Schuhe hoch, dann die Nadel und den Faden, mithilfe derer sie sich darin einnäht. »Hier, ich bin doch schon dabei«, erwidert sie. »Und außerdem hab ich noch jede Menge Zeit. Die ganze Ouvertüre.«

Christine verzieht den Mund zu einem Lächeln, das liebevoll ist, aber auch ein bisschen angespannt. Ihre Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass jede Aufführung des Manhattan Ballet exakt so verläuft, wie sie soll. Was bedeutet, dass sie sich um alles kümmern muss, von der Platzierung der Scheinwerfer bis zum Ego der Primaballerinen. Nach einem letzten Blick auf uns dreht sie sich um und wuselt davon. Ihr kurzes, platinblondes Haar steht wild in alle Richtungen ab. »Aufstellung!«, ruft sie.

Ich habe Mitleid mit Christine: Hier drin herrscht das totale Chaos. Es ist Freitagabend, und wir warten im Ankleideraum auf unseren Auftritt; rings um mich werden Tänzerinnen in ihre makellos weißen Tutus geschnürt. Der Raum ist ein einziges Durcheinander aus Satin, Tüll und langen, schlanken Gliedmaßen. Einige Mädchen wirken tief in ihre Gedanken versunken, während andere lauthals aufeinander einschnattern. Auf dem Boden liegen achtlos verstreute Kleidungsstücke, einsame Spitzenschuhe, Stulpen und halb leere Wasserflaschen.

»Ich hab heute bestimmt schon acht Ibuprofen genommen«, erzählt eine Dunkelhaarige namens Olivia, während sie schmatzend auf ihrem Kaugummi herumkaut. »Hoffentlich sterb ich erst, wenn der Vorhang wieder unten ist.«

»Lass bloß Christine nicht den Kaugummi sehen, oder sie holt ihn dir eigenhändig aus dem Mund«, warnt Adriana, während sie sich in ihre Spitzenschuhe einnäht. Ihre Beine sind lang und beinahe skelettartig dünn.

Doch als ich in mein eigenes Tutu aus gezacktem weißen Tüll steige, lasse ich das Chaos hinter mir. So ist es jedes Mal, wenn ich mein Kostüm für die Walzervariationen anziehe: Ich fühle mich, als wäre ich zurückgereist in eine längst vergangene, glamourösere Zeit. Künstliche Diamanten funkeln wie Tropfen auf meinem Brustbein, und meine falschen Wimpern sind so lang und dunkel wie Schmetterlingsflügel. Laura, eine der Garderobieren, schließt die Haken an meinem Mieder, während ich die elfenbeinfarbenen Handschuhe überstreife.

Sobald mein Kostüm komplett ist, husche ich durch den Vorhang des Ankleideraums zu den Haarstylisten. Meine Freundin Zoe ist schon da und tippt ungeduldig mit ihrem Fuß in dem rosa Spitzenschuh auf den Boden.

»Beeilung!«, knurrt sie die gestresste Stylistin an, die eine diamantenbesetzte Schmuckspange an Zoes blassblondem Haarknoten befestigen will. »Nein, doch nicht so!« Sie schlägt die Hand der Frau weg.

Da uns kaum noch Zeit bleibt, beschließe ich, meine eigene Spange lieber selbst festzumachen. Und anscheinend hat Zoe dasselbe im Sinn, denn sie schiebt ihre Stylistin zur Seite, stellt sich vor mich und versperrt mir die Sicht auf den Spiegel.

»Ich bin vor dir dran«, protestiere ich, aber sie ist offenbar zu beschäftigt mit ihren Haarnadeln, um mir zuzuhören. Während ich versuche, um Zoe herumzuspähen, die ihren Platz vor dem Spiegel noch immer nicht freigibt, befestige ich den glitzernden Reif vor meinem Haarknoten. Dabei steche ich mir mit einer Haarnadel in die Kopfhaut. »Autsch«, wimmere ich. Dann stoße ich einen lauten Seufzer aus. »Zo«, sage ich, »du merkst schon, dass du mir im Weg stehst?«

»Was? Ach, hallo, Hannah!« Zoe wirbelt herum, als hätte sie mich gerade erst bemerkt. In ihren grünen Augen liegt geheuchelte Überraschung. Ihr Mund ist, genau wie meiner, voller Haarklemmen und -nadeln.

»Hallo«, entgegne ich und stemme die Hände in die Hüften. »Dürfte ich dann wohl mal?«

Zoe grinst, wendet sich wieder ihrem Spiegelbild zu und rückt einen knappen Zentimeter nach links, sodass ich mich nun beinahe auch im Spiegel sehen kann.

Gerade als ich mit dem Kopfschmuck fertig bin, höre ich die ersten Takte meiner Musik. Ich renne den dunklen Flur hinunter Richtung Bühne und spüre, wie mir eine lose blonde Haarsträhne hinterherweht. Schnell stopfe ich sie in meinen Dutt und drücke die Daumen, dass sie dort bleibt. Mein Partner, Jonathan, wartet in der abgedunkelten Seitenbühne auf mich, ein beruhigendes Lächeln im gut aussehenden, markanten Gesicht. Ich lasse mich in seine Arme sinken, und er hebt mich, die Hand in meinem Rücken, ins helle Scheinwerferlicht der Bühne.

Dort treffen wir auf die Dutzend anderen Tänzer des Corps, und gemeinsam drehen wir uns, bis wir aussehen wie ein wogendes, weißes Meer. Ich werde emporgehoben, und es ist, als würde ich fliegen.

»Huiiii!«, flüstere ich Jonathan zu, und er kichert.

Kronleuchter strahlen auf unsere durcheinanderwirbelnden Körper herab, und einen Moment lang frage ich mich, ob es so vielleicht auf einem Abschlussball zugeht. Meinen eigenen habe ich verpasst, denn da war ich schon beim Manhattan Ballett. Aber ich habe Pretty in Pink gesehen und Zehn Dinge, die ich an dir hasse, also kann ich es mir einigermaßen vorstellen: die Anfahrt in der Limousine, die versteckten Schnapsflaschen, die Mädchen in schulterfreien Satinkleidern und die Jungs in geliehenen Smokings. Erst tanzen alle eng umschlungen unter bunten Discolichtern, und später knutschen sie in den dunklen Fluren herum.

Manchmal habe ich das Gefühl, etwas Wichtiges verpasst zu haben. Aber dann sage ich mir, dass man auf der Bühne sowieso meist viel aufregendere Sachen erlebt als im richtigen Leben.

Die Musik wird lauter, Jonathan stemmt mich noch einmal hoch, und Applaus brandet auf, als Lottie, die alternde Diva des Manhattan Ballet, von links die Bühne betritt, das kastanienbraune Haar zu einem festen, glatten Knoten geschlungen und glitzernde Diamantstecker in den Ohren. Ich kann die Leute im dunklen Zuschauerraum nicht sehen, aber ich weiß, sie sitzen dort draußen in ihren samtgepolsterten Sesseln und sehen uns zu, voller Erwartung und Begeisterung.

Und hier auf der Bühne fühle ich mich nicht wie ein Teenager - ich fühle mich wie eine Prinzessin, die sich mit ihrem Prinzen im Walzertakt wiegt.

* * *

Ich wollte schon Tänzerin werden, solange ich denken kann. Während all die anderen kleinen Mädchen aus der Nachbarschaft auf Fahrrädern mit rosa Troddeln am Lenker durch die Gegend fuhren oder einander die neuesten modischen Accessoires für ihre Barbies vorführten, war ich beim Ballettunterricht und träumte von der Rolle der Marie im Nussknacker.

Jeden Tag holte meine Mutter mich von der Schule ab und fuhr mich zum Tanzunterricht nach Boston. Auf dem Rücksitz unseres Vans schlüpfte ich in mein Trikot und band mir vor dem Spiegel in der Sonnenblende die Haare zum Knoten. Mit den anderen Kindern in der Schule kam ich nicht besonders gut klar, aber sobald ich das Studio betrat, fühlte ich mich rundum wohl. Ich liebte die Disziplin des Trainings: Immer gab es einen Schritt, den man verbessern, eine Position, die man perfektionieren konnte. Und der Adrenalinstoß, den das Tanzen in mir auslöste - danach war ich geradezu süchtig.

Mit zehn erklärte ich meiner Mutter, ich wolle professionelle Tänzerin werden. Und anstatt bloß zu lächeln und mir den Kopf zu tätscheln, als wäre das bloß eine der vielen albernen Ideen einer eigenwilligen Fünftklässlerin, nahm sie mich ernst. Vielleicht lag es daran, dass sie selbst Künstlerin ist - eine ziemlich erfolgreiche Keramikerin, um genau zu sein - und Kreativität deshalb für wichtiger hält als alles andere.

Wir fingen an, Ausflüge nach New York City zu machen, damit ich bei den besten Lehrern des ganzen Landes trainieren konnte. Den Sommer, in dem ich vierzehn wurde, verbrachte ich an der Manhattan Ballet Academy, und schon im August erhielt ich eine Einladung, ernsthaft dort anzufangen. Es war eine...

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