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Emmas Story

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
320 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am20.09.20131. Aufl. 2013
Emma hat eine langjährige Beziehung hinter sich und ist hoffnungslos in ihre Chat-Bekanntschaft Frauke verliebt. Leider ist die jedoch schon vergeben.



Statt sich nach neuen Möglichkeiten umzusehen, pflegt sie ein eher ungewöhnliches Hobby: Sie besichtigt jedes Wochenende Wohnungen, obwohl sie eigentlich gar nicht umziehen will. Dabei trifft sie Lu wieder, ihre verhasste Schulkameradin und Nachbarin aus der Jugendzeit.



Als Emma sich schließlich auf eine witzige Kontaktanzeige im In-Blättchen der Stadt meldet, ahnt sie nicht, was dieser Schritt nach sich ziehen wird ...
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Produkt

KlappentextEmma hat eine langjährige Beziehung hinter sich und ist hoffnungslos in ihre Chat-Bekanntschaft Frauke verliebt. Leider ist die jedoch schon vergeben.



Statt sich nach neuen Möglichkeiten umzusehen, pflegt sie ein eher ungewöhnliches Hobby: Sie besichtigt jedes Wochenende Wohnungen, obwohl sie eigentlich gar nicht umziehen will. Dabei trifft sie Lu wieder, ihre verhasste Schulkameradin und Nachbarin aus der Jugendzeit.



Als Emma sich schließlich auf eine witzige Kontaktanzeige im In-Blättchen der Stadt meldet, ahnt sie nicht, was dieser Schritt nach sich ziehen wird ...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838748849
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum20.09.2013
Auflage1. Aufl. 2013
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2188694
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

»Gemütliche whg in ruhigem Altbau direkt am Wald, 4 ½ m hoher Raum, sonnig, Wohnküche (keine Einbauk.), großer, eingezäunter Garten (Hunde erlaubt)«

Hunde?«, wiederholt Armin. »Wieso Hunde?«

»Was weiß ich«, seufze ich. »Vielleicht mögen die Vermieter einfach Hunde?«

Armin lässt ein schrilles Lachen hören. »Oder das Haus liegt für Diebe derart einladend in totaler Alleinlage am Waldrand, dass sich gar nicht genug Hunde dort aufhalten können.«

Jedes Wochenende das Gleiche!

Ich tue eine absolut perfekte Wohnung auf, und Armin meckert dran herum, bevor wir sie uns überhaupt angesehen haben.

»Kommst du trotzdem mit?«

»Sicher«, näselt er. Am Telefon fällt mir immer besonders auf, dass er nichts unversucht lässt, um seiner Stimme den betont schwulen Touch zu verleihen. »Aber dann kommst du auch mit zu meinem Zwei-Uhr-Termin, den ich gestern Abend vereinbart habe: Eine Männer-Dreier-WG im Zentrum, in diesen grünen Häusern gegenüber der Elisabethkirche, in die ich immer schon mal einen Blick werfen wollte.«

»Von der Fakultät?«, frage ich routiniert.

Was ich damit meine ist, ob die Männer in dieser WG schwul sind, und den Ausdruck liebe ich, weil ich die letzten Jahre als Dozentin an der Uni gearbeitet habe. Da ich gerade meine Doktorarbeit schreibe, muss ich im Moment zwar keine Kurse geben, aber an gewissen Begrifflichkeiten halte ich einfach fest.

»Fakten weiß ich keine. Gefühlt aber eher nicht. Deswegen wäre eine attraktive Freundin wie du bestimmt von Vorteil.«

»Ich hoffe nur, dass nicht gleich beide Kerle versuchen, mich dir auszuspannen.« Wir gackern.

»O. k., dann mach ich jetzt einen Termin mit der Wohnung im Grünen. Ich schick dir dann eine sms mit Adresse und Uhrzeit. Bis später.«

Nachdem ich aufgelegt habe, starre ich noch eine Weile auf die Wohnungsanzeige. Ich kann es nicht erklären, aber ich weiß, dass es sich hier um etwas Besonderes handelt. Es ist nicht wie sonst. Es fühlt sich anders an, auch wenn sich dieser Morgen von außen betrachtet in nichts von all den anderen Samstagmorgen der letzten Monate unterscheidet. Auch heute sitze ich mit meinem Müsli und einem Becher Kaffee am Tisch und studiere genüsslich die Zeitung, wobei der Geruch der Druckerschwärze die Vorfreude auf die Unternehmungen des Tages noch steigert.

Ich schnuppere. Ja. Das riecht nach großem Hausflur mit Fliesen im Mosaikmuster. Holztüren mit eingesetzten Jugendstilfenstern. Nachbarn, die morgens Tschaikowski hören und abends Klavier oder Saxophon üben. Eine wunderschöne Wohnung, die nur darauf wartet, ein Zuhause zu werden.

Unter der angegebenen Nummer meldet sich eine dynamisch wirkende Frau, die ich auf Mitte vierzig schätze. Wir verabreden uns für zwölf Uhr. »Sie sind wirklich spontan!«, kommentiert sie meinen Vorschlag. »Das gefällt mir.«

Lächelnd lege ich die Zeitung zur Seite. Das sollte für dieses Wochenende reichen.

Während ich weiter mein Müsli löffele, lasse ich den Blick durch die Küche schweifen. Sie ist gemütlich eingerichtet, so wie der Rest der Wohnung auch. Ich dekoriere gern, lasse Dinge schön erscheinen. Was andere Kitsch oder Schnickschnack nennen, dient bei mir dem Wohlfühleffekt.

Seit nunmehr sieben Jahren wohne ich hier. Und bis vor einem halben Jahr auch Ramona, meine Freundin, jetzt Ex-Freundin. Sie wohnte nur an den Wochenenden in dieser Wohnung, weil sie in Köln arbeitete und nicht jeden Tag vom Ruhrgebiet aus dorthin pendeln wollte. Jetzt hat sie ein kleines Appartement in der Nähe ihrer Arbeitsstelle.

Und mir ist klar geworden, dass in einem halben Jahr viel geschehen kann.

Zum Beispiel kann sich eine einzige Frau in sechs Monaten 32 Wohnungen, 7 Appartements und 9 WG-Zimmer anschauen, mit ihrem schwulen Freund einen Tanzkurs besuchen, einen Tai-Chi-Workshop absolvieren, auf der Kino-Abo-Karte zwei Freifilme erglotzen und trotzdem noch die Zeit finden, jede Woche mindestens ein Buch zu lesen.

Sie kann sich außerdem ein halbes Jahr lang fragen, wieso sie, nachdem Ramona ausgezogen war, bei einer gewissen wunderbaren Frau nicht landen konnte, nur weil diese irgendeiner dahergelaufenen Tierarzthelferin den Vorzug gegeben hat.

Aber ich bin nicht nachtragend. Ich treffe mich trotzdem noch mit Frauke, dieser wunderbaren Frau, und habe gelernt, mit der gewissen Tierarzthelferin Antonie einen höflichen Umgang zu praktizieren. Aber nach wie vor zählen die Momente, in denen die beiden sich in meiner Gegenwart verliebte Blicke zuwerfen oder einen raschen Kuss tauschen, nicht zu den Höhepunkten in meinem Leben.

Du suchst doch das Drama ganz bewusst! , hatte Armin das damals mitleidlos kommentiert. Du bist nicht zufrieden, wenn es glücklich und harmonisch zugeht. Sonst hättest du zugegriffen, solange sie noch interessiert war. Aber nein! Du musstest ja warten, bis eine andere auftauchte. Und jetzt, wo alles zu spät ist, ist das Gejammer wie immer groß!

Ich weiß die Ehrlichkeit eines guten Freundes sehr zu schätzen. Manchmal frage ich mich allerdings, wieso er diese schonungslose Offenheit für sich allein gepachtet hat. Schließlich ist er derjenige, der seit mittlerweile drei Jahren eine Affäre mit einem verheirateten Mann unterhält und immer noch hofft, der smarte Typ würde demnächst Frau und Kind verlassen.

Wie auch immer, ich schicke Armin die angekündigte sms mit Uhrzeit und Adresse für unser Treffen und werfe einen Blick in meinen Kleiderschrank. Wohnungen besichtigen bedeutet, in punkto Kleidung genau den richtigen Griff zu tun. Es laufen Leute bei Besichtigungen auf, die sind ausstaffiert, als gingen sie auf einen Opernball. Neben diesen verwundert bestaunten Overdressten stehen die Leger-zerbeulte-Jeans-na-und-Typen recht armselig, aber nicht minder verlegen, in der Gegend herum. Auf ein WG-Zimmer hätten sie vielleicht eine Chance, aber sicher nicht bei gut situierten Vermietern.

Bei Wohnungsbesichtigungen musst du die Anzeige vorher intensiv studieren. An der Anzeige lässt sich häufig bereits erkennen, ob die Vermieter auf die gleichen Dinge Wert legen wie du.

Gemütlich. Sonnig. Ruhig. Wald. Altbau.

Sogar erlaubte Hunde sagen dir, was dich erwartet: Eine Form von urtümlicher Behaglichkeit.

Ich wähle meine braune Wildlederhose, durch deren Schlaufen ich einen handgemachten Stoffgürtel ziehe. Dazu die halbhohen Schuhe mit den weichen Sohlen. Oben reicht jetzt, Anfang Mai, ein Träger-Shirt mit leger fallender, aber erkennbar teurer Strickjacke. Und die Haare? Ich laufe barfuß ins Bad und betrachte mich kritisch im Spiegel.

Alle Welt behauptet, ich sei schön.

Ich finde, schön ist ein mächtiges Wort.

Hübsch zu sein stelle ich mir netter vor. Hübsch. Das klingt so leicht und angenehm wie ein bunter Schmetterling, wie eine im Sommerwind dahintrudelnde Feder. Schön zu sein ist in etwa so schwer und klebrig wie Buttercremetorte auf einen vollen Pizzamagen.

Es ist mächtig anstrengend, schön zu sein, weil du fortwährend angestarrt wirst, wenn du irgendwo auftauchst. Egal, ob du zum Tanzen in die Disco gehst oder an der Uni eine neue Gruppe Seminarteilnehmer begrüßt, überall glotzen die Menschen dich an. Als seiest du nur zur Welt gekommen, um der Allgemeinheit einen zusätzlichen Lustgewinn zu verschaffen.

Die erlaubten Hunde wohlweislich in meine Überlegungen einbeziehend, entscheide ich mich für eine Spange, die meine Haare im Nacken locker zusammenhält.

Frauke hat auch einen Hund.

Loulou. Ein wild getüpfelter Mischling.

Vielleicht möchte ich die Wohnung deswegen so gern ansehen. Weil ich weiß, dass Frauke dort auch gern leben würde. Obwohl nach allem, was zwischen uns geschehen ist, klar ist, dass sie dort nicht mit mir leben wollte. Beim Gedanken an ihre Freundin Antonie, die bestenfalls hübsch - auf keinen Fall schön - ist, aber trotzdem bei Frauke das Rennen gemacht hat, kann ich im Spiegel sehen, wie sich meine Brauen zusammenziehen.

Ich finde, die beiden passen nicht zueinander. Aber mit der Meinung stehe ich ziemlich allein da. Denn alle anderen sind von dem neuen Traumpaar total entzückt.

Du bist nur auf Kollisionskurs, weil du sie immer noch nicht aufgegeben hast! , wusste Armin neulich mal zu analysieren, als ich in einem Nebensatz mit gerümpfter Nase Antonies Namen fallen ließ. Aber er braucht ja nicht zu wissen, dass die grundsätzlich erlaubten Hunde den Ausschlag gegeben haben, mich an diesem Wochenende für eben diese Wohnung zu entscheiden. Er würde darüber sowieso nur weise den Kopf schütteln. Um halb zwölf mache ich mich jedenfalls eher unauffällig, gerade deswegen aber wahrscheinlich genau passend gekleidet, auf den Weg.

Manche Menschen mögen meine Wochenend-Vergnügung merkwürdig finden.

Meine beste Freundin Hannelore, die mit ihren siebzig Jahren wirklich eine Menge Erfahrung gesammelt hat, sagt dazu jedoch nur: »Besser als fernsehen! Und fast so gut wie die Gala!«

Ich selbst habe mein neues Hobby vor etwa sechs Monaten eher zufällig entdeckt. Nach der Trennung von Ramona wollte ich einfach nur weg aus der Wohnung. Raus aus den gewohnten Räumen, fort, möglichst weit weg und möglichst anders. Irgendwo ganz neu beginnen.

Allerdings merkte ich nach ein paar Besichtigungsterminen, dass meine Begeisterung fürs Umziehen extrem schwächelte, mein Hang zu...

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