Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Dinner mit Mord

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
334 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am15.08.20141. Aufl. 2014
Nach dem Kurkonzert in Bad Lippspringe wird eine alte Frau tot auf ihrem Platz gefunden. Die herbeigerufene Polizei entdeckt bei der Toten eine Playmobilfigur: einen Clown. Kurz darauf taucht die zweite Leiche auf. Auch bei ihr findet man eine Clownsfigur. Spätestens jetzt ist klar, dass es sich um einen Serientäter handeln muss. Morgenstern und Dickens stürzen sich in die Ermittlungen ...mehr

Produkt

KlappentextNach dem Kurkonzert in Bad Lippspringe wird eine alte Frau tot auf ihrem Platz gefunden. Die herbeigerufene Polizei entdeckt bei der Toten eine Playmobilfigur: einen Clown. Kurz darauf taucht die zweite Leiche auf. Auch bei ihr findet man eine Clownsfigur. Spätestens jetzt ist klar, dass es sich um einen Serientäter handeln muss. Morgenstern und Dickens stürzen sich in die Ermittlungen ...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838754079
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum15.08.2014
Auflage1. Aufl. 2014
Seiten334 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2189283
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2.

Der nächste Tag begann sonnig. Aber das Thermometer war gesunken.

Luna schlug knurrend an, und als ich in den Hof hinunterschaute, erblickte ich eine seltsame Bagage, die aus einem VW-Bus kletterte. Zwei Frauen und drei Männer. Ich fragte mich, was die in aller Herrgottsfrühe hier zu suchen hatten. Da sah ich Irene Nachtigall auf sie zueilen. Sie trug ein graues Wollkleid. Im Gegensatz zu gestern, als sie die unförmige Jacke getragen hatte, konnte ich ihre Figur betrachten. Was ich sah, gefiel mir.

Irene Nachtigall begrüßte die Neuankömmlinge mit Küsschen und Drücken. Wahrscheinlich war das so üblich unter Fernsehleuten. Sie wirkten alle sehr gut gelaunt. Kein Wunder, wenn ich an die Kaution dachte.

Luna knurrte noch immer, während Irene Nachtigall die Leute ins Haus führte. Zum Glück nicht in meinen Trakt.

»Scheint so, Luna, als müssten wir uns mit denen noch eine Weile abgeben«, murmelte ich.

Als hätte sie mich gehört, drehte Irene Nachtigall sich um und schaute zu mir hoch. Sie lächelte fröhlich und winkte mir zu. Ich wandte mich ab, um Luna etwas zu fressen zu geben.

Danach hatte ich es eilig. Trotz meines Vorsatzes, die Gräfin zunächst schmoren zu lassen, bis sie zur Vernunft käme, musste ich wissen, was die Typen weiter vorhatten. Ich konnte die Gräfin und Ollie nicht im Stich lassen. Ihnen stand das Wasser schon bis zum Hals.

Also zog ich ein Sakko über, denn schließlich will man vor Fernsehleuten ja nicht aussehen wie ein Bauer, und schlenderte hinüber. Die Tür hatten die Banausen offen stehen lassen. Vielleicht hatte Duffy auch vergessen, sie zu schließen.

Ich trat ein. Es roch verführerisch nach gebratenem Speck. Mein Magen knurrte vernehmlich.

Ich folgte dem Geruch und traf sie alle am runden Tisch in der Küche an. Bei der lautstarken Unterhaltung bekam keiner mit, dass ich die Küche betrat. Duffy stand vor dem großen Gasherd und hantierte mit diversen Pfannen. Er war in seinem Element.

Ich nahm auf dem einzigen freien Stuhl neben zwei mir unbekannten Personen Platz. Der Mann war Mitte dreißig, hatte einen ungepflegten Dreitagebart und trug seine fettigen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden.

»Hi, ich bin Gregory«, wandte er sich mir zu. »Und wer bist du?«

Ich mag keine Leute, die sich gleich mit mir verbrüdern. Also sagte ich: »Schön, Sie kennenzulernen, Herr Gregory. Mein Name ist Morgenstern.«

»Ach so einer sind Sie. Und was machen Sie hier?«

»Das wollte ich gerade Sie fragen.«

Die Frau, die zu meiner Linken saß, schaltete sich ein. »Gregory ist der Kameramann. Und ich bin die Kameradame. Petra Kowalsky heiße ich.«

Sie streckte mir die Hand hin, und ich drückte sie. Vielmehr drückte sie meine. Es war ein echter Männergriff. Ich war froh, als sie wieder losließ.

Bevor sie mir dieselbe Frage stellen konnte, die Gregory mir gestellt hatte, sagte die Gräfin: »Schön, dass Sie auch gekommen sind, mein lieber Moritz. Dann sind Sie gleich im Bilde.«

Die Gräfin saß mir gegenüber. Mir fiel auf, dass sie sich an diesem Morgen besonders aufgetakelt hatte. Sie trug eine missglückte Hochsteckfrisur. Außerdem hatte sie offensichtlich versucht, sich die grauen Haare zu färben. Ich glaubte einen violetten Stich darin zu erkennen. Das Kleid, das sie anhatte, mochte in den Siebzigern Haute Couture gewesen sein, doch jetzt wirkten die Farben einfach nur schrill. Ich überlegte, ob ich überhaupt befugt war, ihr gegenüber den Geschmackspapst zu geben. Aber irgendeiner musste es ihr sagen. Und zwar, bevor es zu spät war. Sprich: bevor eine Kamera auf sie zielte.

Ich nickte nur. Alle redeten wieder wild durcheinander, und auch Gregory und Petra Kowalsky wandten sich wieder ihren Nachbarn zu. Ich hielt Ausschau nach Ollie. Der war sonst immer der Erste, der den Speck roch. Wahrscheinlich schlief er noch.

Duffy servierte die ersten Speckscheiben und das fertige Rührei. Er ging reihum. Mich bediente er demonstrativ als Letzten. Außerdem war meine Portion ungenießbar. Das Ei war angebrannt, und der Speck bestand nur aus Knorpeln. In einem Lokal hätte ich es zurückgehen lassen.

»Wohl bekomm's!«, zischte Duffy mir ins Ohr.

Die nächste Runde war auch nicht besser. Meine Würstchen waren eiskalt, die Bohnen waren versalzen. Ich sah mich unauffällig um. Den anderen schmeckte es. Ich wusste es! Duffy wollte mich abservieren. Im wahrsten Sinne des Wortes. Im Gegensatz zur Gräfin war ich in seinen Augen kein geduldeter Gast.

Misstrauisch nippte ich an meinem Tee. Der schmeckte nach Spülwasser.

Ich hatte genug, legte das Besteck weg und stand auf.

»Aber Moritz, so bleiben Sie doch, wir haben doch noch gar nichts besprochen!«, rief die Gräfin.

»Ja, bleiben Sie doch!«, äffte Duffy sie nach.

Die Gräfin warf ihm einen irritierten Seitenblick zu.

Ich setzte mich wieder. Sehr zum Unmut von Duffy. Mit ihm hatte ich noch ein Hühnchen zu rupfen. Aber alles zu seiner Zeit. Nicht hier bei Tisch.

Ich schob den Teller weg, lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Haben Sie keinen Appetit?«, erkundigte sich Petra Kowalsky besorgt.

»Wenn du deine Würstchen nicht magst, esse ich die gerne«, sagte Gregory.

»Bedienen Sie sich ruhig.«

Er stieß seine Gabel hinein und pickte sie alle drei auf. Als er das erste zum Mund geführt hatte, sah er mich gekränkt an. »Das schmeckt, als würde ich an einem eiskalten Finger lutschen.«

Ich zuckte die Schultern. »Es sind seine Finger. Beschweren Sie sich bei ihm.« Ich wies zu Duffy. »Apropos beschweren. Wer hat Sie eigentlich eingeladen, wenn ich mal fragen darf?«

Er schaute mich verdutzt an. »Eingeladen? Das ist doch nur der Auftakt.« Er tippte mir mit dem Zeigefinger gegen den Oberarm. Etwas, was ich nicht leiden kann. »Glaub mir, ich bin jetzt zehn Jahre beim Fernsehen, aber so gut durchgefressen wie unter Windland habe ich mich noch nirgends.« Er rieb sich die Plauze. »Von nichts kommt nichts.«

»Windland?«

»Unsere Regisseurin. Die Chefin, capito?«

Ich nickte. Vertraulich beugte ich mich zu ihm. »Und wer von den Herrschaften ist das?«

»Windland kommt erst, wenn alle Vorbereitungen abgeschlossen sind.«

»Und wer sind die anderen?« Ich deutete unauffällig in die Runde.

Er wies auf eine junge blonde Frau am Ende des Tisches. Sie wirkte zerbrechlich und abwesend; unwillkürlich musste ich an eine Puppe denken. »Das ist Fee. Sie heißt wirklich so. Etwas überdreht, aber sie macht einen guten Job als Deko-Queen.«

»Deko-Queen?«

»Na ja, sie sorgt dafür, dass alles optimal in Szene gesetzt wird. Lass dich überraschen.«

»Und der Düsterling neben ihr?«

Neben Fee saß ein dürrer junger Mann in Schwarz. Schwarze Kleidung, schwarzer Kinnbart, schwarze Haare, schwarze Augenringe. Er war dünn und bleich und wirkte verhungert. Er knabberte an seinem Knäckebrot. »Tobi ist für Licht, Ton und Technik zuständig. Er und Fee sind seit einem halben Jahr zusammen.«

»Und die Dame in dem grauen Kleid?«

»Irene? Die hat hier das Sagen. Wenigstens solange Windland nicht da ist.«

Ich nickte. Wenigstens war ich jetzt halbwegs im Bilde, mit wem ich es zu tun hatte. Was sie genau vorhatten, wusste ich aber immer noch nicht genau.

Die Gräfin klatschte in die Hände. Duffy unterstützte sie, indem er einen Löffel klirrend gegen ein Glas schlug. Allmählich kehrte Stille ein.

»Ich darf Sie alle hier aufs Herzlichste begrüßen«, begann die Gräfin. »Wir legen unser Schicksal in Ihre Hände.« Sie sah Irene Nachtigall an.

»Hört, hört!«, rief Gregory dazwischen.

»Jedenfalls freuen wir uns alle, dass Sie ausgerechnet uns auserkoren haben, dass wir ins Fernsehen kommen. Wir werden unser Möglichstes tun und Ihnen eine angenehme Zeit bereiten.«

Ich seufzte. Dicker hätte sie nicht auftragen können.

»Mein Butler Duffy steht Ihnen ebenso zur Verfügung wie mein lieber Ziehneffe Mr Dickens …«

Duffy verzog das Gesicht. Wahrscheinlich war ihm die Bande ebenso suspekt wie mir. Und die Bezeichnung Ziehneffe hatte ich auch noch nie gehört. Wahrscheinlich weil die Gräfin und Ollie nicht miteinander verwandt waren.

»Und last not least möchte ich Ihnen Herrn Morgenstern vorstellen, ohne dessen Mitwirkung die Sendung nicht möglich wäre.«

Spätestens jetzt wandten sich alle Blicke mir zu. Irene Nachtigall sagte: »Ich bin schon sehr gespannt, was Sie uns zu bieten haben.«

»Wie meinen Sie das?«

Sie schaute Hilfe suchend zur Gräfin. »Haben Sie Herrn Morgenstern nicht erzählt …«

Die Gräfin legte den Zeigefinger auf die Lippen.

»Was erzählt?«, fragte ich alarmiert.

»Das sollte Frau Maier Ihnen besser selbst sagen. Apropos …« Sie schaute auf die Uhr. »In drei Stunden kommt Windland mit einem Überraschungsgast und zwanzig Testessern. Bis dahin sollten Sie ein anständiges Menü auf die Beine gestellt haben.«

Die Gräfin schaute entsetzt. Duffy entglitt fast die Pfanne mit den Spiegeleiern. Ollie sah mich mit einer Miene an, als ob ein Hagelschauer auf ihn niederginge.

Ich erhob mich. »Dann wünsche ich viel Vergnügen.«

»Das können Sie uns nicht antun!« Die Gräfin war noch eine Spur blasser geworden. »Oliver, besprich du das doch bitte mit Herrn Moritz.«

Ollie nickte und schaute mich gleichzeitig flehend an.

In dem Moment bemerkte ich die Kamera. Petra Kowalsky filmte mit einer winzigen Handkamera. Wahrscheinlich hatte sie das Geschehen am Frühstückstisch schon die ganze Zeit aufgenommen. Ich schaute direkt in die Linse.

»Was soll denn das? Habe ich Ihnen meine...
mehr