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Schneeflöckchen, Blutröckchen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
279 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am11.10.20172020
Kurz vor Heiligabend wird eine Bank ausgeraubt und ein Auszubildender erschossen. Der Räuber, im Weihnachtsmann-Outfit, mit auffälligen Budapester Schuhen, flüchtet im Weihnachtsmarktgetümmel. In sentimentaler Stimmung nimmt Margareta Felix, den Obdachlosen, am Heiligen Mittag nach Arbeitsende mit nach Hause um ihm über Weihnachten Asyl zu gewähren. Mit ihm zusammen begibt sie sich auf Gangsterjagd. Ein Katz- und Maus-Spiel durch ihren Heimatort, spannend und skurril, beginnt ...

Margit Kruse wurde 1957 in Gelsenkirchen geboren. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Revier-Krimis 'Eisaugen', 'Zechenbrand', 'Hochzeitsglocken' und 'Rosensalz'. Sie ist ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Seit 2004 ist die Gelsenkirchenerin als freiberufliche Autorin tätig. Neben zahlreichen Beiträgen in Anthologien hat sie bislang zehn Bücher veröffentlicht, darunter ein Roman, der für den Literaturpreis Ruhr 2009 nominiert war. Labrador Enja ist stets dabei wenn Margit Kruse sich auf Recherche-Tour begibt. Besonders der Hauptfriedhof ihres Heimatortes hat es der Autorin angetan. Die Autorin ist Mitglied im Syndikat sowie im Verband deutscher Schriftsteller.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextKurz vor Heiligabend wird eine Bank ausgeraubt und ein Auszubildender erschossen. Der Räuber, im Weihnachtsmann-Outfit, mit auffälligen Budapester Schuhen, flüchtet im Weihnachtsmarktgetümmel. In sentimentaler Stimmung nimmt Margareta Felix, den Obdachlosen, am Heiligen Mittag nach Arbeitsende mit nach Hause um ihm über Weihnachten Asyl zu gewähren. Mit ihm zusammen begibt sie sich auf Gangsterjagd. Ein Katz- und Maus-Spiel durch ihren Heimatort, spannend und skurril, beginnt ...

Margit Kruse wurde 1957 in Gelsenkirchen geboren. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Revier-Krimis 'Eisaugen', 'Zechenbrand', 'Hochzeitsglocken' und 'Rosensalz'. Sie ist ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Seit 2004 ist die Gelsenkirchenerin als freiberufliche Autorin tätig. Neben zahlreichen Beiträgen in Anthologien hat sie bislang zehn Bücher veröffentlicht, darunter ein Roman, der für den Literaturpreis Ruhr 2009 nominiert war. Labrador Enja ist stets dabei wenn Margit Kruse sich auf Recherche-Tour begibt. Besonders der Hauptfriedhof ihres Heimatortes hat es der Autorin angetan. Die Autorin ist Mitglied im Syndikat sowie im Verband deutscher Schriftsteller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839255148
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum11.10.2017
Auflage2020
Reihen-Nr.6
Seiten279 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2499156
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2.

22. Dezember. Seit einigen Wochen war Margareta in der Herrenabteilung des Kaufhauses eingesetzt, da durch Krankheit gleich mehrere Mitarbeiter ausgefallen waren. Während sie kurz vor der Mittagspause einem kernigen Mann in Jeans helfen musste, da er wegen seiner Körperfülle zu unbeweglich war, hörte sie Polizeisirenen und eine Stimme aus einem Megafon. Mehr Sirenen, Türengeschlage, Geschrei.

Sie ging zum Fenster in dem Vorraum der Umkleidekabinen und spähte hinaus. Von hier oben hatte sie einen tollen Blick über den Wochenmarkt, der parallel zur Hochstraße, der Buerschen Einkaufsmeile, lag, sowie auf die Springestraße, die von der Hochstraße zum Busbahnhof führte. Auf dieser schmalen Straße befand sich die Deutsche Bank. Margareta blickte auf einen riesigen Menschenauflauf zwischen den Weihnachtsmarktbuden und der kleinen Kindereisenbahn. Die Polizei war gerade dabei, die Menschen zurückzudrängen und den Eingang der Bank mit Flatterband abzusperren. Ein grüner Mannschaftsbus der Polizei spuckte Beamte, die zur Verstärkung geschickt worden waren, wie Kirschkerne aus. Dass es die Fahrzeuge überhaupt geschafft hatten, durch die von Menschen überfüllte Fußgängerzone bis zur Bank durchzudringen, war ein Wunder. Sie konnte auch Felix sehen. Seelenruhig stand er an der Märchenbude mit den Heiligen Drei Königen und schaute sich das Schauspiel an. Frauen- und Kinderschreie waren bis oben hinter die dicken Scheiben zu hören. Was war passiert? Ein Krankenwagen fuhr im Schneckentempo durch die Menge bis zum Eingang der Bank. Ein Überfall? Gab es Tote und Verletzte? Jetzt kam der Notarztwagen, dahinter gleich ein schwarzer BMW. Die neugierigen Menschen ließen sich nur mit Mühe an die Seite drängen. Margareta musste schmunzeln. Sie kannte das Fahrzeug. Ihm entstieg, in einen weiten Wintermantel gehüllt, der Erste Hauptkommissar des KK11 des Buerschen Polizeipräsidiums: Helmut Blauländer. Dass sie ihn so schnell wiedersehen würde, hätte sie nicht gedacht. Kein schöner Anlass, so ein Banküberfall in der Weihnachtszeit. Die Anwesenheit des Chefs der Kripo vor Ort bedeutete, dass es einen Toten gegeben haben musste. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Noch 15 Minuten bis zu ihrer Pause.

»Wat is denn jetz mit meine Hose hier. Helfen Se mich ma«, schrie der Dicke hinter dem Vorhang. Margareta hätte sich schütteln können, wenn sie daran dachte, nun wieder am Boden herumkriechen zu müssen, um dem Mann die Hose auszuziehen, in die er sich mit Mühe gestopft hatte. Hätte er weniger gegessen, könnte er sich alleine an- und ausziehen. Auf dem Höckerchen vor der Kabine saß seine Alte und stopfte sich eine Waffel mit Puderzucker in den zahnlosen Mund. Sie war selbst viel zu unbeweglich, um ihrem Göttergatten zu helfen. Wozu gab es schließlich Verkäuferinnen?

»Gibt es Probleme?« Ottfried Zarzke steckte den Kopf in den Vorraum und sah Margareta wütend an. »Wenn Sie hier fertig sind, Frau Sommerfeld, packen Sie bitte die neuen Jeanshosen in die Regale, statt hier Ihre Zeit mit Aus-dem-Fenster-Starren zu vergeuden.«

»Aber da draußen ist etwas passiert! Wohl ein Banküberfall. Der Notarzt ist auch da.«

»Hier passiert gleich auch was, Frau Sommerfeld«, flüsterte ihr Chef ihr, für die Kunden nicht hörbar, zu und war auch schon verschwunden.

Nur noch zwei Tage, danach neun freie Tage, sagte sie sich und kroch vor dem überdimensionalen Sandmann am Boden herum, um ihm die Hose auszuziehen, während die zahnlose Alte in ihrem dunkelblauen Wintermantel weiterhin ihre Waffel kaute.

Im nächsten Jahr suche ich mir endgültig einen neuen Job, beschloss Margareta soeben, während sie mit aller Kraft versuchte, die Hosenbeine von den dicken Stempeln des Mannes zu ziehen. Ein betäubender Geruch, ein Gemisch aus Fäkalien, Maggi-Würzmischung zwei und stinkiger Asi-Bude wehte ihr aus dem Schritt des dicken Mannes entgegen. Oh, wie entwürdigend. Sie hätte sich übergeben können. Seine mittelblaue Unterhose war ausgebeult und schmutzig. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was da für Flecken an dem Teil hafteten. Endlich stand sie mit der Hose, die er natürlich nicht haben wollte, vom Boden auf, um sie erst einmal wieder auf rechts zu ziehen.

»Hamse nich nowatt anderet da?«, fragte der Dicke und leckte sich über seine aufgesprungenen Lippen.

»Ich habe jetzt Pause«, presste Margareta wütend hervor und verschwand mit der Hose, während das Paar lautstark seinem Ärger Luft machte. Sollte der Kerl sich doch beschweren. Sie musste sich nicht alles bieten lassen. Was zu viel war, war zu viel. Sie warf die Jeans auf einen Ständer und hastete zu den Personalräumen, um ihren Mantel zu holen. Nach draußen, nur nach draußen. Sie musste wissen, was dort vorging, obwohl ihr bewusst war, dass Ärger auf sie warten würde, wenn dieser Stinker sich bei ihrem Chef beschwerte. Das würde der gar nicht witzig finden, dass sie den Kunden einfach hatte sitzen lassen und ihre wohlverdiente Pause antrat.

Als sie das Kaufhaus durch den Ausgang zum Markt verließ, musste sie sich durch die Menschenmenge drängen, um möglichst nah zur Bank vorzustoßen. Ein fast unmögliches Unterfangen, denn die Polizei hatte inzwischen Verstärkung angefordert und riegelte großräumig ab. Margareta drückte sich an den Schaufenstern entlang. Sie wollte zur Märchenhütte, an der sie Felix vermutete. Ein wildes Stimmengewirr drang an ihre Ohren. »Tote«, riefen einige Menschen in die Menge, »Überfall.« Hier und da blitzte eine Kamera auf. Den Presseleuten entging nichts. Sie witterten eine gute Story. Kinder weinten. Anstatt dass die Eltern mit ihrem Nachwuchs von der Bildfläche verschwanden, warteten sie sensationslüstern, ob sie vielleicht etwas Spannendes erspähen konnten. Vielleicht eine Geiselnahme wie im Fernsehen? Als Margareta die Märchenhütte erreicht hatte, war kein Felix mehr zu sehen. Gegenüber an der Pumuckl-Bude weinte eine Frau, eine gute Kundin von Margareta. Margareta hastete zu ihr, um sie aufgeregt zu befragen, was passiert war. Doch die verstörte Dame stammelte nur immer wieder: »Der arme Junge, der arme Junge, jetzt ist er tot!«

»Ja, wer denn, um Himmels willen?« Margareta schüttelte die Frau so heftig am Ärmel ihres gefütterten Wildledermantels, dass ihre goldenen Armbänder nur so klingelten.

»André, der Auszubildende der Bank, wurde erschossen.«

Margareta riss entsetzt die Augen auf. »Der André? Meine Güte, so ein netter Kerl.«

Die Frau schniefte in ihr stark parfümiertes Stofftaschentuch. Ihre verlaufene Wimperntusche verwandelte ihr Gesicht in eine Fratze.

»Haben Sie den Täter gesehen?« Erneut krallte sich Margareta in den Arm der Frau.

»Nein, ich habe nur die Leute schreien hören. Er soll Richtung Busbahnhof geflohen sein.«

Margaretas Blick suchte den Bankeingang. Helmut Blauländer stand dort und diskutierte mit einem Kollegen, einem zarten, blutarmen Mann mit Goldrandbrille. Ob sie es wagen sollte, ihn einfach anzusprechen? Irgendwie tat er ihr leid. So kurz vorm Fest noch so einen Stress für den von sämtlichen Zipperlein geplagten Mann. Seit Stefan Kornblum, seine rechte Hand und Margaretas ehemaliger Liebhaber, sich hatte versetzen lassen, hatte er es sicher nicht einfach. Stefan war schon eine Koryphäe auf seinem Gebiet gewesen. Und nicht nur dort, dachte Margareta wehmütig. Seit Stefan von Blauländers Seite gerissen worden war, musste dieser wieder richtig zupacken. Vorbei war es mit dem süßen Mittagsnickerchen in seinem Dachkämmerlein des Präsidiums. Jetzt hieß es »Ran an die Ermittlungen«. Im Sommer, bei den Untersuchungen zum Fall des Pfarrermordes, stand ihm Jenny Gehrke, mit der Stefan sie betrogen hatte, zur Seite. War auch sie schon wieder Vergangenheit?

Sie entschied sich, ihn in Ruhe zu lassen. Immer wieder sah sie sich nach Felix um. Wo war er bloß? War er etwa der Täter und mit der Beute geflohen? Saß er bereits im Gartenhaus seines Freundes und zählte das Geld?

Spinn nicht rum!, mahnte sie sich selbst. Nein, so etwas traute sie ihm nicht zu. Wer konnte den Täter gesehen haben? Sicherlich hatten Blauländer und sein Kollege schon einige Passanten befragt und wussten mehr. Es reizte sie, den Kommissar einfach anzusprechen. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Ihre Pause war bereits seit fünf Minuten beendet. Zarske sprang bestimmt schon wie Rumpelstilzchen zwischen den Herrenanzügen und Wintermänteln hin und her.

Egal, sie musste es riskieren. Sie bahnte sich den Weg zurück zum Markt. Der Hähnchenverkäufer Bodo Winkler, der gleich am Eingang zum Wochenmarkt mit seiner Karre stand und Brathähnchen sowie Schweinshaxen feilbot, hatte von seinem Grillwagen aus freien Blick auf den Bankeingang. Sie musste ihn sprechen. Der Geruch von verbrannten Hähnchen zog Margareta regelrecht an. Eine Menschenschlange hatte sich vor seinem Verkaufswagen gebildet. Wollten die etwa alle ein Hähnchen mitnehmen? Empörte Kunden machten ihrem Ärger Luft, fuchtelten mit den Händen in der Gegend herum. Natürlich stellte Margareta sich nicht hinten an, sondern drängelte sich ganz nach vorn durch. Weit und breit war jedoch kein Hähnchenmann zu erblicken. Die Karre war verwaist. Die Hähnchen drehten sich auf den Stangen verzweifelt in der Hitze und waren schon mehr als gar. Ebenso die Schweinshaxen, die über knusprig weit hinaus waren. Margareta fiel das Märchen von Frau Holle ein. Das arme Brot in dem Ofen, das schon längst gar war. »Hol mich hier raus, ich verbrenne, ich bin schon lange fertig gebacken«, schrie das Brot verzweifelt. Margareta überlegte kurz, dachte aber nicht ernsthaft daran, irgendwie einzugreifen. Stattdessen lauschte sie den Gesprächen der angeblichen Kunden.

»Hat...

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Margit Kruse wurde 1957 in Gelsenkirchen geboren. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Revier-Krimis "Eisaugen", "Zechenbrand", "Hochzeitsglocken" und "Rosensalz". Sie ist ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Seit 2004 ist die Gelsenkirchenerin als freiberufliche Autorin tätig. Neben zahlreichen Beiträgen in Anthologien hat sie bislang zehn Bücher veröffentlicht, darunter ein Roman, der für den Literaturpreis Ruhr 2009 nominiert war. Labrador Enja ist stets dabei wenn Margit Kruse sich auf Recherche-Tour begibt. Besonders der Hauptfriedhof ihres Heimatortes hat es der Autorin angetan. Die Autorin ist Mitglied im Syndikat sowie im Verband deutscher Schriftsteller.