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Russlandcup

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
279 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.03.2018
»Kommissar« Rainer Zufall, der in Wirklichkeit »nur« Privatdetektiv ist, findet die Leiche von Gutwart Pfost, Keeper im Kader der Deutschen Fußball-Elf. Über das Gesicht des Toten wölbt sich der aufgeschlitzte offizielle Spielball der Fußball-WM 2018! Bei seinen Ermittlungen stößt Kommissar Zufall auf einen Dopingskandal, der die WM bedroht. Gemeinsam mit dem skurrilen Bestatter Dr. James Smrt und dessen tierischen Gefährten, dem Leichenspürgeier Wallander und der Hyäne Kurt, begibt er sich auf die Suche nach dem Mörder.

Edi Graf ist freiberuflicher Journalist und arbeitet als Redakteur in einem Hörfunkprogramm der ARD. Nach Hörspielen und Kurzgeschichten verfasste er bisher sieben Afrikakrimis um die Tübinger Journalistin Linda Roloff. Die schräge Figur des »Kommissar Zufall« schickt er, nach dem Musikerkrimi »Kriminalpolka« jetzt in der Fußballszene auf Mörderjagd beim »Russlandcup«. Als Herausgeber veröffentlichte Edi Graf zwei Mundartbände und eine Krimianthologie, schrieb Reise- und Ausflugsführer sowie zahlreiche Kurzkrimis. Edi Graf ist Mitglied in der Krimiautorenvereinigung Syndikat und lebt mit seiner Familie in Rottenburg am Neckar.
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Verfügbare Formate
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Produkt

Klappentext»Kommissar« Rainer Zufall, der in Wirklichkeit »nur« Privatdetektiv ist, findet die Leiche von Gutwart Pfost, Keeper im Kader der Deutschen Fußball-Elf. Über das Gesicht des Toten wölbt sich der aufgeschlitzte offizielle Spielball der Fußball-WM 2018! Bei seinen Ermittlungen stößt Kommissar Zufall auf einen Dopingskandal, der die WM bedroht. Gemeinsam mit dem skurrilen Bestatter Dr. James Smrt und dessen tierischen Gefährten, dem Leichenspürgeier Wallander und der Hyäne Kurt, begibt er sich auf die Suche nach dem Mörder.

Edi Graf ist freiberuflicher Journalist und arbeitet als Redakteur in einem Hörfunkprogramm der ARD. Nach Hörspielen und Kurzgeschichten verfasste er bisher sieben Afrikakrimis um die Tübinger Journalistin Linda Roloff. Die schräge Figur des »Kommissar Zufall« schickt er, nach dem Musikerkrimi »Kriminalpolka« jetzt in der Fußballszene auf Mörderjagd beim »Russlandcup«. Als Herausgeber veröffentlichte Edi Graf zwei Mundartbände und eine Krimianthologie, schrieb Reise- und Ausflugsführer sowie zahlreiche Kurzkrimis. Edi Graf ist Mitglied in der Krimiautorenvereinigung Syndikat und lebt mit seiner Familie in Rottenburg am Neckar.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839255742
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.03.2018
Reihen-Nr.2
Seiten279 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542346
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Fußballbeine

Das Tuscheln in den Reihen der Zuschauer ebbte sofort ab, als ich mit Columbostimme nach Zeugen fragte. Jeden Moment konnten die echten Kriminalbeamten eintreffen, und dann hatte ich keine Chance mehr. Daher fragte ich laut:

»Gibt es Zeugen? Wer hat irgendetwas gesehen?«

Keine Reaktion.

»Wer von Ihnen hat die Leiche entdeckt?«

Der Kleine, der noch immer als Einziger vorgetreten war, deutete auf den Krankenwagen, der auf dem Zufahrtsweg zum geschotterten Parkplatz neben dem Vereinsheim des Letzten FCKW stand, und erzählte mir die Geschichte, wie der gefeierte Stürmer des Letzten FCKW am Elfmeterpunkt über die Ballleiche gestolpert war.

»Er hat danach nur noch gestöhnt, und ich habe über die Notrufnummer einen Krankenwagen angefordert«, er deutete auf den Weg. »Das Außenband ist wahrscheinlich ab«, ergänzte er noch, und das schien die größte Sorge des Kleinen zu sein.

»Und der Tote?«, hakte ich nach, »wer hat sich um ihn gekümmert?«

»Wir sind alle hingelaufen, aber da war nichts mehr zu machen. Und Mund-zu-Mund ging nicht, da war der Ball im Weg. Außerdem war der ja schon richtig kalt und steif. Sonst wäre unser Marzipan Steinschweiger ja nicht über ihn drüber gefallen, wenn der nicht wie ein Polder dagelegen hätte!«

»Und wer hat den Notarzt verständigt?«

Ich zeigte auf den Mann im eleganten schwarzen Anzug, der noch immer bei der Ballleiche kniete.

»Der Typ da drüben? Der war sogar noch vor dem Krankenwagen da!«, antwortete der Kleine.

Ich grinste in mich hinein. Das sah dem guten Doc wieder ähnlich. Der alte Leichenfledderer schien einen guten Riecher für sein Geschäft zu haben. Ich würde später alles, was ich wissen musste, von ihm erfahren.

»Und die Polizei?«, fragte ich, doch keiner antwortete. Ich schüttelte den Kopf. Da standen drei Dutzend Leute, überwiegend Männer in Fußballtrikots und eine Handvoll Frauen und Kinder und schwiegen verlegen.

»Wer von Ihnen hat die Polizei gerufen?«, fragte ich laut.

Niemand regte sich.

»Wir haben gedacht, wenn der Sani erst da ist, passiert das andere von allein«, stammelte der kleine Kicker. Ich holte Luft, unterließ aber eine Antwort.

»Wie heißen Sie denn, und in welcher Funktion sind Sie hier?«

»Ich bin Hausmeister. Hier im Vereinsheim. Und ich kicke.«

»Name?«

»Thor Wärtle.«

»Haben Sie eine Ahnung, um wen es sich bei dem Toten handeln könnte?«

Wärtle zuckte die Schultern. »Wir sind komplett, das ist keiner von uns«, meinte er gleichgültig.

»Aber er trägt doch Ihr Trikot?«

»Nein«, widersprach er, »das sieht nur von Weitem so aus. Das ist ein Trikot der Nationalmannschaft.«

Ich glaubte, mich verhört zu haben.

»Der Nationalmannschaft?«, fragte ich daher nach. »Wie kommen Sie denn darauf?«

»Na, sehen Sie mal, hier seitlich am Oberschenkel sieht man ein Stück vom DFB-Logo. Die vier Sterne sind grade noch zu erkennen. Für die vier Weltmeisterschafts-Titel, klar! Sie haben ja wohl keine Ahnung von Fußball, was?«, entgegnete er frech, wobei er den Ball voll ins Tor getroffen hatte, um mal beim Thema zu bleiben.

Ich bin tatsächlich fußballtechnisch ziemlich unbedarft, und zwar sowohl in der Praxis als auch in der Theorie. Schon in der Schule war ich beim Fußball spielen immer der Letzte, der in eine Mannschaft gewählt wurde, und ich musste dann ins Tor, weil ich beim Kicken eine Niete war und die Gegner auf dem Feld mit mir leichtes Spiel hatten.

Beim Anblick des offiziellen Spielballs der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland zwischen den Schultern einer Leiche, war allerdings die Verbindung zur Nationalmannschaft vielleicht gar nicht so falsch, schoss es mir durch den Kopf, und ich versuchte jetzt, die Situation zu retten, indem ich mit einer Gegenfrage aus dem Regelfragenkatalog der Kriminalpolizei reagierte. Sie erschien mir allerdings in der gegebenen Situation ziemlich skurril, da vom Gesicht der Ballleiche ja nichts zu erkennen war.

»Kennt jemand von Ihnen den Toten?«, fragte ich so laut, dass es auch noch ein bulliger Riese verstand, der sich in die letzte Reihe der kleinen Menschenmenge zurückgezogen hatte. Der Hüne war gut 1,95 Meter groß und überragte die Umstehenden mindestens um Kopfes Länge. Er war offensichtlich kein Fußballer, denn er trug Ripped Jeans, eine Hose mit diesen neumodischen Zierrissen, die mir meine Mutter um die Ohren geschlagen hätte, wenn ich damit in die Schule gegangen wäre. »So zerlumpt läufst du mir nicht rum, Junge!«, hätte sie gesagt und das Ding erst mal geflickt. Ich muss mir noch heute immer auf die Zunge beißen, wenn mir Leute in solchen Jeans begegnen, damit mir keine Kommentare rausrutschen wie: »Deine Hose hat n Loch!«

Bei dem hünenhaften Typen, der sich jetzt nach vorne schob, sah es allerdings eher danach aus, als wären seine Jeans so eng, dass die Hosenbeine platzten. Seine Unterschenkel hatten die Form von Fünflitereimern, und seine Füße steckten in Sandalen, aus deren Öffnungen die fleischigen Zehen ins Freie drängten. Sein T-Shirt spannte auffällig über seiner Wampe, sodass der Unterbauch nabelabwärts wie ein aufgeblasener Sitzball ins Freie ragte.

Der Mann sah aus wie eine Kreuzung aus Sumo Ringer und Bodybuilder. Sein im Verhältnis zum Körper viel zu kleiner Kopf steckte ohne Hals zwischen den Schultern, aus denen sich muskulöse Oberarme wölbten, die die Ärmelchen des armen T-Shirts zu sprengen drohten. Seine fleischigen Hände waren wahre Pranken, deren Behaarung Kong alle Ehre gemacht hätte. Mit diesen schob der Gorilla die anderen Leute beiseite, drängte sich nach vorne und kam mit behäbigen Schritten auf mich zu.

Er war unrasiert, und es schien mir so, als habe er im Gesicht dieselbe Frisur wie auf seinem kurz geschorenen Schädel. Die kleinen Äuglein blinzelten listig aus schmalen Schlitzen, und sein sympathisches Lächeln wollte so gar nicht zum ungehobelten Rest seiner Erscheinung passen.

»Lass mal sehen, den Jungen«, meinte er, als ob es darum ging, auf dem Rossfest in Sankt Märgen ein Schwarzwälder Fuchsfohlen zu begutachten.

»Stopp! Sie dürfen ihn nicht berühren!«, warnte ich und stellte mich ihm in den Weg. Jetzt sah ich wirklich aus wie Brie Larson vor Kong auf Skull Island oder wie der kleine Mowgli vor Colonel Hathi im »Dschungelbuch«. Der Gorilla blieb stehen und musterte mich von oben bis unten.

»Sie sind also Bulle?«, fragte er grunzend, und ich schluckte trocken. Wenn er jetzt meinen Dienstausweis verlangte, hatte ich die Arschkarte. Ich sah mich Hilfe suchend um, doch die anderen Anwesenden hatten ihre Unterhaltungen wieder aufgenommen und interessierten sich einen Scheiß für mich.

Ich kam mir vor wie beim »Stare Down« vor einem Boxkampf und bohrte meinen Blick dem Gorilla in die Augen. Plötzlich wurde mir bewusst, dass dieser Mann ohne Weiteres die Kraft hätte, mir den aufgeschlitzten offiziellen Spielball der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland über den Kopf zu stülpen, um mich darunter zu ersticken!

Ich beschloss, alles auf eine Karte zu setzen, und griff in meine Jackentasche. Ich ertastete eine Karte, zog sie heraus und wusste, dass ich die eingerissene Eintrittskarte zu »Ernst Hutter & die Egerländer Musikanten - das Original« aus der Stadthalle Reutlingen in den Händen hielt. Ich hielt sie dem Gorilla dicht vors Gesicht und sagte, ohne meinen stechenden Blick von ihm abzuwenden, mit der erfolgreichen Synchronstimme von Columbo:

»Kriminalhauptkommissar Zufall, LKA. Und wo waren Sie zur Tatzeit?«

Er starrte auf das Ticket, das fast seine Nase zu berühren schien, und ich ließ es wieder in meiner Jackentasche verschwinden. Ich sah ihm an, dass mir mit dieser Taktik ein »Lucky Punch« geglückt war. Der Unterlegene hatte mit einem glücklichen Treffer seinen Gegner k.o. geschlagen und den Kampf für sich entschieden.

»Woher soll ich denn wissen, wann die Tatzeit war, Herr Kommissar?«, stammelte er verlegen.

»Herr Kriminalhauptkommissar!«, herrschte ich ihn an, um ihm vorsichtshalber gleich noch ein zweites K.o. zu versetzen.

»Ich weiß nicht, wo ich da war, Herr Kriminalhauptkommissar â¦«, klang es jetzt fast weinerlich, und mir schien es, als sinke der Gorilla in sich zusammen. Seine Schultern wurden weich, die Oberarme hingen lasch nach unten, sein Kopf sank auf die Brust und seine Unterlippe zog sich verlegen über die Oberlippe wie bei einem Kind, das seine Tränen unterdrückt.

»Okay«, sagte ich versöhnlich. »Sie glauben also, den Toten zu kennen?«

Er nickte.

»Und das, obwohl sein Kopf in diesem Ball steckt?«

Er nickte heftiger.

»Zuerst mal brauche ich Ihre Personalien. Name, Vorname, Alter, Wohnort, Nationalität.«

»Ich heiße Alberich Zwuggel, bin 55 und wohne in Tübingen. Meine Freunde nennen mich Shorty .«

»Shorty«, wiederholte ich und sah ihn von oben bis unten an. »Na, dann kommen Sie mal mit, Herr Zwuggel. Aber mit vorsichtigen Schritten. Wir wollen doch keine Spuren verwischen!«

Ich ging mit ihm auf Zehenspitzen Richtung Ballleiche, wo noch immer der mir wohlbekannte Doc seiner Arbeit nachging.

»Der Mann hier will den Toten kennen«, erklärte ich dem Notarzt, Pathologen und Bestattungsunternehmer Dr. James Smrt, der daraufhin aufstand, um uns von allen Seiten einen Blick auf den Toten im Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft zu ermöglichen.

»Ohne das Gesicht zu sehen?«,...

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Edi Graf ist freiberuflicher Journalist und arbeitet als Redakteur in einem Hörfunkprogramm der ARD. Nach Hörspielen und Kurzgeschichten verfasste er bisher sieben Afrikakrimis um die Tübinger Journalistin Linda Roloff. Die schräge Figur des »Kommissar Zufall« schickt er, nach dem Musikerkrimi »Kriminalpolka« jetzt in der Fußballszene auf Mörderjagd beim »Russlandcup«. Als Herausgeber veröffentlichte Edi Graf zwei Mundartbände und eine Krimianthologie, schrieb Reise- und Ausflugsführer sowie zahlreiche Kurzkrimis. Edi Graf ist Mitglied in der Krimiautorenvereinigung Syndikat und lebt mit seiner Familie in Rottenburg am Neckar.