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Marionettenspiel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
377 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am11.04.2018
Vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland: Ein deutsches Fußballtalent verliert bei einem Unfall einen Fuß, ein anderer Kicker soll seinen Trainer ermordet haben. Obendrein wird der pensionierte Kommissar Rudolf-Günther Böhnke von einem Journalisten um Hilfe gebeten. Dem wollen Unbekannte ans Leder, weil er mit Hilfe von Sponsoren einen neuen Fußballverein in Aachen etablieren will. Böhnke ermittelt in drei Fällen gleichzeitig. Sein Blick hinter die Kulissen lässt ihn zweifeln, ob Fußball tatsächlich Sport ist.

Kurt Lehmkuhl wurde 1952, an einem Sonntag, in der Nähe von Aachen geboren. Er war mehr als 30 Jahre als Redakteur im Zeitungsverlag Aachen tätig. Aufgrund seines Jurastudiums in Bonn beschäftigte sich der Autor ausgiebig mit dem Strafrecht, was ihn zu seinen Kriminalromanen inspirierte. Diese waren zunächst nur als Geschenke für Freunde gedacht. Zur ersten Veröffentlichung kam es 1996.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
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EUR7,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextVor der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland: Ein deutsches Fußballtalent verliert bei einem Unfall einen Fuß, ein anderer Kicker soll seinen Trainer ermordet haben. Obendrein wird der pensionierte Kommissar Rudolf-Günther Böhnke von einem Journalisten um Hilfe gebeten. Dem wollen Unbekannte ans Leder, weil er mit Hilfe von Sponsoren einen neuen Fußballverein in Aachen etablieren will. Böhnke ermittelt in drei Fällen gleichzeitig. Sein Blick hinter die Kulissen lässt ihn zweifeln, ob Fußball tatsächlich Sport ist.

Kurt Lehmkuhl wurde 1952, an einem Sonntag, in der Nähe von Aachen geboren. Er war mehr als 30 Jahre als Redakteur im Zeitungsverlag Aachen tätig. Aufgrund seines Jurastudiums in Bonn beschäftigte sich der Autor ausgiebig mit dem Strafrecht, was ihn zu seinen Kriminalromanen inspirierte. Diese waren zunächst nur als Geschenke für Freunde gedacht. Zur ersten Veröffentlichung kam es 1996.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839256442
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum11.04.2018
Reihen-Nr.9
Seiten377 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542379
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

4. Kapitel

Böhnke war es nicht geheuer, dass sich der junge Mann in ihrem Haus aufhielt, obwohl er zugleich einräumen musste, dass er es so gewollt hatte. Schlaflos lag er neben Lieselotte. Er bedauerte, dass der Abend, der so harmonisch verlaufen war, so unbefriedigend enden musste. Aber es war nicht zu ändern. Die Oper hatte längst keinen Platz mehr in seinen Gedankengängen. Er dachte an den Gast, den sie sich aufgehalst hatten, und an dessen immer wiederkehrende Beteuerung, er sei kein Mörder. Und was hatte dieser Typ, der offensichtlich auf der Flucht gewesen war, mit einem deutschen Fußballer zu tun, der zwar noch lebte, aber sportlich tot war?

Seine Zweifel, ob er den Jüngling alleine im Haus lassen könne, hatte Lieselotte beschwichtigend zurückgewiesen. »Der ist harmlos. Der ist froh, dass er lebt.«

Ob er tatsächlich noch lebte? Hinter der verschlossenen Tür zum Gästezimmer war es still.

Er solle ihn schlafen lassen, empfahl Lieselotte.

»Und wenn ich vom Einkauf zurück bin, hat der die Tür eingeschlagen und uns die Hütte leergeräumt«, entgegnete Böhnke unbehaglich.

»Na und?« Lieselotte lachte ihn an. »Hier ist doch nichts, das er gebrauchen oder zu Geld machen könnte. Der stiehlt vielleicht die Küchenmesser, aber dann wüssten wir, dass wir mit seinem pas meurtrier nicht so sicher sein könnten.« Sie küsste Böhnke und eilte zu ihrem Auto. »Halte mich auf dem Laufenden, ich komme erst am Samstag wieder.«

Das fehlte ihm noch. Er hatte den Mann am Hals, mit dem er sich nicht unterhalten konnte, und Lieselotte machte sich aus dem Staub. Unbehaglich machte er sich an die Hausarbeit, immer horchend, ob sich im Gästezimmer etwas regte. Der Kerl brachte seinen Alltag durcheinander. Normalerweise würde er sich um diese Zeit auf den Einkaufsbummel in Simmerath machen, aber er wollte das Haus nicht unbeaufsichtigt lassen. Wer weiß, was der Krauskopf in seiner Abwesenheit anstellte?

Unzufrieden mit der Situation wandte sich Böhnke der Tageszeitung zu. Der verunfallte Kicker war kein Thema mehr für die Titelseite. Erst im Sportteil fand Böhnke die hinweisende Überschrift: Statt Weltmeister Sportinvalide . Trainer, Mannschaftskameraden, Freunde gaben Kommentare zu Saschas Unfall ab. Danach war der junge Mann nicht nur ein überragendes Talent gewesen, sondern auch eine grundehrliche Haut und trotz seines jungen Alters beliebt und geschätzt. Böhnke war überrascht, dass nicht nur der deutsche Bundestrainer zu Wort kam. Auch der Trainer der russischen Nationalmannschaft äußerte seine Betroffenheit. Erst am Ende des Artikels fand Böhnke den Grund dafür. »Strohkämper hatte sich noch nicht definitiv entschieden, ob er für Deutschland oder für Russland bei der Fußballweltmeisterschaft aufläuft. Jetzt ist das Ringen zwischen den beiden Verbänden um den Ausnahmespieler auf tragische Art beendet worden. Sascha wird nie wieder auf einem Fußballplatz stehen.«

Bebildert war der Text mit einem Foto, das einen kleinen, blonden, fast noch pausbäckigen Mann im Trikot der deutschen Nationalmannschaft zeigte, der frech in die Kamera grinste. Sascha Strohkämper: Vor zwei Wochen hatte er seinen letzten Einsatz für Deutschland , stand darunter.

Das Klackern der Türklinke und das anschließende leise Klopfen machte Böhnke hellhörig. Langsam näherte er sich dem Gästezimmer, angespannt öffnete er die Tür. Er schaute in das hagere Gesicht des jungen Schwarzafrikaners, der ihn verlegen anlächelte. Dessen »Merci« verstand Böhnke, der kopfnickend zur Seite trat.

Ruhig und bedächtig trat der unbekannte, nur mit einer Unterhose bekleidete Gast hinaus und ging zum Badezimmer. Er war schlank, athletisch, groß gewachsen, durchtrainiert. Wenn der Kerl gewalttätig werden würde, hätte er keine Chance. Da war er zu alt, zu schwach, in allen körperlichen Belangen unterlegen.

Geduldig wartete er am Küchentisch. Er hörte das Rauschen der Toilettenspülung, das Wasserprasseln in der Dusche. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sein Gast zu ihm kommen würde.

Lieselotte hatte Kleidung bereitgelegt, einen Sportanzug, ein Shirt, Unterwäsche; Sachen, die Böhnke in seiner Reha getragen und danach nicht mehr angerührt hatte.

Der junge Mann hatte sie gerne angenommen, obwohl sie ihm zu groß waren. Die Hose und auch das Shirt hingen sehr luftig an seinem Körper. Böhnke bot dem Mann einen Stuhl an und forderte ihn gestenreich auf, zu essen und zu trinken.

Der Jüngling wirkte nicht unsympathisch, gestand sich Böhnke ein. Langsam fand er Interesse und auch ein wenig Spaß an dem Geschehen, er war gespannt, wie es sich entwickeln würde.

»Toni.« Kauend zeigte der Gast auf sich. »Toni.«

Endlich hatte er einen Namen. Böhnke erinnerte sich am Robinson Crusoe und Freitag. Du Toni, ich Böhnke , hätte er fast gesagt. Aber er hielt sich zurück. Er nickte und streckte seine Hand über den Tisch aus. »Hallo, Toni.«

Dankbar griff Toni zu. Er strahlte. Sein Händedruck war fest, aber nicht unangenehm. »Toni, pas meurtrier. Ami.«

»Okay, Toni, mein Freund.« Böhnke war aufgestanden und legte dem Gast die Hand auf die Schulter. »Ami.«

Sie lachten sich an.

»Je tien à remercier pour l aide«, sagte Toni. Aber er winkte ab, als er Böhnkes verständnislosen Blick erkannte. »Merci, mon ami.«

Toni schien nicht dumm, dachte sich Böhnke. Der hatte sofort kapiert, dass ich ihn nicht verstehe, und auf einfache Art versucht, mit ihm zu kommunizieren.

»Smartphone?«

Sicher, er hatte ein Smartphone, dachte sich Böhnke. Aber er würde es nicht abgeben. Später vielleicht, jetzt nicht. Er schüttelte verneinend den Kopf.

»Internet?«

Nicht im Hühnerstall. Da funktionierte nur der Festnetzanschluss des Telefons. Wenn die Zeit reif war, würde er mit Toni vielleicht zu Billas Haus gehen. Dort, im Haus der Stiftungen, hatte er Zugang zum weltweiten Netz. Erneut verneinte Böhnke. Er zeigte auf das Telefongerät. Wenn er wolle, könne er damit anrufen, versuchte er Toni durch Gesten deutlich zu machen. Aber er wusste nicht, ob der ihn verstand.

Wie konnte er Toni verdeutlichen, dass er zum Einkauf wolle? Böhnke zog seine Jacke über, nahm den Jutebeutel und stellte eine leere Wasserflasche hinein. Er müsse gehen, Toni solle im Haus bleiben - ob der junge Mann seine Handzeichen richtig deutete, wusste Böhnke nicht.

Toni nickte bloß, ging zur Haustür, zog den Schlüssel ab, um ihn Böhnke zu geben. Er deutete an, Böhnke solle von außen abschließen, und er lachte, als er in dessen verdutztes Gesicht sah. »Je vais rester ici et attendre.«

Ehe sich der Kommissar versah, befand er sich vor dem Haus. Kopfschüttelnd machte er sich auf den Weg nach Simmerath, nicht absolut davon überzeugt, nach seiner Rückkehr seine Wohnung unversehrt und Toni überhaupt wiederzusehen.

Die Einkäufe waren schnell erledigt: Brot, Käse, Wurst, Äpfel und Aprikosen. Sollte er für Toni was Besonderes mitnehmen? Böhnke entschied sich dagegen. Wer weiß, wie lange der Junge bei ihm bleiben würde. Als er das Schild der Buchhandlung sah, kam ihm die Idee, ein deutsch-französisches Wörterbuch zu erstehen. Für alle Fälle und insbesondere dann, wenn sie sich im Hühnerstall aufhielten. Wenn er Toni einmal mit in Billas Haus nehmen würde, könnte er mit ihm mittels eines Übersetzungsprogramms im Internet kommunizieren.

Eine freundliche, tiefe Männerstimme sprach ihn an der Kasse von hinten an. »Wollen Sie etwa auf Ihre alten Tage noch Französisch lernen, Herr Böhnke?« Die Stimme gehörte einem der beiden Bezirksbeamten, die auf der Polizeistation Simmerath Dienst schoben.

»Kann man immer gebrauchen hier nahe der belgischen Grenze, Herr Krimmpich.« Freundlich reichte Böhnke dem ehemaligen Kollegen die Rechte. Ehe er sich versah, war er in ein Gespräch verwickelt, in dem sich Krimmpich über die aus seiner Sicht fatalen Entwicklungen im Aachener Polizeipräsidium und den immer schlechter werdenden Personalschlüssel bei der Besetzung der Dienststellen beklagte. »Wir werden immer älter und die Gauner immer jünger. Die lachen sich schlapp, wenn wir hinter ihnen herlaufen.«

Noch ein paar Sätze, und Krimmpich fing von seiner näher kommenden Pensionierung an, stöhnte Böhnke. Aber er wollte nicht unhöflich sein und hörte zu.

Doch überraschte ihn Krimmpich. »Jetzt suchen wir gerade einen jungen Sportler, der auf der Flucht ist.«

»So?« Böhnke hatte Mühe, einen zwar interessierten, aber nicht neugierigen Gesichtsausdruck zu zeigen.

»Ja, einen jungen Schwarzafrikaner. Die Kollegen aus Eupen haben uns um Amtshilfe gebeten.«

»Was hat er denn ausgefressen?«

»Mord«, antwortete der Bezirksbeamte lakonisch. »Der Junge soll vor ein paar Tagen seinen Fußballtrainer erstochen haben. Nach der Tat ist er abgehauen. Die belgischen Kollegen wollen nicht ausschließen, dass er über die Grenze nach Deutschland geflüchtet ist. Aber ich kann es mir nicht so wirklich vorstellen. Er spricht nur Französisch. Da kann er in Luxemburg oder Frankreich besser untertauchen als in Deutschland.«

»Und dort fällt er wegen seiner Hautfarbe wahrscheinlich weniger auf als bei uns«, fügte Böhnke hinzu.

»So ist es«, bestätigte Krimmpich. Er tippte zum Zeichen des Abschieds mit dem Zeigefinger gegen seine Mütze.

»Wenn Sie ihn zufälligerweise sehen sollten, weil er Ihnen bei einem Spaziergang über den Weg läuft, können Sie ihm ja sagen, er solle sich bei uns melden.« Krimmpichs Lachen klang bitter. »Wir kriegen ihn eh nicht...

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Kurt Lehmkuhl wurde 1952, an einem Sonntag, in der Nähe von Aachen geboren. Er war mehr als 30 Jahre als Redakteur im Zeitungsverlag Aachen tätig. Aufgrund seines Jurastudiums in Bonn beschäftigte sich der Autor ausgiebig mit dem Strafrecht, was ihn zu seinen Kriminalromanen inspirierte. Diese waren zunächst nur als Geschenke für Freunde gedacht. Zur ersten Veröffentlichung kam es 1996.