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276 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.03.20182024
1871: Robert Gerwig, der Erbauer der Schwarzwaldbahn, wartet auf seine Anstellung bei der schweizerischen Gotthardbahn. Gleichzeitig spielt sich hinter den überlieferten historischen Daten im Schwarzwald eine spannende Kriminalgeschichte ab. Ein italienischer Arbeiter stürzt vom Hornberger Viadukt und stirbt. Wusste er etwa zu viel? Oder war er selbst, wie der Oberingenieur Walter Grieshaber und der italienische Vorarbeiter Giuseppe, in dubiose Geschäfte verwickelt?

Ernst Obermaier arbeitete als Leiter des städtischen Kultur- und Verkehrsamtes St. Georgen im Schwarzwald, als Marketingleiter am Bodensee und als Dozent für Tourismusmarketing. Seit seinem Eintritt in den »Unruhestand« schreibt er kriminelle Freizeitplaner mit Kurzkrimis sowie Freizeittipps und schuf damit ein neues Genre des Kriminalromans. Dieter Stein ist in der Schwarzwaldregion bekannt als Herausgeber von mehrteiligen 'Jugenderinnerungen eines Hintergässlers' und mehreren gereimten Alltagsweisheiten. Darüber hinaus betätigte er sich als freiberuflicher Lokalredakteur und Unterstützer des Schwarzwälder Brauchtums.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
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Produkt

Klappentext1871: Robert Gerwig, der Erbauer der Schwarzwaldbahn, wartet auf seine Anstellung bei der schweizerischen Gotthardbahn. Gleichzeitig spielt sich hinter den überlieferten historischen Daten im Schwarzwald eine spannende Kriminalgeschichte ab. Ein italienischer Arbeiter stürzt vom Hornberger Viadukt und stirbt. Wusste er etwa zu viel? Oder war er selbst, wie der Oberingenieur Walter Grieshaber und der italienische Vorarbeiter Giuseppe, in dubiose Geschäfte verwickelt?

Ernst Obermaier arbeitete als Leiter des städtischen Kultur- und Verkehrsamtes St. Georgen im Schwarzwald, als Marketingleiter am Bodensee und als Dozent für Tourismusmarketing. Seit seinem Eintritt in den »Unruhestand« schreibt er kriminelle Freizeitplaner mit Kurzkrimis sowie Freizeittipps und schuf damit ein neues Genre des Kriminalromans. Dieter Stein ist in der Schwarzwaldregion bekannt als Herausgeber von mehrteiligen 'Jugenderinnerungen eines Hintergässlers' und mehreren gereimten Alltagsweisheiten. Darüber hinaus betätigte er sich als freiberuflicher Lokalredakteur und Unterstützer des Schwarzwälder Brauchtums.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839256800
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.03.2018
Auflage2024
Seiten276 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542397
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

IM LAGER DER ITALIENER

Schneller als erwartet ging dieser unangenehme Tag mit dem Sturz von Sergio Pantone für Walter Grieshaber zu Ende und er freute sich, als das Signal endlich das Arbeitsende verkündete.

»Nur noch schnell nach Hause«, war seine einzige Intension. Ob jedoch der Abend im Familienkreis harmonisch verlaufen würde, dessen war er sich nicht sicher. Gingen ihm doch die Ereignisse der vergangenen Stunden nicht mehr aus dem Kopf. Auch das Protokoll, das er für Gerwig schreiben musste, diente kaum dazu, seine Stimmung anzuheben. Dieser Papierkram war für ihn ein rotes Tuch, auch wenn er im Besitz einer dieser neumodischen Schreibmaschinen war, die ihm die handschriftliche Arbeit ersetzte. Gewiss, es bereitete ihm kein Problem, sich korrekt in Wort und Schrift zu artikulieren, doch er setzte sich lieber mit Bauplänen und mathematischen Berechnungen auseinander. Nicht umsonst zählte er zu den Besten seiner Abschlussklasse. Er wohnte mit seiner Familie im nahe gelegenen Gutach und konnte deshalb die kurze Strecke mit seinem in Offenburg erworbenen Fahrrad mit revolutionärem Pedalantrieb bewältigen. Er liebte diesen Ort, so, wie er seine Schwarzwälder Heimat über alles liebte. Schon aus diesem Grund war er überglücklich, dass er sich als Ingenieur für den Bau der Schwarzwaldbahn hatte bewerben können und Gerwig ihn in sein Team geholt hatte. Durch die Liebe zu seinem Heimatort betätigte sich Grieshaber aktiv auch kommunalpolitisch und er zählte zu den Ersten, die dafür stimmten, dass die Gemeinde Gutach einen Bahnhof erhielt. Als leitender Ingenieur hatte Grieshaber das Privileg, nicht in der Barackensiedlung wohnen zu müssen, sondern konnte nach Arbeitsende die Baustelle verlassen.

Auch für Antonio Ferdani begann der Feierabend. Er lag auf seinem Bett und starrte an die Decke. Sein bester Freund Sergio war tot. Antonio hatte ihn im Frühjahr überredet, mit ihm nach Deutschland zu gehen. Sie arbeiteten als Zimmerleute mit einer sehr schlechten Bezahlung in ihrem Heimatort San Giacomo Filippo, einem armseligen Bergdorf nördlich des Comer Sees. Die für ihre Verhältnisse gute Verdienstmöglichkeit beim Bau der Schwarzwaldbahn und eine gewisse Abenteuerlust lockten sie. Sergios Mutter, die ehrenamtliche Dorfschullehrerin, flehte ihren Sohn vergebens an, am Ort zu bleiben, denn der jüngere Bruder Francesco war noch in der Ausbildung und ihr Mann bei Straßenbauarbeiten ums Leben gekommen. Antonio wollte nicht alleine gehen und überzeugte schließlich Sergio davon, das inständige Bitten der Mutter zu ignorieren. Und jetzt war Sergio tot. Verunglückt? Er konnte es fast nicht glauben, dass ein so sicherer Zimmermann einfach auf dem Gerüst das Gleichgewicht verlor. Sergio lebte sich in Deutschland problemlos ein. Dank seiner offenen und freundlichen Art stieg er rasch zum Vorarbeiter auf. Beliebt bei den Kollegen und auch bei den Vorgesetzten verschaffte er sich schnell Anerkennung und Respekt. Fleißig lernte er die deutsche Sprache, denn seit er in ein deutsches Mädchen verliebt war, stellte er sich seine Zukunft in Deutschland vor. Zu seinen Plänen gehörte auch der Kampf für eine gleiche Bezahlung von deutschen und italienischen Arbeitern. Bei den Unterkünften gab es kaum Unterschiede. Insgesamt befanden sich im Bereich der Baustelle Reichenbacher Stahlbrücke zwei Lagerhütten mit jeweils 40 Schlafplätzen. Eine davon voll mit Italienern, die andere mit 30 deutschen Arbeitern belegt. Die einfachen Holzbaracken, ausgestattet mit Doppelstockbetten, nahe dem Flüsschen Gutach, boten keinerlei Luxus. Von den unzureichenden hygienischen Bedingungen ganz zu schweigen. Einige flackernde Petroleumlampen oder Stalllaternen mit Kerzen sorgten im Innern für eine schwache Beleuchtung. Laut Grieshaber sollte eine neuartige Beleuchtung demnächst die Schlafstätten erhellen. Er wusste, ein Werner von Siemens experimentierte gerade an seinen von ihm erfundenen elektrischen Generatoren herum, die noch nicht einsatzbereit waren. Sobald die Erfindung ausgereift auf den Markt käme, würde er, dem technischen Fortschritt aufgeschlossen, das elektrische Licht installieren lassen. Zwischen den beiden Schlafbaracken befand sich ein weiteres Gebäude mit einer Küche und einem Gemeinschaftsraum für die Arbeiter. Abends nutzten ihn meist nur die Italiener, da sich die Deutschen in den nahegelegenen Wirtshäusern vergnügten. Entlang der Neubaustrecke zwischen Hausach und Engen gab es mehrere derartige Unterkünfte, denn die Eisenbahngesellschaft beschäftigte weit über tausend Arbeiter.

Antonio blickte auf das leere Bett von Sergio. Ihm wurde deutlich bewusst, sein Freund würde hier nie mehr nächtigen. Eigentlich bedeutete das leere Bett nichts Ungewöhnliches, denn entweder ging der gesellige Sergio zum Karten- oder Würfelspiel in die Kantine oder er besuchte seine deutsche Amica. Auch heute Abend wollte er sich mit seiner großen Liebe treffen. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit kleidete sich Antonio nochmals an und machte sich auf den Weg zum Aufenthaltsraum. Die für einen Werktag ungewöhnlich gut besuchte Kantine zeigte ihm, dass einige der Arbeiter nach dem Todesfall von Sergio Gesprächsbedarf hatten. An einem Tisch spielten Männer »Scopa«, ein bei Italienern besonders beliebtes Kartenspiel. Hier hatte auch sein Freund Sergio mitgespielt und gewann oft. Meist verlor Giuseppe Bredari, der, wie Sergio Antonio gestern mitteilte, hohe Spielschulden bei ihm hatte. Antonios Warnung, er solle sich nicht auf den leicht erregbaren Giuseppe einlassen, konterte Sergio lachend mit den Worten: »Ich komme gut mit ihm klar und wegen der Spielschulden, die will Giuseppe bereits in den nächsten Tagen zahlen.«

In der Ecke fand Antonio noch einen freien Tisch. Der Gemeinschaftsraum war sehr spärlich mit einfachen Tischen und Bänken sowie einer selbst gezimmerten hölzernen Getränketheke eingerichtet. Die ehemals weißen Vorhänge hingen grau und verraucht vor den kleinen Fenstern. An der Wand klebten ein paar vergilbte Drucke von unbekannten Künstlern, die von den Arbeitern kaum beachtet wurden. Lediglich eine an einer Seitenwand angebrachte überdimensionale italienische Flagge zeugte vom Stolz der Männer auf ihre Herkunft. Diese Fahne bot den deutschen Arbeitern schon öfters Anlass zur Beschwerde, denn sie wollten ihr Frühstück und das Essen nicht unter italienischer Hoheit einnehmen. Erst als die Italiener drohten, die Arbeit niederzulegen, lenkte Oberingenieur Grieshaber ein. Er wollte auf die Arbeitskraft der Italiener nicht verzichten, denn erstens hatten sie mit Bahn- und Tunnelbauten mehr Erfahrung als die Deutschen und zweitens waren sie als billigere Arbeitskräfte sehr begehrt.

Aus der Ferne beobachtete Antonio die Kartenspieler. Rund um den Tisch saßen vier Männer, davon der aus der Nähe von Venedig stammende Rocco Lorenzi und Giuseppe Bredari. Auf dem Tisch standen einige Bierkrüge. Obwohl die Bauleitung strenge Disziplin beim Alkoholgenuss verlangte, hatten die Spieler wohl schon ziemlich über den Durst getrunken. Offiziell gab es im Aufenthaltsraum keinen Ausschank, doch duldete Grieshaber die Lieferungen aus den benachbarten Gaststätten. Antonio wunderte sich über die gute Laune von Giuseppe. Er wollte doch nach seinen Aussagen Sergio retten, wobei dieser ihm aus den Händen glitt. Von Trauer keine Spur. Vermutlich freute sich Giuseppe, dass er nun seine hohen Spielschulden nicht mehr begleichen musste. Mit der Zeit steigerte sich am Tisch der Kartenspieler der Lärmpegel. Rocco beschuldigte Giuseppe der Falschspielerei, was dieser entrüstet zurückwies. Doch die Nerven des als aggressiv bekannten Rocco lagen blank. Lauthals beschuldigte er nun Giuseppe, er hätte genau gesehen, wie er dem Kollegen Sergio die Hände vom Stamm gelöst hatte und ganz bewusst den Todessturz herbeiführte. Der Angesprochene fühlte sich nach dieser unbewiesenen Behauptung in seiner Ehre angegriffen. Er packte Rocco am Kragen und stellte ihn zur Rede. Nach einem kurzen Wortwechsel flogen die Fäuste. Schnell bildete sich ein Halbkreis um die Kämpfenden. Die Menge des konsumierten Alkohols tat jedoch ein Übriges, sodass Giuseppe den Kürzeren zog, denn auch er hatte, wie der starke Rocco, dem Bier und Schnaps über seinen Durst zugesprochen. Rocco schleuderte ihn in die Ecke, wo er mit blutendem Schädel liegen blieb.

Auch Antonio musste wieder an Sergios Unfall denken. An diesem Unfall wirkte für ihn einiges suspekt. Er hatte den Hergang nicht gesehen, er hörte nur den Schrei seines Freundes. Doch dass ein so erfahrener Zimmermann wie Sergio einfach vom Gerüst stürzt, konnte er sich nicht vorstellen. Und nun die Anschuldigungen des betrunkenen Rocco an Giuseppe. Schließlich kannte jeder Roccos unbeherrschte Gefühlsausbrüche. Diese waren zwar noch lange kein Indiz für einen Mord, aber irgendwie konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass irgendetwas nicht stimmte. Ungeachtet seines Verdachtes eilte er dem verletzten Giuseppe zu Hilfe und wischte ihm mit einem Tuch das Blut vom Kopf ab. Zum Glück hörte die Wunde bald auf zu bluten, Zum Glück hörte die Wunde bald auf zu bluten - sein spontaner Einfall, einen Arzt zu rufen, war nicht notwendig. Dies gäbe bestimmt Ärger mit dem Oberingenieur Walter Grieshaber, der in solchen Sachen kein Pardon kannte und verhältnismäßig schnell mit einer fristlosen Kündigung drohte. Und das wollte letztendlich niemand riskieren, denn die Eisenbahngesellschaft zahlte guten Lohn und so konnten die meisten Arbeiter ihre in Italien gebliebenen Familienangehörigen finanziell unterstützen.

Antonio half Giuseppe beim Aufstehen.

»Bist du wieder in Ordnung?«

Um zu demonstrieren, dass dies der Fall war, setzte sich Giuseppe wieder an den Kartentisch. Nach einer Stunde und wieder...

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Autor

Ernst Obermaier arbeitete als Leiter des städtischen Kultur- und Verkehrsamtes St. Georgen im Schwarzwald, als Marketingleiter am Bodensee und als Dozent für Tourismusmarketing. Seit seinem Eintritt in den »Unruhestand« schreibt er kriminelle Freizeitplaner mit Kurzkrimis sowie Freizeittipps und schuf damit ein neues Genre des Kriminalromans.

Dieter Stein ist in der Schwarzwaldregion bekannt als Herausgeber von mehrteiligen "Jugenderinnerungen eines Hintergässlers" und mehreren gereimten Alltagsweisheiten. Darüber hinaus betätigt er sich als freiberuflicher Lokalredakteur und Unterstützer des Schwarzwälder Brauchtums.