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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
341 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am07.02.2018
Die alleinerziehende Journalistin Mirjam Kruse sucht Ruhe und Erholung in Wannsee. Doch als der Sohn ihrer Freundin brutal überfallen wird, ist an Entspannung nicht mehr zu denken. Auf der Suche nach den Tätern begegnet Mirjam dem Rettungsschwimmer und Ex-Kommissar Heinz Stolper. Gemeinsam ermittelt das ungleiche Team im Berliner Nobelbezirk. Doch als ihre Kinder bedroht werden, erkennt Mirjam, dass sie sich mit einem mächtigen Feind angelegt hat.

Christine Meyer-Ricks wurde 1964 in Hamburg geboren. Sie besuchte die Amerikanische Internationale Schule in Wien, lernte in New York das Handwerk des Journalismus, arbeitete bei namhaften Agenturen als Werbetexterin und studierte anschließend an der Wiener Filmhochschule. Später absolvierte sie ihren »Master of Journalism« in London. Derzeit lebt und arbeitet sie als Journalistin, Dramaturgin und Autorin in Berlin.
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Verfügbare Formate
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
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Produkt

KlappentextDie alleinerziehende Journalistin Mirjam Kruse sucht Ruhe und Erholung in Wannsee. Doch als der Sohn ihrer Freundin brutal überfallen wird, ist an Entspannung nicht mehr zu denken. Auf der Suche nach den Tätern begegnet Mirjam dem Rettungsschwimmer und Ex-Kommissar Heinz Stolper. Gemeinsam ermittelt das ungleiche Team im Berliner Nobelbezirk. Doch als ihre Kinder bedroht werden, erkennt Mirjam, dass sie sich mit einem mächtigen Feind angelegt hat.

Christine Meyer-Ricks wurde 1964 in Hamburg geboren. Sie besuchte die Amerikanische Internationale Schule in Wien, lernte in New York das Handwerk des Journalismus, arbeitete bei namhaften Agenturen als Werbetexterin und studierte anschließend an der Wiener Filmhochschule. Später absolvierte sie ihren »Master of Journalism« in London. Derzeit lebt und arbeitet sie als Journalistin, Dramaturgin und Autorin in Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839257029
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum07.02.2018
Reihen-Nr.2
Seiten341 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2542407
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3. Kapitel

Die Straße zur Villa der Familie Lauert führte an der Kirche vorbei hinunter an den Wannsee. Kiefern säumten den kurzen Weg vom Gartentor zum Haus. Kupferfarben und alt. Sie standen im gleichen Abstand nebeneinander und vermittelten Besuchern das Gefühl von Ordnung. Das Hauptgebäude stammte aus einer Zeit, in der die Industrialisierung Berlins reiche Bürger in die ehemals unbesiedelte Seen- und Parklandschaft Stolpe trieb. Villen wurden auf Grundstücken gebaut, von denen keines kleiner war als ein Preußischer Morgen, also 180 Quadratruten. Nach heutigen Maßstäben unfassbare 2.553 Quadratmeter. Mindestens. Kurz darauf wurde auch für gute Verkehrsanbindungen gesorgt, damit die Hautevolee der Berliner Industriellen in nur 20 Minuten mit dem sogenannten Bankierzug in die Stadt fahren konnte. Nachdem der unschöne Name »Dorf Stolpe« in das klingende Wannsee umbenannt wurde, begann ein regelrechter Run auf die Insel zwischen dem großen Wannsee im Osten und der kleinen Seenkette im Süden, die den Wannsee mit dem Griebnitzsee verband.

Etwas abgerückt vom Wohnhaus lag das historische Gartenhaus, dessen Front und Seitenelemente gegen grünstichiges Glas ersetzt und ein schwebender Zwischenstock eingebaut worden war. Es beherbergte das Privatbüro von Roland und Anja Lauert, Eigentümer des weltweit erfolgreichen Architekturkonzerns Lauert&Lauert.

Das ganze Anwesen war so irreal schön, dass Mirjam schlecht wurde. Das Licht fiel in orangenen Klecksen durch die Bäume auf den Kiesweg. Die Rasenspitzen schienen silberfarben lackiert und im Schatten nahm die Wiese einen blauen Ton an. Es war ein krasser Gegensatz zu dem Krankenhauszimmer, aus dem sie gerade kamen.

Mirjam drückte den Klingelknopf, sah dabei aber nicht in die Kamera, sondern betrachtete ihre Freundin Ymaz. Die sah konzentriert auf den Boden. Auch als die Tür aufsprang, reagierte sie kaum, setzte sich aber wie ein Roboter hinter Mirjam in Bewegung. Ihr Empfindungsvermögen war durch das, was sie gerade erlebte, einfach erschöpft. Sie hatte den Impuls, sich auf den Boden neben Nils Bett zu werfen, unterdrückt. Sie war auch nicht in Tränen ausgebrochen, als sie ein Arzt mit starrer Miene über Nils Gesundheitszustand aufklärte.

»Der Aufschlag auf eine scharfe Kante verursachte eine Platzwunde. Bei der Behandlung stellte sich ein Schädelbruch heraus und im weiteren Verlauf bildete sich ein Blutgerinnsel, weswegen der Patient ins Koma fiel«, sagte der Arzt, der nicht viel älter als Johanna zu sein schien. Seine Stimme klang brüchig und dünn, als er sagte: »Es besteht akute Lebensgefahr.« Der Satz schwebte im Raum wie eine Feder, die langsam zu Boden segelte.

Nachdem der Arzt sie mit Nils alleine gelassen hatte, hing jeder seinen Gedanken nach. Emma setzte sich behutsam auf Nils Bett und begann, ihm eine Geschichte vom rosa Kaninchen zu erzählen. Dabei ging es ihr darum, dass niemand, der einmal die Worte »rosa Kaninchen« gehört hat, aufhören konnte, es vor seinem geistigen Auge zu sehen. Emma hoffte, dass dieses Häschen in Nils weit entferntes Bewusstsein hopsen und ihn von dort zurücklocken würde.

Ymaz stand die ganze Zeit am Fenster und weinte.

Schließlich sagte Johanna, was sie alle dachten.

»Es ist doch seltsam, dass die zuerst nur die Platzwunde behandelt haben. Ich meine, er muss doch ziemlich hart aufgeschlagen sein. So was merkt man doch, wenn man danebensteht.« Sie warf Ymaz einen kurzen Blick zu und presste die Hand vor den Mund, weil es so hart klang.

»Vielleicht sollten wir mal mit Jonas sprechen. Der war dabei und kann vielleicht ein paar Fragen beantworten.« Rawl wollte endlich handeln. Dieses untätige Herumstehen machte ihn krank und deswegen sah er seine Mutter jetzt auffordernd an. Natürlich mussten sie sich erkundigen, wie das alles hier passiert war, dachte Mirjam.

Die beiden alleinerziehenden Frauen und ihre Kinder waren im Laufe der Jahre zu einer Familie verschmolzen. Über den schmalen Hof zwischen ihren Kreuzberger Wohnungen lächelten sie sich morgens beim Schmieren der Schulbrote zu und abends kochten sie abwechselnd. Die längste Beziehung in ihrem Leben war die mit Ymaz, überlegte Mirjam, als sie zum Telefon griff, um mit Jonas und seinen Eltern einen Besuch zu verabreden. Das ließ doch tief blicken.

In diesem Moment öffnete sich die Haustür und Anja Lauert trat auf. Sogar an Model-Maßstäben gemessen war sie eine Schönheit. Sie trug eine weiße Bluse mit aufgekrempelten Ärmeln und eine große Herrenuhr so lässig, dass Mirjam sich krampfhaft davon abhalten musste, an sich herunterzusehen. Was hatte sie sich bei ihrem überstürzten Aufbruch zum Krankenhaus angezogen? Aus Anja Lauerts Blick ließ sich nicht ableiten, was sie von Mirjams Aufzug hielt. Sie war ein Profi. Die blonden Haare waren zu einem akkuraten Pagenkopf geschnitten, der ohne Haarspray in Form blieb, und ihre hohe gerade Nase verriet Mirjam, dass Anja Lauerts Haltung nicht wie bei einem Zirkuspferd antrainiert war, sondern die Selbstverständlichkeit des Hochadels widerspiegelte. Anja Lauerts blaue Augen musterten den Tross, der sich auf sie zubewegte. Als sie herangekommen waren, streckte sie den Besuchern entwaffnend die offenen Handflächen entgegen und begrüßte alle nacheinander mit einem festen Händedruck und einem Blick, der zu sagen schien: Ich bin solidarisch mit euren Sorgen.

Mirjam musterte sie und dachte, dass es eine Geste der Überheblichkeit war, wie Anja Lauert Ymaz ganz leicht über den Rücken strich. So eine Körpersprache sollte ich mir zulegen dachte Mirjam. Dahinter konnte man einfach alles verstecken.

Vom Esszimmer sah Roland Lauert hinüber in die Halle, in der jetzt Leute angekommen waren, die mit ihnen über den Überfall sprechen wollten. Mit dem kleinen Finger verrückte er eine Gabel des Gedecks um eine Winzigkeit und kontrollierte zufrieden das Ergebnis. Dann entnahm er einer hauchdünnen Keramikschale ein Pfefferminzbonbon und schob es zwischen seine gespitzten Lippen. Erfrischt von der Schärfe, die sich auf seiner Zunge ausbreitete, lief er in die Halle, um die beiden Frauen und ihre fast erwachsenen Kinder zu begrüßen. Im Gesicht ein klebriges Lächeln, auf dem man tapezieren könnte.

»Möchten Sie sich nicht setzen.«

Sie nahmen im Esszimmer Platz und Mirjam konnte ihren Blick nicht von den drei Gedecken auf dem Tisch wenden. Sie bildeten eine perfekte Symmetrie. Anja Lauert folgte Mirjams Blick. »Entschuldigung, darf ich Ihnen etwas anbieten?«

Alle schüttelten den Kopf.

In diesem Moment betrat Jonas das Haus. An seiner Stirn klebte ein großes Pflaster, das eine frische Naht überdeckte.

»Wie geht es Nils?«, fragte er Ymaz noch von der Tür her. »Ich war im Krankenhaus, aber die Schwestern haben gesagt, dass nur Familienmitglieder zu ihm dürfen.« Er strich sich über die Augen, weinte aber nicht. Es war nur der kalte Hauch der Klimaanlage auf seinem Gesicht. Jonas Mutter missverstand die Geste und umarmte ihren Sohn. Dann führte sie ihn an der Hand zum Tisch. Dabei verflochten sich ihre Finger ineinander, und einen Moment lang sahen sie aus wie zwei Liebende beim Strandspaziergang.

»Es geht ihm beschissen«, sagte Ymaz.

Jonas sah jetzt wirklich aus, als ob er weinte.

»Nils liegt im Koma und keiner weiß, wann oder ob er überhaupt wieder aufwacht«, sagte Emma leise, damit die Bilder, die ihre Worte im Kopf hervorriefen, nicht so groß wurden.

Scheiße, dachte Jonas. Was für ein unfassbarer Scheiß. Er starrte wortlos auf seine Schuhe.

»Erzählst du uns, was passiert ist?«, fragte Mirjam.

Anja Lauert legte den Kopf ein wenig schief und betrachtete ihren Sohn. Man konnte sie fast denken hören: der arme Junge. Er hatte es nicht leicht. Sie legte die Hand auf Jonas Schulter, aber er schien ihr mitleidiges Gehabe nicht mehr ertragen zu können.

»Es hat geklingelt und ich habe die Tür nur einen Spalt breit aufgemacht, um nachzusehen, wer da ist. Die Einbrecher haben die Tür mit Gewalt aufgedrückt und hinter sich abgeschlossen â¦«

Alle warteten darauf, dass er weitersprechen würde, aber offenbar hielten ihn die schlimmen Bilder des Überfalls davon ab. Emma drückte seine Hand.

»Und was wollten die?«

»Die wollten wissen, wo der Safe ist. Zuerst habe ich mich geweigert, es ihnen zu sagen, aber als der eine Nils geschlagen hat, und er mit dem Kopf auf die Treppe gekracht ist, habe ich es ihnen gesagt.«

Er warf seinem Vater einen raschen Blick zu.

»Aber die Kombination kenne ich ja nicht.«

»Den Safe hätten die sicher auch ohne deine Hilfe gefunden.« Emma konnte sich vorstellen, dass Jonas Vater ihn deswegen sicher schon zur Rede gestellt hatte.

»Dann hat mich einer der beiden niedergeschlagen und als ich wieder aufgewacht bin, waren die weg und der Safe war leer.«

»Und die Einbrecher hatten kein Interesse an deiner 5.000 Euro teuren Breitling?«, fragte Johanna spitz. »Oder an dem Cézanne?« Sie deutete auf ein Bild von zwei Karten spielenden Männern an der Stirnseite des Esszimmers.

Woher nahm sie das, fragte sich Mirjam. Wie konnte es sein, dass ihre Tochter, eine die sich vor jeder Lernaufgabe drückte, plötzlich Kunstexpertin war?

Jonas hob ratlos die Schultern.

»Für mich stellt es sich so dar, als ob die Einbrecher hinter etwas ganz Bestimmten her waren. Was war denn eigentlich in dem Safe?«, fragte Mirjam.

Während sie es sagte, beobachtete sie Roland Lauert. Er richtete sich auf, obwohl er schon vorher dastand wie ein Stock. Jetzt zuckte er lakonisch mit den...

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Autor

Christine Meyer-Ricks wurde 1964 in Hamburg geboren. Sie besuchte die Amerikanische Internationale Schule in Wien, lernte in New York das Handwerk des Journalismus, arbeitete bei namhaften Agenturen als Werbetexterin und studierte anschließend an der Wiener Filmhochschule. Später absolvierte sie ihren »Master of Journalism« in London. Derzeit lebt und arbeitet sie als Journalistin, Dramaturgin und Autorin in Berlin.
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Meyer-Ricks, Christiane