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Wenn das Licht gefriert

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
349 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.09.20202022
Seit 40 Jahren schon ist Elisabeth mit Friedrich verheiratet - glücklich, trotz einiger Schicksalsschläge. Auch seine Alzheimererkrankung kann ihre Liebe nicht erschüttern. Doch eines Abends ist er besonders verwirrt. Während eines TV-Beitrags über den seit 22 Jahren ungeklärten Mord an der besten Freundin ihrer Tochter gibt er Verstörendes von sich. Er erwähnt Details, die er gar nicht kennen dürfte. In Elisabeth regt sich ein schlimmer Verdacht ...

Roman Klementovic, geboren 1982 in Wien, arbeitete viele Jahre im Marketing bevor er seine Liebe zum Schreiben entdeckte. Seitdem ist er kaum von seinem Notebook zu trennen und tüftelt ständig an neuen Geschichten. Besuchen Sie den Autor auf: www.romanklementovic.at
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR4,99
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextSeit 40 Jahren schon ist Elisabeth mit Friedrich verheiratet - glücklich, trotz einiger Schicksalsschläge. Auch seine Alzheimererkrankung kann ihre Liebe nicht erschüttern. Doch eines Abends ist er besonders verwirrt. Während eines TV-Beitrags über den seit 22 Jahren ungeklärten Mord an der besten Freundin ihrer Tochter gibt er Verstörendes von sich. Er erwähnt Details, die er gar nicht kennen dürfte. In Elisabeth regt sich ein schlimmer Verdacht ...

Roman Klementovic, geboren 1982 in Wien, arbeitete viele Jahre im Marketing bevor er seine Liebe zum Schreiben entdeckte. Seitdem ist er kaum von seinem Notebook zu trennen und tüftelt ständig an neuen Geschichten. Besuchen Sie den Autor auf: www.romanklementovic.at
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839265581
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum09.09.2020
Auflage2022
Seiten349 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5168210
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Sonntag, 7. September 1997

Im ersten Moment begriff Monika nicht, weshalb sie aufgewacht war. Letzte Fetzen eines absurden Fiebertraums hingen noch an ihrem Verstand fest. Es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.

Einen Augenblick lang lag sie einfach nur da und starrte an die finstere Decke. Bis ihr der fahle Geschmack in ihrem Mund bewusst wurde. Sie versuchte zu schlucken, doch die Schmerzen in Rachen und Mundhöhle waren zu heftig. Die Medikamente, die sie einige Stunden zuvor genommen hatte, hatten längst ihre schmerzlindernde Wirkung verloren. Zudem schien die Entzündung über Nacht schlimmer geworden zu sein. Jetzt fühlte es sich an, als hätte sie ein Knäuel Stahlwolle hinuntergewürgt.

Blind tastete sie nach dem Glas auf ihrem Nachtkästchen. Sie sehnte sich nach einem Schluck Wasser. Doch als sie es anhob, stellte sie fest, dass es leer war.

Mist!

Sie machte die Nachttischlampe an und sah nach links. Sie erwartete, Thomas dort auf dem Bauch liegen zu sehen. Den Kopf im Kissen vergraben. Arme und Beine ausgestreckt und seltsam in die Decke verheddert. Sie erwartete, dass alles so sein würde wie immer.

Doch das war es nicht.

Thomas war nicht da.

Erst jetzt fiel es ihr wieder ein. Und mit einem Schlag war die Angst zurück. Wie eine Schicht Raureif, die sich blitzartig über ihren ganzen Körper gelegt hatte.

Sie fuhr im Bett hoch. Wie lange hatte sie geschlafen?

Thomas hatte offensichtlich mitbekommen, dass sie aufgewacht war. Sie hörte ihn aus dem Flur. Im nächsten Moment erschien er im Türrahmen.

Der Ausdruck auf seinem Gesicht ging ihr durch Mark und Bein.

»Und?«, fragte Monika. Selbst dieses eine Wort bescherte ihr Schmerzen.

Er schüttelte stumm den Kopf.

»Hast du in ihrem Zimmer nachgesehen?«

Noch so eine unnötige Frage. Natürlich hatte er das.

»Sie ist nicht da.«

Monika blickte zum Fenster. Weil sie die Lampe angemacht hatte, konnte sie nicht mit Sicherheit sagen, ob bereits ein Hauch von Licht durch die feinen Rillen der Jalousie fiel.

»Wie spät ist es?«

»Kurz nach fünf.«

Monika rang nach Luft.

Am Vorabend hatte Thomas sie noch zu beruhigen versucht. »Du kennst doch Anna. Du weißt, was für eine Träumerin sie ist. Sicher hat sie bei einer Freundin geschlafen und die Zeit aus den Augen verloren. Das ist ihr doch schon öfter passiert.«

Das stimmte nicht. Nur ein einziges Mal war so etwas vorgekommen. Damals hatte zum Glück ein Anruf bei den Sommers genügt. Anna hatte bei Valerie, ihrer besten Freundin, übernachtet und vergessen, ihnen Bescheid zu geben. Danach hatte Monika ihrer Tochter eine gehörige Standpauke gehalten. Sie war sich eigentlich sicher gewesen, dass Anna sie nie wieder derart im Ungewissen lassen würde. Ihre Tochter hatte es ihr doch hoch und heilig versprochen.

Natürlich hatten sie es auch dieses Mal gleich bei den Sommers versucht. Aber Valerie hatte Anna seit Freitagnacht nicht mehr gesehen. Und sie hatte auch nicht sagen können, wo Anna war oder mit wem sie mitgegangen sein konnte, weil sie schon vor ihr, kurz nach 1 Uhr, das Lokal verlassen hatte, in dem die beiden sich mit Freunden getroffen hatten, um Annas 18. Geburtstag vorzufeiern. Anscheinend war es zu einer Pöbelei zwischen Valeries Exfreund und einem anderen Jungen gekommen, und dem Mädchen war die Lust zu feiern vergangen.

Auch Annas übrige Freundinnen hatten keinen Hinweis zu ihrem Aufenthaltsort geben können. Angeblich war Anna keine Viertelstunde nach Valerie verschwunden gewesen - ohne sich zuvor von irgendjemandem verabschiedet zu haben. Ob Anna alleine oder in Begleitung das Lokal verlassen hatte, konnte scheinbar niemand sagen. Was seltsam war. Weil angeblich eine Unmenge an Menschen dort gewesen war. Da musste doch irgendjemand etwas gesehen haben.

Als es gestern dunkel geworden war, hatte Thomas noch den Gelassenen gegeben. »Schatz, glaube mir, Anna geht es gut. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Du solltest dich besser ausruhen und ein wenig schlafen. Ich bleibe wach und warte auf sie. Du wirst sehen, sie kommt sicher bald nach Hause.«

Erst hatte Monika sich geweigert. Aber als gegen halb zwölf ihr Fieber höher geworden war und es anfing, ihr richtig dreckig zu gehen, gab sie schließlich nach.

»Aber nur eine Stunde«, hatte sie gesagt. »Bitte weck mich dann.«

»Ich weck dich, sobald Anna heimgekommen ist.«

»Aber ...«

»Vertrau mir«, hatte Thomas sie unterbrochen. »Alles ist gut. Morgen früh ist sie wieder da. Es ist ihr 18. Geburtstag. Denkst du ernsthaft, Anna lässt sich die Geschenke entgehen?«

Er hatte sich in einem Lächeln versucht, was ihm gründlich misslang, und sie auf die schweißnasse Stirn geküsst.

Doch jetzt war es morgen früh. Und nichts war gut. Anna war immer noch nicht da. Und nun konnte auch Thomas seine Nervosität nicht länger verbergen.

Einen Moment lang schien er zu hadern. Dann trat er ins Schlafzimmer und setzte sich mit einem tiefen Seufzer zu ihr an die Bettkante. Jetzt, da sie ihn aus der Nähe sah, war sich Monika sicher, dass er die ganze Nacht kein Auge zugemacht hatte.

Er nahm ihre Hand, drückte sie. Öffnete seinen Mund, schloss ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Stattdessen begann er, an seiner Unterlippe zu kauen.

Sekunden verstrichen. Sie schwiegen einander an. Es war nicht mehr als ein letztes Hinauszögern.

Schließlich atmete er tief durch, rieb sich mit beiden Händen das Gesicht und erhob sich schwerfällig. »Ich rufe jetzt die Polizei.«

*

Montag, 8. September 1997

Für einen Septemberabend war es ungewöhnlich heiß. Am Himmel war kaum eine Wolke zu sehen, und obwohl die Sonne schon tief stand, brannte sie immer noch mit einer ungeheuren Kraft auf sie hinab. Viel zu spät waren Sonnencremen durchgereicht worden. Allen stand der Schweiß im glühend roten Nacken. Die Kleidung klebte unangenehm auf der Haut. Nicht die leiseste Brise brachte Erleichterung. Die Blätter an den Bäumen hingen starr. Die ganze Gegend schien den Atem anzuhalten.

Das Schicksal ihrer Tochter war immer noch ungewiss. Anna war seit fast drei Tagen wie vom Erdboden verschluckt. Und das, obwohl die örtliche Polizei Verstärkung angefordert hatte, eine Suchhundestaffel und sogar ein Hubschrauber im Einsatz waren. Das tiefe Rattern hoch über ihnen unterstrich den Ernst der Lage. Jedes Bellen ließ selbst gestandene Männer zusammenzucken.

Im lokalen Radiosender wurde laufend über Annas Verschwinden berichtet und ihre Personenbeschreibung durchgegeben:

Gesucht wird die 18-jährige Anna Venz. Sie ist schlank und etwa 1,65 Meter groß. Anna hat braunes schulterlanges Haar, das sie zumeist offen trägt, und grün-braune Augen. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens trug sie Bluejeans, ein schwarzes T-Shirt mit der weißen Aufschrift »ZERO«, einen schwarzen Pullover und schwarz-weiße Turnschuhe der Marke Converse. Außerdem hatte sie ihre schwarze Lederhandtasche bei sich. Zuletzt wurde Anna in der Nacht von Freitag auf Samstag kurz nach Mitternacht in dem Tanzlokal »Tanzhöhle« gesehen. Wenn Sie sachdienliche Hinweise zu Annas Aufenthalt geben können, wenden Sie sich bitte direkt an die nächste Polizeidienststelle.

Stets endete der Moderator, indem er sich direkt an Anna wandte: Anna, wenn du das hier hörst: Bitte melde dich. Deine Familie sucht dich und macht sich Sorgen.

Irgendjemand, Thomas konnte nicht mehr sagen, wer es gewesen war, hatte ihm mitgeteilt, dass nun sogar einige landesweite Medien aufgesprungen waren. Man hatte ihm einreden wollen, dass dies eine große Hilfe wäre. Er zweifelte daran. Und dennoch versuchte er, Monika dasselbe weiszumachen.

Die Hilfsbereitschaft war enorm. Im Laufe des Vortages hatten sich immer mehr Freiwillige der Suche angeschlossen. Viele von ihnen hatten sich spontan von der Arbeit freigenommen, um weiterhin mithelfen zu können. Einige hatte Thomas noch nie zuvor gesehen. Er erwischte sich bei dem Gedanken, dass jemand unter ihnen war, der wusste, wo Anna steckte und was mit ihr geschehen war. Aber er verdrängte ihn gleich wieder.

Anna ist nichts passiert! Ihr geht es gut! Es gibt eine logische, völlig harmlose Erklärung für ihr Verschwinden! Ganz bestimmt sogar!

Doch trotz der großen Unterstützung blieb es eine gewaltige Herausforderung. Die ganze Stadt musste abgesucht werden. Der Wald, der sie umschloss, war riesig. Es hätte wohl einer ganzen Armee bedurft, um auch nur annähernd eine realistische Chance zu haben, jeden Flecken darin zu durchkämmen. Und dann war da natürlich noch das unwegsame Moor - alleine das erstreckte sich über eine Fläche von mehr als 50 Hektar. Die zahlreichen Tümpel und die kleinen Seen darin wurden von professionellen Tauchern abgesucht. Als Thomas sie zum ersten Mal in ihren schwarzen Neoprenanzügen gesehen hatte, war ihm fast das Herz stehen geblieben. Für ein paar Sekunden hatte er alle Hoffnung verloren. Hatte eine Leere verspürt wie noch nie zuvor in seinem Leben. Als wäre da plötzlich ein Loch in seiner Brust, klebrig und schwarz. Das alles anzog, verschluckte und vernichtete.

Aber schnell hatte Thomas sich gefangen.

Die Taucher werden nichts finden! Anna geht es gut!

Generell erlebte Thomas alles in einem ständigen Wechselbad der Gefühle. Er war dankbar für die Hilfe. Stolz, dass sein kleines Mädchen so beliebt war und ihre Freunde sich so unermüdlich an...

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