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Berliner Nacht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
243 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am13.07.2022
»Eine junge Frau liegt zusammengekrümmt auf dem nassen Asphalt, der Kopf auf der Bordsteinkante. Ihre schwarzen Haare schwimmen in einer Blutlache. Die Tote ist nahezu unbekleidet, ihr Körper zeigt blaue Flecken und mehrere Schnittwunden. ?Die Verletzungen haben sicher nichts mit dem Unfall zu tun?, meint der Gerichtsmediziner. ?Das arme Ding?, sagt Kommissar Peter Heiland leise.« Wenn es Tag wird in Berlin, kommt alles Dunkle ans Licht.

Felix Huby, bürgerlich Eberhard Hungerbühler, geboren 1938, war bis 1979 Journalist, zuletzt sieben Jahre beim SPIEGEL. Seit 1976 schreibt er Sachbücher, Kinderbücher und Kriminalromane. Huby hat insgesamt 33 ARD-Tatorte geschrieben. Seine Bienzle-Kriminalromane haben eine Gesamtauflage von über 1 Million Exemplaren erreicht und auch seine autobiographische Romantrilogie war ein großer Erfolg. Huby ist unter anderem Träger des Robert-Geisendörfer-Preises, des Friedrich-Glauser-Ehrenpreises, der Goldenen Romy für das beste Drehbuch des Jahres 2007 und des Sebastian-Blau-Preises. Seit 2018 ist er Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde Dettenhausen. 2019 wurde ihm der Landesverdienstorden Baden-Württemberg verliehen. Huby lebt in Berlin, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR11,99

Produkt

Klappentext»Eine junge Frau liegt zusammengekrümmt auf dem nassen Asphalt, der Kopf auf der Bordsteinkante. Ihre schwarzen Haare schwimmen in einer Blutlache. Die Tote ist nahezu unbekleidet, ihr Körper zeigt blaue Flecken und mehrere Schnittwunden. ?Die Verletzungen haben sicher nichts mit dem Unfall zu tun?, meint der Gerichtsmediziner. ?Das arme Ding?, sagt Kommissar Peter Heiland leise.« Wenn es Tag wird in Berlin, kommt alles Dunkle ans Licht.

Felix Huby, bürgerlich Eberhard Hungerbühler, geboren 1938, war bis 1979 Journalist, zuletzt sieben Jahre beim SPIEGEL. Seit 1976 schreibt er Sachbücher, Kinderbücher und Kriminalromane. Huby hat insgesamt 33 ARD-Tatorte geschrieben. Seine Bienzle-Kriminalromane haben eine Gesamtauflage von über 1 Million Exemplaren erreicht und auch seine autobiographische Romantrilogie war ein großer Erfolg. Huby ist unter anderem Träger des Robert-Geisendörfer-Preises, des Friedrich-Glauser-Ehrenpreises, der Goldenen Romy für das beste Drehbuch des Jahres 2007 und des Sebastian-Blau-Preises. Seit 2018 ist er Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde Dettenhausen. 2019 wurde ihm der Landesverdienstorden Baden-Württemberg verliehen. Huby lebt in Berlin, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839274286
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum13.07.2022
Reihen-Nr.6
Seiten243 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9224366
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Dienstag, 12. Mai 2020

Nach dem Bereitschaftsdienst in der Nacht hatte Peter Heiland einen Tag frei.

»Am besten gehst du gleich zum Zahnarzt«, sagte seine Frau Hanna beim Frühstück.

Peter schüttelte den Kopf. »Ich muss mich doch um Heinrich kümmern. Außerdem: Doktor Richters Praxis ist bis Donnerstag geschlossen, hat er auf seinen Anrufbeantworter gesprochen. Da es an Schutzkleidung fehle, könne er in der augenblicklichen Situation nur eingeschränkt praktizieren.«

»Eine Notfallversorgung muss es aber geben. Ruf doch mal in der Zahnklinik an der Königin-Luise-Straße an.«

»Okay, ich versuch s.«

Der siebenjährige Heinrich kam im Schlafanzug herein und gähnte laut.

»Hand vor den Mund!«, rief Hanna.

»Nein, Armbeuge«, antwortete der Kleine, »wegen Corona.« Er setzte sich an den Tisch und widmete sich dem Müsli, das seine Mutter für ihn vorbereitet hatte. »Machen wir heute wieder Schule, Papa?«

»Ja, aber ich muss mich auch hinlegen. Ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen.«

»Und er muss zum Zahnarzt!«, rief Hanna, schon im Weggehen.

»Da kann ich ja mitkommen«, sagte Heinrich.

Carl Finkbeiner war nicht nach Hause gegangen. Er hatte beschlossen, im Büro zu bleiben, bis Jenny Kreuters und Norbert Meier, seine Kollegen, mit denen er das Arbeitszimmer teilte, eintreffen würden. Und wie er gehofft hatte, kam Jenny zuerst. Er nahm sie in den Arm. Sie küssten sich, wobei sie beide ein wachsames Auge auf die Tür hatten. Niemand in der Abteilung wusste, was sich bei den beiden geändert hatte, seitdem sie sich, für beide völlig überraschend, ineinander verliebt hatten.

Carl Finkbeiner konnte sich bis heute nicht erklären, wieso es nicht sehr viel früher dazu gekommen war. Warum war ihm nicht längst aufgefallen, wie hübsch sie war? Ihre grünbraunen Augen über den hohen Wangenknochen hatten eine leichte Schräge nach oben. Das Gesicht war mehr herzförmig als rund und strahlte fast immer eine gewisse Fröhlichkeit, man könnte auch sagen Frechheit, aus. Die rotbraunen Haare trug Jenny kurz. Ein kleiner Pony fiel über die Stirn. Das alles war ihm nicht weiter aufgefallen, bis zu jenem warmen Spätsommertag, als sie während einer gemeinsamen Recherche im Ruppiner Land auf der Terrasse einer Gaststätte am See saßen und Jenny den Fisch für ihn filetierte, was er selbst noch nie gekonnt hatte. Völlig überraschend hatte er sie gefragt: »Sag mal, liest du eigentlich?«

»Wie bitte?«

»Ich meine: Liest du Bücher?«

Sie hatte von der Forelle aufgesehen und vorsichtig die lange Gräte auf ein Tellerchen gelegt. »Wie meinst du das?«

»Na ja, die meisten Leute lesen ja keine Bücher mehr. Höchstens Texte auf ihrem Smartphone oder Tablet.« Und dann erzählte er, dass er selbst ein begeisterter Leser sei. »Jeden Monat lese ich mindestens drei Bücher.«

Jenny hatte gelacht. »Da muss ich mich jetzt wohl outen: Ich bin auch eine leidenschaftliche Leserin. Gerade verschlinge ich ein Buch von Katharina Adler, es heißt schlicht Ida und erzählt das Leben einer Patientin von Sigmund Freud.«

»Kenn ich«, hatte er geantwortet, »das hab ich auch gelesen.«

»Na so was! Wie lange arbeiten wir jetzt zusammen?«

»Dreieinhalb Jahre, warum?«, fragte Carl.

»Weil sich Gemeinsamkeiten auftun, mit denen wir wohl beide nicht gerechnet haben.«

»Na, hoffentlich beeinträchtigt das unsere Arbeit nicht«, hatte Finkbeiner mit einem Lächeln gesagt.

Er hatte behutsam sein Besteck auf den Teller gelegt und seine Kollegin angesehen, als sei er ihr grade zum ersten Mal begegnet. »Gehst du auch manchmal ins Theater?«

»Früher öfter«, sagte Jenny, »aber die Freundin, die mich begleitet hat, ist inzwischen weggezogen, und seitdem gehe ich nur noch ganz selten.«

»Mir geht es genauso. Wenn man hinterher niemanden hat, mit dem man über die Aufführung reden kann, ist es nur das halbe Vergnügen.«

Jenny hatte nichts weiter dazu gesagt. Aber im Stillen hatte sie gedacht: Wenn er eines Tages mit zwei Theaterkarten ankommt, werde ich nicht nein sagen.

Finkbeiner hatte dann die Rechnung übernommen. Er bezahle sie von seinem ersten Honorar für eine Kurzgeschichte, hatte er gesagt. Völlig perplex hatte Jenny ihn angesehen. »Du schreibst?«

»Ja, aber es ist nur so ein Hobby. Manchmal hab ich schon daran gedacht, einen Kriminalroman zu schreiben, aber dafür weiß ich wohl zu gut, wie es wirklich zugeht bei der Polizei. Jetzt versuch ich s erst einmal mit Kurzgeschichten.«

Und so hatte ein Wort das andere gegeben, mit dem Ergebnis, dass plötzlich eine Vertrautheit zwischen ihnen entstand, die sich in den Wochen danach immer weiter vertiefte, bis Carl Finkbeiner zum ersten Mal über Nacht bei Jenny Kreuters in deren kleiner Wohnung in der Muskauer Straße mit Blick auf den Mariannenplatz geblieben war.

Bis jetzt hatten sie ihr Geheimnis für sich behalten, wohl wissend, dass die Chefetage es nicht akzeptierte, wenn zwei Beamte in einer Abteilung ein Liebesverhältnis hatten. Das war damals auch der Grund dafür gewesen, dass Hanna, Peter Heilands Frau, zum Betrugsdezernat versetzt worden war.

Norbert Meier kam herein. »Na, ne ruhige Nacht gehabt?«, fragte er Finkbeiner.

»Nein«, antwortete der, »ganz im Gegenteil, oder was glaubst du, warum ich noch hier herumhänge?«

Meiers Blick ging von Finkbeiner zu Jenny und zurück. »Wer weiß?«, sagte er und setzte sich an seinen Schreibtisch.

Carl Finkbeiner gab einen kurzen Bericht über die Geschehnisse der letzten Nacht.

»Weiß man schon, wer die Tote ist?«, fragte Jenny.

»Nein. Peter hat noch veranlasst, dass ein Foto von ihr den Zeitungen übermittelt wird. Aber das kann natürlich erst morgen erscheinen. Wir müssen versuchen, diesen Holm Bergmeister zu finden. Der hat vermutlich die Party veranstaltet. Ich hab schon nachgesehen. Er ist bei uns kein Unbekannter. Zweimal hatte er ein Verfahren wegen Körperverletzung und einmal eines wegen Fahrerflucht in einem besonders schweren Fall am Hals.«

»Ist er verurteilt worden?«

»Nein. In den Fällen wegen Körperverletzung haben die Opfer die Anzeige zurückgezogen, und das Verfahren wegen Fahrerflucht ist wegen unterschiedlicher Zeugenaussagen zu den Akten gelegt worden.«

»Der Papa wird s scho richten!«, kommentierte Meier, indem er einen alten Song von Helmut Qualtinger zitierte.

»Sieht so aus, ja. Gemeldet ist dieser Holm Bergmeister bei seinem Vater im Pflasterweg in Wilmersdorf. Aber ein Zeuge sagt, da wohne er nicht mehr. Er sei nur dort, wenn sein Vater verreist sei.«

Kurz nach 10 Uhr meldete sich die Pforte: »Eine Frau Schieferfeld möchte Kommissar Finkbeiner sprechen.«

Finkbeiner legte seine Atemmaske an, fuhr mit dem Aufzug hinunter ins Erdgeschoss und begrüßte Annette Schieferfeld mit einer kleinen Verbeugung aus gebotenem Abstand. Die Frau trug ebenfalls eine Maske, was Finkbeiner einmal mehr zu der Überlegung brachte, wie wenig man von einer Person wahrnehmen konnte, wenn eine Gesichtshälfte verdeckt war. Gemeinsam fuhren sie in den fünften Stock und nahmen in einem der Besprechungszimmer Platz. Beide schwiegen auf dem Weg dorthin. Erst als sie sich gesetzt hatten, fragte Finkbeiner: »Nun?«

Frau Schieferfeld zog die Maske vom Gesicht. »Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan.«

»Das kann ich verstehen.«

»Und ich habe hundertmal versucht, mir ins Gedächtnis zurückzurufen, was genau passiert ist.«

Der Kommissar nickte und sah sie erwartungsvoll an. »Und?«

»Es war ja dunkel, und es hat auch geregnet. Aber ich bin mir immer sicherer, dass da noch jemand war.«

»Jemand?«

»Ein Mann.«

»Können Sie ihn beschreiben?«

Frau Schieferfeld schüttelte den Kopf. »Es war mehr so ein Schatten. Jedenfalls rannte er hinter dem Mädchen her und warf immer wieder die Arme in die Höhe.«

»Ein junger Mann?«

Annette Schieferfeld biss sich auf die Unterlippe und legte ihre Stirn in Falten. »Schwer zu sagen. Dann dieser Schlag. Ich sah noch, wie die Frau durch die Luft wirbelte und â¦ ja â¦ es ist seltsam, aber einen Moment dachte ich: Warum hat die so wenig an. Und von da an ist alles weg. Blackout sagt man wohl dazu.«

Finkbeiner nickte. »Ich verstehe. Und der Mann, der hinter ihr herrannte?«

»Von dem habe ich nichts mehr gesehen.«

»War er jung?«

»Ich weiß nicht.«

»Sagen wir mal: War er schnell, beweglich, sah es so aus, als würde er sie gleich einholen?«

»Nein, ich glaube nicht.«

»Darf ich Sie fragen, warum Sie so spät noch unterwegs waren?«

»Ich wollte meinen Mann abholen.«

»Aber er war doch mit dem eigenen Wagen unterwegs.«

»Ja, schon, aber wenn er mit seinen Freunden Karten spielt, trinkt er meistens zu viel. Normalerweise ist er ja auch vor Mitternacht zu Hause. Wenn es später wird und er viel getrunken hat, ruft er mich immer an. Ich habe mir Sorgen gemacht. Ich wollte ihn auf dem Handy anrufen, aber er ging nicht ran. Da bin ich losgefahren. Aber durch den Unfall bin ich ja dann aufgehalten worden.«

»Wo war denn Ihr Mann?«

»In der Hundekehlestraße.«

»Wo bitte?«

»Kennen Sie die nicht? Die geht vom Roseneck ab und führt in die Breite Straße. Ein Freund meines Mannes wohnt dort. Er ist Architekt. Einmal im Monat spielen sie dort...

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Autor

Felix Huby, bürgerlich Eberhard Hungerbühler, geboren 1938, war bis 1979 Journalist, zuletzt sieben Jahre beim SPIEGEL. Seit 1976 schreibt er Sachbücher, Kinderbücher und Kriminalromane. Huby hat insgesamt 33 ARD-Tatorte geschrieben. Seine Bienzle-Kriminalromane haben eine Gesamtauflage von über 1 Million Exemplaren erreicht und auch seine autobiographische Romantrilogie war ein großer Erfolg. Huby ist unter anderem Träger des Robert-Geisendörfer-Preises, des Friedrich-Glauser-Ehrenpreises, der Goldenen Romy für das beste Drehbuch des Jahres 2007 und des Sebastian-Blau-Preises. Seit 2018 ist er Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde Dettenhausen. 2019 wurde ihm der Landesverdienstorden Baden-Württemberg verliehen. Huby lebt in Berlin, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.