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Kristallklar - Mord á la carte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
BeBra Verlagerschienen am29.10.2012
Mai 1786: Emile Joyard, der Erste Hofküchenmeister Friedrichs des Großen, wird tot in einer Bachschlucht nahe Buckow gefunden. Der König hatte den Koch schon lange im Verdacht, ihn vergiften zu wollen. Nun wird Honoré Langustier, längst im verdienten Ruhestand, wieder in Dienst gestellt und muss nicht nur den sterbenskranken König bekochen, sondern auch den mysteriösen Tod seines Kollegen auf klären. Dabei steht ihm der Graf von Mirabeau zur Seite, der eigentlich in ganz anderer, geheimer Mission tätig ist ... Weitere Titel der PreußenKrimi-Reihe als ebook: Königsblau (1740) Silbergrau (1743) Muskatbraun (1746) Purpurrot (1750) Rosé Pompadour (1755) Schwefelgelb (1757) Smaragdgrün (1759) Glutorange (1760) Rabenschwarz (1766) Kreideweiß (1772) Goldblond (1778)

Tom Wolf, geboren 1964 in Bad Homburg, studierte Literaturwissenschaft und promovierte 1996 in Tübingen. Er ist als freier Autor für verschiedene Tageszeitungen tätig. Seit 2001 lässt er in seinen Preußenkrimis Hofkoch Honoré Langustier im Auftrag des Alten Fritz ermitteln. Tom Wolf wurde im Jahr 2005 mit dem Berliner Literaturpreis 'Krimifuchs' ausgezeichnet. Von Februar bis Juni 2006 war er 'Stadtschreiber zu Rheinsberg'.
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Produkt

KlappentextMai 1786: Emile Joyard, der Erste Hofküchenmeister Friedrichs des Großen, wird tot in einer Bachschlucht nahe Buckow gefunden. Der König hatte den Koch schon lange im Verdacht, ihn vergiften zu wollen. Nun wird Honoré Langustier, längst im verdienten Ruhestand, wieder in Dienst gestellt und muss nicht nur den sterbenskranken König bekochen, sondern auch den mysteriösen Tod seines Kollegen auf klären. Dabei steht ihm der Graf von Mirabeau zur Seite, der eigentlich in ganz anderer, geheimer Mission tätig ist ... Weitere Titel der PreußenKrimi-Reihe als ebook: Königsblau (1740) Silbergrau (1743) Muskatbraun (1746) Purpurrot (1750) Rosé Pompadour (1755) Schwefelgelb (1757) Smaragdgrün (1759) Glutorange (1760) Rabenschwarz (1766) Kreideweiß (1772) Goldblond (1778)

Tom Wolf, geboren 1964 in Bad Homburg, studierte Literaturwissenschaft und promovierte 1996 in Tübingen. Er ist als freier Autor für verschiedene Tageszeitungen tätig. Seit 2001 lässt er in seinen Preußenkrimis Hofkoch Honoré Langustier im Auftrag des Alten Fritz ermitteln. Tom Wolf wurde im Jahr 2005 mit dem Berliner Literaturpreis 'Krimifuchs' ausgezeichnet. Von Februar bis Juni 2006 war er 'Stadtschreiber zu Rheinsberg'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839361122
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum29.10.2012
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1745 Kbytes
Artikel-Nr.2748916
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Ostersonntag, 16. April 1786

Auf einer roten Decke lagen sie, die Ellenbogen aufgestützt, zwischen Feldsteingrotte und Vorjahresschilf.

Am jenseitigen Ufer leuchtete das Rheinsberger Schloss in der Mittagssonne. Prinz Heinrich, ein jüngerer Bruder des Königs von Preußen, war sehr begierig, den hübschen Jüngling an seiner Seite zum Buhlknaben zu machen. Philippe de Saint-Sauliac nannte er sich und diente ihm seit Wochen als Gesellschafter. Die eigentümliche Unterbrechung der linken Augenbraue entstellte das Gesicht des Zwanzigjährigen keineswegs, sondern machte es nur noch anziehender, fand der Prinz und schwärmte, während er ihre Gläser wieder mit Bourgogner füllte:

»Die ersten Blumen blühen so frisch an der Quelle! Und wie leise die Bäume flüstern ⦫

Er wies mit wachen, leicht auswärts schielenden Augen auf einen nahen Waldhügel, dem ein kleines Wasser entsprang. Philippe erwiderte:

»Die welken Blätter des Rohrs schwanken wahrlich so sanft, als gelte es, ein liebend Paar in seligen Schlummer zu wiegen. Auch verbergen sie uns vor dem Auge der Welt in paradiesischer Einsamkeit ⦠Der Geist Egeriens wirkt das Wunder, mein Prinz! Solche Stelle sah ich schon einmal, in jenem Land, das so sehr nach Ihnen ruft.«

»Wie machen mich deine Worte glücklich und hoffnungsfroh ⦫, entgegnete der Prinz. »Fürwahr, Liebster! Arkadiens Gefilde ⦠Egeria ⦫

Er war voller Sehnsucht nach Philippes Berührung, aber auch nach Italien. So viele Sehnsüchte peinigten ihn gleichzeitig ⦠Trotz eines gewissen Glanzes, den er bei aller Hässlichkeit um sich zu verbreiten wusste, war er der Einsamste und Unglücklichste der Menschen. Mit warmem Timbre rezitierte er:

»Unbeirrbar führt Eros, mit sicherer Hand,

den Schiffer zum Bett des Geliebten,

in der Höhle tiefem Born versteckt.

Kein Bildwerk stört das milde Waldesgrün.

Ein Becken, das längst sprang,

hemmt nicht die Flut der Quelle,

und Kräuter blühn den Bach entlang

bis hin zum vollen See ⦫

»Tibull?«, fragte Philippe, der sich bei den römischen Dichtern nie sicher war.

»Properz!«, entgegnete der Prinz. »Wie willst du beweisen, dass du schon dort warst, im gelobten Land der Quell-Nymphen und Faune, wo die Zitronen blühn â¦?« Er seufzte. »Ich, der ich mir mein Italien hier stückweise imaginieren muss, bin voll des zweifelnden Neides ⦫

Er nahm Philippes feine Hand. Viel ging dem Erwählten im Kopf herum. Dieser Prinz war keineswegs schön, nicht im griechischen Sinne, wie Winckelmann es dargestellt ⦠Philippe war verwirrt. Er hatte des Prinzen Gesellschaft aus eigennützigen Gründen gesucht, doch jetzt glomm ein unbekanntes Gefühl in ihm auf. Zum ersten Mal in seinem von Grund auf verpfuschten Leben war er an einen paradiesischen Ort gelangt, an dem er vielleicht um seiner selbst willen geachtet und ⦠geliebt würde? Gefährdete diese eigenartige Empfindung seine Absichten?

»Obgleich ich oft schwindele - diese Reise hab ich getan, mein Prinz!«

Ein verhärmter Zug um die Lippen ließ sein Gesicht für Sekundenbruchteile alt und hässlich wirken. Verdammter Spitzbube, dachte Prinz Heinrich.

»Meine Eltern starben, kaum dass ich auf der Welt war. Ich wuchs in einem Waisenhaus auf. Lange kannte ich nicht den Namen meines Vaters ⦠Ein Blutsverwandter, der mich 1779 aufsuchte und es durchaus gut mit mir meinte, verriet ihn mir. Doch ich schlug sein Angebot aus, mir im Fortkommen behilflich zu sein. Ich wollte meine eigenen Abenteuer erleben und entfloh der Anstalt, als man mich in eine Weberei stecken wollte. Als Begleiter eines Mannes mit ähnlichem Schicksal gelangte ich nach Italien. Ihr kennt ihn, er war ein mathematisches Genie, als Findelkind bei einem Glaser aufgewachsen, der Rousseau hieß â¦ Die Damen flogen auf ihn wie die Bienen auf einen blühenden Apfelbaum ⦫

»Genie? Mathematik? Findelkind? Oh - Jean-Baptiste le Rond d Alembert!«, sagte der Prinz und lachte kurz auf. »Ha! Nicht möglich, in welche Phantastereien dein Geist sich erneut versteigt! Du willst als Knabe Reisegenosse jenes Mannes gewesen sein, der von meines Bruders Geld lebte? Ich kann es nicht glauben.«

»Und doch ist es wahr!«, sagte Saint-Sauliac, fein lächelnd und wieder in entspannter Schönheit. »D Alembert nahm mich mit von Paris nach Rom, wo er das Pharo-Spiel studierte. Er hegte die Hoffnung, den Zufall durch Theorien und Spielsysteme zu besiegen: die Progression, das Martingale, die Montante Américaine. Es ist sieben Jahre her, und ich war erst dreizehn, dem Alter nach. Doch ich ging schon für sechzehn durch, und man ließ mich als Diener meines Herrn mit hinein in die Höllenstuben der Hazardeure. Da auch der reiche Lohn meinen wachsenden Bedürfnissen nicht genügte, musste ich meine Fähigkeit, für mich selbst zu sorgen, stärker kultivieren. Ich verwandelte also d Alemberts Hypothesen zu vorgeblich unfehlbaren Anleitungen für das Pharo, ließ alles sehr schön drucken und verkaufte diese Gewinnrezepte für teures Geld an unheilbar Spielkranke. Ein oder zwei Dutzend Menschen haben sich so beim Pharo ruiniert ⦠Ich gab Rom und meinem Herrn Valet, als man einen Prozess gegen d Alembert anstrengte, der unweigerlich zu meiner Verurteilung geführt hätte. Ich schloss mich somit 1780 einem Manne an, der jetzt Kammerherr Ihres Bruder ist und damals im Begriffe stand, Rom in Richtung Potsdam zu verlassen ⦫

Der Prinz war unschlüssig. Das Gehörte war unerhört dreist erlogen und gut ausgedacht, befand er. Die neuerliche Wendung war vollends verblüffend:

»Girolamo Lucchesini!«

»Erraten! In Straßburg trennten sich unsere Wege. Ich ging nach Paris, wo ich lange blieb. Dann war ich in London, bevor ich wieder nach Paris zurückkehrte und Euch traf ⦠zu meinem Glück!«

Ein Schatten zog über Philippes Gesicht. Nur Tölpel logen nie, aber kein Lügner von Format log immer. Auf die richtige Dosierung der Lügen kam es an. Man musste nur erkennen, wann es überhaupt genug war mit diesem Lügen-Leben und man ein Ende zu setzen hatte! Und wahrlich: Einer musste sterben, damit die anderen das Leben wieder mehr schätzten. Vor Jahren war es noch zu früh gewesen, er war auf halbem Wege stecken geblieben ⦠Aber nun konnte er an den ersten Versuch anknüpfen, und es bereitete ihm - bei aller Perfidität - auch noch Vergnügen.

Der Prinz redete jetzt von Amerika und von den Amerikanern, denen sie morgen begegnen würden. Er nannte endlos viele Namen, doch Philippe hörte nur mit einem Ohr zu, auch wenn ihn diese Sache interessierte. Noch hatte er sich nicht entschieden, was er davon halten wollte. Er hätte das Geld, sich in Nordamerika anzusiedeln. Ob er mit den Amerikanern ginge? Wenn er erst sein Kunststück fertig gebracht hätte, vielleicht. Philippe tastete an die Stelle seines Rockes, an der sich, gut verwahrt, jenes knisternde Papier befand, das Berge versetzen konnte. Das war die Macht des Geldes, nun erst spürte er sie ganz.

»Erzähl nur weiter, auch wenn ich dir kein Wort glaube«, sagte Prinz Heinrich, der hinter Philippes Irritation die Verstrickung im eigenen Lügenmärchen vermutete.

Sein Adjutant und lang verwichener Gespiele Mylenthal, stets vergeblich bemüht, ihm neue, eventuell bedrohliche Bekanntschaften vom Leib zu halten, hatte interessante Nachforschungen über den falschen Namen des schönen Lügners angestellt.

»In Rom also willst du Egeriens Quelle aufgesucht haben?« Philippe nickte ernst und fuhr dann lächelnd fort:

»Zum Beweis vermag ich es Euch zu schildern, wie Ihr es nirgends in der Literatur beschrieben fändet: Vorüber an den Gräbern der Scipionen, vorüber auch am prächtigen Denkmal der Cäcilia Metella, gelangte ich in ein liebliches Tal. Ein träges, schmales Gewässer durchfloss es, verborgen unter großen Stängeln und Blättern der Canna. Wogende Getreidefelder und frisches Wiesengrün zeigten sich zu den Seiten. Tausende von Anemonen blühten im Gras. Ich kam ans Ende des Tales, wo an einem kleinem Hügel - einem Hügel ganz wie dieser dort! - ein Schäfer bei seiner Herde lag. Baumwurzeln und Efeuranken schmückten und verhüllten den Eingang zu einer Grotte, aus dem das Wasser kam. Ich ging hinein. Netzförmiges Mauerwerk bildete Wände und Wölbung, und aus grünbemooster Marmorfassung rieselte der starke Quell zuerst in ein Becken. Alle Wände, der Eingang und der Fußboden waren dicht und weich mit dem feinblättrigen Venushaar überwuchert, das auf seinen leichten, rotbraunen Stängeln, jeder Luftbewegung...
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Kritik
"Mit ,Kristallklar' knüpft Tom Wolf erfolgreich an seine Preußenkrimi-Reihe an. Und auch die Leser, die sich auf neue Rezepte des begnadeten Kochs Langustier freuen, kommen in diesem Band nicht zu kurz."[Quelle: Preußische Allgemeine Zeitung]mehr

Autor

Tom Wolf, geboren 1964 in Bad Homburg, studierte Literaturwissenschaft und promovierte 1996 in Tübingen. Er ist als freier Autor für verschiedene Tageszeitungen tätig. Seit 2001 lässt er in seinen Preußenkrimis Hofkoch Honoré Langustier im Auftrag des Alten Fritz ermitteln. Tom Wolf wurde im Jahr 2005 mit dem Berliner Literaturpreis "Krimifuchs" ausgezeichnet. Von Februar bis Juni 2006 war er "Stadtschreiber zu Rheinsberg".