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Rimbaud und die Dinge des Herzens

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am11.03.20111. Auflage
Der »kleine Prinz« der Pariser Vorstadt. »Weißt du, Charly, im Leben muss man lieben, und zwar sehr. Man darf niemals Angst haben, zu sehr zu lieben. Diejenigen, die den Schmerz fürchten, glauben nicht an das Leben ... Verstehst du, Charly: Was auch geschieht, sieh zu, dass dein Herz immer voll ist.« Der zehnjährige Charly ist gewohnt, dass die Polizei seine Mutter aus ihrer Wohnung in dem heruntergekommenen Hochhaus holt - immer geht es um seinen Bruder Henry und dessen Drogenprobleme. Doch heute hat sie ihn zum ersten Mal in seinem Leben nicht angelächelt: Was ist passiert? Er muss sie finden, auch wenn er dafür die Schule schwänzt. Mit klopfendem Herzen läuft er durch das Viertel, erzählt von seinen Sorgen und von den zwei Frauen, die er liebt - seine Mutter und seinen heimlichen Schwarm Melanie. Und wenn er gar keine Antworten mehr findet, sucht er Zuflucht bei den Versen seines Lieblingsdichters Rimbaud ... Jeder Leser wird den lebensmutigen, weisen Charly ins Herz schließen und nicht mehr daraus entlassen. Eine moderne Fabel, die glücklich macht.

SAMUEL BENCHETRIT, geboren 1973 in Champigny-sur-Marne, ist Schriftsteller, Regisseur, Schauspieler, Drehbuchautor. Für 'Rimbaud und die Dinge des Herzens' erhielt er 2009 den Prix Populiste. Die französische Presse jubelte: 'Humorvoll und ernsthaft zugleich - irgendwo zwischen 'Der Fänger im Roggen' von Salinger und bester Dickens-Tradition.'
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR8,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextDer »kleine Prinz« der Pariser Vorstadt. »Weißt du, Charly, im Leben muss man lieben, und zwar sehr. Man darf niemals Angst haben, zu sehr zu lieben. Diejenigen, die den Schmerz fürchten, glauben nicht an das Leben ... Verstehst du, Charly: Was auch geschieht, sieh zu, dass dein Herz immer voll ist.« Der zehnjährige Charly ist gewohnt, dass die Polizei seine Mutter aus ihrer Wohnung in dem heruntergekommenen Hochhaus holt - immer geht es um seinen Bruder Henry und dessen Drogenprobleme. Doch heute hat sie ihn zum ersten Mal in seinem Leben nicht angelächelt: Was ist passiert? Er muss sie finden, auch wenn er dafür die Schule schwänzt. Mit klopfendem Herzen läuft er durch das Viertel, erzählt von seinen Sorgen und von den zwei Frauen, die er liebt - seine Mutter und seinen heimlichen Schwarm Melanie. Und wenn er gar keine Antworten mehr findet, sucht er Zuflucht bei den Versen seines Lieblingsdichters Rimbaud ... Jeder Leser wird den lebensmutigen, weisen Charly ins Herz schließen und nicht mehr daraus entlassen. Eine moderne Fabel, die glücklich macht.

SAMUEL BENCHETRIT, geboren 1973 in Champigny-sur-Marne, ist Schriftsteller, Regisseur, Schauspieler, Drehbuchautor. Für 'Rimbaud und die Dinge des Herzens' erhielt er 2009 den Prix Populiste. Die französische Presse jubelte: 'Humorvoll und ernsthaft zugleich - irgendwo zwischen 'Der Fänger im Roggen' von Salinger und bester Dickens-Tradition.'
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841200990
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum11.03.2011
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse449 Kbytes
Artikel-Nr.5451937
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Das Leben;6
2;8 Uhr;17
3;8 Uhr 20;25
4;9 Uhr 30;34
5;10 Uhr;46
6;10 Uhr 15;65
7;10 Uhr 30;73
8;10 Uhr 50;93
9;11 Uhr 10;106
10;11 Uhr 30;114
11;12 Uhr 15;133
12;13 Uhr 25;151
13;15 Uhr 40;167
14;16 Uhr 30;176
15;16 Uhr 50;193
16;17 Uhr 20;207
17;18 Uhr 10;215
18;19 Uhr 20;222
19;22 Uhr 50;243
20;23 Uhr 40;252
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Leseprobe



Erstes Kapitel
Das Leben


Anfangs dachte ich, Rimbaud wäre ein Wohnturm. Weil man Rimbaud-Turm sagt. Dann aber erklärte mir mein Kumpel Yéyé, dass Rimbaud ein Dichter gewesen ist. Warum man meinem Wohnturm den Namen eines Dichters gegeben hat, ist mir schleierhaft. Yéyé meinte, weil der Mann bekannt war und vor langer Zeit gestorben ist. Ich habe natürlich gleich gefragt, ob er gestorben ist, nachdem er unseren Wohnturm gesehen hat. Yéyé meinte, nein, der wäre schon viel früher gestorben. Umso besser für ihn, habe ich erwidert, weil der Turm grottenhässlich ist und Rimbaud bestimmt genervt wäre, wenn er wüsste, dass sein Name für so was genommen wird. Yéyé wandte ein, er fände es gut, wenn man seinen Namen für überhaupt irgendetwas verwenden würde. Ich fände es total daneben, in einem Yéyé-Turm zu wohnen, habe ich gesagt. Ich soll mich verpissen, war Yéyés Antwort, und mein Name wäre ja wohl auch nicht besser.

Ich heiße Charly.

»Charly-Turm, das klingt noch bescheuerter als Yéyé-Turm.«

Da musste ich ihm insgeheim recht geben, trotzdem habe ich gesagt, er soll sich selbst verpissen.

Wir haben noch eine Weile so weitergeredet, denn es gibt einen Haufen Dichter, nach denen sie in unserem Viertel irgendwelche Sachen benannt haben. Verlaine-Turm. Cité Hugo. Centre Guillaume Apollinaire. Und von all diesen Dingern ist eines hässlicher als das andere. Aber die Dichter sind ja gestorben, bevor sie davon erfahren haben, also was soll´s. Monsieur Hidalgo, irgend so ein Lehrer an der Schule, auf die mein Bruder Henry gegangen ist, sagt, es ist eine Schande, sich der Kunst zu bedienen, um Scheußlichkeiten zu verhüllen. Aber den meisten Leuten ist das egal, weil sie die Center und Türme sowieso früher oder später umtaufen. Die Bewohner des René-Char-Turms zum Beispiel sagen nie, dass sie im René-Char-Turm zu Hause sind. Die sagen »der blaue Turm«. Keine Ahnung, wie sie darauf kommen, denn der Turm ist nicht wirklich blau. Unter uns: Der Turm ist grau. Genauso ist es mit der Cité Picasso auf der anderen Seite des Einkaufszentrums. Kein Mensch spricht von der »Cité Picasso«. Obwohl es sogar eine Bushaltestelle Picasso gibt. Die Leute sagen »Viertel der Raubvögel«.

Ich schwöre Ihnen, es gibt mehr Raubvögel in dieser Gegend als Picassos.

Yéyé und ich haben uns gefragt, wie das wohl so läuft. Muss doch großartig sein, irgendwas als Erster zu sagen, und dann bleibt es für immer. Bestimmt ist der Typ, der die Cité als Erster nach den Raubvögeln benannt hat, verdammt glücklich, dass die Leute sie immer noch so nennen.

Ich würde ja gerne eine witzige Geschichte oder eine schreckliche Horror-Story erfinden, die sich alle weitererzählen. Und wenn sie dann eines Tages jemand mir erzählt, würde ich mich totlachen.

Ich würde zu dem Kerl sagen: »Krieg dich wieder ein, Mann, die Geschichte stammt von mir!«

Yéyé und ich haben versucht, uns eine auszudenken. Das war gar nicht so einfach, weil wir immer wieder bei einer Story gelandet sind, die es schon gab. Mein Bruder Henry hat mir mal etwas erzählt, bei dem es mich mindestens drei Wochen lang gegruselt hat. Er hat erzählt, dass Menschen, die an einer Überdosis gestorben sind, als Geist in den Kellern der Gebäude spuken und versuchen, einen mit ihren widerlichen Spritzen zu piken. Ich kann Ihnen sagen, danach hab ich mich geweigert, auch nur einen Schritt weiter als runter ins Erdgeschoss zu gehen. Ich habe Yéyé die Geschichte erzählt, und er meinte, das wäre ja wohl kompletter Blödsinn und mein Bruder, der selber Junkie ist, würde wahrscheinlich diese Gespenster sehen, wenn er sich einen Schuss setzt. Er soll sich verpissen, habe ich zu Yéyé gesagt, und sich um den Scheiß seines eigenen Bruders kümmern, der genauso ein Junkie ist. Er meinte, das wäre doch derselbe Scheiß, weil unsere Brüder sich immer zusammen einen Schuss setzten.

Yéyé ist das, was man sich unter einer fürchterlichen Nervensäge vorzustellen hat. Ich schwör´s Ihnen, der Typ flunkert Ihnen schon das Blaue vom Himmel herunter, wenn Sie ihn nur nach der Uhrzeit fragen. Er ist zwölf und bereits der König der Aufschneider.

Ich weiß, wovon ich rede, denn ich bin oft genug mit ihm unterwegs. Manchmal sitzt er vor unserem Turm oder in der Eingangshalle und labert die Leute schräg von der Seite an. Wenn er eine alte Frau sieht, die sich, schwer beladen mit ihren Einkaufstüten, die Treppe hinaufkämpft, ruft er, anstatt ihr zu helfen:

»Na, Madame, ist Ihr Mann immer noch nicht zurück?«

Und der Mann der Alten ist bestimmt schon tot und überhaupt. Zum Glück für mich ist Yéyé nicht mein einziger Kumpel, wir sind eine ganze eingeschworene Truppe.

Ich erinnere mich nicht mehr, wann ich meine Kumpels kennengelernt habe. Wahrscheinlich, weil wir uns schon immer gekannt haben. Sie fragen sich ja auch nicht, wann Sie Ihre Mutter kennengelernt haben. Und mit meinen Kumpels ist es genauso, wir haben uns am Tag unserer Geburt kennengelernt. Vor zehn Jahren. Auch Yéyé. Obwohl er zwei Jahre älter ist als wir. Das ist aber sein Problem. Da musste er diese zwei Jahre eben warten, und es ist nicht mal aufgefallen. Er hat sich aber auch mächtig ins Zeug gelegt und ist zwei Mal sitzengeblieben, damit er seinen Rückstand aufholt und zu uns in die Klasse kommt.

Fest steht, meine Freunde und ich, wir sind eine richtig coole Bande. Das weiß jeder hier im Viertel. Und selbst diejenigen, die uns nicht ausstehen können, finden, dass wir ziemlich beeindruckend sind.

Natürlich gibt es Unterschiede.

Wenn Madame Hank, unsere Englischlehrerin, sagt: »Ihr seid mir vielleicht eine schöne Bande!«, dann heißt das übersetzt, dass sie uns für einen Haufen Vollidioten hält. Wenn dagegen Monsieur Lorofi, unser Fußballtrainer, brüllt: »Ihr seid ´ne super Bande, Jungs!«, dann ist klar, dass wir die Größten sind, dass wir das Spiel gewonnen haben und dass wir ein phantastisches Team aus Stürmern und Mittelfeldspielern beisammenhaben.

Dazu muss man wissen, dass Freizeit für uns bedeutet, Fußball zu spielen. Würde in der Schule das zählen, was wir auf dem Platz lernen, hätten wir schon längst den Nobelpreis bekommen. Das denke zumindest ich, obwohl mein Bruder Henry behauptet, dass man in den Schulen unserer Gegend der Beste sein kann und trotzdem der Schlechteste von ganz Paris oder sonst wo ist. Vielleicht hat er recht, aber ich mag es nicht, wenn man solche Sachen sagt.

Für mich ist es hier besser als überall sonst auf der Welt.

 

Ich habe gar nicht vor, Ihnen mein ganzes Leben zu erzählen, aber eines sollten Sie sich wirklich merken: Ich heiße Charly. Na gut, okay, eigentlich heiße ich Charles, aber ich hasse es, wenn man mich so nennt. Und wer es versucht, kann sich darauf gefasst machen, richtig eins auf die Nase zu kriegen. Ist doch ganz einfach: Char-ly. In der Schule gibt es einige Lehrer, die mich hartnäckig so nennen, wie ich eigentlich heiße. Ihnen kann ich schlecht eins auf die Nase geben, aber glauben Sie mir, es juckt mich in den Fingern.

Na ja, wie auch immer, ich höre inzwischen gar nicht mehr hin, wenn mich jemand »Charles« nennt, ich habe ganz vergessen, dass ich gemeint sein könnte.

Mit Nachnamen heiße ich Traoré, das kommt aus Mali, logisch, meine Eltern kommen ja auch daher. Angeblich ist mein Vater wieder dorthin zurückgekehrt, aber man weiß nichts Genaues darüber. Überhaupt kann ich nicht gerade einen Aufsatz schreiben mit dem, was ich über ihn weiß. Er ist einen Monat nach meiner Geburt abgehauen und hat meine Mutter und meinen Bruder so allein im Regen stehen lassen wie die Flügelspieler von Paris Saint-Germain ihre beiden Stürmer. Mich persönlich hat das nicht berührt. Ich war gerade einen Monat alt und dachte bestimmt viel eher an die Milch in den Brüsten meiner Mutter als daran, womit mein Vater wohl seine Zeit verplemperte. Aber für meinen Bruder war das anders. Und meine Mutter ist sich sicher, dass das der Grund ist, weshalb Henry zum Junkie geworden ist und dauernd Scheiße baut. Ich glaube allerdings, dass mein Bruder ein richtiger Idiot ist und dass er Drogen nimmt, um zu vergessen, wie bescheuert er ist. Na ja, da hat wohl jeder seine eigene Theorie. Glauben Sie nicht, ich wäre herzlos, wenn ich so von meinem Bruder rede. Aber ich schwör´s Ihnen, Sie wären an meiner Stelle bestimmt schon in einer Anstalt gelandet. Ich glaube, mein Bruder ist bloß zur Welt gekommen, um mir auf den Sack zu gehen. Entschuldigen Sie, dass ich es so drastisch formuliere, aber anders lässt es sich nicht ausdrücken. Würde ich jedes Mal, wenn er mir auf die Nerven geht, einen Euro bekommen, dann wäre ich bereits Milliardär. Ich kriege aber nichts und werde umsonst verrückt.

 

Was ich Ihnen eigentlich erzählen wollte, ist eine Sache, die sich heute Morgen zugetragen hat. Mann, war das eine Geschichte. Darüber könnte man wahrscheinlich ein richtiges Buch schreiben. So ganz hab ich es zwar noch nicht verstanden, aber ich erzähle es Ihnen vielleicht trotzdem am besten gleich. Gewisse Dinge muss man sich von der Seele reden, sie müssen raus, sonst bilden sich im Bauch Kugeln, die schließlich explodieren. So wie es dem Vater meines Kumpels Régis Montales ergangen ist, den hat man nämlich eines Morgens tot im Bett gefunden, er badete in mindestens hundert Litern Blut. Der alte Kerl machte immer den Eindruck, als würde er wie im Märchen leben, aber die Leute sagten, er starb, weil er so traurig war, dass seine Frau ihn zehn Jahre zuvor verlassen hatte. Mein Tipp ist ja eher, dass er sich zu Tode gesoffen hat. Jedenfalls wurde Régis danach zu seiner Oma geschafft und hat inzwischen den Ruf, der gewalttätigste kleine...

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Autor

SAMUEL BENCHETRIT, geboren 1973 in Champigny-sur-Marne, ist Schriftsteller, Regisseur, Schauspieler, Drehbuchautor. Für "Rimbaud und die Dinge des Herzens" erhielt er 2009 den Prix Populiste. Die französische Presse jubelte: "Humorvoll und ernsthaft zugleich - irgendwo zwischen ,Der Fänger im Roggen' von Salinger und bester Dickens-Tradition."
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Benchetrit, Samuel