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Inshallah - Worte im Sand

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
248 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am22.08.20121. Auflage
'Die weißgoldenen Strahlen der Sonne brachen durch die Wolken. Hoffentlich war dies eine Botschaft Allahs. Ein Zeichen dafür, dass alles besser wurde. Dass das Leben etwas Wahres, Bleibendes und Sinnvolles bereithielt.'

Zulaikha hofft auf Frieden. Jetzt, wo die Taliban fort sind. Darauf, nicht mehr das Eselgesicht mit der Hasenscharte zu sein. Einen Mann zu finden. Lesen und Schreiben zu lernen. Dann kommen die Amerikaner. Sie versprechen, Zulaikhas Mund zu richten. Zugleich trifft sie Meena, die anbietet, sie zu unterrichten. Darf Zulaikha hoffen, dass ihre Träume wahr werden? 

»Tief bewegende Einblicke in eine Mädchenseele im heutigen Afghanistan.« Booklist. 

»Voll wunderbarer Menschlichkeit und einem Versprechen von Möglichkeiten.« SCHOOL LIBRARY JOURNAL.


Trent Reedy, geb. in Iowa, schrieb, bis die Armee ihn nach Afghanistan einzog. Seine Erfahrungen im Krisengebiet inspirierten ihn zu »Inshallah«. Heute lebt der Autor mit seiner Familie im Bundesstaat Washington. www.trentreedy.com
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Produkt

Klappentext'Die weißgoldenen Strahlen der Sonne brachen durch die Wolken. Hoffentlich war dies eine Botschaft Allahs. Ein Zeichen dafür, dass alles besser wurde. Dass das Leben etwas Wahres, Bleibendes und Sinnvolles bereithielt.'

Zulaikha hofft auf Frieden. Jetzt, wo die Taliban fort sind. Darauf, nicht mehr das Eselgesicht mit der Hasenscharte zu sein. Einen Mann zu finden. Lesen und Schreiben zu lernen. Dann kommen die Amerikaner. Sie versprechen, Zulaikhas Mund zu richten. Zugleich trifft sie Meena, die anbietet, sie zu unterrichten. Darf Zulaikha hoffen, dass ihre Träume wahr werden? 

»Tief bewegende Einblicke in eine Mädchenseele im heutigen Afghanistan.« Booklist. 

»Voll wunderbarer Menschlichkeit und einem Versprechen von Möglichkeiten.« SCHOOL LIBRARY JOURNAL.


Trent Reedy, geb. in Iowa, schrieb, bis die Armee ihn nach Afghanistan einzog. Seine Erfahrungen im Krisengebiet inspirierten ihn zu »Inshallah«. Heute lebt der Autor mit seiner Familie im Bundesstaat Washington. www.trentreedy.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841203496
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum22.08.2012
Auflage1. Auflage
Seiten248 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1200926
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Alef, be, pe, te. Ich malte die Schriftzeichen mit dem Finger in den feinen Sand auf dem Dach unseres Hauses. Ich war stolz, dass ich noch wusste, wie man sie schrieb. Ce, jim, se ⦠Ich strich den Boden neben meiner Matte, der Toshak, glatt und sah nach meinen schlafenden Geschwistern. Dann verengte ich die Augen, um meinen Namen im Zwielicht lesen zu können: Zulaikha.

Bevor ich ihn wegwischte, tauchte ich die Finger in den kühlen, braunen Sand. »Entschuldige, Mada-jan«, flüsterte ich und sah zum Morgenhimmel auf. »Ich vergesse langsam, was du mir beigebracht hast.« Vielleicht hörte sie mich ja oben in Jannah, dem Paradies, wo sie über uns wachte.

Ich senkte den Blick auf meine Schwester Zeynab, die neben mir schlief. Ihr schimmerndes schwarzes Haar fiel auf ihr rundes Gesicht und den wohlgeformten Mund. Sie fuhr im Schlaf mit der Zunge über ihre Lippen. Immer wieder war ich von ihrer Schönheit fasziniert und wünschte mir, wenigstens ein bisschen wie sie auszusehen. Ich griff nach meinem grünen Tschador und zog ihn über den Kopf. Er roch nach Salz und Rauch und musste dringend gewaschen werden.

Hähne krähten und Hunde kläfften. Der kleine Ort An Daral lag noch in tiefem Schlummer.

»Allahu Akbar«, erschallte die Stimme des Muadhin ein paar Straßen weiter aus dem Lautsprecher. Er rief die Gläubigen zum Gebet. Der Tag hatte begonnen.

Zeynab rieb ihre Augen. »Oooh, so früh?« Sie drehte sich zu Khalid und Habib um, die sich auf ihren Toshaks regten. »Ich wäre gern noch jünger. Dann dürfte ich weiterschlafen.«

Ich erwiderte nichts, sondern goss Wasser aus dem Krug in eine Schüssel, damit Zeynab ihre Wudhu verrichten konnte, die rituelle Waschung vor dem Gebet. Sie tat das Gleiche für mich. Dann knieten wir uns auf die Teppiche, wandten das Gesicht nach Westen und sprachen die Gebete. Wir erhoben uns, setzten uns wieder, verneigten uns und dankten und priesen Allah in seiner unendlichen Güte. Das war das beste Gebet des Tages, denn bald würde Allah die heiße Sonne hinter uns aufgehen lassen.

Nach dem Gebet legte sich Zeynab sofort wieder auf ihre Toshak. Mir wollte nie in den Kopf, was sie davon hatte, noch knapp zwei Minuten weiterzuschlafen. Ich drehte mich nach Osten zu den Bergen um, hinter denen der Tag in Rosa und Gold heraufdämmerte.

Im Namen Allahs, des Allergnädigsten, und seines Propheten Mohammed, Friede sei mit ihm, danke ich für diesen neuen Tag und bete darum, eine Tochter zu sein, auf die meine Mutter stolz gewesen wäre. Ich bete darum, meinem Vater keine Last, sondern eine Freude zu sein. Dann fügte ich wie immer hinzu: Und bitte sorge dafür, dass ich mich nicht mit Malehkah streite .

Nach diesem persönlichen Gebet ging ich zu meiner Schwester und rüttelte sie sanft an der Schulter.

Zeynab stöhnte. »Noch ein bisschen, Zulaikha, bitte. Malehkah hat noch gar nicht gerufen.«

Ich zog an ihrem Ärmel. »Wie der Muadhin sagt: Beten ist besser als schlafen.«

Sie gähnte. »Vielleicht bete ich ja im Schlaf. In meinen Träumen.«

»Soll das ein Witz sein?«, erwiderte ich. »Außerdem hat Malehkah sicher schon Tee und Reis gekocht. Sie wird ⦫

»Zulaikha! Zeynab!« Malehkahs schrille Stimme durchschnitt die morgendliche Stille und hallte von den Wänden wieder. Sie mochte es nicht, wenn wir sie warten ließen. Oh nein!

»Zeynab«, sagte ich. Aus meinem Mund klang ihr Name wie Zeynav. »Komm schon. Wir müssen rasch zu Malehkah.«

Bevor ich zur Treppe ging, die nach unten ins Haus führte, hockte ich mich noch schnell neben meinen kleinen Bruder Khalid, der mit seinen neun Jahren unruhiger schlief als der zweijährige Habib. Khalid wühlte sich im Schlaf immer aus der Decke. Als ich ihn behutsam zudeckte, schob er seinen Daumen in den Mund und griff nach meiner Hand. Ich strich sein Haar glatt, während ich meine Hand langsam wegzog.

»Schlaf weiter, Bacha«, flüsterte ich lächelnd. »Wenn du aufwachst, mache ich dir etwas zu essen.«

Malehkah wartete am Fuß der Treppe auf uns. »Wo bleibt ihr denn? Kümmere dich um den Reis, Zeynab.« Sie nickte mir zu, die Hände vor den dicken Bauch gelegt, als wollte sie ihr ungeborenes Kind vor mir schützen. »Geh und kauf Naan-Brot, Zulaikha. Aber beeil dich. Dein Vater und Najibullah sind hungrig.«

Ich zog einen Zipfel des Tschadors vor mein Gesicht, denn Malehkah gefiel der Anblick meines Mundes nicht.

»Und dass du mir ja nicht mit den Ladenburschen schwatzt. Es wird schwierig genug sein, einen Mann für dich zu finden, zumal mit deinem Mund. Die Leute könnten dich irgendwann für eine alte Jungfer halten.« Die Frau meines Vaters reichte mir einen zerknitterten afghanischen Geldschein. »Bring das Wechselgeld mit. Vergiss nicht, dass man Dieben die Hände abhackt.«

»Ja, Mada.« Nach all den Jahren tat es immer noch weh, die zweite Frau meines Vaters mit Mutter anzureden. Das lag vor allem daran, dass sie so gemein zu mir war. Ich hatte noch nie etwas gestohlen, und in den Läden sagte ich nur das Nötigste. Aber das zählte nicht. Malehkah war immer schlecht auf mich zu sprechen, egal was ich tat. Ich musste trotzdem versuchen, sie zufriedenzustellen, damit im Haus meines Vaters Friede herrschte.

Als ich draußen auf der Veranda stand, lehnte ich die dünne Metalltür hinter mir gerade so weit an, dass sie keinen Lärm machte. Ein Scharnier war kaputt. Wenn man die Tür ganz schloss, verhakte es sich und knarrte laut. Dann lehnte ich mich gegen das von der Sonne angewärmte Metall und seufzte tief.

Als Mada, meine richtige Mutter, noch lebte, war es einfacher mit Malehkah gewesen. Aber vielleicht kam mir im Rückblick sowieso alles besser vor. Mada-jan hatte Malehkah geholfen, sich an unser Leben anzupassen. Meine Mutter hatte ihre eigenen Wünsche immer hinter die Bedürfnisse der Familie zurückgestellt. Inzwischen fragte ich mich, warum Mada so nett zu Malehkah gewesen war. Ich dachte daran, was sie zu mir gesagt hatte, wenn ich wütend gewesen war: »Jeder Sieg entspringt der Geduld; sie ist das Zeichen für Gottes Huld.«

Auf dem Weg über den Hof versuchte ich, mich allem zu öffnen, was mich umgab. Ich spürte den glatten, weichen Sand zwischen meinen Zehen, lauschte der Brise, die in unserer Dattelpalme raschelte. Ich betrachtete den Anstrich der doppelten, sorgfältig gearbeiteten Metalltür - das tiefe Rot, das Grün, das Blau. Ich spürte die Wärme der dicken Lehmziegelmauer, die uns vor der Außenwelt beschützte, saugte ihren muffigen Geruch in mich auf. Mada-jan hätte mich ermahnt, geduldig zu sein, alles Hässliche zu vergessen und mich auf das Schöne zu konzentrieren.

Ich drehte mich zu unserem Haus um, das in der Mitte des Hofs stand, ein zweistöckiger Lehmziegelbau mit fünf Zimmern, den Baba in einem hübschen Blau gestrichen hatte. Es war sicher nicht das schönste Haus in An Daral, aber ich liebte es.

»Zulaikha!« Malehkah trat auf die Veranda.

»Bale!« Ich eilte zur Außenmauer und entriegelte die kleine Tür, wobei ich darauf achtete, mir die Hände nicht an den spitzen Metallteilen zu schneiden, die wie Zähne aus den Schweißnähten des Schlosses ragten. Dann trat ich auf die Straße. In die Öffentlichkeit.

In den Wagenspuren auf der holperigen Straße war noch die Kühle der Nacht zu spüren, aber schon überwanden die ersten Sonnenstrahlen die Berggipfel und fielen durch das Astwerk der Bäume. Ich wischte mir über die Stirn. Wenn es morgens schon so warm war, wäre die Hitze gegen Mittag erstickend, und die Männer würden in die Cafés fliehen, wo sie Zam-Zam, die Limonade aus dem Iran, tranken und zusahen, wie das Thermometer weit über vierzig Grad stieg.

Ich ging am Straßenrand. Wegen des üblen Geruchs der Abwässer, die aus Löchern in den Grundstücksmauern tröpfelten, rümpfte ich die Nase. Aber ein bisschen Gestank war besser, als für alle sichtbar mitten auf der Straße zu laufen.

Frauen, die in Tücher gewickeltes Naan trugen und leise unter ihren Tschadris plauderten, kamen mir auf der Straße entgegen. Malehkah hatte Baba-jan endlich davon überzeugt, dass Zeynab nicht mehr unverhüllt nach draußen gehen durfte, weil sie inzwischen zu groß und zu hübsch war. Als ich auch um einen Tschadri gebeten hatte, hatte Baba-jan meine Schulter gedrückt und mit leisem Lachen erwidert, ich sei noch zu jung. Aber ich war kein kleines Kind mehr wie mein Bruder Khalid. Ich war dreizehn.

Mein Vater, der sich freute, dass seine Tochter erwachsen wurde, hatte lächelnd zugesehen, wie Zeynab sich in ihren neuen, himmelblauen Tschadri gehüllt hatte. Wenn er mich doch auch einmal so anlächeln würde!

Kurz vor der Tür, die auf das Grundstück einer Familie des Abdullah-Clans führte, ging ich schneller und wechselte auf die andere Straßenseite. Dann lief ich so leise wie möglich zwischen den hohen Mauern zum Fluss. An der günstigsten Stelle war er im Sommer nur knöcheltief, und als ich hineinwatete, genoss ich das kühle Wasser und den Sand unter meinen Füßen. Die hinter mir liegende Straße war still und leer. Ich konnte mich kurz entspannen.

Auf dem Basar am Ostrand der Stadt waren schon einige Leute bei der Arbeit. Ein verbeulter, rostiger Pickup lieferte Melonen aus der Stadt Farah an. Die großen, metallenen Rollläden vor den Geschäften gingen ratternd nach oben und Ladenbesitzer schleppten ihre Waren vor die Tür.

Noch war alles ruhig, aber das würde sich bald ändern. Die ersten Kunden des Tages feilschten bereits um Preise und das...
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Autor

Trent Reedy, geb. in Iowa, schrieb, bis die Armee ihn nach Afghanistan einzog. Seine Erfahrungen im Krisengebiet inspirierten ihn zu »Inshallah«. Heute lebt der Autor mit seiner Familie im Bundesstaat Washington. www.trentreedy.com
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Reedy, Trend D.