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Der Klang der Trommel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am19.06.20151. Auflage
Eine große indigene Familiensaga.

Es gibt Trommeln, die heilen, und Trommeln, die töten können. Sie werden eins mit dem Menschen, der sie hütet. Faye Travers hat zwar indigenes Blut in den Adern, mit ihrer Herkunft verbindet sie aber nur noch ihre Begeisterung für indigene Antiquitäten. Bis sie auf eine wunderschöne alte Trommel stößt. Die Suche nach ihrem rechtmäßigen Besitzer führt Faye in ein Reservat und wird bald zu einer Entdeckungsreise in die Geschichte ihrer eigenen Familie ...

Der Klang der Trommel erzählt von den großen Fragen des Lebens, von Betrug, Schuld, Liebe und Verzeihung.

'Der Klang der Trommel bietet, was wir von großer Literatur erhoffen: Antworten auf die großen Lebensfragen zu erhalten. Das ist Weltliteratur zwischen Faulkner und Proust.' Deutschlandradio Kultur, Lutz Bunk.



Louise Erdrich, geboren 1954 als Tochter einer Ojibwe und eines Deutsch-Amerikaners, ist eine der erfolgreichsten amerikanischen Gegenwartsautorinnen. Sie erhielt den Pulitzer-Preis, National Book Award, den PEN/Saul Bellow Award und den Library of Congress Prize. Louise Erdrich lebt in Minnesota und ist Inhaberin der Buchhandlung Birchbark Books.

Im Aufbau Verlag und im Aufbau Taschenbuch sind ebenfalls ihre Romane »Jahr der Wunder«, »Die Wunder von Little No Horse«, »Liebeszauber«, »Die Rübenkönigin«, »Spuren«, »Der Club der singenden Metzger«, »Der Klang der Trommel«, »Solange du lebst«, »Schattenfangen«, »Das Haus des Windes«, »Ein Lied für die Geister«, »Der Gott am Ende der Straße«, »Der Nachtwächter« sowie »Von Büchern und Inseln« und lieferbar.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEine große indigene Familiensaga.

Es gibt Trommeln, die heilen, und Trommeln, die töten können. Sie werden eins mit dem Menschen, der sie hütet. Faye Travers hat zwar indigenes Blut in den Adern, mit ihrer Herkunft verbindet sie aber nur noch ihre Begeisterung für indigene Antiquitäten. Bis sie auf eine wunderschöne alte Trommel stößt. Die Suche nach ihrem rechtmäßigen Besitzer führt Faye in ein Reservat und wird bald zu einer Entdeckungsreise in die Geschichte ihrer eigenen Familie ...

Der Klang der Trommel erzählt von den großen Fragen des Lebens, von Betrug, Schuld, Liebe und Verzeihung.

'Der Klang der Trommel bietet, was wir von großer Literatur erhoffen: Antworten auf die großen Lebensfragen zu erhalten. Das ist Weltliteratur zwischen Faulkner und Proust.' Deutschlandradio Kultur, Lutz Bunk.



Louise Erdrich, geboren 1954 als Tochter einer Ojibwe und eines Deutsch-Amerikaners, ist eine der erfolgreichsten amerikanischen Gegenwartsautorinnen. Sie erhielt den Pulitzer-Preis, National Book Award, den PEN/Saul Bellow Award und den Library of Congress Prize. Louise Erdrich lebt in Minnesota und ist Inhaberin der Buchhandlung Birchbark Books.

Im Aufbau Verlag und im Aufbau Taschenbuch sind ebenfalls ihre Romane »Jahr der Wunder«, »Die Wunder von Little No Horse«, »Liebeszauber«, »Die Rübenkönigin«, »Spuren«, »Der Club der singenden Metzger«, »Der Klang der Trommel«, »Solange du lebst«, »Schattenfangen«, »Das Haus des Windes«, »Ein Lied für die Geister«, »Der Gott am Ende der Straße«, »Der Nachtwächter« sowie »Von Büchern und Inseln« und lieferbar.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841208927
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum19.06.2015
Auflage1. Auflage
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1582253
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1
Revival Road Faye Travers

Als ich den Kinderfriedhof mit seinen schlichten handgeschriebenen Grabtafeln und den Lämmern und Engeln aus verwittertem Stein verlasse, bin ich in Gedanken und halte zu lange an der Stelle, wo die Straße vom Friedhof auf den zweispurigen Highway mündet. Diese Zerstreutheit ist zum Teil eine Alterserscheinung, aber ich glaube, daß mehr dahintersteckt. Neuerdings zögere ich bei der kleinsten Entscheidung, als hätte ich die Wahl zwischen Verzweiflung und höchster Glückseligkeit. Den rechten, den wahren Weg gibt es für mich nicht mehr. Je vertrauter die Straße ist, desto leichter verirre ich mich. Links führt der Highway in Schlangenlinien nach Norden zu unserer berühmten Universitätsstadt, aber ich halte mich rechts und komme so zu dem armen historischen Neuenglanddorf Stiles and Stokes mit seinen großen, biegsamen Ahornbäumen, den alten, strahlenförmig angeordneten Straßen, einem strengen, weißen Glockenturm und einer nüchternen Tankstelle, wo wir auch unsere Lebensmittel kaufen. Kurz danach gabelt sich der Highway. Links führt eine breite, gepflegte Straße hügelauf und verzweigt sich zu immer schmaler werdenden Ausläufern der Revival Road. Genau da, wo es anfängt unübersichtlich zu werden, wohnen wir, meine Mutter und ich.

Von oben dürfte unsere Straße aussehen wie ein aufs Geratewohl hingeworfenes Bindfadenknäuel, ein Wust undurchschaubarer Schlingen und halbfertiger Fragezeichen, aber wer die Geduld aufbringt, genauer hinzusehen, erkennt schließlich eine gewisse Ordnung. Zunächst hat die Straße noch einen anständigen Belag, wenn auch keinen Asphalt wie der Highway. Wenn sich eine Mehrheit der Stadtverwaltung wieder mal dafür ausspricht, mehr in den Erhalt des Straßennetzes zu investieren, wird sie mit feinem Kies beschichtet. Im Lauf eines heißen Sommers drücken sich die Steinchen in den weichen Teer und bilden eine glatte Oberfläche, die Autos schneller fahren läßt. Bis zur Wintermitte ist der Frost unter den Straßenbelag gekrochen und bildet Buckel, die den Verkehr zu einer langsameren Fahrweise zwingen. Mich freut das, denn Kinder benutzen diese Straße, wenn sie zur Bushaltestelle gehen. Sie kommen mit ihren Hunden vorbei und tragen dicke Jacken in satt leuchtenden Farben - knallrosa, knallgelb, knallblau. Vor meinen Augen verändern sie sich, werden zu den jugendlichen Fahrern schneller Wagen, die nur haarscharf die kleineren Kinder verfehlen, Kinder, die dann ihrerseits erwachsen werden und davonfahren.

Wie gesagt - eine gewisse Ordnung ist da, aber immer wieder kompliziert die Unberechenbarkeit der Ereignisse das Muster, läßt an der einen Stelle etwas an die Oberfläche treten, verknotet sich an einer anderen, während die Menschen ihre Unordnung voll ausleben. Meine Mutter Elsie und ich versuchen, das Leben durch Beobachtung festzuhalten, aber wenn man davon ausgeht, daß man ein ganzes Leben braucht, um die Dinge klar zu sehen, und danach vielleicht noch ein weiteres Leben im Jenseits, haben wohl nur die frommen Toten ein wahrhaftiges Bild von unserer Straße. Schließlich verdankt sie ihren Namen dem flachen Feld an ihrem südlichen Ende, auf dem früher einmal im Jahr eine Erweckungsversammlung stattfand. Diese drastischen Bekehrungen führten zur Gründung mehrerer Kirchen, die damals, wie ich meine, in charismatischem Eifer ihrer Zeit weit voraus waren. Nach und nach vereinigten sie sich mit neueren Glaubensgemeinschaften, aber ihre Toten teilten sich weiterhin die Erde mit Universalisten und Quäkern, ja sogar völlig Ungläubigen. Wir Lebenden dagegen sind in einzelnen Szenen gefangen, uns fehlt die Übersicht, zu der es die Toten gebracht haben. Trotzdem versuche ich zumindest Querverbindungen festzuhalten, versuche, mir durch die täglichen Streitigkeiten, Überraschungen und kleinen Begebenheiten hier auf unserer Straße einen Weg zu bahnen.

An einem frostigen Sonntag mitten im Winter waren wir im Haus mit angenehmen kleinen Arbeiten beschäftigt, als jemand an unsere Haustür wummerte. Erschrocken rief Elsie nach mir. Als ich aus der Waschküche im Keller hochgerannt kam, sah ich vor der Scheibe der hinteren Sturmtür einen jungen Mann stehen, ohne Jacke, schlotternd vor Kälte. Er hob die Hand, ich sah, daß ihm ein Finger fehlte, und erkannte den jungen, inzwischen erwachsenen Eyke, der sich schon lange nicht mehr an der Kettensäge seines Vaters vergriff, dafür aber an dessen noch nicht abbezahltem, nagelneuen Auto. Davan Eyke hatte es sich zu einer verbotenen Spritztour geschnappt und auf dem Hang neben unserem Haus die Kontrolle über den Wagen verloren. Das Fahrzeug drohte in eine steile Schlucht zu stürzen, an deren Rand Birken standen. Ein glücklicher Zufall wollte es, daß das Auto genau zwischen zwei Stämmen steckenblieb. Die weißen Birken hielten den teuren, unbezahlten weißen Wagen fest wie in einem Schraubstock. Er hatte keine Beule. Keinen silbrigen Kratzer. Noch nicht. Davan hoffte nun, ich würde den Wagen an die Kette nehmen, meinen Subaru rückwärts den Hang hochfahren und sein Fahrzeug vorsichtig freischleppen können.

Meine Kette riß, und die Bemühungen anderer, die im Lauf des Nachmittags zu Hilfe kamen, machten alles noch schlimmer. Am Ende der Straße sammelten sich Autos, Laster, Gerät und Menschen. Während sie an Davans Wagen ruckelten, schaukelten, schoben und zerrten, verschiedene Lösungen ausprobierten und verwarfen, während der Glanz des Neuen sich zunehmend verlor, begriff Davan, daß sein Plan gescheitert war, und Verzweiflung packte ihn. Mit leerem Blick sah er, wie ein Abschleppwagen das Auto seines Vaters mit der Winde halb freibekam, es dann knallend auf die Seite fallen ließ und mit einem häßlich kreischenden Geräusch über eine Fuhre Kies nach oben zog, die zur Verbesserung der Bodenhaftung gerade von der Straßenmeisterei abgeladen worden war.

Im Lauf der Jahre hat unsere Stadt, die für ihr weiches, dramatisches Licht berühmt ist, immer wieder Künstler aus den Großstädten der Ostküste angelockt. Meist sind sie kommerziell erfolgreich und können sich jetzt den Luxus eines zurückgezogenen Lebens leisten. Da New Hampshire keine Einkommensteuern erhebt, sondern lieber tausend weniger effektive Möglichkeiten nutzt, Einnahmen zu erzielen, steigt bei wohlhabenden Künstlern der Wohlstand, allerdings auch die Langeweile. Wenn sie Gesellschaft haben wollen, können sie sich nur hier in der Gegend umtun und müssen notgedrungen auf Menschen wie mich zurückgreifen - eine Frau, die mal Drogen genommen und eine Hepatitis überstanden hat, Geschäftsführerin eines Modegeschäfts war, gefeuert wurde, weil sie sich nicht für Mode interessierte, halbgebildete Kunstliebhaberin, Verfasserin von Endlostagebüchern und experimenteller Lyrik war und inzwischen Teilhaberin der Firma für Nachlaßverwertung ist, die meine Mutter vor über fünfzig Jahren gegründet hat.

Einer dieser Künstler wohnt am Ende unserer Straße in einem klotzigen Backsteinhaus mit angebauter, weiß verschindelter Remise (jetzt Atelier). Kurt Krahe - korrekte Schreibweise des Nachnamens mit Umlaut, einem Vampirbiß über dem a - ist ein beeindruckender Mann. Einst hoch gerühmt wegen seiner gewaltigen Steinkompositionen, ist er, wie er es ausdrückt, in einen Zwischenraum gefallen, in den Raum zwischen den Dingen. Seinen Umlaut hat er den amerikanischen Gepflogenheiten geopfert, aber er liebt zusammengesetzte deutsche Wörter. Manchmal denke ich, daß er sie erfindet, aber den Zwischenraum gibt es wirklich. Kurt ist in den Zwischenraum zwischen seinen eigenen Werken geraten und wird kaum mehr beachtet. Seit Jahren hat er kein wichtiges Werk mehr geschaffen. Oft integriert er Schiefer oder Granit aus unserer Gegend in seine Skulpturen, und zur Hilfe bei der Umsetzung seiner Projekte, die Schwerarbeit ist, stellt er hin und wieder junge Männer aus der Gegend ein. Krahes Helfer wohnen in einer Hütte auf seinem Grundstück, im Schutz einer alten Weymouthskiefer, und müssen zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit sein, weil man nie wissen kann, wann ihn endlich die zündende Idee packt, einen Stein in einer ganz bestimmten Art auf einen anderen zu türmen.

Kurts Hände sind überraschend zart und klein, sie erinnern mich, flink und gewandt wie sie sind, an die Pfoten eines stämmigen Waschbären. Die Füße wirken fast mädchenhaft in den ordentlich geschnürten Stiefeln und bilden einen seltsamen Kontrast zu dem ansonsten so kräftig gebauten Körper. Ich bin immer neugierig auf die Steine, die Kurt sich für seine Arbeiten aussucht, schaue mir an, welche er behalten hat, und glaube manchmal zu wissen, was ihm an ihnen so gefällt. »Die Japaner«, sagt er, »haben ein Wort für das Wesen, das in einem Stein offenbar wird.« »Und warum nicht die Deutschen?« frage ich. Er wird sich eins ausdenken, sagt er. Ich liebe diese Fähigkeit an Kurt, das Wesen des Steins zu erkennen. Nur wünschte ich mir manchmal, ich wäre ein Stein. Dann würde er mich so sehen, wie ich bin. Pfirsichfarbener Granit mit zornigen Einschlüssen von Glimmer. Mir ist ein wenig das Gleichgewicht abhanden gekommen. Ich habe den Verdacht, daß er eine andere Frau hat - vielleicht in New York City, wo er öfter hinfährt -, aber er weicht meinen Fragen aus und lacht nur. Indirekt leugnet er es, und ich habe nicht genug Selbstvertrauen, ihn offen danach zu fragen. Trotz meines Argwohns neige ich mich immer weiter ihm zu. Ob ich mich wieder aufrichten kann? Das ist keine ästhetische Frage.

Als Davan Eyke gezwungenermaßen sein Elternhaus verließ, ging er nicht weit, er zog in Krahes Hütte unter den Zweigen der schönen, bergenden Kiefer. Es ist ein ungewöhnlich imposanter Baum, und zusammen mit dem Künstler überlege ich oft, in...
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Autor

Louise Erdrich, geboren 1954 als Tochter einer Ojibwe und eines Deutsch-Amerikaners, ist eine der erfolgreichsten amerikanischen Gegenwartsautorinnen. Sie erhielt den Pulitzer-Preis, National Book Award, den PEN/Saul Bellow Award und den Library of Congress Prize. Louise Erdrich lebt in Minnesota und ist Inhaberin der Buchhandlung Birchbark Books.

Im Aufbau Verlag und im Aufbau Taschenbuch sind ebenfalls ihre Romane »Jahr der Wunder«, »Die Wunder von Little No Horse«, »Liebeszauber«, »Die Rübenkönigin«, »Spuren«, »Der Club der singenden Metzger«, »Der Klang der Trommel«, »Solange du lebst«, »Schattenfangen«, »Das Haus des Windes«, »Ein Lied für die Geister«, »Der Gott am Ende der Straße«, »Der Nachtwächter« sowie »Von Büchern und Inseln« und lieferbar.