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Der ist für die Tonne

HörbuchE-Book
320 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am08.11.20191. Auflage
Ist das Liebe, oder kann der weg?

Hannah, die als Coach für fachgerechtes Ausmisten arbeitet, soll ausgerechnet dem neuen Flirt ihrer Freundin ein geordnetes Zuhause verpassen. Prompt entbrennt mit dem eigenwilligen Pascal erbitterter Streit: behalten oder ab in die Tonne? Doch je mehr Hannah aufräumt, desto tiefer manövriert sie sich mitten ins emotionale Chaos - denn plötzlich findet sie nicht nur eine echte Leiche auf dem Dachboden, sondern sie fühlt sich auch so merkwürdig zu Pascal hingezogen ...

Ein unglaublich lustiger Roman über das Entsorgen von emotionalem Ballast und Liebesverwirrung im Ordnungswahn.


Ellen Berg, geboren 1969, studierte Germanistik und arbeitete als Reiseleiterin und in der Gastronomie. Heute schreibt und lebt sie mit ihrer Tochter auf einem kleinen Bauernhof im Allgäu. Aufräumen und Ausmisten sind nicht gerade ihre Hobbys, doch nach diesem Roman hat sich ihr heimisches Chaos deutlich gelichtet. Mehr zur Autorin unter www.ellen-berg.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
HörbuchE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextIst das Liebe, oder kann der weg?

Hannah, die als Coach für fachgerechtes Ausmisten arbeitet, soll ausgerechnet dem neuen Flirt ihrer Freundin ein geordnetes Zuhause verpassen. Prompt entbrennt mit dem eigenwilligen Pascal erbitterter Streit: behalten oder ab in die Tonne? Doch je mehr Hannah aufräumt, desto tiefer manövriert sie sich mitten ins emotionale Chaos - denn plötzlich findet sie nicht nur eine echte Leiche auf dem Dachboden, sondern sie fühlt sich auch so merkwürdig zu Pascal hingezogen ...

Ein unglaublich lustiger Roman über das Entsorgen von emotionalem Ballast und Liebesverwirrung im Ordnungswahn.


Ellen Berg, geboren 1969, studierte Germanistik und arbeitete als Reiseleiterin und in der Gastronomie. Heute schreibt und lebt sie mit ihrer Tochter auf einem kleinen Bauernhof im Allgäu. Aufräumen und Ausmisten sind nicht gerade ihre Hobbys, doch nach diesem Roman hat sich ihr heimisches Chaos deutlich gelichtet. Mehr zur Autorin unter www.ellen-berg.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841218193
ProduktartHörbuch
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum08.11.2019
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4312480
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 2

Tess hatte nicht zu viel versprochen. Die Behausung ihres neuen Schwarms entpuppte sich als romantische alte Villa, aufwendig mit Stuck verziert und an den Seiten mit Efeu bewachsen. Das Anwesen lag am Stadtrand, in einem malerisch verwilderten Garten, den alte Eichen von den Nachbargrundstücken abschirmten. Hannah atmete tief durch. Sie hatte ganz vergessen, wie würzig die Luft im Grünen roch. Und wie beruhigend still es sein konnte, wenn man nicht inmitten von tosendem Verkehr wohnte. Nur die Vögel zwitscherten. Dieser Pascal hatte sich das friedlichste Fleckchen der Welt ausgesucht.

Seltsam. Irgendwie hatte Hannah Schwierigkeiten, sich vorzustellen, wie Tess in diese Idylle reinpassen sollte. Weit und breit kein Nagelstudio, keine Boutique, kein Friseur. Wenn das mal gut ging.

Etwas verwundert über das märchenhafte Ambiente stieg sie vom Fahrrad und lehnte es an den schmiedeeisernen Gartenzaun. Zur Feier des Besuchs trug sie ein knallrotes Jackett aus ihrem reichen Klamottenfundus. Ihre Freundinnen hatten darauf bestanden. Sonst sehe sie ja aus wie ihre eigene Praktikantin, so der allgemeine Tenor. Es werde Zeit, dass sie ihre Geschäftsphilosophie durch ein angemessenes Outfit unterstreiche.

Die ganze Fahrt über hatte Hannahs Handy gepiepst, jetzt checkte sie die eingegangenen Nachrichten. Dennis. Klar. Ihr Ex ließ einfach nicht locker. Warum wollte er sie unbedingt treffen? Um ehrlich zu sein, hatte Hannah ein bisschen Angst vor einem emotionalen Rückfall. Dennis war ihr absoluter Traummann gewesen. So was ließ sich nicht einfach wegwischen. Selbst dann nicht, wenn er ihr schon nach zwei Jahren Ehe den Alptraum notorischer Untreue beschert hatte. Abhaken, Hannah. Vergiss ihn.

Als Nächstes rief sie ihre Mutter an. Marie-Luise Bodmer meldete sich schon nach zwei Klingelzeichen, mit ihrem mütterlichen Singsang voller Wärme und Nachsicht, den Hannah so an ihr mochte.

»Licht und Liebe, bist du gut zu deinem Termin gekommen?«

»Ja, Mama, bestens. Und bei dir? Alles in Ordnung?«

»Tess hat ganz wundervolle Sesambällchen fabriziert, jetzt schauen wir ein Meditationsvideo.« Im Hintergrund hörte man ein heftiges Fabriziert? Was soll das denn bitte heißen?. »Also, Hannah«, fuhr ihre Mutter fort, »du musst dich nicht beeilen, Tess und ich wollen noch den dritten Teil von Herr der Ringe schauen. Der Pfleger war auch schon da. Ich bin versorgt, ich habe meditiert, alles easy, null Drama.«

War es wirklich so? Es gab Hannah immer einen kleinen Stich, wenn sie abends nicht bei ihrer Mutter sein konnte. Zwar hatten sie die Herr-der-Ringe-Trilogie mindestens schon zwanzigmal gemeinsam angesehen, doch es wurde Hannah nie zu viel, für ihre Mutter da zu sein. Andererseits fühlte sie sich mit Tess auf der sicheren Seite. Marie-Luise Bodmer mochte Hannahs Freundin, vielleicht auch deshalb, weil Tess ein Kontrastprogramm zu ihrer Tochter war. Mit Tess konnte sie stundenlang über Mädelssachen reden: Männer, Make-up, Modeschmuck, und dann kicherten sie wie die Teenager.

»Gute Nacht, Mama. Süße Träume.«

»Bis morgen früh. Du bist meine Lieblingsfarbe, Kleines. Sei der Grund, warum heute jemand lächelt. Ciao.«

Ja, Marie-Luise Bodmer war speziell. Während Hannah das Handy in ihrer Jeans versenkte, spähte sie über den Gartenzaun. Es war ein ausgesprochen heißer Sommerabend. Seit vier Wochen hatte es nicht geregnet, und sie spürte die trockene Hitze, die der Boden abstrahlte. Obwohl die Sonne schon recht tief am Himmel stand, schien sie noch kräftig genug, um die Villa in ein magisches Licht zu tauchen. Keine Menschenseele war zu sehen. Nur eine einsame Saxophonmelodie schwebte über den Jasminbüschen, die den gepflasterten Weg zum Haus säumten. Ob dieser Pascal selber spielte? Oder hatte er seine Musikanlage voll aufgedreht?

Die Frage beantwortete sich von selbst: durch das Erscheinen eines Mannes, der mit energischen Schritten die ausgetretenen Marmorstufen der Eingangstreppe herabeilte. An seinem Hals baumelte ein messingfarbenes Saxophon, seine phänomenalen Ohren leuchteten rötlich. Nach einem Weinhändler sah er so gar nicht aus. Eher nach einem Studenten im hundertsten Semester, dessen Garderobe aus dem Altkleidercontainer stammte. An sich war das ja löblich, in diesem Falle aber eine Katastrophe. Auf seinem ausgeleierten weißen T-Shirt prangte ein fast bis zur Unkenntlichkeit verwaschener SpongeBob-Aufdruck. Darüber trug er eine abgeratzte grüne Anglerweste mit tausend aufgenähten Taschen. Den Aufzug komplettierte eine verbeulte Jogginghose, deren Farbe das menschliche Auge beleidigte - irgendwas zwischen Tümpelgrün und Mülleimergrau.

SpongeBob, du lieber Himmel. Der Typ war schätzungsweise Mitte, Ende dreißig, aber aus der Pubertät schien er noch nicht rausgekommen zu sein. Von der albernen schwarzen Streberbrille ganz zu schweigen. Hannah begriff auf der Stelle, warum Tess auf einem Umstyling bestand.

Wenigstens das Gesicht ist gut geschnitten, dachte sie. Markante Wangenknochen, kantiges Kinn, hohe Stirn, nicht übel. Aber der Dreißig-Tage-Bart muss weg, und auch ein anständiger Haarschnitt wäre fällig. Oder war das ein Hipsterbart? Und eine Rod-Stewart-Gedächtnisfriese? Mit dem Profilbild hatte der Typ jedenfalls nur entfernte Ähnlichkeit. Und warum schaute der gute Mann so finster drein? Weil sie ihn beim Saxophonspielen gestört hatte?

Todesmutig schob sie das Gartentor auf und marschierte auf ihn zu, erhitzt vom Fahrradfahren, ziemlich neugierig und sich ein wenig unbehaglich fühlend. Die typische Mischung, wenn sie das erste Mal bei Kunden tätig wurde. War schließlich eine intime Sache, in den Privaträumen anderer Leute rumzukramen, oder?

»Hallo, Herr, äh, Pascal.«

»Was wollen Sie?«, rief er statt einer Begrüßung. »Sie können doch nicht einfach in meinen Garten reinlatschen!«

Du liebe Güte. Wie war der denn drauf? Hannah ging weiter auf ihn zu. Wäre ja noch schöner, wenn sie sich nach der langen Fahrt so schnell ins Bockshorn jagen ließe.

»Sie sind der Typ Cowboy, der erst schießt und dann die Fragen stellt, richtig? Wieso regen Sie sich denn so auf?«

»Aufregen?«, blaffte er. »Ist für Anfänger - ich bin stinksauer! Verschwinden Sie! Sonst ...«

»... ziehen Sie mir eins mit dem Saxophon über? Keine Angst, dass das Karma zurückschlägt?«

Skeptisch musterte er sie von oben bis unten.

»Sind Sie von einer Sekte?«

»Ich bin eine Freundin von Tess. Hannah.« Sie streckte ihm die Rechte entgegen, die er mit einem Ausdruck betrachtete, als sei es eine Handgranate. »Ich komme wegen des, na ja, Ausmistens.«

»Ach das.« Seine Miene verfinsterte sich weiter, sofern das überhaupt noch möglich war. »Können Sie knicken. Sorry, aber je eher Sie gehen, desto besser für uns beide.«

Moment mal. Wenn sie sich jetzt abwimmeln ließ, würden ihre Freundinnen glauben, sie hätte gekniffen. Kam überhaupt nicht in die Tüte, dass sie unverrichteter Dinge wieder abzog. Deshalb straffte Hannah den Rücken und bog die Schultern zurück, um größer zu wirken.

»Entschuldigen Sie bitte«, flötete sie, »was haben Sie gerade gesagt?«

»Haben Sie mich etwa nicht verstanden?«

»Doch, doch, ich wollte Ihnen nur die Chance geben, Ihre Meinung zu ändern. Ich habe nämlich einen Auftrag, und ich werde ihn erledigen.«

»Sie?« Ein grimmiges Lächeln huschte durch den Hipsterbart. »Sie werden gar nichts tun, außer Ihr Fahrrad zu besteigen und abzuzischen. Und zwar dalli, bevor ich so richtig ausraste.«

»Tun Sie doch schon«, entgegnete Hannah.

Langsam platzte ihr die Pelle. Was nahm sich dieser Typ eigentlich raus? Stolzierte wie ein Columbo für Arme in seinem Garten herum und muffelte sie an? Obwohl er offensichtlich wusste, dass Tess sie eigens engagiert hatte, um hier Klarschiff zu machen?

»Raus«, knurrte er.

»Nee, rein.« Sie lächelte zuckersüß. »Ich verstehe, wenn Ihnen das Chaos drinnen unangenehm ist. Geben Sie mir ein, zwei Tage, und Sie werden Ihr Haus nicht wiedererkennen.«

»Sehen Sie, genau das will ich verhindern.« Ungehalten schnalzte er mit der Zunge. »Tess hat sich da in etwas reingesteigert. Aber so läuft das nicht. Ich mache hier mein Ding, ob ihr das gefällt oder nicht. My home is my castle.«

Das war eine unmissverständliche Ansage. Allerdings gab es handfeste Argumente, warum Hannah nicht aufgeben durfte. Freundschaft zum Beispiel. Tess und ihr Liebesglück. Der Brief vom Finanzamt. Und das dringend benötigte Geld für den neuen Rollstuhl.

»Okay.« Geblendet von der tief stehenden Sonne verengte sie ihre Augen zu Schlitzen. »Reden wir Klartext. Sie haben keine Lust auf die Aktion. Ich auch nicht. Doch ich habe es Tess versprochen. Könnten wir es nicht so machen, dass ich mir alles anschaue, Ihnen ein paar Tipps gebe, und dann sind Sie mich wieder los?«

Ihre Stimme hatte ein bisschen gezittert. War das der Grund, warum sich seine Züge allmählich glätteten?

»Also gut«, sagte er nach einer bangen kleinen Ewigkeit. »Sie haben eine Viertelstunde.«

Hannah atmete auf. Mann, Mann, Mann, dieser Pascal war die schlechte Laune in Person, aber wenigstens durfte sie seine heiligen Hallen betreten. Wenn sie erst mal drin war, würde aus der Viertelstunde schon noch mehr werden. War doch immer so. Anfangs dachten die Leute: Hey, was wird schon groß zu räumen sein? Und dann...
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Autor

Ellen Berg, geboren 1969, studierte Germanistik und arbeitete als Reiseleiterin und in der Gastronomie. Heute schreibt und lebt sie mit ihrer Tochter auf einem kleinen Bauernhof im Allgäu. Aufräumen und Ausmisten sind nicht gerade ihre Hobbys, doch nach diesem Roman hat sich ihr heimisches Chaos deutlich gelichtet.
Mehr zur Autorin unter www.ellen-berg.de