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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am19.06.20231. Auflage
Das Tor zum Süden.

Göschenen, 1872: Helene begleitet ihren Vater oft auf seinen Fahrten über den gefährlichen Gotthardpass. Als ein Tunnel durch den Berg gebaut werden soll, fürchten die Fuhrhalter um ihre Existenz, die Bergarbeiter aus Italien sind Anfeindungen ausgesetzt. Auch wenn ihre Eltern dem Mineur Piero ein Zimmer auf ihrem Hof anbieten, weiß Helene, dass sie eine Verbindung zu dem temperamentvollen Italiener niemals billigen würden - und doch geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Als es im Tunnel immer häufiger zu schweren Unfällen kommt, muss sie schon bald um Pieros Leben bangen ... 

Die epische Geschichte eines kühnen Bauvorhabens und einer Liebe, die nicht sein durfte.


Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt sie im Taunus. Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane »Die Tochter der Toskana«, »Das Gutshaus in der Toskana«, »Sterne über der Toskana«, »Die Sehnsucht der Albatrosse« und »Das Geheimnis des Nordsterns« sowie die drei Bände ihrer Amisch-Saga »Der Himmel über Amerika« lieferbar.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextDas Tor zum Süden.

Göschenen, 1872: Helene begleitet ihren Vater oft auf seinen Fahrten über den gefährlichen Gotthardpass. Als ein Tunnel durch den Berg gebaut werden soll, fürchten die Fuhrhalter um ihre Existenz, die Bergarbeiter aus Italien sind Anfeindungen ausgesetzt. Auch wenn ihre Eltern dem Mineur Piero ein Zimmer auf ihrem Hof anbieten, weiß Helene, dass sie eine Verbindung zu dem temperamentvollen Italiener niemals billigen würden - und doch geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Als es im Tunnel immer häufiger zu schweren Unfällen kommt, muss sie schon bald um Pieros Leben bangen ... 

Die epische Geschichte eines kühnen Bauvorhabens und einer Liebe, die nicht sein durfte.


Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt sie im Taunus. Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane »Die Tochter der Toskana«, »Das Gutshaus in der Toskana«, »Sterne über der Toskana«, »Die Sehnsucht der Albatrosse« und »Das Geheimnis des Nordsterns« sowie die drei Bände ihrer Amisch-Saga »Der Himmel über Amerika« lieferbar.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841231710
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.06.2023
Auflage1. Auflage
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse902 Kbytes
Artikel-Nr.10230809
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe




1. Kapitel


»Hüh!« Franz Herger knallte mit der Peitsche. »Bald habt ihr´s geschafft. Los, Fardi! Zieh, Loris - immer weiter, Dorli. Fleißig, Trude.«

Die vier Pferde legten sich ins Geschirr und zogen das schwer beladene Fuhrwerk um die nächste Kurve bergauf. Helene saß neben ihrem Vater auf dem Kutschbock und hielt sich am Sitz fest. Etwa zwei Drittel der Tremola, der Straße, die in engen Serpentinen von Airolo hinauf zum Gotthardpass führte, hatten sie geschafft. Nur noch acht Spitzkehren waren zu bewältigen. Seit sie Airolo passiert hatten, war es merklich kühler geworden. Auf den Wiesen lagen vereinzelte Inseln von Schnee. Helene holte ihre Jacke unter dem Sitz hervor und zog sie an.

»Willst´ auch deine Jacke?«, fragte sie ihren Vater.

Der schüttelte den Kopf. »Noch nicht.« Konzentriert lenkte er die Pferde auf die nächste Spitzkehre zu. Die Tremola war nicht ungefährlich. Manche Kehren waren so eng, dass man genaustens darauf achten musste, wie man sie anfuhr, um mit dem Fuhrwerk um die Kurve herumzukommen. Diese hier war so eine. An der engsten Stelle sah Helene hinab ins Tal. Der Anblick war atemberaubend. Neben der Straße fiel das Gelände steil ab. Sie konnte bis nach Airolo und weit hinein ins Valle Leventina sehen. Der Ticino glitzerte in der Sonne. Die Luft war so klar, dass Helene den Weg sehen konnte, den der Fluss sich durch die Alpen gegraben hatte. Bis hin zu den majestätischen Gipfeln der Berge von Biasca. Die unter ihnen liegenden Spitzkehren der Tremola wirkten von hier oben noch beängstigender als während der Fahrt bergauf. Kein Wunder, dass manche Fahrgäste der Gotthardpost sich die Augen verbanden, wenn die fünfspännige Kutsche bergab fuhr.

Nach dieser Kehre folgte eine längere Gerade.

»Jetzt kannst du mir die Jacke geben«, sagte ihr Vater.

Helene übernahm die Zügel, während ihr Vater seine Jacke anzog. Anschließend wollte sie ihm die Zügel zurückgeben, doch er schüttelte den Kopf und deutet auf die vor ihnen liegende Kurve. »Probier du es.«

Es war das dritte Mal, dass sie ihren Vater auf der Reise von Göschenen nach Lugano und zurück begleitete. Fahren konnte sie schon lange, sie hatte auf dem Kutschbock gesessen, seit sie laufen konnte, doch die Kehren auf der Tremola hatte er ihr noch nie überlassen. Sie nahm die inneren Zügel kürzer, lenkte das Gespann erst an den rechten Straßenrand und dann an den linken. Die vier Pferde waren erfahren, sie hatten den Weg bereits an die zweihundert Mal gemacht. Wahrscheinlich würden sie auch alleine sicher um die Kurve kommen.

»Gut gemacht«, sagte ihr Vater mit hörbarem Stolz in der Stimme. Er übernahm die Zügel wieder. Die Landschaft wurde jetzt deutlich karger. Moos und Flechten lösten die blühenden Wiesen ab, dazwischen zeigte sich nackter Fels.

Drei Tage dauerte die Reise von Göschenen nach Lugano und zurück, die eigentliche Fahrt über den Pass etwa acht Stunden, je nach Witterung, und Helene genoss jeden Augenblick. Sie bewunderte ihren Vater, der das kleine Fuhrunternehmen vor zwanzig Jahren von seinem Vater übernommen hatte und zu einem der erfolgreichsten Fuhrhalter in Göschenen und Umgebung geworden war. Harte Arbeit und Pferdeverstand hatten sich ausgezahlt. Ihr Großvater war noch als Säumer mit Mauleseln über den Pass gewandert, wie ihr Urgroßvater und dessen Vorväter. Seit dem Bau der Teufelsbrücke über die Schöllenenschlucht 1595 brachten die Hergers Waren von Norden nach Süden und zurück. Ihr Vater wusste alles über den Gotthard. Er kannte seine Launen, die Wetterwechsel, er hatte ihn zu jeder Jahreszeit überquert, auch im Winter.

Jetzt war es Frühsommer, Ende Juni, die Sonne schien, nur ein paar weiße Wolken hingen am Himmel. Doch hier oben, kurz vor dem höchsten Punkt der Passstraße, bedeckte Schnee das karge Land. Die nächste Kurve gab den Blick frei auf das Gotthard Hospiz. Der See vor dem Hospiz schimmerte in hellem Türkis, Eisschollen schwammen darauf.

Neben der Herberge zügelte ihr Vater die Pferde. Sie sollten trinken und verschnaufen, bevor es bergab ging. Aus dem Korb, der hinter ihr auf der Ladefläche lag, holte Helene die belegten Brote, die sie in Lugano eingepackt hatte. Sie reichte eines ihrem Vater und nahm sich auch eines. Nach einer halben Stunde stiegen sie wieder auf den Kutschbock.

»Auf geht´s!«, rief ihr Vater und schwenkte die lange Peitsche über den Rücken der Pferde und sie zogen an. Zunächst ging es gemächlich bergab, Felsen begrenzten die Straße. Als die erste steile Kurve den Blick ins Tal eröffnete, deutete ihr Vater auf die Wolken, die den Berg emporkrochen. »Ich habe so etwas befürchtet. Da müssen wir durch.«

Helene seufzte. Von hier oben sahen die Wolken schön aus. Wie wunderbar weiche, weiße Federkissen. Doch wenn man darin steckte, wurden sie zu Nebel. So dicht, dass man kaum die ersten Pferde des Gespanns sah, und so feucht, dass die Nässe schlimmer als Regen die Mäntel durchdrang. Der Gotthard war eine Wetterscheide. Auf der Südseite konnte die Sonne scheinen, während sich auf der Nordseite die Wolken ballten.

»Soll ich führen?«, fragte sie.

»Noch nicht. Wir schauen, wie weit wir kommen.«

Die Sonne begleitete sie bis zur nächsten Kurve, dann schwebten erste Nebelfetzen über der Straße. Kurze Zeit später verblasste das Sonnenlicht, der Nebel verdichtete sich rasch. Ihr Vater nahm die Zügel kürzer. »Hooo, langsam.«

Angestrengt versuchte Helene die Steine zu erkennen, die den Rand der Straße markierten. Sie konnte immer nur bis zum Übernächsten sehen, alles andere verschwand im Grau. Schließlich hielt ihr Vater die Pferde an. »Es ist doch besser, wenn du führst.«

Sie stieg aus, ging nach vorne und nahm den Schimmel Fardi am Zügel. Sie hielt sich bergwärts, weg vom Rand der Straße, der zum Tal lag. Durch den Nebel klang ein Hornsignal. Die Gotthardpostkutsche war auf dem Weg nach oben. Helene legte die Hand an den Mund.

»Hooheoooo!«, rief sie, um dem Postillon zu signalisieren, dass sie ihm entgegenkamen.

»Helene!«, rief ihr Vater. »Da vorne ist die Straße breiter, da warten wir, bis die Post vorbei ist.«

»Ist gut.«

Sie führte die Pferde so nah an die Felswand wie möglich und wiederholte ihren Warnruf. Ein kurzes Hornsignal war die Antwort und dann hörte sie das Klappern von Hufen. Wie eine Geistererscheinung schälten sich die Konturen der Pferde und der Kutsche aus dem Nebel. Auf dem Kutschbock saßen der Postillon und der Kondukteur.

»Grüezi, Franz«, rief der Postillon herüber. »Wie ist das Wetter auf der anderen Seite?«

»Grüezi, Anton. Da scheint die Sonne. Der Nebel geht bis zur Kantonsgrenze. Wie weit runter reicht er?«

»Nicht mehr weit. Unterhalb von Hospental ist wieder klare Sicht.« Der Postillon hob grüßend die Hand und fuhr an ihnen vorbei.

Zwei Kehren weiter lichtete sich der Nebel. Nun hing er in dicken, grauen Wolken über ihnen. Immerhin regnete es nicht.

Neben der Straße floss die Gotthardreuss, noch friedlich, in ihrem Bett. Hier im lieblichen Urserental hatte der Fluss Platz, sich auszubreiten. Sie passierten sattgrüne Weiden, auf denen Kühe weideten oder wiederkäuend im Gras lagen. Hier standen nur wenige Bäume, obwohl das Tal unterhalb der Baumgrenze lag. Einige Gehöfte lagen verstreut im Grün.

Vor ihnen tauchte Andermatt auf, der letzte Ort vor Göschenen. In einer Stunde würden sie zu Hause sein. Sie fuhren am Gehöft der Gotthardpost vorbei und durch den Ort.

Kurz darauf lag die Einfahrt zum Urnerloch vor ihnen, einem Tunnel, der vor über hundertsechzig Jahren mit Schwarzpulver in den Fels gesprengt worden war. Als sie in den dunklen Tunnel einfuhren, duckte sich Helene unwillkürlich, obwohl zwischen ihrem Kopf und der Decke ausreichend Platz war. Das war nicht immer so gewesen. Ihr Großvater hatte noch erzählt, früher sei der Tunnel so niedrig gewesen, dass Reiter absteigen mussten. Erst, als 1830 die Passstraße...


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Autor

Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt sie im Taunus.
Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane »Die Tochter der Toskana«, »Das Gutshaus in der Toskana«, »Sterne über der Toskana«, »Die Sehnsucht der Albatrosse« und »Das Geheimnis des Nordsterns« sowie die drei Bände ihrer Amisch-Saga »Der Himmel über Amerika« lieferbar.